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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Eine Denkschrift ans dem Jahre ^350

Nachbarn nicht nachstehn. Bei dieser Übung waren die Wagen in zwei Kolonnen
geteilt, eine leichte und eine schwere. Die "leichte Kolonne" setzte sich aus
4 Benzinwagen mit je 3 Anhängerwagen, aus 3 Benzinwagen mit je 2, aus
einem Benzinwagen mit einem und aus 2 Dampfwagen mit je einem Anhänger¬
wagen zusammen. An ihrer Spitze stand der neue Daimlerzug. Der Motor¬
wagen, der erste, der in Untertürkheim für die Verkehrstruppen gebaut worden
ist, hat sowohl Vorder- als Hinterradantrieb. Ferner war dieser Kolonne noch
ein Büssingomnibns beigegeben, der hauptsächlich zur Beförderung des Bureau¬
personals dienen sollte. Die "schwere Kolonne" bestand aus einem N. A. G.¬
Wagen mit 2, einem Siemers-Schuckertwagen mit 5, 3 Straßenlokomotiven
mit je 2 Anhängerwagen und einer solchen mit einem Anhänger. Die vor¬
gesehenen Tagesleistungen betrugen für die leichte Kolonne 100, 80 oder
60 Kilometer, je nachdem hügliges oder bergiges Gelände zu überwinden
war; die schwere Kolonne hatte entsprechend 60, 45 oder 30 Kilometer zu
fahren. Die Resultate sollen die Erwartungen übertroffen haben.

Aber die deutsche Heeresverwaltung will bei diesen Ergebnissen durchaus
nicht stehn bleiben, sondern weitere Erfahrungen sammeln und die Erprobungen
mit immer wieder verbessertem Material fortsetzen. Daneben geht das Bestreben,
für den Mobilmachungsfall genügend Fahrzeuge aus Privatbesitz zur Verfügung
zu haben. So will das Kriegsministerium jetzt durch Gewährung von Prämien
zum Ankauf sowie zur Unterhaltung des Wagens beitragen, wenn sich die
Besitzer verpflichten, die Fahrzeuge dauernd in einem kriegsbrauchbaren Zustande
zu erhalten, der Heeresverwaltung ein gewisses Beaufsichtigungsrecht einzuräumen
und die Wagen im Bedarfsfalle zur Verfügung zu stellen. Auf Grund praktischer
Erfahrungen würde es sich um Wagen von etwa 24 bis 45 Pferdestärken
handeln, da diese es gestatten, auf guten Wegen Anhängerwagen mitzunehmen.
Als Betriebsmittel ist Benzol vorgeschlagen, das bekanntlich ein deutsches
Produkt ist. _




Line Denkschrift aus dem Jahre ^850
über den Aufenthalt des Prinzen von Preußen in Roblenz

>ir sind in der Lage, im nachstehenden eine bedeutsame historische
Denkschrift aus dem Jahre 1850 zu publizieren, die die Jn-
opportunität des Aufenthalts des Prinzen von Preußen, nach¬
maligen Kaiser Wilhelm des Ersten in Koblenz und den schädigenden
_^ Einfluß des dort herrschenden Systems nachzuweisen versucht. Wie
bekannt, stand der Prinz der Politik seines Bruders, des Königs Friedrich
Wilhelms des Vierten, nicht durchweg sympathisch gegenüber. Sie schien ihm
nicht konsequent und kraftvoll genug und den nationalen Aspirationen Preußens


Eine Denkschrift ans dem Jahre ^350

Nachbarn nicht nachstehn. Bei dieser Übung waren die Wagen in zwei Kolonnen
geteilt, eine leichte und eine schwere. Die „leichte Kolonne" setzte sich aus
4 Benzinwagen mit je 3 Anhängerwagen, aus 3 Benzinwagen mit je 2, aus
einem Benzinwagen mit einem und aus 2 Dampfwagen mit je einem Anhänger¬
wagen zusammen. An ihrer Spitze stand der neue Daimlerzug. Der Motor¬
wagen, der erste, der in Untertürkheim für die Verkehrstruppen gebaut worden
ist, hat sowohl Vorder- als Hinterradantrieb. Ferner war dieser Kolonne noch
ein Büssingomnibns beigegeben, der hauptsächlich zur Beförderung des Bureau¬
personals dienen sollte. Die „schwere Kolonne" bestand aus einem N. A. G.¬
Wagen mit 2, einem Siemers-Schuckertwagen mit 5, 3 Straßenlokomotiven
mit je 2 Anhängerwagen und einer solchen mit einem Anhänger. Die vor¬
gesehenen Tagesleistungen betrugen für die leichte Kolonne 100, 80 oder
60 Kilometer, je nachdem hügliges oder bergiges Gelände zu überwinden
war; die schwere Kolonne hatte entsprechend 60, 45 oder 30 Kilometer zu
fahren. Die Resultate sollen die Erwartungen übertroffen haben.

Aber die deutsche Heeresverwaltung will bei diesen Ergebnissen durchaus
nicht stehn bleiben, sondern weitere Erfahrungen sammeln und die Erprobungen
mit immer wieder verbessertem Material fortsetzen. Daneben geht das Bestreben,
für den Mobilmachungsfall genügend Fahrzeuge aus Privatbesitz zur Verfügung
zu haben. So will das Kriegsministerium jetzt durch Gewährung von Prämien
zum Ankauf sowie zur Unterhaltung des Wagens beitragen, wenn sich die
Besitzer verpflichten, die Fahrzeuge dauernd in einem kriegsbrauchbaren Zustande
zu erhalten, der Heeresverwaltung ein gewisses Beaufsichtigungsrecht einzuräumen
und die Wagen im Bedarfsfalle zur Verfügung zu stellen. Auf Grund praktischer
Erfahrungen würde es sich um Wagen von etwa 24 bis 45 Pferdestärken
handeln, da diese es gestatten, auf guten Wegen Anhängerwagen mitzunehmen.
Als Betriebsmittel ist Benzol vorgeschlagen, das bekanntlich ein deutsches
Produkt ist. _




Line Denkschrift aus dem Jahre ^850
über den Aufenthalt des Prinzen von Preußen in Roblenz

>ir sind in der Lage, im nachstehenden eine bedeutsame historische
Denkschrift aus dem Jahre 1850 zu publizieren, die die Jn-
opportunität des Aufenthalts des Prinzen von Preußen, nach¬
maligen Kaiser Wilhelm des Ersten in Koblenz und den schädigenden
_^ Einfluß des dort herrschenden Systems nachzuweisen versucht. Wie
bekannt, stand der Prinz der Politik seines Bruders, des Königs Friedrich
Wilhelms des Vierten, nicht durchweg sympathisch gegenüber. Sie schien ihm
nicht konsequent und kraftvoll genug und den nationalen Aspirationen Preußens


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[0218] Eine Denkschrift ans dem Jahre ^350 Nachbarn nicht nachstehn. Bei dieser Übung waren die Wagen in zwei Kolonnen geteilt, eine leichte und eine schwere. Die „leichte Kolonne" setzte sich aus 4 Benzinwagen mit je 3 Anhängerwagen, aus 3 Benzinwagen mit je 2, aus einem Benzinwagen mit einem und aus 2 Dampfwagen mit je einem Anhänger¬ wagen zusammen. An ihrer Spitze stand der neue Daimlerzug. Der Motor¬ wagen, der erste, der in Untertürkheim für die Verkehrstruppen gebaut worden ist, hat sowohl Vorder- als Hinterradantrieb. Ferner war dieser Kolonne noch ein Büssingomnibns beigegeben, der hauptsächlich zur Beförderung des Bureau¬ personals dienen sollte. Die „schwere Kolonne" bestand aus einem N. A. G.¬ Wagen mit 2, einem Siemers-Schuckertwagen mit 5, 3 Straßenlokomotiven mit je 2 Anhängerwagen und einer solchen mit einem Anhänger. Die vor¬ gesehenen Tagesleistungen betrugen für die leichte Kolonne 100, 80 oder 60 Kilometer, je nachdem hügliges oder bergiges Gelände zu überwinden war; die schwere Kolonne hatte entsprechend 60, 45 oder 30 Kilometer zu fahren. Die Resultate sollen die Erwartungen übertroffen haben. Aber die deutsche Heeresverwaltung will bei diesen Ergebnissen durchaus nicht stehn bleiben, sondern weitere Erfahrungen sammeln und die Erprobungen mit immer wieder verbessertem Material fortsetzen. Daneben geht das Bestreben, für den Mobilmachungsfall genügend Fahrzeuge aus Privatbesitz zur Verfügung zu haben. So will das Kriegsministerium jetzt durch Gewährung von Prämien zum Ankauf sowie zur Unterhaltung des Wagens beitragen, wenn sich die Besitzer verpflichten, die Fahrzeuge dauernd in einem kriegsbrauchbaren Zustande zu erhalten, der Heeresverwaltung ein gewisses Beaufsichtigungsrecht einzuräumen und die Wagen im Bedarfsfalle zur Verfügung zu stellen. Auf Grund praktischer Erfahrungen würde es sich um Wagen von etwa 24 bis 45 Pferdestärken handeln, da diese es gestatten, auf guten Wegen Anhängerwagen mitzunehmen. Als Betriebsmittel ist Benzol vorgeschlagen, das bekanntlich ein deutsches Produkt ist. _ Line Denkschrift aus dem Jahre ^850 über den Aufenthalt des Prinzen von Preußen in Roblenz >ir sind in der Lage, im nachstehenden eine bedeutsame historische Denkschrift aus dem Jahre 1850 zu publizieren, die die Jn- opportunität des Aufenthalts des Prinzen von Preußen, nach¬ maligen Kaiser Wilhelm des Ersten in Koblenz und den schädigenden _^ Einfluß des dort herrschenden Systems nachzuweisen versucht. Wie bekannt, stand der Prinz der Politik seines Bruders, des Königs Friedrich Wilhelms des Vierten, nicht durchweg sympathisch gegenüber. Sie schien ihm nicht konsequent und kraftvoll genug und den nationalen Aspirationen Preußens

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/218>, abgerufen am 22.07.2024.