Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.Der Marquis von "Larabas Onkel Emil, der etwas zu lange am Weine geschmeckt hatte, begann zu niesen. Sie wollen sich verhei -- Ja. Mit wem? Der Kammerherr schenkte sich ein neues Glas ein. Mit Fräulein Helga Amthor. Onkel Emil nieste wieder. Pips, sagte er und sank auf den Stuhl. Als Onkel Emil und als großer Be¬ Ja, wiederholte Kalt mit demselben feierlichen Ernst. Der Kammerherr wurde ebenfalls ernst. Wissen Sie, mein guter Kattrup, Nein, versetzte Kalt. Sind Sie vielleicht verliebt in die junge Dame? Das auch. Aber das ist ja doch eine höchst schwierige Situativ" bei dem Verhältnis, in Es ist notwendig. So? Sind etwa -- äh -- Kinder gekommen? Nein. Und dennoch ist es notwendig? Absolut. Ich besitze dann nämlich Gewalt über sie und kann somit Begeben¬ Sie sind ein Gentleman, Kattrup. Ich schulde Ihnen Achtung. Aber was Kalt bewegte abwehrend die Hand. Habe ich schon jemals den Herrn Kammer¬ Nein, mein Guter, und darin sind Sie der Einzige. Ich schätze Sie des¬ Ich nicht. Schön. Aber was wollen Sie dann eigentlich, mein guter Mann? Es ist eine Ehrensache. Die Verwandtschaft der jungen Dame soll sehen, daß Wahrhaftig, sagte der Kammerherr. Sie sind ein wunderlicher Kauz, aber es Wir werden nur standesamtlich getraut werden. Das ist doch aber eigentlich -- hin -- eine Gottlosigkeit. Ich bin ehrlich. Herr Kammerherr, ich glaube an all das nicht. Gut, dann wollen wir auch nicht mehr davon reden. Haben Sie schon Herrn Sachanwalt Bögcdal aus Kopenhagen, Ritter des Danebrogordens. Der Marquis von «Larabas Onkel Emil, der etwas zu lange am Weine geschmeckt hatte, begann zu niesen. Sie wollen sich verhei — Ja. Mit wem? Der Kammerherr schenkte sich ein neues Glas ein. Mit Fräulein Helga Amthor. Onkel Emil nieste wieder. Pips, sagte er und sank auf den Stuhl. Als Onkel Emil und als großer Be¬ Ja, wiederholte Kalt mit demselben feierlichen Ernst. Der Kammerherr wurde ebenfalls ernst. Wissen Sie, mein guter Kattrup, Nein, versetzte Kalt. Sind Sie vielleicht verliebt in die junge Dame? Das auch. Aber das ist ja doch eine höchst schwierige Situativ» bei dem Verhältnis, in Es ist notwendig. So? Sind etwa — äh — Kinder gekommen? Nein. Und dennoch ist es notwendig? Absolut. Ich besitze dann nämlich Gewalt über sie und kann somit Begeben¬ Sie sind ein Gentleman, Kattrup. Ich schulde Ihnen Achtung. Aber was Kalt bewegte abwehrend die Hand. Habe ich schon jemals den Herrn Kammer¬ Nein, mein Guter, und darin sind Sie der Einzige. Ich schätze Sie des¬ Ich nicht. Schön. Aber was wollen Sie dann eigentlich, mein guter Mann? Es ist eine Ehrensache. Die Verwandtschaft der jungen Dame soll sehen, daß Wahrhaftig, sagte der Kammerherr. Sie sind ein wunderlicher Kauz, aber es Wir werden nur standesamtlich getraut werden. Das ist doch aber eigentlich — hin — eine Gottlosigkeit. Ich bin ehrlich. Herr Kammerherr, ich glaube an all das nicht. Gut, dann wollen wir auch nicht mehr davon reden. Haben Sie schon Herrn Sachanwalt Bögcdal aus Kopenhagen, Ritter des Danebrogordens. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0544" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311625"/> <fw type="header" place="top"> Der Marquis von «Larabas</fw><lb/> <p xml:id="ID_2558"> Onkel Emil, der etwas zu lange am Weine geschmeckt hatte, begann zu niesen.<lb/> Kalt wiederholte mit Grabesstimme sein Anliegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2559"> Sie wollen sich verhei —</p><lb/> <p xml:id="ID_2560"> Ja.</p><lb/> <p xml:id="ID_2561"> Mit wem?</p><lb/> <p xml:id="ID_2562"> Der Kammerherr schenkte sich ein neues Glas ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2563"> Mit Fräulein Helga Amthor.</p><lb/> <p xml:id="ID_2564"> Onkel Emil nieste wieder.</p><lb/> <p xml:id="ID_2565"> Pips, sagte er und sank auf den Stuhl. 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Der Marquis von «Larabas
Onkel Emil, der etwas zu lange am Weine geschmeckt hatte, begann zu niesen.
Kalt wiederholte mit Grabesstimme sein Anliegen.
Sie wollen sich verhei —
Ja.
Mit wem?
Der Kammerherr schenkte sich ein neues Glas ein.
Mit Fräulein Helga Amthor.
Onkel Emil nieste wieder.
Pips, sagte er und sank auf den Stuhl. Als Onkel Emil und als großer Be¬
wundrer des schönen Geschlechts kannte er Fräulein Pips sehr gut.
Ja, wiederholte Kalt mit demselben feierlichen Ernst.
Der Kammerherr wurde ebenfalls ernst. Wissen Sie, mein guter Kattrup,
ich kann Sie sehr gut leiden, aber sagen Sie, warum wollen Sie nun gerade das
machen? Konnten Sie denn gar keine andre finden?
Nein, versetzte Kalt.
Sind Sie vielleicht verliebt in die junge Dame?
Das auch.
Aber das ist ja doch eine höchst schwierige Situativ» bei dem Verhältnis, in
dem Sie zu Jörgen stehn, um nicht zu sagen: eine ganz unmögliche!
Es ist notwendig.
So? Sind etwa — äh — Kinder gekommen?
Nein.
Und dennoch ist es notwendig?
Absolut. Ich besitze dann nämlich Gewalt über sie und kann somit Begeben¬
heiten verhindern, die für den Hofjägermeister und andre höchst peinlich sein würden.
Ich trage die Verantwortung dafür, daß die junge Dame in diese Situation ge¬
kommen ist. Und danach muß ich handeln.
Sie sind ein Gentleman, Kattrup. Ich schulde Ihnen Achtung. Aber was
wünschen Sie nun von mir? Brauchen Sie etwas, so stehe ich zu Diensten. Sie
brauchen bloß mit Johansen zu reden, aber...
Kalt bewegte abwehrend die Hand. Habe ich schon jemals den Herrn Kammer¬
herrn um Geld gebeten?
Nein, mein Guter, und darin sind Sie der Einzige. Ich schätze Sie des¬
halb auch so sehr. Ich glaubte bloß — Sie müssen nicht böse sein, aber Geld
wollen doch, meiner Treu, die Leute alle haben!
Ich nicht.
Schön. Aber was wollen Sie dann eigentlich, mein guter Mann?
Es ist eine Ehrensache. Die Verwandtschaft der jungen Dame soll sehen, daß
es sich hier um eine ehrenhafte Vermählung handelt, nicht etwa um die Unter¬
bringung einer überflüssigen Person. Der Hofjägermeister selbst weiß nichts davon,
und ich will, daß meine Verlobte in allen Ehren in die Ehe eintreten soll.
Wahrhaftig, sagte der Kammerherr. Sie sind ein wunderlicher Kauz, aber es
ist doch so manches an Ihnen, was ich gut leiden mag. In welcher Kirche soll
denn die Hochzeit stattfinden?
Wir werden nur standesamtlich getraut werden.
Das ist doch aber eigentlich — hin — eine Gottlosigkeit.
Ich bin ehrlich. Herr Kammerherr, ich glaube an all das nicht.
Gut, dann wollen wir auch nicht mehr davon reden. Haben Sie schon
andre Zeugen?
Herrn Sachanwalt Bögcdal aus Kopenhagen, Ritter des Danebrogordens.
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