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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Englische Gedanken über kriegerische Macht

ihre Richtigkeit einstehn zu können, des zweifellos interessanten Gesamtbildes
Die Zahlen sind dem Ltatssman'swegen, das sie uns gibt, hier übernehmen.
IvardooK 1906 entnommen.

RevölternngszifscrStarke der
Armee auf
Kr>ca,SfusiProzentsat) der Soldaten in
der Zahl der Männer im
militärfähigen Alter""')
Großbritannien43217 687500000*)11 Prozent
Österreich-Ungarn,45405267258000056 ,.
Belgien > . . >707491018699426 "
Frankreich . . ,38961945250000064 ,.
Dänemark . , ,2464770674432? "
Deutschland. . ,563671783 000000^)53 "
Italien . . . .32475253106246733 "
Niederlande. , ,55096596900013 "
Rußland ...143000000460000032 "
Schweden . . >526081125000048 ,.
Spanien. . . .1861808632703219 "
Schweiz . . , .342538353789967 ,.
Türkei . . . .39 787 64098790025 ..

Diese Tabelle ist ja nun zweifellos für den Zweck, dem sie dienen soll,
eigens zurechtgemacht. Denn, wenn die Anmerkung 500000 Mann als Stärke
der Armee auf Kriegsfuß noch als bedeutend zu hoch gegriffen bezeichnet, so
finden wir zum Beispiel im Whitakers Almanach für 1907 an derselben Stelle
die Zahl 900000, die wir wiederum als sehr hoch gegriffen bezeichnen möchten.
Ein kaum zu verstehendes und ebensowenig zu rechtfertigendes Zurückbleiben
Englands auf dem Gebiete der Landesverteidigung im Vergleich zu den übrigen
Mächten führt die Tabelle aber zweifellos deutlich vor Augen.

Für diese Art der Beweisführung ist jedoch ein großer Teil der Eng¬
länder gar nicht zugänglich. Sie weisen hin auf die Eigenschaft Englands
als einer Seemacht und sagen: "Wenn nur unsre Flotte stark genug ist, kaun
uns niemand etwas anhaben; ist sie das aber nicht, so kann uns keine Armee
retten."

Die große Einseitigkeit dieser Behauptung läßt sich leicht widerlegen.
Großbritannien ist zwar ein Inselstaat, nicht aber das gesamte britische Reich.
In Kanada hat dieses die zweitgrößte Landgrenze auf der ganzen Welt.
Außerhalb Europas ist das britische Reich eine Kontinentalmacht.

Daß ferner eine Entscheidung in einem Kriege niemals durch reine
Defensive herbeigeführt werden kann, bedarf keines Beweises. Die verschiednen
Bündnisverträge mit andern Mächten legen zudem Großbritannien die Not-





*) Diese Zahl ist jedenfalls bedeutend zu hoch gegriffen. (M. Nach Ansicht der Rational
Lsrvios IvöSAUv.)
**) Eine offizielle Angabe der Kriegsstärke ist nicht veröffentlicht.
Die Zahl der Männer im militärfähigen Alter ist auf ein Zehntel der ganzen Be¬
völkerung angenommen.
Englische Gedanken über kriegerische Macht

ihre Richtigkeit einstehn zu können, des zweifellos interessanten Gesamtbildes
Die Zahlen sind dem Ltatssman'swegen, das sie uns gibt, hier übernehmen.
IvardooK 1906 entnommen.

RevölternngszifscrStarke der
Armee auf
Kr>ca,SfusiProzentsat) der Soldaten in
der Zahl der Männer im
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Großbritannien43217 687500000*)11 Prozent
Österreich-Ungarn,45405267258000056 ,.
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Diese Tabelle ist ja nun zweifellos für den Zweck, dem sie dienen soll,
eigens zurechtgemacht. Denn, wenn die Anmerkung 500000 Mann als Stärke
der Armee auf Kriegsfuß noch als bedeutend zu hoch gegriffen bezeichnet, so
finden wir zum Beispiel im Whitakers Almanach für 1907 an derselben Stelle
die Zahl 900000, die wir wiederum als sehr hoch gegriffen bezeichnen möchten.
Ein kaum zu verstehendes und ebensowenig zu rechtfertigendes Zurückbleiben
Englands auf dem Gebiete der Landesverteidigung im Vergleich zu den übrigen
Mächten führt die Tabelle aber zweifellos deutlich vor Augen.

Für diese Art der Beweisführung ist jedoch ein großer Teil der Eng¬
länder gar nicht zugänglich. Sie weisen hin auf die Eigenschaft Englands
als einer Seemacht und sagen: „Wenn nur unsre Flotte stark genug ist, kaun
uns niemand etwas anhaben; ist sie das aber nicht, so kann uns keine Armee
retten."

Die große Einseitigkeit dieser Behauptung läßt sich leicht widerlegen.
Großbritannien ist zwar ein Inselstaat, nicht aber das gesamte britische Reich.
In Kanada hat dieses die zweitgrößte Landgrenze auf der ganzen Welt.
Außerhalb Europas ist das britische Reich eine Kontinentalmacht.

Daß ferner eine Entscheidung in einem Kriege niemals durch reine
Defensive herbeigeführt werden kann, bedarf keines Beweises. Die verschiednen
Bündnisverträge mit andern Mächten legen zudem Großbritannien die Not-





*) Diese Zahl ist jedenfalls bedeutend zu hoch gegriffen. (M. Nach Ansicht der Rational
Lsrvios IvöSAUv.)
**) Eine offizielle Angabe der Kriegsstärke ist nicht veröffentlicht.
Die Zahl der Männer im militärfähigen Alter ist auf ein Zehntel der ganzen Be¬
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[0668] Englische Gedanken über kriegerische Macht ihre Richtigkeit einstehn zu können, des zweifellos interessanten Gesamtbildes Die Zahlen sind dem Ltatssman'swegen, das sie uns gibt, hier übernehmen. IvardooK 1906 entnommen. RevölternngszifscrStarke der Armee auf Kr>ca,SfusiProzentsat) der Soldaten in der Zahl der Männer im militärfähigen Alter""') Großbritannien43217 687500000*)11 Prozent Österreich-Ungarn,45405267258000056 ,. Belgien > . . >707491018699426 „ Frankreich . . ,38961945250000064 ,. Dänemark . , ,2464770674432? „ Deutschland. . ,563671783 000000^)53 „ Italien . . . .32475253106246733 „ Niederlande. , ,55096596900013 „ Rußland ...143000000460000032 „ Schweden . . >526081125000048 ,. Spanien. . . .1861808632703219 „ Schweiz . . , .342538353789967 ,. Türkei . . . .39 787 64098790025 .. Diese Tabelle ist ja nun zweifellos für den Zweck, dem sie dienen soll, eigens zurechtgemacht. Denn, wenn die Anmerkung 500000 Mann als Stärke der Armee auf Kriegsfuß noch als bedeutend zu hoch gegriffen bezeichnet, so finden wir zum Beispiel im Whitakers Almanach für 1907 an derselben Stelle die Zahl 900000, die wir wiederum als sehr hoch gegriffen bezeichnen möchten. Ein kaum zu verstehendes und ebensowenig zu rechtfertigendes Zurückbleiben Englands auf dem Gebiete der Landesverteidigung im Vergleich zu den übrigen Mächten führt die Tabelle aber zweifellos deutlich vor Augen. Für diese Art der Beweisführung ist jedoch ein großer Teil der Eng¬ länder gar nicht zugänglich. Sie weisen hin auf die Eigenschaft Englands als einer Seemacht und sagen: „Wenn nur unsre Flotte stark genug ist, kaun uns niemand etwas anhaben; ist sie das aber nicht, so kann uns keine Armee retten." Die große Einseitigkeit dieser Behauptung läßt sich leicht widerlegen. Großbritannien ist zwar ein Inselstaat, nicht aber das gesamte britische Reich. In Kanada hat dieses die zweitgrößte Landgrenze auf der ganzen Welt. Außerhalb Europas ist das britische Reich eine Kontinentalmacht. Daß ferner eine Entscheidung in einem Kriege niemals durch reine Defensive herbeigeführt werden kann, bedarf keines Beweises. Die verschiednen Bündnisverträge mit andern Mächten legen zudem Großbritannien die Not- *) Diese Zahl ist jedenfalls bedeutend zu hoch gegriffen. (M. Nach Ansicht der Rational Lsrvios IvöSAUv.) **) Eine offizielle Angabe der Kriegsstärke ist nicht veröffentlicht. Die Zahl der Männer im militärfähigen Alter ist auf ein Zehntel der ganzen Be¬ völkerung angenommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/668>, abgerufen am 29.06.2024.