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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

hatte zunächst eine sehr große Mehrheit der Liberalen geschaffen, und man wußte
sich ineinander zu schicken. Die populäre Persönlichkeit Sir Henry Campbell-Bcmner-
mans mit ihrer Beredsamkeit und Gewandtheit machte dabei einen sehr wirksamen
Einfluß geltend. Nun hat eine äußere Veranlassung, körperliches Leiden, den Rücktritt
des Premierministers herbeigeführt. Sogleich kracht aber auch die künstlich zusammen-
gehaltne Mehrheit in allen Fugen. Sir Henry war persönlich ein ausgesprochner
Radikaler, aber seiner Persönlichkeit unterwarfen sich auch die andern Richtungen der
liberalen Mehrheit. Darum ergab sich für den Beobachter von außen ein täuschendes
Bild. Wirkliche Früchte hat diese Scheinherrschaft des Radikalismus nicht getragen.
Das Verdienst an dem, was wirklich geleistet worden ist, fällt den andern Richtungen
zu. Und jetzt, wo der leitende Mann zurückgetreten ist, findet er keinen Nachfolger,
der auf derselben Bahn wandelt. Der neue Premier Asquith ist ein tüchtiger Staats¬
mann, aber Imperialist und kein Radikaler, und der doktrinäre Liberalismus in
England steht mit seinen Abrüstungsideen, seiner Oberhausreform und ähnlichem
mißmutig vor einer Reihe von getäuschten Hoffnungen. Seine Gefolgschaft droht
abzufallen, und schon heute beginnt man mit der baldigen Wiederkehr einer konser¬
vativen Regierung zu rechnen. Zuletzt sind es doch nicht die das Ohr der Massen
kitzelnden Grundsätze und Versprechungen, sondern die realpolitischen Möglichkeiten,
die über die Schicksale nicht nur der Völker, sondern auch der Parteimeinungen
entscheiden.




Koloniale Rundschau

Dernburgs Programm ist nun auch im Plenum des Reichstags nach allen
Seiten hin durchgesprochen worden. Daß in prinzipieller Hinsicht dabei etwas
Nennenswertes herausgekommen wäre, läßt sich leider nicht sagen. Es bleibt vor¬
läufig bei der negrophilen Zentrumspolitik, die sich Staatssekretär Dernburg in
solchem Maße zu eigen gemacht hat, daß er das uneingeschränkte Lob seiner frühern
bittersten Gegner ernten durfte. Wir sagen vorläufig, denn das Echo aus den
Kolonien selbst wird sicher nicht ausbleiben und vielleicht auch dem Staatssekretär
zu denken geben, jedenfalls aber einen Teil des Reichstags, der bis jetzt der Frage
der Eingebornenpolitik kühl gegenüberstand, aufmerksam machen und ihm die
einschneidende Bedeutung der Frage vor Augen führen. Es ist offenbar unsern
Volksvertretern bisher noch nicht recht klar geworden, daß das Verhältnis zu
den Eingebornen die Grundlage der gesamten Kolonialwirtschaft bildet,
und daß alles Reden über wirtschaftliche Maßnahmen, Eisenbahnen, Besiedlung usw.
leeres Stroh dreschen heißt, solange wir keine Gewähr für die Mitarbeit der Neger
haben. Was dies betrifft, soll man uns nicht übel nehmen, wenn wir uns an die
Erfahrungen und Anschauungen der alten bewährten Afrikaner und der kolonialen
Praktiker halten. Wir brauchen uns ja nicht gerade die Ansichten der schroffsten
Vertreter des Herrenstandpunktes zu eigen zu machen. Aber die Erfahrung hat
unzweideutig gelehrt, daß der Neger aus sich selbst heraus ohne bestimmten Zwang
niemals zu einer geordneten Wirtschaft gelangt (siehe Haiti und Liberia!). Wenn
wir nicht verstehn, die Eingebornen unsrer Kolonien durch geschickte Verwaltungs-
maßnahmen langsam aber sicher zu geregelter Arbeit zu bringen, so werden die
schönsten Unternehmungen draußen totgeborne Kinder bleiben. Gerade der be¬
ständige Eingriff der Verwaltung in ihr tägliches Leben wird den Negern am
besten zum Bewußtsein bringen, daß wir die Herren im Lande sind, und der Re¬
spekt vor der weißen Rasse wird ihnen in Fleisch und Blut übergehn, besser als
wenn sie sehen, daß unsre Bestrebungen lediglich von ihrem guten Willen abhängen.
Unser tiefwurzelndes soziales Empfinden wird uns davor bewahren, die notwendige
Erziehung des Negers zur Arbeit irgendwie in Härte ausarten zu lassen. Es soll
dem Neger bei uns gutgehn, und Aufgabe der Gesetzgebung wird es sein, dafür


Maßgebliches und Unmaßgebliches

hatte zunächst eine sehr große Mehrheit der Liberalen geschaffen, und man wußte
sich ineinander zu schicken. Die populäre Persönlichkeit Sir Henry Campbell-Bcmner-
mans mit ihrer Beredsamkeit und Gewandtheit machte dabei einen sehr wirksamen
Einfluß geltend. Nun hat eine äußere Veranlassung, körperliches Leiden, den Rücktritt
des Premierministers herbeigeführt. Sogleich kracht aber auch die künstlich zusammen-
gehaltne Mehrheit in allen Fugen. Sir Henry war persönlich ein ausgesprochner
Radikaler, aber seiner Persönlichkeit unterwarfen sich auch die andern Richtungen der
liberalen Mehrheit. Darum ergab sich für den Beobachter von außen ein täuschendes
Bild. Wirkliche Früchte hat diese Scheinherrschaft des Radikalismus nicht getragen.
Das Verdienst an dem, was wirklich geleistet worden ist, fällt den andern Richtungen
zu. Und jetzt, wo der leitende Mann zurückgetreten ist, findet er keinen Nachfolger,
der auf derselben Bahn wandelt. Der neue Premier Asquith ist ein tüchtiger Staats¬
mann, aber Imperialist und kein Radikaler, und der doktrinäre Liberalismus in
England steht mit seinen Abrüstungsideen, seiner Oberhausreform und ähnlichem
mißmutig vor einer Reihe von getäuschten Hoffnungen. Seine Gefolgschaft droht
abzufallen, und schon heute beginnt man mit der baldigen Wiederkehr einer konser¬
vativen Regierung zu rechnen. Zuletzt sind es doch nicht die das Ohr der Massen
kitzelnden Grundsätze und Versprechungen, sondern die realpolitischen Möglichkeiten,
die über die Schicksale nicht nur der Völker, sondern auch der Parteimeinungen
entscheiden.




Koloniale Rundschau

Dernburgs Programm ist nun auch im Plenum des Reichstags nach allen
Seiten hin durchgesprochen worden. Daß in prinzipieller Hinsicht dabei etwas
Nennenswertes herausgekommen wäre, läßt sich leider nicht sagen. Es bleibt vor¬
läufig bei der negrophilen Zentrumspolitik, die sich Staatssekretär Dernburg in
solchem Maße zu eigen gemacht hat, daß er das uneingeschränkte Lob seiner frühern
bittersten Gegner ernten durfte. Wir sagen vorläufig, denn das Echo aus den
Kolonien selbst wird sicher nicht ausbleiben und vielleicht auch dem Staatssekretär
zu denken geben, jedenfalls aber einen Teil des Reichstags, der bis jetzt der Frage
der Eingebornenpolitik kühl gegenüberstand, aufmerksam machen und ihm die
einschneidende Bedeutung der Frage vor Augen führen. Es ist offenbar unsern
Volksvertretern bisher noch nicht recht klar geworden, daß das Verhältnis zu
den Eingebornen die Grundlage der gesamten Kolonialwirtschaft bildet,
und daß alles Reden über wirtschaftliche Maßnahmen, Eisenbahnen, Besiedlung usw.
leeres Stroh dreschen heißt, solange wir keine Gewähr für die Mitarbeit der Neger
haben. Was dies betrifft, soll man uns nicht übel nehmen, wenn wir uns an die
Erfahrungen und Anschauungen der alten bewährten Afrikaner und der kolonialen
Praktiker halten. Wir brauchen uns ja nicht gerade die Ansichten der schroffsten
Vertreter des Herrenstandpunktes zu eigen zu machen. Aber die Erfahrung hat
unzweideutig gelehrt, daß der Neger aus sich selbst heraus ohne bestimmten Zwang
niemals zu einer geordneten Wirtschaft gelangt (siehe Haiti und Liberia!). Wenn
wir nicht verstehn, die Eingebornen unsrer Kolonien durch geschickte Verwaltungs-
maßnahmen langsam aber sicher zu geregelter Arbeit zu bringen, so werden die
schönsten Unternehmungen draußen totgeborne Kinder bleiben. Gerade der be¬
ständige Eingriff der Verwaltung in ihr tägliches Leben wird den Negern am
besten zum Bewußtsein bringen, daß wir die Herren im Lande sind, und der Re¬
spekt vor der weißen Rasse wird ihnen in Fleisch und Blut übergehn, besser als
wenn sie sehen, daß unsre Bestrebungen lediglich von ihrem guten Willen abhängen.
Unser tiefwurzelndes soziales Empfinden wird uns davor bewahren, die notwendige
Erziehung des Negers zur Arbeit irgendwie in Härte ausarten zu lassen. Es soll
dem Neger bei uns gutgehn, und Aufgabe der Gesetzgebung wird es sein, dafür


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[0162] Maßgebliches und Unmaßgebliches hatte zunächst eine sehr große Mehrheit der Liberalen geschaffen, und man wußte sich ineinander zu schicken. Die populäre Persönlichkeit Sir Henry Campbell-Bcmner- mans mit ihrer Beredsamkeit und Gewandtheit machte dabei einen sehr wirksamen Einfluß geltend. Nun hat eine äußere Veranlassung, körperliches Leiden, den Rücktritt des Premierministers herbeigeführt. Sogleich kracht aber auch die künstlich zusammen- gehaltne Mehrheit in allen Fugen. Sir Henry war persönlich ein ausgesprochner Radikaler, aber seiner Persönlichkeit unterwarfen sich auch die andern Richtungen der liberalen Mehrheit. Darum ergab sich für den Beobachter von außen ein täuschendes Bild. Wirkliche Früchte hat diese Scheinherrschaft des Radikalismus nicht getragen. Das Verdienst an dem, was wirklich geleistet worden ist, fällt den andern Richtungen zu. Und jetzt, wo der leitende Mann zurückgetreten ist, findet er keinen Nachfolger, der auf derselben Bahn wandelt. Der neue Premier Asquith ist ein tüchtiger Staats¬ mann, aber Imperialist und kein Radikaler, und der doktrinäre Liberalismus in England steht mit seinen Abrüstungsideen, seiner Oberhausreform und ähnlichem mißmutig vor einer Reihe von getäuschten Hoffnungen. Seine Gefolgschaft droht abzufallen, und schon heute beginnt man mit der baldigen Wiederkehr einer konser¬ vativen Regierung zu rechnen. Zuletzt sind es doch nicht die das Ohr der Massen kitzelnden Grundsätze und Versprechungen, sondern die realpolitischen Möglichkeiten, die über die Schicksale nicht nur der Völker, sondern auch der Parteimeinungen entscheiden. Koloniale Rundschau Dernburgs Programm ist nun auch im Plenum des Reichstags nach allen Seiten hin durchgesprochen worden. Daß in prinzipieller Hinsicht dabei etwas Nennenswertes herausgekommen wäre, läßt sich leider nicht sagen. Es bleibt vor¬ läufig bei der negrophilen Zentrumspolitik, die sich Staatssekretär Dernburg in solchem Maße zu eigen gemacht hat, daß er das uneingeschränkte Lob seiner frühern bittersten Gegner ernten durfte. Wir sagen vorläufig, denn das Echo aus den Kolonien selbst wird sicher nicht ausbleiben und vielleicht auch dem Staatssekretär zu denken geben, jedenfalls aber einen Teil des Reichstags, der bis jetzt der Frage der Eingebornenpolitik kühl gegenüberstand, aufmerksam machen und ihm die einschneidende Bedeutung der Frage vor Augen führen. Es ist offenbar unsern Volksvertretern bisher noch nicht recht klar geworden, daß das Verhältnis zu den Eingebornen die Grundlage der gesamten Kolonialwirtschaft bildet, und daß alles Reden über wirtschaftliche Maßnahmen, Eisenbahnen, Besiedlung usw. leeres Stroh dreschen heißt, solange wir keine Gewähr für die Mitarbeit der Neger haben. Was dies betrifft, soll man uns nicht übel nehmen, wenn wir uns an die Erfahrungen und Anschauungen der alten bewährten Afrikaner und der kolonialen Praktiker halten. Wir brauchen uns ja nicht gerade die Ansichten der schroffsten Vertreter des Herrenstandpunktes zu eigen zu machen. Aber die Erfahrung hat unzweideutig gelehrt, daß der Neger aus sich selbst heraus ohne bestimmten Zwang niemals zu einer geordneten Wirtschaft gelangt (siehe Haiti und Liberia!). Wenn wir nicht verstehn, die Eingebornen unsrer Kolonien durch geschickte Verwaltungs- maßnahmen langsam aber sicher zu geregelter Arbeit zu bringen, so werden die schönsten Unternehmungen draußen totgeborne Kinder bleiben. Gerade der be¬ ständige Eingriff der Verwaltung in ihr tägliches Leben wird den Negern am besten zum Bewußtsein bringen, daß wir die Herren im Lande sind, und der Re¬ spekt vor der weißen Rasse wird ihnen in Fleisch und Blut übergehn, besser als wenn sie sehen, daß unsre Bestrebungen lediglich von ihrem guten Willen abhängen. Unser tiefwurzelndes soziales Empfinden wird uns davor bewahren, die notwendige Erziehung des Negers zur Arbeit irgendwie in Härte ausarten zu lassen. Es soll dem Neger bei uns gutgehn, und Aufgabe der Gesetzgebung wird es sein, dafür

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/162>, abgerufen am 24.07.2024.