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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die preußische Artillerie im Dienste des Küstenrettungsroesens

Einen Tag bevor diese Meldung erstattet wurde, hatten die Österreicher
ihre Rüstungen begonnen. Am 27. März beschloß der preußische Ministerrat
die Armierung der Festungen Kösel, Reiße, Glatz, Torgau und Wittenberg.
Das 6., das 1. und das Gardekorps sollten marschfertig gemacht, für diese
drei Korps und für die 9,, 6. und 7. Division die Artilleriebespannung be¬
schafft werden. Am 3. Mai befahl der König die Kriegsbereitschaft der Kavallerie
und der Artillerie und die Einziehung der Reserven bei den Fußtruppen.
Österreich hatte also in seinen Rüstungen einen Vorsprung von sechs Wochen.
Am 16. Juni begann der Einmarsch der preußischen Heere in Sachsen, Hannover
und Hessen. Am 22. Juni wurde der Einmarsch in Böhmen befohlen, am 24.
stieß die preußische Kavallerie mit der österreichischen zusammen. Am 25. Juni,
am 27. Juni war das Treffen von Langensalza, schrieb die Direktion des
Feuerwerkslaboratoriums an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger,
die im November des Jahres 1365 nach dem Vorgange des Danziger Vereins
ebenfalls Raketenapparate bestellt hatte: "Die Direktion hat es sich angelegen
sein lassen, den uns vom Kriegsministerium, Allgemeinen Kriegs-Departement
gestellten Auftrag betreffend die Herstellung 3"ger Raketen zum Werfen von
Rettungsleinen nach gestrandeten Schiffen so schnell als möglich zu erledigen.
Da auf diese Raketen-Konstruktion und namentlich ans die Form der Leincn-
tragc lEgge) recht zahlreiche Elemente von Einfluß sind, so haben zeit¬
raubende und umfangreiche Versuche stattfinden müssen, ehe die Feststellung der
Construktion der einzelnen Theile des ganzen Apparates in befriedigender Weise
erfolgt ist.

Die Direktion hatte sich gerade der Leistung dieser Aufgabe mit besonderer
Vorliebe unterzogen, weshalb es uns äußerst peinlich war, wenn immer neue
Hindernisse zur Erfüllung bereits gegebener Zusagen eintraten, und es gereichte
uns deshalb zur besonderen Befriedigung, dem Königlichen Preußischen Corvetten-
Capitain Herrn Werner am 27. April anzeigen zu können, daß nunmehr sicher
die Erledigung des Auftrages in einigen Tagen erfolgen werde.

Es war nur noch nöthig, der vom damaligen Dirigenten des Raketen¬
betriebes bereits entworfenen Instruktion über die Einrichtung und den Ge¬
brauch des Raketenwurfcwparates eine andre Eintheilung und mehr populäre
Fassung zu geben und die zugehörigen Zeichnungen theils zu ergänzen, theils
zu ändern.

Diese Umarbeitung war in wenigen Tagen beendet, sodaß die Instruktion
schon am 5. Mai der Königlichen General-Inspektion der technischen Institute
der Artillerie vorgelegt worden ist. Letztere Behörde verfügte die in der In¬
struktion roth angegebenen Abänderungen vom 18. Mai, hier präsentirt am 21.
Schon am 25. erfolgte die erneuerte Einsendung, und gestern Abend ging gleich¬
zeitig mit Ihrem sehr geehrten Schreiben die Instruktion mit einer Anerkennung
vom Kriegsministerium, Allgemeinen Kriegs-Depcirtement für die sorgfältige Er¬
ledigung hier ein.


Die preußische Artillerie im Dienste des Küstenrettungsroesens

Einen Tag bevor diese Meldung erstattet wurde, hatten die Österreicher
ihre Rüstungen begonnen. Am 27. März beschloß der preußische Ministerrat
die Armierung der Festungen Kösel, Reiße, Glatz, Torgau und Wittenberg.
Das 6., das 1. und das Gardekorps sollten marschfertig gemacht, für diese
drei Korps und für die 9,, 6. und 7. Division die Artilleriebespannung be¬
schafft werden. Am 3. Mai befahl der König die Kriegsbereitschaft der Kavallerie
und der Artillerie und die Einziehung der Reserven bei den Fußtruppen.
Österreich hatte also in seinen Rüstungen einen Vorsprung von sechs Wochen.
Am 16. Juni begann der Einmarsch der preußischen Heere in Sachsen, Hannover
und Hessen. Am 22. Juni wurde der Einmarsch in Böhmen befohlen, am 24.
stieß die preußische Kavallerie mit der österreichischen zusammen. Am 25. Juni,
am 27. Juni war das Treffen von Langensalza, schrieb die Direktion des
Feuerwerkslaboratoriums an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger,
die im November des Jahres 1365 nach dem Vorgange des Danziger Vereins
ebenfalls Raketenapparate bestellt hatte: „Die Direktion hat es sich angelegen
sein lassen, den uns vom Kriegsministerium, Allgemeinen Kriegs-Departement
gestellten Auftrag betreffend die Herstellung 3"ger Raketen zum Werfen von
Rettungsleinen nach gestrandeten Schiffen so schnell als möglich zu erledigen.
Da auf diese Raketen-Konstruktion und namentlich ans die Form der Leincn-
tragc lEgge) recht zahlreiche Elemente von Einfluß sind, so haben zeit¬
raubende und umfangreiche Versuche stattfinden müssen, ehe die Feststellung der
Construktion der einzelnen Theile des ganzen Apparates in befriedigender Weise
erfolgt ist.

Die Direktion hatte sich gerade der Leistung dieser Aufgabe mit besonderer
Vorliebe unterzogen, weshalb es uns äußerst peinlich war, wenn immer neue
Hindernisse zur Erfüllung bereits gegebener Zusagen eintraten, und es gereichte
uns deshalb zur besonderen Befriedigung, dem Königlichen Preußischen Corvetten-
Capitain Herrn Werner am 27. April anzeigen zu können, daß nunmehr sicher
die Erledigung des Auftrages in einigen Tagen erfolgen werde.

Es war nur noch nöthig, der vom damaligen Dirigenten des Raketen¬
betriebes bereits entworfenen Instruktion über die Einrichtung und den Ge¬
brauch des Raketenwurfcwparates eine andre Eintheilung und mehr populäre
Fassung zu geben und die zugehörigen Zeichnungen theils zu ergänzen, theils
zu ändern.

Diese Umarbeitung war in wenigen Tagen beendet, sodaß die Instruktion
schon am 5. Mai der Königlichen General-Inspektion der technischen Institute
der Artillerie vorgelegt worden ist. Letztere Behörde verfügte die in der In¬
struktion roth angegebenen Abänderungen vom 18. Mai, hier präsentirt am 21.
Schon am 25. erfolgte die erneuerte Einsendung, und gestern Abend ging gleich¬
zeitig mit Ihrem sehr geehrten Schreiben die Instruktion mit einer Anerkennung
vom Kriegsministerium, Allgemeinen Kriegs-Depcirtement für die sorgfältige Er¬
ledigung hier ein.


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[0623] Die preußische Artillerie im Dienste des Küstenrettungsroesens Einen Tag bevor diese Meldung erstattet wurde, hatten die Österreicher ihre Rüstungen begonnen. Am 27. März beschloß der preußische Ministerrat die Armierung der Festungen Kösel, Reiße, Glatz, Torgau und Wittenberg. Das 6., das 1. und das Gardekorps sollten marschfertig gemacht, für diese drei Korps und für die 9,, 6. und 7. Division die Artilleriebespannung be¬ schafft werden. Am 3. Mai befahl der König die Kriegsbereitschaft der Kavallerie und der Artillerie und die Einziehung der Reserven bei den Fußtruppen. Österreich hatte also in seinen Rüstungen einen Vorsprung von sechs Wochen. Am 16. Juni begann der Einmarsch der preußischen Heere in Sachsen, Hannover und Hessen. Am 22. Juni wurde der Einmarsch in Böhmen befohlen, am 24. stieß die preußische Kavallerie mit der österreichischen zusammen. Am 25. Juni, am 27. Juni war das Treffen von Langensalza, schrieb die Direktion des Feuerwerkslaboratoriums an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die im November des Jahres 1365 nach dem Vorgange des Danziger Vereins ebenfalls Raketenapparate bestellt hatte: „Die Direktion hat es sich angelegen sein lassen, den uns vom Kriegsministerium, Allgemeinen Kriegs-Departement gestellten Auftrag betreffend die Herstellung 3"ger Raketen zum Werfen von Rettungsleinen nach gestrandeten Schiffen so schnell als möglich zu erledigen. Da auf diese Raketen-Konstruktion und namentlich ans die Form der Leincn- tragc lEgge) recht zahlreiche Elemente von Einfluß sind, so haben zeit¬ raubende und umfangreiche Versuche stattfinden müssen, ehe die Feststellung der Construktion der einzelnen Theile des ganzen Apparates in befriedigender Weise erfolgt ist. Die Direktion hatte sich gerade der Leistung dieser Aufgabe mit besonderer Vorliebe unterzogen, weshalb es uns äußerst peinlich war, wenn immer neue Hindernisse zur Erfüllung bereits gegebener Zusagen eintraten, und es gereichte uns deshalb zur besonderen Befriedigung, dem Königlichen Preußischen Corvetten- Capitain Herrn Werner am 27. April anzeigen zu können, daß nunmehr sicher die Erledigung des Auftrages in einigen Tagen erfolgen werde. Es war nur noch nöthig, der vom damaligen Dirigenten des Raketen¬ betriebes bereits entworfenen Instruktion über die Einrichtung und den Ge¬ brauch des Raketenwurfcwparates eine andre Eintheilung und mehr populäre Fassung zu geben und die zugehörigen Zeichnungen theils zu ergänzen, theils zu ändern. Diese Umarbeitung war in wenigen Tagen beendet, sodaß die Instruktion schon am 5. Mai der Königlichen General-Inspektion der technischen Institute der Artillerie vorgelegt worden ist. Letztere Behörde verfügte die in der In¬ struktion roth angegebenen Abänderungen vom 18. Mai, hier präsentirt am 21. Schon am 25. erfolgte die erneuerte Einsendung, und gestern Abend ging gleich¬ zeitig mit Ihrem sehr geehrten Schreiben die Instruktion mit einer Anerkennung vom Kriegsministerium, Allgemeinen Kriegs-Depcirtement für die sorgfältige Er¬ ledigung hier ein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/623>, abgerufen am 21.06.2024.