Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.Die Bedeutung der Befestigungen lvestrußlands für Infanterie und zahlreichen Hohlrüumen. Die Graben sind in Erde geböscht, Die Intervalle am linken Weichselufer werden nach und nach ausgebaut; Die Bedeutung der Befestigungen lvestrußlands für Infanterie und zahlreichen Hohlrüumen. Die Graben sind in Erde geböscht, Die Intervalle am linken Weichselufer werden nach und nach ausgebaut; <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0313" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311394"/> <fw type="header" place="top"> Die Bedeutung der Befestigungen lvestrußlands</fw><lb/> <p xml:id="ID_1548" prev="#ID_1547"> für Infanterie und zahlreichen Hohlrüumen. Die Graben sind in Erde geböscht,<lb/> teils naß und von glacisartigem Niederwall bestrichen, teils trocken mit Koffer-<lb/> Verteidigung. Die Zwischenwerke haben die Form von Halbredouten, einfachen<lb/> Wall für Jnfanterieverteidigung und Plattformen an den Schulter- und Kehl¬<lb/> punkten für leichte Geschütze. Die Gräben sind teils naß, teils trocken und<lb/> werden vom Walle aus bestrichen. Die Verbindungslinien sind glacisartige<lb/> Anschüttungen und werden meist von den Haupt- und Zwischenwerken flankiert.<lb/> Hinter dieser Noyaubcfestigung zieht eine Fahrstraße. Der Gürtel besteht aus<lb/> elf Gürtelwerken und einem Zwischenwerk am linken und aus vier Gürtelwerken<lb/> und zwei Zwischenwerken am rechten Weichselufer; der Umfang des Gürtels<lb/> beträgt etwa 48 Kilometer, die gegenseitige Entfernung der Werke 2 bis 4 Kilo¬<lb/> meter, die Entfernung von der Stadtbegrenzung 5 bis 6 Kilometer, von den<lb/> Brücken 5 bis 9 Kilometer. Die Gürtelwerke, 1883 bis 1888 erbaut, wurden<lb/> in der letzten Zeit wiederholt erneuert; die Modernisierung erstreckte sich haupt¬<lb/> sächlich auf die Anlage von Traditorbatterien in der Kehle der Werke, auf die<lb/> Abtragung des Hvchwalles und der hohen Traversen, auf die Verstärkung der<lb/> Decken gegen Brisanzbomben. Die Werke weisen im allgemeinen drei Typen<lb/> auf; und zwar Werke mit trocknen, mit nassen Gruben und solche mit trocknen,<lb/> teils nassen Gräben; der Hvchwall ist in den meisten Werken abgetragen oder<lb/> mit dem Niederwall zu einer glacisartigen Brustwehr vereinigt; die Fernkampf¬<lb/> geschütze wurden aus den Werken entfernt und in den Intervallen Batterien<lb/> vorbereitet. Die Zwischeuwerkc sind bombensicher und als reine Nahkampfstütz¬<lb/> punkte ausgebant.</p><lb/> <p xml:id="ID_1549" next="#ID_1550"> Die Intervalle am linken Weichselufer werden nach und nach ausgebaut;<lb/> am rechten Weichsclufer wurden zwischen den Werken glacisartige Verbindungs¬<lb/> linien begonnen, und es steht die Umwandlung dieses Teils des Gürtels in ein<lb/> Kernwerk zu erwarten; der neue Gürtel wird 3 bis 5 Kilometer auswärts des<lb/> alten erbaut; von ihm sind die Werke Wawer und Kaweczin schon fertig und<lb/> Werke westlich von Radimin im Bau, sodaß der neue Gürtel mit den Befestigungen<lb/> von Sierock und Zegrze in enger Verbindung stehn, also ein großer, gegen<lb/> Osten geschützter Sammelraum für bedeutende Kräfte geschaffen wird. Der<lb/> Fortsgürtel hat ebnes übersichtliches, meist deckungsloses Terrain, nächst der<lb/> Weichsel und rechts davon periodisch nasses Vorfeld, ohne gute Gegenstellungen,<lb/> und vor der Nordwest- und Ostfront auf 3 Kilometer herantretende Waldungen.<lb/> Die Weichsel ist an den Brückenstellen 500 bis 700 Meter breit. 2 bis 5 Meter<lb/> tief, wird von zwei eisernen Gitterbrücken auf Steinpfeilern und zwar eine als<lb/> Straßen- und Pferdebahn, die zweite als Doppelbrücke (oben Eisenbahn, unten<lb/> die Straße) übersetzt. Überdies besteht noch eine Dampfführe und für Über-<lb/> schiffungen die Weichselflottille (etwa 28 Dampfer, darunter drei Kanonenboote,<lb/> mehrere Dampfführen, Geschntztransportschiffe, Aufklärungsboote, Eisbrecher.<lb/> Miuenschiffe usw.). Die Gürtelwerke von Warschau sind durch eine Gürtelstraße<lb/> untereinander verbunden; auch führt die Bahn Wawer-Benjaminöw-Zegrze</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0313]
Die Bedeutung der Befestigungen lvestrußlands
für Infanterie und zahlreichen Hohlrüumen. Die Graben sind in Erde geböscht,
teils naß und von glacisartigem Niederwall bestrichen, teils trocken mit Koffer-
Verteidigung. Die Zwischenwerke haben die Form von Halbredouten, einfachen
Wall für Jnfanterieverteidigung und Plattformen an den Schulter- und Kehl¬
punkten für leichte Geschütze. Die Gräben sind teils naß, teils trocken und
werden vom Walle aus bestrichen. Die Verbindungslinien sind glacisartige
Anschüttungen und werden meist von den Haupt- und Zwischenwerken flankiert.
Hinter dieser Noyaubcfestigung zieht eine Fahrstraße. Der Gürtel besteht aus
elf Gürtelwerken und einem Zwischenwerk am linken und aus vier Gürtelwerken
und zwei Zwischenwerken am rechten Weichselufer; der Umfang des Gürtels
beträgt etwa 48 Kilometer, die gegenseitige Entfernung der Werke 2 bis 4 Kilo¬
meter, die Entfernung von der Stadtbegrenzung 5 bis 6 Kilometer, von den
Brücken 5 bis 9 Kilometer. Die Gürtelwerke, 1883 bis 1888 erbaut, wurden
in der letzten Zeit wiederholt erneuert; die Modernisierung erstreckte sich haupt¬
sächlich auf die Anlage von Traditorbatterien in der Kehle der Werke, auf die
Abtragung des Hvchwalles und der hohen Traversen, auf die Verstärkung der
Decken gegen Brisanzbomben. Die Werke weisen im allgemeinen drei Typen
auf; und zwar Werke mit trocknen, mit nassen Gruben und solche mit trocknen,
teils nassen Gräben; der Hvchwall ist in den meisten Werken abgetragen oder
mit dem Niederwall zu einer glacisartigen Brustwehr vereinigt; die Fernkampf¬
geschütze wurden aus den Werken entfernt und in den Intervallen Batterien
vorbereitet. Die Zwischeuwerkc sind bombensicher und als reine Nahkampfstütz¬
punkte ausgebant.
Die Intervalle am linken Weichselufer werden nach und nach ausgebaut;
am rechten Weichsclufer wurden zwischen den Werken glacisartige Verbindungs¬
linien begonnen, und es steht die Umwandlung dieses Teils des Gürtels in ein
Kernwerk zu erwarten; der neue Gürtel wird 3 bis 5 Kilometer auswärts des
alten erbaut; von ihm sind die Werke Wawer und Kaweczin schon fertig und
Werke westlich von Radimin im Bau, sodaß der neue Gürtel mit den Befestigungen
von Sierock und Zegrze in enger Verbindung stehn, also ein großer, gegen
Osten geschützter Sammelraum für bedeutende Kräfte geschaffen wird. Der
Fortsgürtel hat ebnes übersichtliches, meist deckungsloses Terrain, nächst der
Weichsel und rechts davon periodisch nasses Vorfeld, ohne gute Gegenstellungen,
und vor der Nordwest- und Ostfront auf 3 Kilometer herantretende Waldungen.
Die Weichsel ist an den Brückenstellen 500 bis 700 Meter breit. 2 bis 5 Meter
tief, wird von zwei eisernen Gitterbrücken auf Steinpfeilern und zwar eine als
Straßen- und Pferdebahn, die zweite als Doppelbrücke (oben Eisenbahn, unten
die Straße) übersetzt. Überdies besteht noch eine Dampfführe und für Über-
schiffungen die Weichselflottille (etwa 28 Dampfer, darunter drei Kanonenboote,
mehrere Dampfführen, Geschntztransportschiffe, Aufklärungsboote, Eisbrecher.
Miuenschiffe usw.). Die Gürtelwerke von Warschau sind durch eine Gürtelstraße
untereinander verbunden; auch führt die Bahn Wawer-Benjaminöw-Zegrze
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |