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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Ldmond Rostand

hätte gewünscht, so sagt er selbst, daß Bonner denen gegenüber, die gegen die
Verwendung biblischer Figuren im Drama aufgetreten sind, auf die hehre Auf¬
gabe des Theaters hingewiesen hätte. Hier spricht nun Nostand durchaus in
eigner Sache, denn man wird sich erinnern, daß er in der Lairmriwins den
Erlöser selbst auf die Bühne gebracht hat.

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So spricht der Dichter, der Sarah Bernhardt I,g. ?rjnos88s loinwins,
Ovi-ano as Lsrgsrae Coquelin gewidmet hat und eiuen tiefempfundnen Dank
an die genannte Schauspielerin, ihre Truppe und an alle seine getreuen Helfer
(Publikum und Kritiker mit eingeschlossen) seiner SAina-rit-uns vorangestellt hat.
Das ist die Ansicht des Mannes, der in allen Stücken mit feinem Verständnis
für die Erfordernisse der Bühne malerische Bilder, wirkungsvoll pointierte Ti-
raden, packende Akt- und Szenenabschlüsse einzufügen versteht, von dessen Plänen
für die Zukunft wir nur wisse", daß er ein längeres Versdrama über die
Künstler zu schreiben gedenkt, die seine Stücke gespielt haben. Sarah Bernhardt
und Coquelin sollen darin besonders wirksame Rollen erhalten. Ein andres
Stück aber soll dem I'usg,ers-?rWv,al8 gewidmet werden als Ausdruck des
Dankes für die Aufführung seines ersten Stückes, der Rsiugus^usf.

Nach dem Gesagten wird es nicht befremden, daß sich Nostand in seinem
Vi8pour8 vornehmlich mit Vorniers Dramen befaßt, und besonders mit seinem
besten Stück: 1^ Wie as Kolauä. da dessen Stoff Nostand besonders sym¬
pathisch sein mußte.

"Er liebte nur die großen Dinge", sagt er von seinem Vorgänger und
erinnert damit an die Themen, die Nostand selbst in seinen Stücken verwertet hat.
Und wenn er nun Bornier "den letzten Tragiker" nennen mochte, so geschieht
es vielleicht nnr, um für sich den Titel des "letzten Romantikers" in Anspruch
zu nehmen. Denn so wesensverschieden sind beide Dichter nicht. Die einzelnen
Verse des alten Wappenspruches, mit dem Nostand den geschiednen Akademiker
charakterisieren möchte: Na vis an nox! I/douueur A, moi! ^ visu mon
-wie! Non oozur aux äawes! könnten einzeln als Motto seinen Stücken voran¬
gestellt werden. Mühelos fügen sich I/^iZlou, Lxrg.no as LerFsrao, I,g, 8am^
ritains, Joffroy Nudel aus der ?riuos88s lointains ein.

Die Begeisterung für eine große, edle Sache bezeichnet Nostand schon in
der?riuos886 lointiüus als die einzige Tugend überhaupt. "Der wahre Geist,
so sagt er in seiner Rede, ist der, der der Begeisterung Flügel verleiht." So
sollen wir die Wandlung der Samariterin von der Dirne zur Prophetin ver¬
stehen, so soll uns Joffroy Rudels Liebesfahrt, Cyrcmos ins Übermenschliche
gesteigerter, entsagungsvoller .Heldenmut verständlich werden, der Enthusiasmus


Ldmond Rostand

hätte gewünscht, so sagt er selbst, daß Bonner denen gegenüber, die gegen die
Verwendung biblischer Figuren im Drama aufgetreten sind, auf die hehre Auf¬
gabe des Theaters hingewiesen hätte. Hier spricht nun Nostand durchaus in
eigner Sache, denn man wird sich erinnern, daß er in der Lairmriwins den
Erlöser selbst auf die Bühne gebracht hat.

L<z n'sse xk8 uotrs laute si an-8 Zeus ont outils es aus 1s tluMro a
as 8aorv xarov ein'uus sxs^8S trox g.88lauf ac8 ni8toire3 as von1i88S8 leur
a divo axxri8 es q.u'i1 s. as xM8ihn, 8'it us ssuteut plus ig. osauts as och
nuuutss on eins1«ins c-ooss M88S ami xeut kairs ä'uus evils vsiutv un eist
se ä'un lwmurs karcls un äisu!

So spricht der Dichter, der Sarah Bernhardt I,g. ?rjnos88s loinwins,
Ovi-ano as Lsrgsrae Coquelin gewidmet hat und eiuen tiefempfundnen Dank
an die genannte Schauspielerin, ihre Truppe und an alle seine getreuen Helfer
(Publikum und Kritiker mit eingeschlossen) seiner SAina-rit-uns vorangestellt hat.
Das ist die Ansicht des Mannes, der in allen Stücken mit feinem Verständnis
für die Erfordernisse der Bühne malerische Bilder, wirkungsvoll pointierte Ti-
raden, packende Akt- und Szenenabschlüsse einzufügen versteht, von dessen Plänen
für die Zukunft wir nur wisse», daß er ein längeres Versdrama über die
Künstler zu schreiben gedenkt, die seine Stücke gespielt haben. Sarah Bernhardt
und Coquelin sollen darin besonders wirksame Rollen erhalten. Ein andres
Stück aber soll dem I'usg,ers-?rWv,al8 gewidmet werden als Ausdruck des
Dankes für die Aufführung seines ersten Stückes, der Rsiugus^usf.

Nach dem Gesagten wird es nicht befremden, daß sich Nostand in seinem
Vi8pour8 vornehmlich mit Vorniers Dramen befaßt, und besonders mit seinem
besten Stück: 1^ Wie as Kolauä. da dessen Stoff Nostand besonders sym¬
pathisch sein mußte.

„Er liebte nur die großen Dinge", sagt er von seinem Vorgänger und
erinnert damit an die Themen, die Nostand selbst in seinen Stücken verwertet hat.
Und wenn er nun Bornier „den letzten Tragiker" nennen mochte, so geschieht
es vielleicht nnr, um für sich den Titel des „letzten Romantikers" in Anspruch
zu nehmen. Denn so wesensverschieden sind beide Dichter nicht. Die einzelnen
Verse des alten Wappenspruches, mit dem Nostand den geschiednen Akademiker
charakterisieren möchte: Na vis an nox! I/douueur A, moi! ^ visu mon
-wie! Non oozur aux äawes! könnten einzeln als Motto seinen Stücken voran¬
gestellt werden. Mühelos fügen sich I/^iZlou, Lxrg.no as LerFsrao, I,g, 8am^
ritains, Joffroy Nudel aus der ?riuos88s lointains ein.

Die Begeisterung für eine große, edle Sache bezeichnet Nostand schon in
der?riuos886 lointiüus als die einzige Tugend überhaupt. „Der wahre Geist,
so sagt er in seiner Rede, ist der, der der Begeisterung Flügel verleiht." So
sollen wir die Wandlung der Samariterin von der Dirne zur Prophetin ver¬
stehen, so soll uns Joffroy Rudels Liebesfahrt, Cyrcmos ins Übermenschliche
gesteigerter, entsagungsvoller .Heldenmut verständlich werden, der Enthusiasmus


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[0093] Ldmond Rostand hätte gewünscht, so sagt er selbst, daß Bonner denen gegenüber, die gegen die Verwendung biblischer Figuren im Drama aufgetreten sind, auf die hehre Auf¬ gabe des Theaters hingewiesen hätte. Hier spricht nun Nostand durchaus in eigner Sache, denn man wird sich erinnern, daß er in der Lairmriwins den Erlöser selbst auf die Bühne gebracht hat. L<z n'sse xk8 uotrs laute si an-8 Zeus ont outils es aus 1s tluMro a as 8aorv xarov ein'uus sxs^8S trox g.88lauf ac8 ni8toire3 as von1i88S8 leur a divo axxri8 es q.u'i1 s. as xM8ihn, 8'it us ssuteut plus ig. osauts as och nuuutss on eins1«ins c-ooss M88S ami xeut kairs ä'uus evils vsiutv un eist se ä'un lwmurs karcls un äisu! So spricht der Dichter, der Sarah Bernhardt I,g. ?rjnos88s loinwins, Ovi-ano as Lsrgsrae Coquelin gewidmet hat und eiuen tiefempfundnen Dank an die genannte Schauspielerin, ihre Truppe und an alle seine getreuen Helfer (Publikum und Kritiker mit eingeschlossen) seiner SAina-rit-uns vorangestellt hat. Das ist die Ansicht des Mannes, der in allen Stücken mit feinem Verständnis für die Erfordernisse der Bühne malerische Bilder, wirkungsvoll pointierte Ti- raden, packende Akt- und Szenenabschlüsse einzufügen versteht, von dessen Plänen für die Zukunft wir nur wisse», daß er ein längeres Versdrama über die Künstler zu schreiben gedenkt, die seine Stücke gespielt haben. Sarah Bernhardt und Coquelin sollen darin besonders wirksame Rollen erhalten. Ein andres Stück aber soll dem I'usg,ers-?rWv,al8 gewidmet werden als Ausdruck des Dankes für die Aufführung seines ersten Stückes, der Rsiugus^usf. Nach dem Gesagten wird es nicht befremden, daß sich Nostand in seinem Vi8pour8 vornehmlich mit Vorniers Dramen befaßt, und besonders mit seinem besten Stück: 1^ Wie as Kolauä. da dessen Stoff Nostand besonders sym¬ pathisch sein mußte. „Er liebte nur die großen Dinge", sagt er von seinem Vorgänger und erinnert damit an die Themen, die Nostand selbst in seinen Stücken verwertet hat. Und wenn er nun Bornier „den letzten Tragiker" nennen mochte, so geschieht es vielleicht nnr, um für sich den Titel des „letzten Romantikers" in Anspruch zu nehmen. Denn so wesensverschieden sind beide Dichter nicht. Die einzelnen Verse des alten Wappenspruches, mit dem Nostand den geschiednen Akademiker charakterisieren möchte: Na vis an nox! I/douueur A, moi! ^ visu mon -wie! Non oozur aux äawes! könnten einzeln als Motto seinen Stücken voran¬ gestellt werden. Mühelos fügen sich I/^iZlou, Lxrg.no as LerFsrao, I,g, 8am^ ritains, Joffroy Nudel aus der ?riuos88s lointains ein. Die Begeisterung für eine große, edle Sache bezeichnet Nostand schon in der?riuos886 lointiüus als die einzige Tugend überhaupt. „Der wahre Geist, so sagt er in seiner Rede, ist der, der der Begeisterung Flügel verleiht." So sollen wir die Wandlung der Samariterin von der Dirne zur Prophetin ver¬ stehen, so soll uns Joffroy Rudels Liebesfahrt, Cyrcmos ins Übermenschliche gesteigerter, entsagungsvoller .Heldenmut verständlich werden, der Enthusiasmus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/93>, abgerufen am 29.06.2024.