Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.Adolf Stern der Jüngere) Mencke der Universität Helmstedt hinzutretend, sehr wohl, in Ver¬ Durch den Befund über die väterlichen Vorfahren Gottfried Ludwig Menckes Zum zweiten muß hervorgehoben werden, daß die Familie Mencke aus Endlich ist folgender Umstand merkwürdig. Von Luder Mencke sagt ein Adolf Stern >in 14. April ist Adolf Stern, einundsiebzigjährig, ein unermüd¬ Adolf Stern der Jüngere) Mencke der Universität Helmstedt hinzutretend, sehr wohl, in Ver¬ Durch den Befund über die väterlichen Vorfahren Gottfried Ludwig Menckes Zum zweiten muß hervorgehoben werden, daß die Familie Mencke aus Endlich ist folgender Umstand merkwürdig. Von Luder Mencke sagt ein Adolf Stern >in 14. April ist Adolf Stern, einundsiebzigjährig, ein unermüd¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/303938"/> <fw type="header" place="top"> Adolf Stern</fw><lb/> <p xml:id="ID_2324" prev="#ID_2323"> der Jüngere) Mencke der Universität Helmstedt hinzutretend, sehr wohl, in Ver¬<lb/> bindung mit dem alten Soldaten- und Krautjunkerblut der Bismarck, die einzige<lb/> Anlage hervorbringen konnte, die die Mit- und Nachwelt bei Otto von Bismarck<lb/> zu bewundern alle Ursache haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2325"> Durch den Befund über die väterlichen Vorfahren Gottfried Ludwig Menckes<lb/> des Jüngern wird diese Annahme nicht nur wesentlich verstärkt, sondern man<lb/> denkt angesichts dieser vielen gelehrten Juristen unter Bismarcks Ahnen unwill¬<lb/> kürlich an sein eignes großes, juristisches Meisterwerk: die Verfassung des<lb/> Deutschen Reiches.</p><lb/> <p xml:id="ID_2326"> Zum zweiten muß hervorgehoben werden, daß die Familie Mencke aus<lb/> Oldenburg im Großherzogtum stammte, von ihr und durch sie also eine kleine<lb/> Beimischung altoldenburgischen Blutes in die Adern des Fürsten Bismarck ge¬<lb/> langt ist, die der Aufmerksamkeit der Nassenbiologen wohl wert erscheint.</p><lb/> <p xml:id="ID_2327"> Endlich ist folgender Umstand merkwürdig. Von Luder Mencke sagt ein<lb/> zeitgenössischer Bericht: er „war von Statur sehr klein, aber ein frommer und<lb/> fleißiger Mann." Die Anlage zu der hünenhaften Gestalt, die ihn auszeichnete,<lb/> hat der Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck also jedenfalls nicht durch<lb/> atavistische Vererbung von der Menckeschen Familie her mit auf den Lebensweg<lb/> bekommen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Adolf Stern</head><lb/> <p xml:id="ID_2328"> >in 14. April ist Adolf Stern, einundsiebzigjährig, ein unermüd¬<lb/> licher Mitarbeiter der Grenzboten, plötzlich gestorben, nicht müde<lb/> von uns gegangen, sondern abgeschieden noch in rüstiger Fülle<lb/> der Kraft, in immer reger Schaffenslust und voller Interesse<lb/> ! am Leben, so vieles ihm auch mit dem Tode der zweiten Gattin<lb/> entrissen worden war. Ich hatte ihn zum ersten und zum letztenmal im<lb/> Jahre 1901 auf Naabes Geburtsfest in Braunschweig gesehen und werde so<lb/> wenig wie das schöne Fest selbst die Stunde vergessen, wo ich nach der<lb/> Rückkehr vom Festakt mit ihm und dem nun auch dahingegangnen Julius<lb/> Lohmeyer in der Germanenkneipe beim Frühstück saß und beide, angeregt durch<lb/> die Dichterfeier des Tages, von ihren Erinnerungen an große Tote sprachen,<lb/> Lohmeyer vornehmlich von Uhland und Keller, Stern von Hebbel und Ludwig.<lb/> Wundervoll, unverlierbar war der Eindruck, nun den Mann voller Pietät und<lb/> voller Verständnis am kleinen Tisch mitten unter dem lauten Leben der Gegen¬<lb/> wart von jenen Toten reden zu hören, den Mann, der eben Wilhelm Raabe<lb/> gewissermaßen als verordneter Sprecher all seiner Verehrer die tiefempfundne<lb/> Glückwunschrede gehalten hatte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
Adolf Stern
der Jüngere) Mencke der Universität Helmstedt hinzutretend, sehr wohl, in Ver¬
bindung mit dem alten Soldaten- und Krautjunkerblut der Bismarck, die einzige
Anlage hervorbringen konnte, die die Mit- und Nachwelt bei Otto von Bismarck
zu bewundern alle Ursache haben.
Durch den Befund über die väterlichen Vorfahren Gottfried Ludwig Menckes
des Jüngern wird diese Annahme nicht nur wesentlich verstärkt, sondern man
denkt angesichts dieser vielen gelehrten Juristen unter Bismarcks Ahnen unwill¬
kürlich an sein eignes großes, juristisches Meisterwerk: die Verfassung des
Deutschen Reiches.
Zum zweiten muß hervorgehoben werden, daß die Familie Mencke aus
Oldenburg im Großherzogtum stammte, von ihr und durch sie also eine kleine
Beimischung altoldenburgischen Blutes in die Adern des Fürsten Bismarck ge¬
langt ist, die der Aufmerksamkeit der Nassenbiologen wohl wert erscheint.
Endlich ist folgender Umstand merkwürdig. Von Luder Mencke sagt ein
zeitgenössischer Bericht: er „war von Statur sehr klein, aber ein frommer und
fleißiger Mann." Die Anlage zu der hünenhaften Gestalt, die ihn auszeichnete,
hat der Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck also jedenfalls nicht durch
atavistische Vererbung von der Menckeschen Familie her mit auf den Lebensweg
bekommen.
Adolf Stern
>in 14. April ist Adolf Stern, einundsiebzigjährig, ein unermüd¬
licher Mitarbeiter der Grenzboten, plötzlich gestorben, nicht müde
von uns gegangen, sondern abgeschieden noch in rüstiger Fülle
der Kraft, in immer reger Schaffenslust und voller Interesse
! am Leben, so vieles ihm auch mit dem Tode der zweiten Gattin
entrissen worden war. Ich hatte ihn zum ersten und zum letztenmal im
Jahre 1901 auf Naabes Geburtsfest in Braunschweig gesehen und werde so
wenig wie das schöne Fest selbst die Stunde vergessen, wo ich nach der
Rückkehr vom Festakt mit ihm und dem nun auch dahingegangnen Julius
Lohmeyer in der Germanenkneipe beim Frühstück saß und beide, angeregt durch
die Dichterfeier des Tages, von ihren Erinnerungen an große Tote sprachen,
Lohmeyer vornehmlich von Uhland und Keller, Stern von Hebbel und Ludwig.
Wundervoll, unverlierbar war der Eindruck, nun den Mann voller Pietät und
voller Verständnis am kleinen Tisch mitten unter dem lauten Leben der Gegen¬
wart von jenen Toten reden zu hören, den Mann, der eben Wilhelm Raabe
gewissermaßen als verordneter Sprecher all seiner Verehrer die tiefempfundne
Glückwunschrede gehalten hatte.
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