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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Städtische Anleihen und ihre Organisation

leitungen, Unterrichtsanstalten usw. ganz ungeheuer angewachsen. Es betrugen
b

iggg iggg die Schulden Düsseldorfs . , 29 Millionen Mark 92 Millionen Mark " Kölns .... 43 " " 14S " Berlins. . . . 273 " " 415 " " " " Münchens ... 87 " " 277 " " Frankfurts (Main) os " " 208
eispielsweise

Es darf dabei allerdings nicht übersehen werden, daß die genannten Städte
mit Ausnahme von Berlin infolge von Eingemeindungen die Schulden dieser
Kommunen mit übernommen haben. Um aber das Anwachsen der städtischen
Schulden in einer Zeitspanne der letzten drei Jahrzehnte übersehen zu können,
möge nachstehende Zusammenstellung dienen. Danach betrugen die Obli¬
gationsschulden von zehn der größten Städte Preußens

Se"de Obligationsschuld
1875190S
Berlin . . .8S 791000 Mark400933000 Mark
Breslau . . .I308S6S0 "S0 227 000 "
Köln ....12776 2S0 "104620000 "
Königsberg i. P.7411660 "46625000 "
Danzig . . .197 925 "6667000 "
Barmer . . .3741000 "41928000 ".
Halle ....4994000 "17494000 "
Düsseldorf . .4270 6ö7 "54000300 "
Elberfelo . .42S6800 "36 781000 "
Dortmund . .4776000 "87061000 "

Welche Summen ein solcher Schuldendienst erfordert, möge nur an den Ver¬
hältnissen der Stadt Düsseldorf gezeigt werden, wo 1896 hierfür 1600000 Mark
an Aufwendungen gemacht werden mußten, 1906 aber schon 4976532 Mark.
Da die Anleihen zum größten Teil für werbende Zwecke kontrahiert waren
und somit eine Quote ihrer Verzinsung und Tilgung selbst aufbrachten, hatte
die Stadtkasse Düsseldorf 1896 einen Reinzuschuß von 375215 Mark und
1906 einen solchen von 1221052 Mark zu leisten.

Wenn die Anleihen größtenteils für werbende Anlagen begeben sind,
also für Wasser-, Gas-, Elektrizitätswerke usw., und sich, wie das Düsseldorfer
Beispiel zeigt, beinahe aus sich selbst heraus verzinsen und tilgen, haben diese
Schuldbeträge nichts bedrohliches. Darüber sind sich auch die interessierten
Kreise, vor allem die aufsichtführende Behörde und die Kommunalkvrperschasten
selbst im klaren. Aber was ernste Sorge bereitet, ist die Organisation des
Kommunalkredits, die an nationaler und volkswirtschaftlicher Bedeutung nicht
hinter der der zeitigen Reichsfinanzreform zurücksteht. "Kein so fortge¬
schrittenes Land hat eine so jämmerliche und erbärmliche Organisation des
Kommunalkredits als Deutschland." Diese Kritik Miquels aus dem Jahre
1873 trifft leider auch heute noch zu, denn die Organisation ist nicht nur
schlecht, sondern sie ist so gut wie überhaupt nicht vorhanden.


Städtische Anleihen und ihre Organisation

leitungen, Unterrichtsanstalten usw. ganz ungeheuer angewachsen. Es betrugen
b

iggg iggg die Schulden Düsseldorfs . , 29 Millionen Mark 92 Millionen Mark „ Kölns .... 43 „ „ 14S „ Berlins. . . . 273 „ „ 415 „ „ „ „ Münchens ... 87 „ „ 277 „ „ Frankfurts (Main) os „ „ 208
eispielsweise

Es darf dabei allerdings nicht übersehen werden, daß die genannten Städte
mit Ausnahme von Berlin infolge von Eingemeindungen die Schulden dieser
Kommunen mit übernommen haben. Um aber das Anwachsen der städtischen
Schulden in einer Zeitspanne der letzten drei Jahrzehnte übersehen zu können,
möge nachstehende Zusammenstellung dienen. Danach betrugen die Obli¬
gationsschulden von zehn der größten Städte Preußens

Se«de Obligationsschuld
1875190S
Berlin . . .8S 791000 Mark400933000 Mark
Breslau . . .I308S6S0 „S0 227 000 „
Köln ....12776 2S0 „104620000 „
Königsberg i. P.7411660 „46625000 „
Danzig . . .197 925 „6667000 „
Barmer . . .3741000 „41928000 „.
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Elberfelo . .42S6800 „36 781000 „
Dortmund . .4776000 „87061000 „

Welche Summen ein solcher Schuldendienst erfordert, möge nur an den Ver¬
hältnissen der Stadt Düsseldorf gezeigt werden, wo 1896 hierfür 1600000 Mark
an Aufwendungen gemacht werden mußten, 1906 aber schon 4976532 Mark.
Da die Anleihen zum größten Teil für werbende Zwecke kontrahiert waren
und somit eine Quote ihrer Verzinsung und Tilgung selbst aufbrachten, hatte
die Stadtkasse Düsseldorf 1896 einen Reinzuschuß von 375215 Mark und
1906 einen solchen von 1221052 Mark zu leisten.

Wenn die Anleihen größtenteils für werbende Anlagen begeben sind,
also für Wasser-, Gas-, Elektrizitätswerke usw., und sich, wie das Düsseldorfer
Beispiel zeigt, beinahe aus sich selbst heraus verzinsen und tilgen, haben diese
Schuldbeträge nichts bedrohliches. Darüber sind sich auch die interessierten
Kreise, vor allem die aufsichtführende Behörde und die Kommunalkvrperschasten
selbst im klaren. Aber was ernste Sorge bereitet, ist die Organisation des
Kommunalkredits, die an nationaler und volkswirtschaftlicher Bedeutung nicht
hinter der der zeitigen Reichsfinanzreform zurücksteht. „Kein so fortge¬
schrittenes Land hat eine so jämmerliche und erbärmliche Organisation des
Kommunalkredits als Deutschland." Diese Kritik Miquels aus dem Jahre
1873 trifft leider auch heute noch zu, denn die Organisation ist nicht nur
schlecht, sondern sie ist so gut wie überhaupt nicht vorhanden.


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[0598] Städtische Anleihen und ihre Organisation leitungen, Unterrichtsanstalten usw. ganz ungeheuer angewachsen. Es betrugen b iggg iggg die Schulden Düsseldorfs . , 29 Millionen Mark 92 Millionen Mark „ Kölns .... 43 „ „ 14S „ Berlins. . . . 273 „ „ 415 „ „ „ „ Münchens ... 87 „ „ 277 „ „ Frankfurts (Main) os „ „ 208 eispielsweise Es darf dabei allerdings nicht übersehen werden, daß die genannten Städte mit Ausnahme von Berlin infolge von Eingemeindungen die Schulden dieser Kommunen mit übernommen haben. Um aber das Anwachsen der städtischen Schulden in einer Zeitspanne der letzten drei Jahrzehnte übersehen zu können, möge nachstehende Zusammenstellung dienen. Danach betrugen die Obli¬ gationsschulden von zehn der größten Städte Preußens Se«de Obligationsschuld 1875190S Berlin . . .8S 791000 Mark400933000 Mark Breslau . . .I308S6S0 „S0 227 000 „ Köln ....12776 2S0 „104620000 „ Königsberg i. P.7411660 „46625000 „ Danzig . . .197 925 „6667000 „ Barmer . . .3741000 „41928000 „. Halle ....4994000 „17494000 „ Düsseldorf . .4270 6ö7 „54000300 „ Elberfelo . .42S6800 „36 781000 „ Dortmund . .4776000 „87061000 „ Welche Summen ein solcher Schuldendienst erfordert, möge nur an den Ver¬ hältnissen der Stadt Düsseldorf gezeigt werden, wo 1896 hierfür 1600000 Mark an Aufwendungen gemacht werden mußten, 1906 aber schon 4976532 Mark. Da die Anleihen zum größten Teil für werbende Zwecke kontrahiert waren und somit eine Quote ihrer Verzinsung und Tilgung selbst aufbrachten, hatte die Stadtkasse Düsseldorf 1896 einen Reinzuschuß von 375215 Mark und 1906 einen solchen von 1221052 Mark zu leisten. Wenn die Anleihen größtenteils für werbende Anlagen begeben sind, also für Wasser-, Gas-, Elektrizitätswerke usw., und sich, wie das Düsseldorfer Beispiel zeigt, beinahe aus sich selbst heraus verzinsen und tilgen, haben diese Schuldbeträge nichts bedrohliches. Darüber sind sich auch die interessierten Kreise, vor allem die aufsichtführende Behörde und die Kommunalkvrperschasten selbst im klaren. Aber was ernste Sorge bereitet, ist die Organisation des Kommunalkredits, die an nationaler und volkswirtschaftlicher Bedeutung nicht hinter der der zeitigen Reichsfinanzreform zurücksteht. „Kein so fortge¬ schrittenes Land hat eine so jämmerliche und erbärmliche Organisation des Kommunalkredits als Deutschland." Diese Kritik Miquels aus dem Jahre 1873 trifft leider auch heute noch zu, denn die Organisation ist nicht nur schlecht, sondern sie ist so gut wie überhaupt nicht vorhanden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/598>, abgerufen am 12.12.2024.