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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Betrachtungen zu den Kaisermanövern von ^H^?

vor Ankunft der Truppen an Ort und Stelle gewesen. Die Gesamtresultate
verdienten um so mehr Beachtung, als doch Fahrzeuge ganz verschiedner
Systeme benutzt worden seien; teils sei Dampfbetrieb, teils Benzin- und
Petroleumfeuerung oder auch Naphthalin angewandt worden, aber trotz dieser
Ungleichheiten und trotz verschiedner Belastung der Wagen sei von allen eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 bis 15 Kilometern in der Stunde erreicht
worden.

Auch bei den diesjährigen Kaisermanövern der österreichisch-ungarischen
Armee hat eine Verwendung von Lastautomobilen im größten Stile stattge¬
funden, indem der Nachschub des ganzen vierzehnten Armeekorps (25000 Mann
und 2000 Pferde) auf Automobiltrains basiert war, die in drei Motoretappen¬
zügen zusammengefaßt waren. Hierzu standen zur Verfügung: zwei schwere
Straßenlokomotivtrains (je eine Straßenlokomotive, fünf Anhängewagen, ein
Wasserwagen); Nutzlast etwa 25 Tonnen für den Train; vier Benzinmvtor-
trains (je ein Zugwagen, zwei bis drei Anhängewagen); Nutzlast 6 bis
8 Tonnen für den Train; fünf schwere Benzinlastwagen, Nutzlast 2 bis
5 Tonnen für den Wagen. Außer diesen Fahrzeugen war den Trains als
besondre Neuheit ein Werkstättenautomobil hinzugefügt, das sogar eine vom
Wagenmotor angetriebne Dynamomaschine mit sich führte, um nachts bei
elektrischer Beleuchtung arbeiten zu können. Der gesamte Automobiltrain hat
sich gut bewährt mit Ausnahme der schweren Straßenlokomotiven, die mehrere
Brücken nicht passieren konnten; in gebirgigen Gelände, wo ja die Manöver
unter erschwerenden Umstünden stattgefunden haben, wird man deshalb auf diese
Zugmaschinen entweder ganz verzichten oder sie leichter konstruieren müssen.

Endlich ist auch bei den italienischen Königsmanövern dieses Jahres vom
Lastautomobilbetrieb in großem Maßstab Gebrauch gemacht worden. Neben
sechs Lastwagen, die der Heeresverwaltung gehören, standen noch neunzehn
solcher Automobile verschiedner Firmen der Manöverleitung zur Verfügung; sie
hatten zusammen 410 Pferdestärken und schleppten 47600 Kilogramm Nutzlast.
Die Wagen waren in Sektionen eingeteilt und davon je eine den Infanterie¬
divisionen und zwei der Kavalleriedivision überwiesen. Die schwersten Auto¬
mobile waren zum Transport von ausgeschrotetem Fleisch, Brot und Hafer
bestimmt, die nächsten Wagen dienten zum Nachschub von Heu und Konserven.
Es wurde eine Stundengeschwindigkeit von 8 bis 10 Kilometern erreicht, die
genügte, um die Truppen rechtzeitig mit ihren Bedürfnissen zu versehen.
Besonders hervorgetan haben sich die Fiatwagen, doch werden auch die Modelle
aus den Fabriken Orion, Seal und Rapid gelobt.

Nach dieser kleinen für zweckmäßig erachteten Abschwenkung zurück zu den
deutschen Kaisermanövern, wo noch als Neuerung unter den Verpslegnngs-
maßnahmen die Einstellung von fahrbaren Feldküchen Erwähnung finden muß.
Es ist ja nicht das erstemal, daß diese Küchen bei uns in Versuch genommen
wurden. Schon gleich nach dem russisch-japanischen Kriege, wo sich diese


Betrachtungen zu den Kaisermanövern von ^H^?

vor Ankunft der Truppen an Ort und Stelle gewesen. Die Gesamtresultate
verdienten um so mehr Beachtung, als doch Fahrzeuge ganz verschiedner
Systeme benutzt worden seien; teils sei Dampfbetrieb, teils Benzin- und
Petroleumfeuerung oder auch Naphthalin angewandt worden, aber trotz dieser
Ungleichheiten und trotz verschiedner Belastung der Wagen sei von allen eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 bis 15 Kilometern in der Stunde erreicht
worden.

Auch bei den diesjährigen Kaisermanövern der österreichisch-ungarischen
Armee hat eine Verwendung von Lastautomobilen im größten Stile stattge¬
funden, indem der Nachschub des ganzen vierzehnten Armeekorps (25000 Mann
und 2000 Pferde) auf Automobiltrains basiert war, die in drei Motoretappen¬
zügen zusammengefaßt waren. Hierzu standen zur Verfügung: zwei schwere
Straßenlokomotivtrains (je eine Straßenlokomotive, fünf Anhängewagen, ein
Wasserwagen); Nutzlast etwa 25 Tonnen für den Train; vier Benzinmvtor-
trains (je ein Zugwagen, zwei bis drei Anhängewagen); Nutzlast 6 bis
8 Tonnen für den Train; fünf schwere Benzinlastwagen, Nutzlast 2 bis
5 Tonnen für den Wagen. Außer diesen Fahrzeugen war den Trains als
besondre Neuheit ein Werkstättenautomobil hinzugefügt, das sogar eine vom
Wagenmotor angetriebne Dynamomaschine mit sich führte, um nachts bei
elektrischer Beleuchtung arbeiten zu können. Der gesamte Automobiltrain hat
sich gut bewährt mit Ausnahme der schweren Straßenlokomotiven, die mehrere
Brücken nicht passieren konnten; in gebirgigen Gelände, wo ja die Manöver
unter erschwerenden Umstünden stattgefunden haben, wird man deshalb auf diese
Zugmaschinen entweder ganz verzichten oder sie leichter konstruieren müssen.

Endlich ist auch bei den italienischen Königsmanövern dieses Jahres vom
Lastautomobilbetrieb in großem Maßstab Gebrauch gemacht worden. Neben
sechs Lastwagen, die der Heeresverwaltung gehören, standen noch neunzehn
solcher Automobile verschiedner Firmen der Manöverleitung zur Verfügung; sie
hatten zusammen 410 Pferdestärken und schleppten 47600 Kilogramm Nutzlast.
Die Wagen waren in Sektionen eingeteilt und davon je eine den Infanterie¬
divisionen und zwei der Kavalleriedivision überwiesen. Die schwersten Auto¬
mobile waren zum Transport von ausgeschrotetem Fleisch, Brot und Hafer
bestimmt, die nächsten Wagen dienten zum Nachschub von Heu und Konserven.
Es wurde eine Stundengeschwindigkeit von 8 bis 10 Kilometern erreicht, die
genügte, um die Truppen rechtzeitig mit ihren Bedürfnissen zu versehen.
Besonders hervorgetan haben sich die Fiatwagen, doch werden auch die Modelle
aus den Fabriken Orion, Seal und Rapid gelobt.

Nach dieser kleinen für zweckmäßig erachteten Abschwenkung zurück zu den
deutschen Kaisermanövern, wo noch als Neuerung unter den Verpslegnngs-
maßnahmen die Einstellung von fahrbaren Feldküchen Erwähnung finden muß.
Es ist ja nicht das erstemal, daß diese Küchen bei uns in Versuch genommen
wurden. Schon gleich nach dem russisch-japanischen Kriege, wo sich diese


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[0238] Betrachtungen zu den Kaisermanövern von ^H^? vor Ankunft der Truppen an Ort und Stelle gewesen. Die Gesamtresultate verdienten um so mehr Beachtung, als doch Fahrzeuge ganz verschiedner Systeme benutzt worden seien; teils sei Dampfbetrieb, teils Benzin- und Petroleumfeuerung oder auch Naphthalin angewandt worden, aber trotz dieser Ungleichheiten und trotz verschiedner Belastung der Wagen sei von allen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 bis 15 Kilometern in der Stunde erreicht worden. Auch bei den diesjährigen Kaisermanövern der österreichisch-ungarischen Armee hat eine Verwendung von Lastautomobilen im größten Stile stattge¬ funden, indem der Nachschub des ganzen vierzehnten Armeekorps (25000 Mann und 2000 Pferde) auf Automobiltrains basiert war, die in drei Motoretappen¬ zügen zusammengefaßt waren. Hierzu standen zur Verfügung: zwei schwere Straßenlokomotivtrains (je eine Straßenlokomotive, fünf Anhängewagen, ein Wasserwagen); Nutzlast etwa 25 Tonnen für den Train; vier Benzinmvtor- trains (je ein Zugwagen, zwei bis drei Anhängewagen); Nutzlast 6 bis 8 Tonnen für den Train; fünf schwere Benzinlastwagen, Nutzlast 2 bis 5 Tonnen für den Wagen. Außer diesen Fahrzeugen war den Trains als besondre Neuheit ein Werkstättenautomobil hinzugefügt, das sogar eine vom Wagenmotor angetriebne Dynamomaschine mit sich führte, um nachts bei elektrischer Beleuchtung arbeiten zu können. Der gesamte Automobiltrain hat sich gut bewährt mit Ausnahme der schweren Straßenlokomotiven, die mehrere Brücken nicht passieren konnten; in gebirgigen Gelände, wo ja die Manöver unter erschwerenden Umstünden stattgefunden haben, wird man deshalb auf diese Zugmaschinen entweder ganz verzichten oder sie leichter konstruieren müssen. Endlich ist auch bei den italienischen Königsmanövern dieses Jahres vom Lastautomobilbetrieb in großem Maßstab Gebrauch gemacht worden. Neben sechs Lastwagen, die der Heeresverwaltung gehören, standen noch neunzehn solcher Automobile verschiedner Firmen der Manöverleitung zur Verfügung; sie hatten zusammen 410 Pferdestärken und schleppten 47600 Kilogramm Nutzlast. Die Wagen waren in Sektionen eingeteilt und davon je eine den Infanterie¬ divisionen und zwei der Kavalleriedivision überwiesen. Die schwersten Auto¬ mobile waren zum Transport von ausgeschrotetem Fleisch, Brot und Hafer bestimmt, die nächsten Wagen dienten zum Nachschub von Heu und Konserven. Es wurde eine Stundengeschwindigkeit von 8 bis 10 Kilometern erreicht, die genügte, um die Truppen rechtzeitig mit ihren Bedürfnissen zu versehen. Besonders hervorgetan haben sich die Fiatwagen, doch werden auch die Modelle aus den Fabriken Orion, Seal und Rapid gelobt. Nach dieser kleinen für zweckmäßig erachteten Abschwenkung zurück zu den deutschen Kaisermanövern, wo noch als Neuerung unter den Verpslegnngs- maßnahmen die Einstellung von fahrbaren Feldküchen Erwähnung finden muß. Es ist ja nicht das erstemal, daß diese Küchen bei uns in Versuch genommen wurden. Schon gleich nach dem russisch-japanischen Kriege, wo sich diese

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/238>, abgerufen am 26.06.2024.