Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.Zwei Älbäume sind für die Romantik schöner alter Brücken durchaus nicht zu haben. Es ist Es ist Abend geworden in meinem Loschwitzer Gartenhäuschen, ein linder Zwei (ölbäume Luise Algenstaedt Novelle von (Fortsetzung) VNgW"M"W chlomes Verstand war durch seine frühen Talmudstudien in außer- Die jüdische Volksschule Polens.
Zwei Älbäume sind für die Romantik schöner alter Brücken durchaus nicht zu haben. Es ist Es ist Abend geworden in meinem Loschwitzer Gartenhäuschen, ein linder Zwei (ölbäume Luise Algenstaedt Novelle von (Fortsetzung) VNgW«M«W chlomes Verstand war durch seine frühen Talmudstudien in außer- Die jüdische Volksschule Polens.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0593" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/304009"/> <fw type="header" place="top"> Zwei Älbäume</fw><lb/> <p xml:id="ID_2594" prev="#ID_2593"> sind für die Romantik schöner alter Brücken durchaus nicht zu haben. Es ist<lb/> ihnen einerlei, ob die Franzosen oder die Kalmücken jene zwei Pfeiler 1813<lb/> in die Luft sprengten; sie wissen nichts von Napoleon, der alsbald wiederkam<lb/> und mit der Uhr in der Hand die Zimmerleute antrieb, die Lücke zu füllen<lb/> für ihn und seine Soldaten. Die Brücke muß fort. Seis drum, denn es ist<lb/> gute Hoffnung, daß die Nachfolgerin das unvergleichliche Stadtbild Dresdens<lb/> nicht schädigen, sondern künstlerisch erneuern wird. Die ästhetischen Interessen<lb/> der Allgemeinheit haben hier gerade noch im letzten Augenblick Einfluß auf<lb/> die Neugestaltung gewonnen. Anstatt eines tiefbauamtlichen Jngenieurwerkes<lb/> aus Stein und Eisen, wie wir es schon in zwei verfehlten Elbbrücken mit in<lb/> den Kauf nehmen mußten, wird nun ein Entwurf ausgeführt, den Wilhelm<lb/> Kreis architektonisch überaus wirksam den technischen Anforderungen anzupassen<lb/> wußte, ohne seiner Monumentalität Abbruch zu tun.</p><lb/> <p xml:id="ID_2595"> Es ist Abend geworden in meinem Loschwitzer Gartenhäuschen, ein linder<lb/> Sonntagabend. Fern hinein in den Dunst der Stadt und des breiten Tales<lb/> sank die Sonne, ein paar Spatzen streiten mannhaft ums warme Nest, und die<lb/> Menschen machen auf ihre Art Musik: sie juchzen, singen und konzertieren<lb/> hüben und drüben in den Elbgürten, daß es schallt, sie bollern, daß man<lb/> meint, die Franzosen wären noch da. Und die gemütlichen Paddeldampfer<lb/> wälzen sich gelassen mit Tausenden beladen den Strom hinauf und hinab. Da<lb/> sehen wir zwischen den schwarzen Baumkronen ein andres, wundersames Bild:<lb/> im Tal, das jetzt kein Ende mehr hat, ist es erwacht von hunderttausend<lb/> Flämmchen, die flimmern und glitzern, daß es eine Lust ist, wie Glühwürmchen<lb/> zum weiten Nachthimmel auf. Von da oben aber schaut Stern an Stern<lb/> herrlich hernieder; die verstehn das Leuchten freilich immer noch besser als das<lb/> lichteste Erdental.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zwei (ölbäume<lb/><note type="byline"> Luise Algenstaedt</note> Novelle von (Fortsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_2596" next="#ID_2597"> VNgW«M«W chlomes Verstand war durch seine frühen Talmudstudien in außer-<lb/> W?«WMM ordentlicher Weise geschliffen und zugespitzt wurden. Er holte um<lb/> aus und begann zu sagen, welche vorzügliche Schule er lange<lb/> j Zeit auch noch bei dem Agenten und Winkelschreiber Morgenrot durch-<lb/> s"^' denn jetzt fühle er sich den verwickeltsten Geschäftslagen<lb/> Wd^MZWe gewachsen. Sein Reichwerden im Geschäft des Oheims sei jetzt nur<lb/> »och eine Frage der Zeit. Was hat die großen Leute von Amerika heraufgebracht<lb/> aus dem Straßenstaub? rief er eifrig, die eiserne Energie — die Sparsamkeit —<lb/> und der feine Kopf! Und er schilderte mit leidenschaftlicher Beredsamkeit die<lb/> Mühen und Plagen und die Siege aufstrebender junger Geldleute. Von jedem<lb/> einzelnen der Milliardäre kannte er auf das genauste die Lebensgeschichte; er wußte,<lb/> was jeder entbehrt und gewagt hatte. In Schulterhöhe griffen seine Finger und<lb/> Hände dabei erläuternd durch die Luft; das Cheder*) mit seinen oft nicht mehr ganz</p><lb/> <note xml:id="FID_63" place="foot"> Die jüdische Volksschule Polens.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0593]
Zwei Älbäume
sind für die Romantik schöner alter Brücken durchaus nicht zu haben. Es ist
ihnen einerlei, ob die Franzosen oder die Kalmücken jene zwei Pfeiler 1813
in die Luft sprengten; sie wissen nichts von Napoleon, der alsbald wiederkam
und mit der Uhr in der Hand die Zimmerleute antrieb, die Lücke zu füllen
für ihn und seine Soldaten. Die Brücke muß fort. Seis drum, denn es ist
gute Hoffnung, daß die Nachfolgerin das unvergleichliche Stadtbild Dresdens
nicht schädigen, sondern künstlerisch erneuern wird. Die ästhetischen Interessen
der Allgemeinheit haben hier gerade noch im letzten Augenblick Einfluß auf
die Neugestaltung gewonnen. Anstatt eines tiefbauamtlichen Jngenieurwerkes
aus Stein und Eisen, wie wir es schon in zwei verfehlten Elbbrücken mit in
den Kauf nehmen mußten, wird nun ein Entwurf ausgeführt, den Wilhelm
Kreis architektonisch überaus wirksam den technischen Anforderungen anzupassen
wußte, ohne seiner Monumentalität Abbruch zu tun.
Es ist Abend geworden in meinem Loschwitzer Gartenhäuschen, ein linder
Sonntagabend. Fern hinein in den Dunst der Stadt und des breiten Tales
sank die Sonne, ein paar Spatzen streiten mannhaft ums warme Nest, und die
Menschen machen auf ihre Art Musik: sie juchzen, singen und konzertieren
hüben und drüben in den Elbgürten, daß es schallt, sie bollern, daß man
meint, die Franzosen wären noch da. Und die gemütlichen Paddeldampfer
wälzen sich gelassen mit Tausenden beladen den Strom hinauf und hinab. Da
sehen wir zwischen den schwarzen Baumkronen ein andres, wundersames Bild:
im Tal, das jetzt kein Ende mehr hat, ist es erwacht von hunderttausend
Flämmchen, die flimmern und glitzern, daß es eine Lust ist, wie Glühwürmchen
zum weiten Nachthimmel auf. Von da oben aber schaut Stern an Stern
herrlich hernieder; die verstehn das Leuchten freilich immer noch besser als das
lichteste Erdental.
Zwei (ölbäume
Luise Algenstaedt Novelle von (Fortsetzung)
VNgW«M«W chlomes Verstand war durch seine frühen Talmudstudien in außer-
W?«WMM ordentlicher Weise geschliffen und zugespitzt wurden. Er holte um
aus und begann zu sagen, welche vorzügliche Schule er lange
j Zeit auch noch bei dem Agenten und Winkelschreiber Morgenrot durch-
s"^' denn jetzt fühle er sich den verwickeltsten Geschäftslagen
Wd^MZWe gewachsen. Sein Reichwerden im Geschäft des Oheims sei jetzt nur
»och eine Frage der Zeit. Was hat die großen Leute von Amerika heraufgebracht
aus dem Straßenstaub? rief er eifrig, die eiserne Energie — die Sparsamkeit —
und der feine Kopf! Und er schilderte mit leidenschaftlicher Beredsamkeit die
Mühen und Plagen und die Siege aufstrebender junger Geldleute. Von jedem
einzelnen der Milliardäre kannte er auf das genauste die Lebensgeschichte; er wußte,
was jeder entbehrt und gewagt hatte. In Schulterhöhe griffen seine Finger und
Hände dabei erläuternd durch die Luft; das Cheder*) mit seinen oft nicht mehr ganz
Die jüdische Volksschule Polens.
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