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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Betrachtungen zu den Raisermanövern von ^9^?

Jahre bei den Armeemanövern im Südwesten wieder benutzt werden konnte.
Bei uns hat die Firma Zeiß den Vial-Apparat verbessert, dessen Lichtkegel
nunmehr auf 4000 Meter noch eine Breite von 150 Meter beleuchtet, die
etwa dem Querschnitt der Geschoßgarbe eines Schrapnells entspricht.

Sehr zahlreich sind auch in diesem Kaisermanöver die verschiedensten Hilfs¬
mittel des Befehls-, Nachrichten- und Verkehrswesens vertreten ge¬
wesen. Mehr als je zuvor bedarf die moderne Kriegführung dieser Hilfsmittel,
denn ohne sie können die heutigen Massenheere auf den viele Kilometer weiten
Schlachtfeldern nicht nur nicht mit Erfolg geleitet, sondern auch nicht mit den
nötigen Bedürfnissen versehen werden. Auch diesmal waren wieder Vertreter
fast aller Arten der Verkehrstruppen hinzugezogen, insbesondre traten die
Telegraphen- und Luftschiffertruppen in Tätigkeit. Vor Beginn der
Übungen wurde das Manövergelände mit einem großen neutralen Telegraphen¬
netz überspannt, das hauptsachlich zur Verfügung der Manöverleitung stand, um
jederzeit genaue Nachrichten über alle Vorgänge zu erhalten und zugleich eine
Überwachung der tausenderlei Maßnahmen zu ermöglichen und um jederzeit da
eingreifen zu können, wo es notwendig war, die Führer oder sonstige Stellen
des Verkehrs und der Verpflegung mit Anweisungen zu versehen. Die Korps¬
telegraphenabteilungen stellten Verbindungen zwischen den Korps und den
Divisionen, kleinere Abteilungen wieder die Verbindungen der Divisionsstäbe mit
der Gefechtszone her. Im Manöver von 1905 hatte General von Eichhorn am
letzten Manövertage von rückwärts durch Feldfernsprecher das Gefecht vorzüglich
geleitet, und die hierbei zum erstenmal bei uns gemachten Erfahrungen, die auf die
Lehren des russisch-japanischen Kriegs zurückzuführen sind, hatten den Feldfern¬
sprecher als ein sehr beachtenswertes, kaum entbehrliches Hilfsmittel der Nach¬
richten- und Befehlsübermittlung erkennen lassen. Solche Feldsprechabteilungen
waren in diesem Jahre jeder Division und jedem Korps zugeteilt, so konnten
zwischen den Korps- und Divisionsstüben, zwischen diesen und den Brigaden,
den Regimentern und sogar bis zu den Vorpostenlinien Feldfernsprechleitungen
gelegt werden, die das direkte Gespräch zwischen dem Kommandierenden, den
übrigen Kommandobehörden und den vordersten Linien sowohl im Gefecht als
auch während der Ruhe ermöglichten. Auch bei der Artillerie sah man Feld¬
fernsprecher für den Meldedienst vorgeschobner Beobachtungsposten nach den
Batterien hin während des Gefechts in Tätigkeit. Als Leitungsdraht diente
das von einer kräftigen, widerstandsfähigen Jsolierhülle umgebne Feldkabel,
das auch bei mehrmaligem Auf- und Abwickeln, durch Überfahren von Wagen
oder Huftritte nicht brüchig wird, oder der wenn möglich über Jsolcitionsstützen
oder Baumzweige ausgezogne blanke Kupferdraht. Die notwendige Vermehrung
der Feldfernsprecherabteilungen ist durch die mit ihnen auch in diesem Manöver
wieder gemachten Erfahrungen dargetan worden, und so werden Forderungen
im Etat für die Beschaffung dieses äußerst praktischen Hilfsmittels der Besehls-
übermittlung hoffentlich nicht ausbleiben.


Betrachtungen zu den Raisermanövern von ^9^?

Jahre bei den Armeemanövern im Südwesten wieder benutzt werden konnte.
Bei uns hat die Firma Zeiß den Vial-Apparat verbessert, dessen Lichtkegel
nunmehr auf 4000 Meter noch eine Breite von 150 Meter beleuchtet, die
etwa dem Querschnitt der Geschoßgarbe eines Schrapnells entspricht.

Sehr zahlreich sind auch in diesem Kaisermanöver die verschiedensten Hilfs¬
mittel des Befehls-, Nachrichten- und Verkehrswesens vertreten ge¬
wesen. Mehr als je zuvor bedarf die moderne Kriegführung dieser Hilfsmittel,
denn ohne sie können die heutigen Massenheere auf den viele Kilometer weiten
Schlachtfeldern nicht nur nicht mit Erfolg geleitet, sondern auch nicht mit den
nötigen Bedürfnissen versehen werden. Auch diesmal waren wieder Vertreter
fast aller Arten der Verkehrstruppen hinzugezogen, insbesondre traten die
Telegraphen- und Luftschiffertruppen in Tätigkeit. Vor Beginn der
Übungen wurde das Manövergelände mit einem großen neutralen Telegraphen¬
netz überspannt, das hauptsachlich zur Verfügung der Manöverleitung stand, um
jederzeit genaue Nachrichten über alle Vorgänge zu erhalten und zugleich eine
Überwachung der tausenderlei Maßnahmen zu ermöglichen und um jederzeit da
eingreifen zu können, wo es notwendig war, die Führer oder sonstige Stellen
des Verkehrs und der Verpflegung mit Anweisungen zu versehen. Die Korps¬
telegraphenabteilungen stellten Verbindungen zwischen den Korps und den
Divisionen, kleinere Abteilungen wieder die Verbindungen der Divisionsstäbe mit
der Gefechtszone her. Im Manöver von 1905 hatte General von Eichhorn am
letzten Manövertage von rückwärts durch Feldfernsprecher das Gefecht vorzüglich
geleitet, und die hierbei zum erstenmal bei uns gemachten Erfahrungen, die auf die
Lehren des russisch-japanischen Kriegs zurückzuführen sind, hatten den Feldfern¬
sprecher als ein sehr beachtenswertes, kaum entbehrliches Hilfsmittel der Nach¬
richten- und Befehlsübermittlung erkennen lassen. Solche Feldsprechabteilungen
waren in diesem Jahre jeder Division und jedem Korps zugeteilt, so konnten
zwischen den Korps- und Divisionsstüben, zwischen diesen und den Brigaden,
den Regimentern und sogar bis zu den Vorpostenlinien Feldfernsprechleitungen
gelegt werden, die das direkte Gespräch zwischen dem Kommandierenden, den
übrigen Kommandobehörden und den vordersten Linien sowohl im Gefecht als
auch während der Ruhe ermöglichten. Auch bei der Artillerie sah man Feld¬
fernsprecher für den Meldedienst vorgeschobner Beobachtungsposten nach den
Batterien hin während des Gefechts in Tätigkeit. Als Leitungsdraht diente
das von einer kräftigen, widerstandsfähigen Jsolierhülle umgebne Feldkabel,
das auch bei mehrmaligem Auf- und Abwickeln, durch Überfahren von Wagen
oder Huftritte nicht brüchig wird, oder der wenn möglich über Jsolcitionsstützen
oder Baumzweige ausgezogne blanke Kupferdraht. Die notwendige Vermehrung
der Feldfernsprecherabteilungen ist durch die mit ihnen auch in diesem Manöver
wieder gemachten Erfahrungen dargetan worden, und so werden Forderungen
im Etat für die Beschaffung dieses äußerst praktischen Hilfsmittels der Besehls-
übermittlung hoffentlich nicht ausbleiben.


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[0232] Betrachtungen zu den Raisermanövern von ^9^? Jahre bei den Armeemanövern im Südwesten wieder benutzt werden konnte. Bei uns hat die Firma Zeiß den Vial-Apparat verbessert, dessen Lichtkegel nunmehr auf 4000 Meter noch eine Breite von 150 Meter beleuchtet, die etwa dem Querschnitt der Geschoßgarbe eines Schrapnells entspricht. Sehr zahlreich sind auch in diesem Kaisermanöver die verschiedensten Hilfs¬ mittel des Befehls-, Nachrichten- und Verkehrswesens vertreten ge¬ wesen. Mehr als je zuvor bedarf die moderne Kriegführung dieser Hilfsmittel, denn ohne sie können die heutigen Massenheere auf den viele Kilometer weiten Schlachtfeldern nicht nur nicht mit Erfolg geleitet, sondern auch nicht mit den nötigen Bedürfnissen versehen werden. Auch diesmal waren wieder Vertreter fast aller Arten der Verkehrstruppen hinzugezogen, insbesondre traten die Telegraphen- und Luftschiffertruppen in Tätigkeit. Vor Beginn der Übungen wurde das Manövergelände mit einem großen neutralen Telegraphen¬ netz überspannt, das hauptsachlich zur Verfügung der Manöverleitung stand, um jederzeit genaue Nachrichten über alle Vorgänge zu erhalten und zugleich eine Überwachung der tausenderlei Maßnahmen zu ermöglichen und um jederzeit da eingreifen zu können, wo es notwendig war, die Führer oder sonstige Stellen des Verkehrs und der Verpflegung mit Anweisungen zu versehen. Die Korps¬ telegraphenabteilungen stellten Verbindungen zwischen den Korps und den Divisionen, kleinere Abteilungen wieder die Verbindungen der Divisionsstäbe mit der Gefechtszone her. Im Manöver von 1905 hatte General von Eichhorn am letzten Manövertage von rückwärts durch Feldfernsprecher das Gefecht vorzüglich geleitet, und die hierbei zum erstenmal bei uns gemachten Erfahrungen, die auf die Lehren des russisch-japanischen Kriegs zurückzuführen sind, hatten den Feldfern¬ sprecher als ein sehr beachtenswertes, kaum entbehrliches Hilfsmittel der Nach¬ richten- und Befehlsübermittlung erkennen lassen. Solche Feldsprechabteilungen waren in diesem Jahre jeder Division und jedem Korps zugeteilt, so konnten zwischen den Korps- und Divisionsstüben, zwischen diesen und den Brigaden, den Regimentern und sogar bis zu den Vorpostenlinien Feldfernsprechleitungen gelegt werden, die das direkte Gespräch zwischen dem Kommandierenden, den übrigen Kommandobehörden und den vordersten Linien sowohl im Gefecht als auch während der Ruhe ermöglichten. Auch bei der Artillerie sah man Feld¬ fernsprecher für den Meldedienst vorgeschobner Beobachtungsposten nach den Batterien hin während des Gefechts in Tätigkeit. Als Leitungsdraht diente das von einer kräftigen, widerstandsfähigen Jsolierhülle umgebne Feldkabel, das auch bei mehrmaligem Auf- und Abwickeln, durch Überfahren von Wagen oder Huftritte nicht brüchig wird, oder der wenn möglich über Jsolcitionsstützen oder Baumzweige ausgezogne blanke Kupferdraht. Die notwendige Vermehrung der Feldfernsprecherabteilungen ist durch die mit ihnen auch in diesem Manöver wieder gemachten Erfahrungen dargetan worden, und so werden Forderungen im Etat für die Beschaffung dieses äußerst praktischen Hilfsmittels der Besehls- übermittlung hoffentlich nicht ausbleiben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/232>, abgerufen am 29.06.2024.