Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.England und Indien kund tue. "Ohne Blutvergießen wird der Sieg der Göttin nicht vollendet werden." "So ist der Geist beschaffen, der zurzeit eifrig unter den kriegerischen Volks¬ Solchen Bestrebungen gegenüber, so schließt der Artikel, sei unter keinen Diese Ausführungen beweisen deutlicher als alle schöMrberischen Berichte Wie mißtrauisch aber trotz allen Liebeswerbens von feiten des Kabinetts England und Indien kund tue. »Ohne Blutvergießen wird der Sieg der Göttin nicht vollendet werden.« „So ist der Geist beschaffen, der zurzeit eifrig unter den kriegerischen Volks¬ Solchen Bestrebungen gegenüber, so schließt der Artikel, sei unter keinen Diese Ausführungen beweisen deutlicher als alle schöMrberischen Berichte Wie mißtrauisch aber trotz allen Liebeswerbens von feiten des Kabinetts <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0019" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/303435"/> <fw type="header" place="top"> England und Indien</fw><lb/> <p xml:id="ID_41" prev="#ID_40"> kund tue. »Ohne Blutvergießen wird der Sieg der Göttin nicht vollendet werden.«<lb/> Bettler und verkleidete Fakire, so erfahren wir aus jenem vortrefflichen Blatt<lb/> weiter, haben Pamphlete unter der Aktivs ^rwv zu Rawak Pindi verbreitet. In<lb/> ähnlicher Tonart wendet sich die Zeitung Inclig. von Gujrcmwala an die Sikhs,<lb/> Punjabs, Mohammedaner, Najputs und andre unsrer Soldaten und richtet an<lb/> sie die Frage, weshalb sie für einen elenden Bettelgroschen zum Nutzen Englands<lb/> gegen ihre Brüder kämpfen und dabei selbst wie die Hunde behandelt würden?"</p><lb/> <p xml:id="ID_42"> „So ist der Geist beschaffen, der zurzeit eifrig unter den kriegerischen Volks¬<lb/> stämmen Indiens verbreitet wird, mit der unverhohlnen Absicht, die Loyalität der<lb/> Aktivs ^.rav zu untergraben!"</p><lb/> <p xml:id="ID_43"> Solchen Bestrebungen gegenüber, so schließt der Artikel, sei unter keinen<lb/> Umständen von britischer Seite mit irgendwelchen Konzessionen zu begegnen, die<lb/> von den Eingebornen nur als Zeichen der Schwäche angesehn würden. Nötig<lb/> erscheint dem Blatt vielmehr die äußerste Strenge und der Ersatz der Zivil-<lb/> durch die Militärgerichte, mit einem Wort: es wird auf die Notwendigkeit der<lb/> Proklamierung des Kriegszustandes hingedeutet — ein Zeichen, wie überaus ernst<lb/> das so angesehene und gut orientierte Blatt die Lage in Indien beurteilt. „An<lb/> ihnen (das heißt an den an der Spitze der Militär- und Zivilvcrwaltung stehenden<lb/> Männern), so lauten die letzten Worte, liegt es in erster Linie, mit solchem<lb/> Nachdruck, Beschleunigung und Entschlossenheit zu handeln, daß eine Wieder¬<lb/> holung der verhängnisvollen Begebenheiten Von 1857 unmöglich gemacht wird!"</p><lb/> <p xml:id="ID_44"> Diese Ausführungen beweisen deutlicher als alle schöMrberischen Berichte<lb/> von offizieller oder offiziöser Stelle aus, wie ernst man in denkenden Kreisen<lb/> Großbritanniens mit der Möglichkeit einer neuen Auflage der großen Revolution,<lb/> ebenso plötzlich und verheerend ausbrechend wie vor fünfzig Jahren, rechnen zu<lb/> müssen glaubt. Davon, daß man russische Einflüsse und die Macht des rollenden<lb/> Rudels für die Verhetzung der Geister in Indien mit verantwortlich macht (wie<lb/> es damals, und zwar nicht ohne Grund, geschah), wird in den atigeführten Dar¬<lb/> legungen vorläufig mit keiner Silbe angedeutet — vielleicht, um nicht Mißstimmung<lb/> "Hu der Stelle hervorzurufen, wo Albion mit solchem Eifer um Freundschaft und<lb/> Waffenbrüderschaft wirbt, daß der Erfolg schon wiederholt, freilich ohne jeden<lb/> tatsächlichen Hintergrund, in der Jingopresse eskomptiert wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> Wie mißtrauisch aber trotz allen Liebeswerbens von feiten des Kabinetts<lb/> von Se. James und der offiziösen Freundschaftsversicherungen von hüben und<lb/> drüben im Grunde die politischen und besonders die militärischen Kreise Englands<lb/> den russischen Nachbarn in Asien betrachten, davon gibt unter anderm ein Artikel<lb/> der ^.rin^ ana (Z^fete vom 16. März d. I. einen sprechenden Beweis.<lb/> Er ist zugleich deshalb noch von Interesse, weil er zeigt, wie systematisch und<lb/> still Rußland trotz aller innern Erschütterungen, seiner Geld- und andern Sorgen,<lb/> doch seine Rüstung in Zentralasien fortgesetzt verstärkt und erweitert. Dieser<lb/> Artikel gibt die Auslassungen eines Spezialberichters der „Times von Indien"<lb/> wieder und lautet folgendermaßen:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
England und Indien
kund tue. »Ohne Blutvergießen wird der Sieg der Göttin nicht vollendet werden.«
Bettler und verkleidete Fakire, so erfahren wir aus jenem vortrefflichen Blatt
weiter, haben Pamphlete unter der Aktivs ^rwv zu Rawak Pindi verbreitet. In
ähnlicher Tonart wendet sich die Zeitung Inclig. von Gujrcmwala an die Sikhs,
Punjabs, Mohammedaner, Najputs und andre unsrer Soldaten und richtet an
sie die Frage, weshalb sie für einen elenden Bettelgroschen zum Nutzen Englands
gegen ihre Brüder kämpfen und dabei selbst wie die Hunde behandelt würden?"
„So ist der Geist beschaffen, der zurzeit eifrig unter den kriegerischen Volks¬
stämmen Indiens verbreitet wird, mit der unverhohlnen Absicht, die Loyalität der
Aktivs ^.rav zu untergraben!"
Solchen Bestrebungen gegenüber, so schließt der Artikel, sei unter keinen
Umständen von britischer Seite mit irgendwelchen Konzessionen zu begegnen, die
von den Eingebornen nur als Zeichen der Schwäche angesehn würden. Nötig
erscheint dem Blatt vielmehr die äußerste Strenge und der Ersatz der Zivil-
durch die Militärgerichte, mit einem Wort: es wird auf die Notwendigkeit der
Proklamierung des Kriegszustandes hingedeutet — ein Zeichen, wie überaus ernst
das so angesehene und gut orientierte Blatt die Lage in Indien beurteilt. „An
ihnen (das heißt an den an der Spitze der Militär- und Zivilvcrwaltung stehenden
Männern), so lauten die letzten Worte, liegt es in erster Linie, mit solchem
Nachdruck, Beschleunigung und Entschlossenheit zu handeln, daß eine Wieder¬
holung der verhängnisvollen Begebenheiten Von 1857 unmöglich gemacht wird!"
Diese Ausführungen beweisen deutlicher als alle schöMrberischen Berichte
von offizieller oder offiziöser Stelle aus, wie ernst man in denkenden Kreisen
Großbritanniens mit der Möglichkeit einer neuen Auflage der großen Revolution,
ebenso plötzlich und verheerend ausbrechend wie vor fünfzig Jahren, rechnen zu
müssen glaubt. Davon, daß man russische Einflüsse und die Macht des rollenden
Rudels für die Verhetzung der Geister in Indien mit verantwortlich macht (wie
es damals, und zwar nicht ohne Grund, geschah), wird in den atigeführten Dar¬
legungen vorläufig mit keiner Silbe angedeutet — vielleicht, um nicht Mißstimmung
"Hu der Stelle hervorzurufen, wo Albion mit solchem Eifer um Freundschaft und
Waffenbrüderschaft wirbt, daß der Erfolg schon wiederholt, freilich ohne jeden
tatsächlichen Hintergrund, in der Jingopresse eskomptiert wurde.
Wie mißtrauisch aber trotz allen Liebeswerbens von feiten des Kabinetts
von Se. James und der offiziösen Freundschaftsversicherungen von hüben und
drüben im Grunde die politischen und besonders die militärischen Kreise Englands
den russischen Nachbarn in Asien betrachten, davon gibt unter anderm ein Artikel
der ^.rin^ ana (Z^fete vom 16. März d. I. einen sprechenden Beweis.
Er ist zugleich deshalb noch von Interesse, weil er zeigt, wie systematisch und
still Rußland trotz aller innern Erschütterungen, seiner Geld- und andern Sorgen,
doch seine Rüstung in Zentralasien fortgesetzt verstärkt und erweitert. Dieser
Artikel gibt die Auslassungen eines Spezialberichters der „Times von Indien"
wieder und lautet folgendermaßen:
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