Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.Altjapanische Tyrik Das Liebeslied ist zunächst nur Bericht des Liebesgenusses, der aber sofort und Hiko-ho-ho-de-mi gilt als Dichter des sich höher schwingenden Liedchens: Ein tieferes, verlangendes Gemüt, im Gleichnis webend, schließt mit einem Ruf Auch Frauenstrophen begegnen uns schon: Man sieht, wie beliebt die kurzen Fünfzeilengedichte waren. Doch fehlt [Beginn Spaltensatz]
Ich, der erlauchte Gott Der achttausend Speere- [Spaltenumbruch] Im Lande der acht Inseln Vermocht ich kein Gemahl zu finden. [Ende Spaltensatz] Altjapanische Tyrik Das Liebeslied ist zunächst nur Bericht des Liebesgenusses, der aber sofort und Hiko-ho-ho-de-mi gilt als Dichter des sich höher schwingenden Liedchens: Ein tieferes, verlangendes Gemüt, im Gleichnis webend, schließt mit einem Ruf Auch Frauenstrophen begegnen uns schon: Man sieht, wie beliebt die kurzen Fünfzeilengedichte waren. Doch fehlt [Beginn Spaltensatz]
Ich, der erlauchte Gott Der achttausend Speere- [Spaltenumbruch] Im Lande der acht Inseln Vermocht ich kein Gemahl zu finden. [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0235" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311316"/> <fw type="header" place="top"> Altjapanische Tyrik</fw><lb/> <p xml:id="ID_1077" next="#ID_1078"> Das Liebeslied ist zunächst nur Bericht des Liebesgenusses, der aber sofort<lb/> mit starkem Naturgefühl vermählt erscheint. Dem Kaiser Jimmu wird die<lb/> Strophe zugeschrieben:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1078" prev="#ID_1077" next="#ID_1079"> und Hiko-ho-ho-de-mi gilt als Dichter des sich höher schwingenden Liedchens:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_5" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1079" prev="#ID_1078" next="#ID_1080"> Ein tieferes, verlangendes Gemüt, im Gleichnis webend, schließt mit einem Ruf<lb/> an die Strandvögel:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_6" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1080" prev="#ID_1079"> Auch Frauenstrophen begegnen uns schon:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1081"> Man sieht, wie beliebt die kurzen Fünfzeilengedichte waren. Doch fehlt<lb/> es auch schon in jener alten Zeit nicht an größern Gedichten mit längerer<lb/> episch-lyrischer Entwicklung oder nachhaltiger Ausmalung der Situation durch<lb/> reichere Metaphorik. Das Tagelied, das man so gern als Eigentümlichkeit der<lb/> Provenzalisch-französisch-deutschen Ritterzeit betrachtet, und das doch uraltes<lb/> volkstümliches germanisches Dichtungsmotiv gewesen ist. kommt auch im alten<lb/> Japan vor. Es ist eine Erweiterung des Liedes von der Liebesnacht durch<lb/> die Nuance, daß der grauende Morgen die Liebenden trennt. Ein solches alt¬<lb/> japanisches Tagelied wurde zum Beispiel in folgender Form dem Gott Acichi-<lb/> hoko zugeschrieben (wir schicken zum Verständnis des Einzelnen voraus, daß<lb/> das „Land der acht ^ unzählig viele) Inseln" Japan ist, Koshi das Barbaren¬<lb/> land im Nordwesten der Hauptinsel hieß, einst auch japanische Männer Schleier<lb/> trugen und der Nuye ein sagenhafter Vogel war):</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l><cb type="start"/> Ich, der erlauchte Gott<lb/> Der achttausend Speere- <cb/> Im Lande der acht Inseln<lb/> Vermocht ich kein Gemahl zu finden. <cb type="end"/> </l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0235]
Altjapanische Tyrik
Das Liebeslied ist zunächst nur Bericht des Liebesgenusses, der aber sofort
mit starkem Naturgefühl vermählt erscheint. Dem Kaiser Jimmu wird die
Strophe zugeschrieben:
und Hiko-ho-ho-de-mi gilt als Dichter des sich höher schwingenden Liedchens:
Ein tieferes, verlangendes Gemüt, im Gleichnis webend, schließt mit einem Ruf
an die Strandvögel:
Auch Frauenstrophen begegnen uns schon:
Man sieht, wie beliebt die kurzen Fünfzeilengedichte waren. Doch fehlt
es auch schon in jener alten Zeit nicht an größern Gedichten mit längerer
episch-lyrischer Entwicklung oder nachhaltiger Ausmalung der Situation durch
reichere Metaphorik. Das Tagelied, das man so gern als Eigentümlichkeit der
Provenzalisch-französisch-deutschen Ritterzeit betrachtet, und das doch uraltes
volkstümliches germanisches Dichtungsmotiv gewesen ist. kommt auch im alten
Japan vor. Es ist eine Erweiterung des Liedes von der Liebesnacht durch
die Nuance, daß der grauende Morgen die Liebenden trennt. Ein solches alt¬
japanisches Tagelied wurde zum Beispiel in folgender Form dem Gott Acichi-
hoko zugeschrieben (wir schicken zum Verständnis des Einzelnen voraus, daß
das „Land der acht ^ unzählig viele) Inseln" Japan ist, Koshi das Barbaren¬
land im Nordwesten der Hauptinsel hieß, einst auch japanische Männer Schleier
trugen und der Nuye ein sagenhafter Vogel war):
Ich, der erlauchte Gott
Der achttausend Speere-
Im Lande der acht Inseln
Vermocht ich kein Gemahl zu finden.
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