Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.Englische Gedanken über kriegerische Macht ist die Zahl Äer angenommnen Rekruten jahraus jahrein zu einem bedeutenden Als Gründe für dieses Versagen des ganzen Systems sind die bedeutende Anders liegt es aber mit der Verteidigung der Heimat. Die vornehmste Englische Gedanken über kriegerische Macht ist die Zahl Äer angenommnen Rekruten jahraus jahrein zu einem bedeutenden Als Gründe für dieses Versagen des ganzen Systems sind die bedeutende Anders liegt es aber mit der Verteidigung der Heimat. Die vornehmste <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0671" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/304087"/> <fw type="header" place="top"> Englische Gedanken über kriegerische Macht</fw><lb/> <p xml:id="ID_2903" prev="#ID_2902"> ist die Zahl Äer angenommnen Rekruten jahraus jahrein zu einem bedeutenden<lb/> Bruchteil nicht kriegstüchtig; weder was das Alter anlangt — im Jahre 1905<lb/> waren 80 Prozent weniger als zwanzig Jahre alt — noch nach Größe,<lb/> Körpergewicht und Brustumfang genügten die eingetretnen zu einem großen<lb/> Teil den vorgesehenen Mindestforderungen. Dabei ist dieses System der<lb/> Werbung Freiwilliger überaus kostbar und wird es immer mehr werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2904"> Als Gründe für dieses Versagen des ganzen Systems sind die bedeutende<lb/> Entwicklung der Industrie und die Ausbreitung des industriellen Geistes zu<lb/> betrachten. Trotz alledem muß die Beibehaltung der Werbung Freiwilliger<lb/> für das reguläre Heer in gewissem Umfang verlangt werden, da man von<lb/> dem ausgehöhlten Staatsbürger keinen Dienst außerhalb des Landes gegen<lb/> seinen Willen verlangen kann. Dieser Anschauung huldigen auch alle die<lb/> Möchte, die die allgemeine Wehrpflicht eingeführt haben; zur Kriegführung<lb/> in überseeischen Ländern verwenden auch sie Truppen, die sich durch freiwilligen<lb/> Eintritt ergänzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2905" next="#ID_2906"> Anders liegt es aber mit der Verteidigung der Heimat. Die vornehmste<lb/> Pflicht jedes Bürgers ist die Teilnahme am Schutze seines Heimatlandes.<lb/> Dem Souverän aber oder dem Staate muß das Recht zustehn, jeden Bürger<lb/> beizuziehen zum Kampf für die Verteidigung des Vaterlandes; dieser Satz<lb/> aber ist gleichbedeutend mit der Annahme der allgemeinen Wehrpflicht. Die<lb/> Mtioinü 8oivio6 IisaZiiö will aber doch nicht soweit gehn, die allgemeine<lb/> Wehrpflicht in dem Sinne einzuführen, wie sie in andern europäischen Staaten<lb/> besteht. Sie strebt eine allgemeine militärische Ausbildung aller waffenfähigen<lb/> Männer an, für die durch eine militärische Vorbildung schon in den Schulen,<lb/> verbunden mit Gewehrschießen, eine gründliche Unterlage geschaffen werden<lb/> soll, und will auf diesem Wege zur Errichtung einer großen Nationalreserve<lb/> Vordringen. Diese Nationalreserve oder Nationalarmee darf aber nicht ver¬<lb/> wechselt werden mit der vom Kriegsminister Haldane angestrebten National¬<lb/> armee. Während dieser die territorialen Streitkräfte erst zu einer sechs-<lb/> monatigen Ausbildung einberufen will, wenn dem Staate Gefahr droht, sodaß<lb/> sie also erst nach dieser Zeit kriegsbrauchbar wären, verlangt die Liga mit<lb/> vollstem Recht eine solche sechsmonatige militärische Schulung von vornherein<lb/> grundsätzlich eingeführt für alle taugliche,? Männer im militärtüchtigen Alter.<lb/> In den diesem Diensthalbjahr folgenden drei Jahren sollen die Leute jedes<lb/> Jahr einen vierzehntägiger Wiederholungskurs durchmachen, und von da<lb/> ab sollen sie dann noch vier Jahre zum Dienste für die Verteidigung des<lb/> Vaterlandes verpflichtet sein. Wird die reguläre Armee, oder wie sie Kriegs¬<lb/> minister Haldane nennt, das Auslandsheer (öxxgctiticmg,!^ toros), zum Krieg<lb/> außerhalb des Landes entsandt, so wird die Nationalreserve oder das<lb/> Territorialheer mobil gemacht, und die beim regulären Heer entstehenden<lb/> Lücken werden durch Freiwillige aus seinen Reihen ausgefüllt. Die Liga hat<lb/> die feste Überzeugung, daß im Falle eines Krieges die nationale Begeisterung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0671]
Englische Gedanken über kriegerische Macht
ist die Zahl Äer angenommnen Rekruten jahraus jahrein zu einem bedeutenden
Bruchteil nicht kriegstüchtig; weder was das Alter anlangt — im Jahre 1905
waren 80 Prozent weniger als zwanzig Jahre alt — noch nach Größe,
Körpergewicht und Brustumfang genügten die eingetretnen zu einem großen
Teil den vorgesehenen Mindestforderungen. Dabei ist dieses System der
Werbung Freiwilliger überaus kostbar und wird es immer mehr werden.
Als Gründe für dieses Versagen des ganzen Systems sind die bedeutende
Entwicklung der Industrie und die Ausbreitung des industriellen Geistes zu
betrachten. Trotz alledem muß die Beibehaltung der Werbung Freiwilliger
für das reguläre Heer in gewissem Umfang verlangt werden, da man von
dem ausgehöhlten Staatsbürger keinen Dienst außerhalb des Landes gegen
seinen Willen verlangen kann. Dieser Anschauung huldigen auch alle die
Möchte, die die allgemeine Wehrpflicht eingeführt haben; zur Kriegführung
in überseeischen Ländern verwenden auch sie Truppen, die sich durch freiwilligen
Eintritt ergänzen.
Anders liegt es aber mit der Verteidigung der Heimat. Die vornehmste
Pflicht jedes Bürgers ist die Teilnahme am Schutze seines Heimatlandes.
Dem Souverän aber oder dem Staate muß das Recht zustehn, jeden Bürger
beizuziehen zum Kampf für die Verteidigung des Vaterlandes; dieser Satz
aber ist gleichbedeutend mit der Annahme der allgemeinen Wehrpflicht. Die
Mtioinü 8oivio6 IisaZiiö will aber doch nicht soweit gehn, die allgemeine
Wehrpflicht in dem Sinne einzuführen, wie sie in andern europäischen Staaten
besteht. Sie strebt eine allgemeine militärische Ausbildung aller waffenfähigen
Männer an, für die durch eine militärische Vorbildung schon in den Schulen,
verbunden mit Gewehrschießen, eine gründliche Unterlage geschaffen werden
soll, und will auf diesem Wege zur Errichtung einer großen Nationalreserve
Vordringen. Diese Nationalreserve oder Nationalarmee darf aber nicht ver¬
wechselt werden mit der vom Kriegsminister Haldane angestrebten National¬
armee. Während dieser die territorialen Streitkräfte erst zu einer sechs-
monatigen Ausbildung einberufen will, wenn dem Staate Gefahr droht, sodaß
sie also erst nach dieser Zeit kriegsbrauchbar wären, verlangt die Liga mit
vollstem Recht eine solche sechsmonatige militärische Schulung von vornherein
grundsätzlich eingeführt für alle taugliche,? Männer im militärtüchtigen Alter.
In den diesem Diensthalbjahr folgenden drei Jahren sollen die Leute jedes
Jahr einen vierzehntägiger Wiederholungskurs durchmachen, und von da
ab sollen sie dann noch vier Jahre zum Dienste für die Verteidigung des
Vaterlandes verpflichtet sein. Wird die reguläre Armee, oder wie sie Kriegs¬
minister Haldane nennt, das Auslandsheer (öxxgctiticmg,!^ toros), zum Krieg
außerhalb des Landes entsandt, so wird die Nationalreserve oder das
Territorialheer mobil gemacht, und die beim regulären Heer entstehenden
Lücken werden durch Freiwillige aus seinen Reihen ausgefüllt. Die Liga hat
die feste Überzeugung, daß im Falle eines Krieges die nationale Begeisterung
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