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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

die nötigen Garantien zu schaffen. Für alle Fälle aber muß der Grundsatz Geltung
erlangen: Wir sind die Herren im Lande, wir haben die Art der Erschließung des
Landes zu bestimmen unter Berücksichtigung der wahren Interessen der Eingebornen,
die sich dem anzupassen haben. Der Neger ist noch gar nicht reif, die dem Dern-
burgschen Programm zugrunde liegenden sozialen Anschauungen zu begreifen. Er
wird sie als Äußerung unsrer Schwäche aufsaßen und bei passender oder unpassender
Gelegenheit die Konsequenzen zu ziehen suchen. Wie, das haben uns die Aufstände
in Südwest- und Ostafrika gezeigt. Das ist die politische Seite der Sache.

Der Staatssekretär wird in nächster Zeit seine Fahrt nach Südwestafrika
antreten. Dort hat der frühere Gouverneur, jetzige Unterstaatssekretär vor Jahres¬
frist eine Politik eingeleitet, die der heutigen Dernburgschen direkt zuwiderläuft.
Die Eingebornen sind der allerschärfsten Kontrolle unterworfen worden, kein Herero
oder Hottentotte darf sich ohne Paß blicken lassen, der über das Woher und Wohin
genau Auskunft gibt und ihm von jedem Weißen abgefordert werden kann. Alles
Eigentum ist den Eingebornen abgenommen und das zu ihres Leibes Nahrung und
Notdurft Allernotwendigste an Vieh nur bedingungsweise überlassen worden. Sie
sind daher zum großen Teil gezwungen, für die Weißen zu arbeiten, um ihr Leben
zu fristen. Dieses Verfahren ist hart, aber gerecht und notwendig, um die Ein¬
gebornen von weitern Greueltaten abzuhalten, sie an Ordnung und Arbeit zu
gewöhnen und ihnen die Macht der Weißen tagtäglich vor Augen zu führen. Denn
der Aufstand steckt ihnen immer noch in den Gliedern, Ausschreitungen und Räubereien
unterworfner Hereros sind an der Tagesordnung. Und gerade als man im Reichstag
über die Härte dieser Politik jammerte, über die "Rechte" der Eingebornen debattierte,
traf die traurige Nachricht von einem neuen Hottentottenüberfall und dem Tode
zahlreicher Offiziere und Reiter ein -- eine ernste Mahnung vor Übereilung.
Sie ist augenscheinlich nicht ohne Eindruck auf den Reichstag geblieben und wird
hoffentlich recht lange nachwirken. Dem Staatssekretär kann man nur wünschen,
daß er sich nach seiner Reise nicht verführen lassen wird, seine ostafriknnische Politik
auch auf Südwest zu übertragen. Die Liudequistsche Politik liegt auch im wohl-
verstandnen Interesse der Eingebornen selbst. Nur wenn diese durch scharfe Kontrolle
von weitern Dummheiten abgehalten und an Ordnung gewöhnt werden, können sie
sich wieder wirtschaftlich erholen. Für unsre Bestrebungen ist dies nicht weniger
wichtig, wir brauchen die Eingebornen so notwendig wie das tägliche Brot.

Dies ist die Auffassung unsrer Landsleute in Südwest, der Herr von Lindeauist
mit seiner Eingebornenverordnung Geltung verschafft hat. Mit Recht, denn die, die
mit ihrem eignen Leben für die Erhaltung des Landes eingetreten sind, haben
schließlich das erste Anrecht, dessen Geschicke mitzubestimmen. Da sie zugleich die
Träger des wirtschaftlichen Lebens sind, so müssen sie auch am besten wissen, was
dem Lande nottut. Anfang Mai treten die Ansiedler in Grootfontein zu einem
Farmertag zusammen, um über die weitern Maßnahmen zur Festigung der Ver¬
hältnisse zu beraten. Kolonialverwaltung und Reichstag werden gut tun, diesen
Beratungen ernste Beachtung zu schenken. Denn eine Politik, die in direktem
Widerspruch steht mit den Ansichten und Bedürfnissen derer, die sie am nächsten
angeht, bringt uns nicht vorwärts, sondern rückwärts. Und dies gilt für Ostafrika
ebensosehr wie für Südwestafrika.

Die kolonialen Eisenbahnvorlagen find inzwischen von der Bugetkommission
in vollem Umfange bewilligt worden. An sich wäre dies erfreulich, wenn man
wenigstens den Versuch gemacht hätte, die Vorlage für Ostafrika einer Revision zu
unterziehen. Wir halten nach wie vor an der in Ur. 13 ausgesprochnen Ansicht fest,
daß die in der Regierungsvorlage vertretne Eisenbahnpolitik für Ostafrika eine ernste
Gefahr in sich birgt, die Gefahr der Überflügelung durch die Grenznachbarn. Der
Weiterbau der Nordbahn über den Kilimandscharo hinaus bis zum Viktoriasee ist in


Maßgebliches und Unmaßgebliches

die nötigen Garantien zu schaffen. Für alle Fälle aber muß der Grundsatz Geltung
erlangen: Wir sind die Herren im Lande, wir haben die Art der Erschließung des
Landes zu bestimmen unter Berücksichtigung der wahren Interessen der Eingebornen,
die sich dem anzupassen haben. Der Neger ist noch gar nicht reif, die dem Dern-
burgschen Programm zugrunde liegenden sozialen Anschauungen zu begreifen. Er
wird sie als Äußerung unsrer Schwäche aufsaßen und bei passender oder unpassender
Gelegenheit die Konsequenzen zu ziehen suchen. Wie, das haben uns die Aufstände
in Südwest- und Ostafrika gezeigt. Das ist die politische Seite der Sache.

Der Staatssekretär wird in nächster Zeit seine Fahrt nach Südwestafrika
antreten. Dort hat der frühere Gouverneur, jetzige Unterstaatssekretär vor Jahres¬
frist eine Politik eingeleitet, die der heutigen Dernburgschen direkt zuwiderläuft.
Die Eingebornen sind der allerschärfsten Kontrolle unterworfen worden, kein Herero
oder Hottentotte darf sich ohne Paß blicken lassen, der über das Woher und Wohin
genau Auskunft gibt und ihm von jedem Weißen abgefordert werden kann. Alles
Eigentum ist den Eingebornen abgenommen und das zu ihres Leibes Nahrung und
Notdurft Allernotwendigste an Vieh nur bedingungsweise überlassen worden. Sie
sind daher zum großen Teil gezwungen, für die Weißen zu arbeiten, um ihr Leben
zu fristen. Dieses Verfahren ist hart, aber gerecht und notwendig, um die Ein¬
gebornen von weitern Greueltaten abzuhalten, sie an Ordnung und Arbeit zu
gewöhnen und ihnen die Macht der Weißen tagtäglich vor Augen zu führen. Denn
der Aufstand steckt ihnen immer noch in den Gliedern, Ausschreitungen und Räubereien
unterworfner Hereros sind an der Tagesordnung. Und gerade als man im Reichstag
über die Härte dieser Politik jammerte, über die „Rechte" der Eingebornen debattierte,
traf die traurige Nachricht von einem neuen Hottentottenüberfall und dem Tode
zahlreicher Offiziere und Reiter ein — eine ernste Mahnung vor Übereilung.
Sie ist augenscheinlich nicht ohne Eindruck auf den Reichstag geblieben und wird
hoffentlich recht lange nachwirken. Dem Staatssekretär kann man nur wünschen,
daß er sich nach seiner Reise nicht verführen lassen wird, seine ostafriknnische Politik
auch auf Südwest zu übertragen. Die Liudequistsche Politik liegt auch im wohl-
verstandnen Interesse der Eingebornen selbst. Nur wenn diese durch scharfe Kontrolle
von weitern Dummheiten abgehalten und an Ordnung gewöhnt werden, können sie
sich wieder wirtschaftlich erholen. Für unsre Bestrebungen ist dies nicht weniger
wichtig, wir brauchen die Eingebornen so notwendig wie das tägliche Brot.

Dies ist die Auffassung unsrer Landsleute in Südwest, der Herr von Lindeauist
mit seiner Eingebornenverordnung Geltung verschafft hat. Mit Recht, denn die, die
mit ihrem eignen Leben für die Erhaltung des Landes eingetreten sind, haben
schließlich das erste Anrecht, dessen Geschicke mitzubestimmen. Da sie zugleich die
Träger des wirtschaftlichen Lebens sind, so müssen sie auch am besten wissen, was
dem Lande nottut. Anfang Mai treten die Ansiedler in Grootfontein zu einem
Farmertag zusammen, um über die weitern Maßnahmen zur Festigung der Ver¬
hältnisse zu beraten. Kolonialverwaltung und Reichstag werden gut tun, diesen
Beratungen ernste Beachtung zu schenken. Denn eine Politik, die in direktem
Widerspruch steht mit den Ansichten und Bedürfnissen derer, die sie am nächsten
angeht, bringt uns nicht vorwärts, sondern rückwärts. Und dies gilt für Ostafrika
ebensosehr wie für Südwestafrika.

Die kolonialen Eisenbahnvorlagen find inzwischen von der Bugetkommission
in vollem Umfange bewilligt worden. An sich wäre dies erfreulich, wenn man
wenigstens den Versuch gemacht hätte, die Vorlage für Ostafrika einer Revision zu
unterziehen. Wir halten nach wie vor an der in Ur. 13 ausgesprochnen Ansicht fest,
daß die in der Regierungsvorlage vertretne Eisenbahnpolitik für Ostafrika eine ernste
Gefahr in sich birgt, die Gefahr der Überflügelung durch die Grenznachbarn. Der
Weiterbau der Nordbahn über den Kilimandscharo hinaus bis zum Viktoriasee ist in


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[0163] Maßgebliches und Unmaßgebliches die nötigen Garantien zu schaffen. Für alle Fälle aber muß der Grundsatz Geltung erlangen: Wir sind die Herren im Lande, wir haben die Art der Erschließung des Landes zu bestimmen unter Berücksichtigung der wahren Interessen der Eingebornen, die sich dem anzupassen haben. Der Neger ist noch gar nicht reif, die dem Dern- burgschen Programm zugrunde liegenden sozialen Anschauungen zu begreifen. Er wird sie als Äußerung unsrer Schwäche aufsaßen und bei passender oder unpassender Gelegenheit die Konsequenzen zu ziehen suchen. Wie, das haben uns die Aufstände in Südwest- und Ostafrika gezeigt. Das ist die politische Seite der Sache. Der Staatssekretär wird in nächster Zeit seine Fahrt nach Südwestafrika antreten. Dort hat der frühere Gouverneur, jetzige Unterstaatssekretär vor Jahres¬ frist eine Politik eingeleitet, die der heutigen Dernburgschen direkt zuwiderläuft. Die Eingebornen sind der allerschärfsten Kontrolle unterworfen worden, kein Herero oder Hottentotte darf sich ohne Paß blicken lassen, der über das Woher und Wohin genau Auskunft gibt und ihm von jedem Weißen abgefordert werden kann. Alles Eigentum ist den Eingebornen abgenommen und das zu ihres Leibes Nahrung und Notdurft Allernotwendigste an Vieh nur bedingungsweise überlassen worden. Sie sind daher zum großen Teil gezwungen, für die Weißen zu arbeiten, um ihr Leben zu fristen. Dieses Verfahren ist hart, aber gerecht und notwendig, um die Ein¬ gebornen von weitern Greueltaten abzuhalten, sie an Ordnung und Arbeit zu gewöhnen und ihnen die Macht der Weißen tagtäglich vor Augen zu führen. Denn der Aufstand steckt ihnen immer noch in den Gliedern, Ausschreitungen und Räubereien unterworfner Hereros sind an der Tagesordnung. Und gerade als man im Reichstag über die Härte dieser Politik jammerte, über die „Rechte" der Eingebornen debattierte, traf die traurige Nachricht von einem neuen Hottentottenüberfall und dem Tode zahlreicher Offiziere und Reiter ein — eine ernste Mahnung vor Übereilung. Sie ist augenscheinlich nicht ohne Eindruck auf den Reichstag geblieben und wird hoffentlich recht lange nachwirken. Dem Staatssekretär kann man nur wünschen, daß er sich nach seiner Reise nicht verführen lassen wird, seine ostafriknnische Politik auch auf Südwest zu übertragen. Die Liudequistsche Politik liegt auch im wohl- verstandnen Interesse der Eingebornen selbst. Nur wenn diese durch scharfe Kontrolle von weitern Dummheiten abgehalten und an Ordnung gewöhnt werden, können sie sich wieder wirtschaftlich erholen. Für unsre Bestrebungen ist dies nicht weniger wichtig, wir brauchen die Eingebornen so notwendig wie das tägliche Brot. Dies ist die Auffassung unsrer Landsleute in Südwest, der Herr von Lindeauist mit seiner Eingebornenverordnung Geltung verschafft hat. Mit Recht, denn die, die mit ihrem eignen Leben für die Erhaltung des Landes eingetreten sind, haben schließlich das erste Anrecht, dessen Geschicke mitzubestimmen. Da sie zugleich die Träger des wirtschaftlichen Lebens sind, so müssen sie auch am besten wissen, was dem Lande nottut. Anfang Mai treten die Ansiedler in Grootfontein zu einem Farmertag zusammen, um über die weitern Maßnahmen zur Festigung der Ver¬ hältnisse zu beraten. Kolonialverwaltung und Reichstag werden gut tun, diesen Beratungen ernste Beachtung zu schenken. Denn eine Politik, die in direktem Widerspruch steht mit den Ansichten und Bedürfnissen derer, die sie am nächsten angeht, bringt uns nicht vorwärts, sondern rückwärts. Und dies gilt für Ostafrika ebensosehr wie für Südwestafrika. Die kolonialen Eisenbahnvorlagen find inzwischen von der Bugetkommission in vollem Umfange bewilligt worden. An sich wäre dies erfreulich, wenn man wenigstens den Versuch gemacht hätte, die Vorlage für Ostafrika einer Revision zu unterziehen. Wir halten nach wie vor an der in Ur. 13 ausgesprochnen Ansicht fest, daß die in der Regierungsvorlage vertretne Eisenbahnpolitik für Ostafrika eine ernste Gefahr in sich birgt, die Gefahr der Überflügelung durch die Grenznachbarn. Der Weiterbau der Nordbahn über den Kilimandscharo hinaus bis zum Viktoriasee ist in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/163>, abgerufen am 24.07.2024.