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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Betrachtungen zu den Aaisermanövern von ^pe>?

sämtlichen 8 Kavalleriedivisionen je 2 solcher Abteilungen zuweisen. In Italien
ist die Maschinengewchrfrage bei der Feldarmee erst in diesen Tagen entschieden
worden, indem 220 solcher Gewehre vom Maximsystem in Auftrag gegeben
worden sind, dagegen hat die österreichisch-ungarische Armee schon seit einiger
Zeit einen bedeutenden Schritt nach vorwärts getan, indem sie die Ausrüstung
sämtlicher 5 Kavalleriedivisionen mit Maschinengewehrabteilungen beschloß und
für die 12 neu organisierten Gebirgsbrigaden die Aufstellung von Gebirgs-
maschinengewehrabteilungen anordnete. Am weitesten vorgeschritten in der Be¬
waffnung mit Maschinengewehren ist die russische Armee, nachdem hier seit
dem Kriege gegen Japan jeder Infanteriedivision und Schützenbrigade ein bis
zwei Maschinengewehrkompagnien zugeteilt worden sind.

Wie die Maschinengewehre so hat sich in den Kaisermanövern auch die der
Kavallerie beigegebne berittne Pionierabteilung von großem Nutzen gezeigt.
Zur Richtigstellung anders lautender Angaben sei jedoch erwähnt, daß diese
Abteilung in diesem Jahre nicht zum erstenmal gebildet, sondern schon 1906
bei den Kaisermanövern in Schlesien versuchsweise verwandt worden ist. Wir
sind auch der Ansicht, daß diese berittnen Pioniere der französischen Formation
radfahrender Sappeure bei den Kavalleriedivisionen vorzuziehen sind. Gerade
für diese Pioniere hat sich sehr häufig die Notwendigkeit gezeigt, daß sie von
der Straße abbiegen und querfeldein der Division folgen oder ihr mitunter
sogar vorauseilen mußten, um die ihnen übertragnen Auftrüge auszuführen.
Sie wären in dem diesjährigen Manövergelände, auf Näder gesetzt, gar nicht
imstande gewesen, Nutzbringendes zu leisten.

Viel bemerkt wurde die der Artillerie zum erstenmal zugeteilte Schein¬
werferabteilung mit den beiden Zeiß-Vial-Apparaten. Es waren zwei vierspännige
Wagen; auf den Vorderrädern ruhte eine Art Protze mit Mannschaftssitz, auf
den Hinterrädern eine abhängbare Lafette, auf der der eigentliche Apparat,
Rohr und Trommel, sowie zwei Sitze wie bei den Geschützen angebracht waren,
dazu zwei Beiwagen mit Geräten. Der Vial-Apparat wurde im Jahre 1905
zuerst in Frankreich in Gebrauch genommen und besteht in einer Blitzlicht¬
vorrichtung, die dem Gegner anzeigt und ihm durch Bestrahlung bemerkbar
macht, daß er beschossen wird. Gegenüber den Tuchrahmen, die zu diesem Zwecke
bei uns und andern Armeen in Gebrauch sind und je nach der Farbe, die
gezeigt wird, der betreffenden Truppe kenntlich machen soll, daß sie sich im
feindlichen Feuer befindet, bedeutet der Apparat einen Vorteil. Nur wird es
notwendig sein, daß für die Zukunft die Truppe über diesen Apparat noch etwas
sorgfältiger instruiert wird, denn jetzt war es vorgekommen, daß in vielen
Fällen die beschossene und angespiegelte Truppe die Bedeutung des auf sie
fallenden Lichtkegels nicht erkannte. In Frankreich war der Vial-Apparat einige
Zeit aufgegeben worden, da seine Leuchtkraft nicht über 3000 Meter reichte
und somit den Anforderungen an Feldmäßigkeit nicht genügte. Inzwischen sind
aber Verbesserungen an dem Apparat vorgenommen worden, sodaß er in diesem


Betrachtungen zu den Aaisermanövern von ^pe>?

sämtlichen 8 Kavalleriedivisionen je 2 solcher Abteilungen zuweisen. In Italien
ist die Maschinengewchrfrage bei der Feldarmee erst in diesen Tagen entschieden
worden, indem 220 solcher Gewehre vom Maximsystem in Auftrag gegeben
worden sind, dagegen hat die österreichisch-ungarische Armee schon seit einiger
Zeit einen bedeutenden Schritt nach vorwärts getan, indem sie die Ausrüstung
sämtlicher 5 Kavalleriedivisionen mit Maschinengewehrabteilungen beschloß und
für die 12 neu organisierten Gebirgsbrigaden die Aufstellung von Gebirgs-
maschinengewehrabteilungen anordnete. Am weitesten vorgeschritten in der Be¬
waffnung mit Maschinengewehren ist die russische Armee, nachdem hier seit
dem Kriege gegen Japan jeder Infanteriedivision und Schützenbrigade ein bis
zwei Maschinengewehrkompagnien zugeteilt worden sind.

Wie die Maschinengewehre so hat sich in den Kaisermanövern auch die der
Kavallerie beigegebne berittne Pionierabteilung von großem Nutzen gezeigt.
Zur Richtigstellung anders lautender Angaben sei jedoch erwähnt, daß diese
Abteilung in diesem Jahre nicht zum erstenmal gebildet, sondern schon 1906
bei den Kaisermanövern in Schlesien versuchsweise verwandt worden ist. Wir
sind auch der Ansicht, daß diese berittnen Pioniere der französischen Formation
radfahrender Sappeure bei den Kavalleriedivisionen vorzuziehen sind. Gerade
für diese Pioniere hat sich sehr häufig die Notwendigkeit gezeigt, daß sie von
der Straße abbiegen und querfeldein der Division folgen oder ihr mitunter
sogar vorauseilen mußten, um die ihnen übertragnen Auftrüge auszuführen.
Sie wären in dem diesjährigen Manövergelände, auf Näder gesetzt, gar nicht
imstande gewesen, Nutzbringendes zu leisten.

Viel bemerkt wurde die der Artillerie zum erstenmal zugeteilte Schein¬
werferabteilung mit den beiden Zeiß-Vial-Apparaten. Es waren zwei vierspännige
Wagen; auf den Vorderrädern ruhte eine Art Protze mit Mannschaftssitz, auf
den Hinterrädern eine abhängbare Lafette, auf der der eigentliche Apparat,
Rohr und Trommel, sowie zwei Sitze wie bei den Geschützen angebracht waren,
dazu zwei Beiwagen mit Geräten. Der Vial-Apparat wurde im Jahre 1905
zuerst in Frankreich in Gebrauch genommen und besteht in einer Blitzlicht¬
vorrichtung, die dem Gegner anzeigt und ihm durch Bestrahlung bemerkbar
macht, daß er beschossen wird. Gegenüber den Tuchrahmen, die zu diesem Zwecke
bei uns und andern Armeen in Gebrauch sind und je nach der Farbe, die
gezeigt wird, der betreffenden Truppe kenntlich machen soll, daß sie sich im
feindlichen Feuer befindet, bedeutet der Apparat einen Vorteil. Nur wird es
notwendig sein, daß für die Zukunft die Truppe über diesen Apparat noch etwas
sorgfältiger instruiert wird, denn jetzt war es vorgekommen, daß in vielen
Fällen die beschossene und angespiegelte Truppe die Bedeutung des auf sie
fallenden Lichtkegels nicht erkannte. In Frankreich war der Vial-Apparat einige
Zeit aufgegeben worden, da seine Leuchtkraft nicht über 3000 Meter reichte
und somit den Anforderungen an Feldmäßigkeit nicht genügte. Inzwischen sind
aber Verbesserungen an dem Apparat vorgenommen worden, sodaß er in diesem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/231>, abgerufen am 26.06.2024.