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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Betrachtungen zu den Uaisermanövern von ^9^?

Die so Ausgewählten werden dann durch das Kommando der Jugend¬
wehr gegen Unfall und Haftpflicht versichert, um so etwaigen Zwischenfällen
vorbeugen" zu können, und dann außer in den übrigen militärischen Dienst¬
zweigen im Motorradfahren, in der Konstruktion und der Behandlung des
Motorrades, seinem Funktionieren, den am häufigsten auftretenden Klemmungen
und deren Beseitigung, sowie auch in der selbständigen Ausführung kleinerer
Reparaturen, Einfügung von Ersatzteilen usw. ausgebildet. Um sie jedoch
auch in den militärischen Dienstzweigen, deren Kenntnis für den Motorrad^
fahrer unerläßlich ist, weiterzubilden, sollen diese Mannschaften auch im Karten¬
lesen, Orientierung im Gelände und im Meldewesen unterrichtet werden. Für
die Ausbildung zu Motorradfahrern werden ferner die jungen Leute bevor¬
zugt, die in zwei Jahren als Freiwillige in das Heer einzutreten gedenken, da
dieser Zeitraum für ausreichend erachtet wird, den jungen Leuten eine so
gründliche Vorbildung in den allgemein militärischen und dienstlichen Spezial-
fächern zu geben, daß sie auch ihrer Aufgabe, als Motorradfahrer zu dienen,
gewachsen sind. Überdies wird eine Anzahl dieser jungen Männer im letzten
Jahre ihrer Ausbildung, also kurz bevor sie in das Heer eintreten, mit ihren
Motorrädern mit Beiwagen den Truppen im Kaisermanöver zugeteilt, um
dort mit ihren Fahrzeugen bei der Beförderung von Offizieren im Nachrichten-
und Meldedienst Verwendung zu finden.

Alle die Hilfsmittel des Nachrichten- und Befehlswesens, die wir hier
aufgeführt haben, sind ganz gewiß vortrefflicher Art; sie sollen auch in Zu¬
kunft fleißig weiter ausgenutzt, verbessert und erweitert werden. Aber eins
wolle man darüber nicht vergessen, daß nämlich auf dem Gebiete der Er¬
kundung, Befehlsübermittlung und Verbindung das sicherste Mittel für die
Führung der Offizier auf gutem Pferde, mit klarem Blick und tapferen Herzen
bleibt. Alle technischen Hilfsmittel können versagen, entweder weil der
Mechanismus nicht in Ordnung ist, die Bedienung versagt oder die Witterungs¬
und Geländeverhältnisse hinderlich sind. Aber auf den Offizier ist unbedingt
Verlaß; daneben muß auch auf den Unteroffizier als Patrouillenführer ge¬
rechnet werden. In dieser Beziehung hat uns das Kaisermanöver von 1907
manches gute Resultat gebracht; bei der Schlußkritik wurden einige Meldungen
der beiderseitigen Divisionskavallerie besonders lobend erwähnt. Aber es kann
auf diesem Gebiet noch mehr geleistet werden. Und das wird der Fall sein,
wenn der strategische Aufklärungsdienst der Kavallerie von ihr immer mehr
als die wichtigste Aufgabe erkannt und gepflegt wird.

Für das Verpflcgungswesen der Manövertruppen in Rheinland-Westfalen
waren in diesem Jahre einige Lastautomobile eingestellt, allerdings noch lange
nicht in hinreichender Zahl, da größere Erprobungen mit Lastzügen während
der Festungsübung bei Posen vorgesehen waren. Für diese standen sechzehn
Automobillastzüge der Verkehrstruppen und drei einzelne Lastwagen, die zu¬
sammen in zwei Kolonnen eingeteilt waren, zur Verfügung. Die "leichte


Betrachtungen zu den Uaisermanövern von ^9^?

Die so Ausgewählten werden dann durch das Kommando der Jugend¬
wehr gegen Unfall und Haftpflicht versichert, um so etwaigen Zwischenfällen
vorbeugen» zu können, und dann außer in den übrigen militärischen Dienst¬
zweigen im Motorradfahren, in der Konstruktion und der Behandlung des
Motorrades, seinem Funktionieren, den am häufigsten auftretenden Klemmungen
und deren Beseitigung, sowie auch in der selbständigen Ausführung kleinerer
Reparaturen, Einfügung von Ersatzteilen usw. ausgebildet. Um sie jedoch
auch in den militärischen Dienstzweigen, deren Kenntnis für den Motorrad^
fahrer unerläßlich ist, weiterzubilden, sollen diese Mannschaften auch im Karten¬
lesen, Orientierung im Gelände und im Meldewesen unterrichtet werden. Für
die Ausbildung zu Motorradfahrern werden ferner die jungen Leute bevor¬
zugt, die in zwei Jahren als Freiwillige in das Heer einzutreten gedenken, da
dieser Zeitraum für ausreichend erachtet wird, den jungen Leuten eine so
gründliche Vorbildung in den allgemein militärischen und dienstlichen Spezial-
fächern zu geben, daß sie auch ihrer Aufgabe, als Motorradfahrer zu dienen,
gewachsen sind. Überdies wird eine Anzahl dieser jungen Männer im letzten
Jahre ihrer Ausbildung, also kurz bevor sie in das Heer eintreten, mit ihren
Motorrädern mit Beiwagen den Truppen im Kaisermanöver zugeteilt, um
dort mit ihren Fahrzeugen bei der Beförderung von Offizieren im Nachrichten-
und Meldedienst Verwendung zu finden.

Alle die Hilfsmittel des Nachrichten- und Befehlswesens, die wir hier
aufgeführt haben, sind ganz gewiß vortrefflicher Art; sie sollen auch in Zu¬
kunft fleißig weiter ausgenutzt, verbessert und erweitert werden. Aber eins
wolle man darüber nicht vergessen, daß nämlich auf dem Gebiete der Er¬
kundung, Befehlsübermittlung und Verbindung das sicherste Mittel für die
Führung der Offizier auf gutem Pferde, mit klarem Blick und tapferen Herzen
bleibt. Alle technischen Hilfsmittel können versagen, entweder weil der
Mechanismus nicht in Ordnung ist, die Bedienung versagt oder die Witterungs¬
und Geländeverhältnisse hinderlich sind. Aber auf den Offizier ist unbedingt
Verlaß; daneben muß auch auf den Unteroffizier als Patrouillenführer ge¬
rechnet werden. In dieser Beziehung hat uns das Kaisermanöver von 1907
manches gute Resultat gebracht; bei der Schlußkritik wurden einige Meldungen
der beiderseitigen Divisionskavallerie besonders lobend erwähnt. Aber es kann
auf diesem Gebiet noch mehr geleistet werden. Und das wird der Fall sein,
wenn der strategische Aufklärungsdienst der Kavallerie von ihr immer mehr
als die wichtigste Aufgabe erkannt und gepflegt wird.

Für das Verpflcgungswesen der Manövertruppen in Rheinland-Westfalen
waren in diesem Jahre einige Lastautomobile eingestellt, allerdings noch lange
nicht in hinreichender Zahl, da größere Erprobungen mit Lastzügen während
der Festungsübung bei Posen vorgesehen waren. Für diese standen sechzehn
Automobillastzüge der Verkehrstruppen und drei einzelne Lastwagen, die zu¬
sammen in zwei Kolonnen eingeteilt waren, zur Verfügung. Die „leichte


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[0236] Betrachtungen zu den Uaisermanövern von ^9^? Die so Ausgewählten werden dann durch das Kommando der Jugend¬ wehr gegen Unfall und Haftpflicht versichert, um so etwaigen Zwischenfällen vorbeugen» zu können, und dann außer in den übrigen militärischen Dienst¬ zweigen im Motorradfahren, in der Konstruktion und der Behandlung des Motorrades, seinem Funktionieren, den am häufigsten auftretenden Klemmungen und deren Beseitigung, sowie auch in der selbständigen Ausführung kleinerer Reparaturen, Einfügung von Ersatzteilen usw. ausgebildet. Um sie jedoch auch in den militärischen Dienstzweigen, deren Kenntnis für den Motorrad^ fahrer unerläßlich ist, weiterzubilden, sollen diese Mannschaften auch im Karten¬ lesen, Orientierung im Gelände und im Meldewesen unterrichtet werden. Für die Ausbildung zu Motorradfahrern werden ferner die jungen Leute bevor¬ zugt, die in zwei Jahren als Freiwillige in das Heer einzutreten gedenken, da dieser Zeitraum für ausreichend erachtet wird, den jungen Leuten eine so gründliche Vorbildung in den allgemein militärischen und dienstlichen Spezial- fächern zu geben, daß sie auch ihrer Aufgabe, als Motorradfahrer zu dienen, gewachsen sind. Überdies wird eine Anzahl dieser jungen Männer im letzten Jahre ihrer Ausbildung, also kurz bevor sie in das Heer eintreten, mit ihren Motorrädern mit Beiwagen den Truppen im Kaisermanöver zugeteilt, um dort mit ihren Fahrzeugen bei der Beförderung von Offizieren im Nachrichten- und Meldedienst Verwendung zu finden. Alle die Hilfsmittel des Nachrichten- und Befehlswesens, die wir hier aufgeführt haben, sind ganz gewiß vortrefflicher Art; sie sollen auch in Zu¬ kunft fleißig weiter ausgenutzt, verbessert und erweitert werden. Aber eins wolle man darüber nicht vergessen, daß nämlich auf dem Gebiete der Er¬ kundung, Befehlsübermittlung und Verbindung das sicherste Mittel für die Führung der Offizier auf gutem Pferde, mit klarem Blick und tapferen Herzen bleibt. Alle technischen Hilfsmittel können versagen, entweder weil der Mechanismus nicht in Ordnung ist, die Bedienung versagt oder die Witterungs¬ und Geländeverhältnisse hinderlich sind. Aber auf den Offizier ist unbedingt Verlaß; daneben muß auch auf den Unteroffizier als Patrouillenführer ge¬ rechnet werden. In dieser Beziehung hat uns das Kaisermanöver von 1907 manches gute Resultat gebracht; bei der Schlußkritik wurden einige Meldungen der beiderseitigen Divisionskavallerie besonders lobend erwähnt. Aber es kann auf diesem Gebiet noch mehr geleistet werden. Und das wird der Fall sein, wenn der strategische Aufklärungsdienst der Kavallerie von ihr immer mehr als die wichtigste Aufgabe erkannt und gepflegt wird. Für das Verpflcgungswesen der Manövertruppen in Rheinland-Westfalen waren in diesem Jahre einige Lastautomobile eingestellt, allerdings noch lange nicht in hinreichender Zahl, da größere Erprobungen mit Lastzügen während der Festungsübung bei Posen vorgesehen waren. Für diese standen sechzehn Automobillastzüge der Verkehrstruppen und drei einzelne Lastwagen, die zu¬ sammen in zwei Kolonnen eingeteilt waren, zur Verfügung. Die „leichte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/236>, abgerufen am 01.07.2024.