Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Ljcms von Aleist-Retzow sanscr Bauern, die Bismarck nach Berlin brachte, ist zwar vorhergegangen, hat Grenzbotim II 1907
Ljcms von Aleist-Retzow sanscr Bauern, die Bismarck nach Berlin brachte, ist zwar vorhergegangen, hat Grenzbotim II 1907
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0625" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302613"/> <fw type="header" place="top"> Ljcms von Aleist-Retzow</fw><lb/> <p xml:id="ID_2657" prev="#ID_2656"> sanscr Bauern, die Bismarck nach Berlin brachte, ist zwar vorhergegangen, hat<lb/> aber keine Wirkung erzielt). Er schlug auf dem Kreistage vor, für die Rück-<lb/> berufung des Prinzen von Preußen zu wirken. Einstimmig wurde eine Adresse<lb/> an den Prinzen beschlossen, die mit den Worten schloß: „Gnädigster Prinz,<lb/> Pommern hat die Ehre, seit der Thronbesteigung Seiner Majestät des Königs<lb/> Ihrem Gouvernement anvertraut zu sein Stiches ist freilich nur ein Titel ge¬<lb/> wesen bittend nahm wir uns Eurer Königlichen Hoheit, statt in fremdem<lb/> Lande nnter uns Ihren Wohnsitz aufzuschlagen." In der Antwort versichert<lb/> Prinz Wilhelm, daß er allerdings nach Berlin zurückzukehren wünsche, um den<lb/> böswilligen und vollkommen ungegründeten Gerüchten entgegenzutreten, die über<lb/> seine Wirksamkeit und seinen Charakter verbreitet worden seien, aber die Freude,<lb/> dem Wunsche des Kreises sofort nachzukommen, müsse er sich versagen, weil<lb/> ihn ein besondrer Auftrag Seiner Majestät des Königs zurzeit noch in Eng¬<lb/> land festhalte, „um für die Interessen des gesamten deutschen Vaterlandes tätig<lb/> M sein". Später werde er freudig „in Ihre Mitte eilen". Die Veröffentlichung<lb/> der Adresse und der Antwort, in der auf Weisung des Prinzen die oben mit<lb/> Anführungszeichen versehenen Worte wegbleiben mußten, hat großen Eindruck,<lb/> hat die Forderung, der Prinz solle zurückkehren, allgemein gemacht. Mitte<lb/> J"ki erschien dieser mit Gemahlin und Sohn in der.Hauptstadt der „preußische,,<lb/> Vendee". Kleist, Bismarck und Below eilten nach Stettin, ein Anzahl hinter-<lb/> Pommersche Schulzen wurden mit Extrapost dahin befördert. „Der, wie es<lb/> scheint, die außergewöhnliche Lage nicht würdigende Oberprüsident von Bonin<lb/> wollte bei dem Festessen, das er dem Prinzen gab, den Schulzen naserümpfend<lb/> wegen Raummangel im Reuter keinen Platz anweisen. Da erklärte Kleist, wo<lb/> seine Schulzen äßen, dort bleibe auch er. Darauf fand sich Platz." Der Prinz<lb/> machte dann die Runde. Zu den Belgardern sprach er: „Ich werde es der<lb/> Provinz Pommern nie vergessen, daß zu einer Zeit, wo niemand zu meiner<lb/> Verteidigung meinen Namen in den Mund zu nehmen wagte, wo die größten<lb/> Verleumdungen über mich ausgegossen wurde», die erste Stimme aus Pommern<lb/> Zu mir erscholl und mich der Treue und Hingebung dieser Provinz versicherte.<lb/> Ach habe zwar nie daran gezweifelt, daß die Wahrheit an das Tageslicht<lb/> kommen würde, allein daß damals Pommern von meiner Unschuld überzeugt<lb/> war und das laut aussprach, hat mich wahrhaft erhoben. Ich versichere, daß<lb/> mich keine Schuld trifft." Die Prinzessin Angusta drückte Kleist d,e Hand<lb/> und nannte in warmen Worten des Dankes die Adresse den ersten Lichtblick<lb/> i» ihrem damaligen kummervollen Leben. Ihrem sechzehnjähriger Sohne Friedrich<lb/> wies sie die Schulzen mit den Worten: „Vor dir. mein Sohn, stehen die<lb/> Männer aus dem Kreise, der deinem Vater zuerst die Fortdauer seiner Liebe<lb/> und Treue zu einer Zeit versichert hat. wo kein Freund sich öffentlich für uns<lb/> erhob, vergiß dies nie. mein Sohn." Und zu den Schulzen gewandt: „Sagt<lb/> es euern Frauen und Kindern, daß die Frau und der Sohn des Mannes, den,<lb/> ihr eure Anhänglichkeit bewiesen habt, euch ewig verpflichtet sind."</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbotim II 1907</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0625]
Ljcms von Aleist-Retzow
sanscr Bauern, die Bismarck nach Berlin brachte, ist zwar vorhergegangen, hat
aber keine Wirkung erzielt). Er schlug auf dem Kreistage vor, für die Rück-
berufung des Prinzen von Preußen zu wirken. Einstimmig wurde eine Adresse
an den Prinzen beschlossen, die mit den Worten schloß: „Gnädigster Prinz,
Pommern hat die Ehre, seit der Thronbesteigung Seiner Majestät des Königs
Ihrem Gouvernement anvertraut zu sein Stiches ist freilich nur ein Titel ge¬
wesen bittend nahm wir uns Eurer Königlichen Hoheit, statt in fremdem
Lande nnter uns Ihren Wohnsitz aufzuschlagen." In der Antwort versichert
Prinz Wilhelm, daß er allerdings nach Berlin zurückzukehren wünsche, um den
böswilligen und vollkommen ungegründeten Gerüchten entgegenzutreten, die über
seine Wirksamkeit und seinen Charakter verbreitet worden seien, aber die Freude,
dem Wunsche des Kreises sofort nachzukommen, müsse er sich versagen, weil
ihn ein besondrer Auftrag Seiner Majestät des Königs zurzeit noch in Eng¬
land festhalte, „um für die Interessen des gesamten deutschen Vaterlandes tätig
M sein". Später werde er freudig „in Ihre Mitte eilen". Die Veröffentlichung
der Adresse und der Antwort, in der auf Weisung des Prinzen die oben mit
Anführungszeichen versehenen Worte wegbleiben mußten, hat großen Eindruck,
hat die Forderung, der Prinz solle zurückkehren, allgemein gemacht. Mitte
J"ki erschien dieser mit Gemahlin und Sohn in der.Hauptstadt der „preußische,,
Vendee". Kleist, Bismarck und Below eilten nach Stettin, ein Anzahl hinter-
Pommersche Schulzen wurden mit Extrapost dahin befördert. „Der, wie es
scheint, die außergewöhnliche Lage nicht würdigende Oberprüsident von Bonin
wollte bei dem Festessen, das er dem Prinzen gab, den Schulzen naserümpfend
wegen Raummangel im Reuter keinen Platz anweisen. Da erklärte Kleist, wo
seine Schulzen äßen, dort bleibe auch er. Darauf fand sich Platz." Der Prinz
machte dann die Runde. Zu den Belgardern sprach er: „Ich werde es der
Provinz Pommern nie vergessen, daß zu einer Zeit, wo niemand zu meiner
Verteidigung meinen Namen in den Mund zu nehmen wagte, wo die größten
Verleumdungen über mich ausgegossen wurde», die erste Stimme aus Pommern
Zu mir erscholl und mich der Treue und Hingebung dieser Provinz versicherte.
Ach habe zwar nie daran gezweifelt, daß die Wahrheit an das Tageslicht
kommen würde, allein daß damals Pommern von meiner Unschuld überzeugt
war und das laut aussprach, hat mich wahrhaft erhoben. Ich versichere, daß
mich keine Schuld trifft." Die Prinzessin Angusta drückte Kleist d,e Hand
und nannte in warmen Worten des Dankes die Adresse den ersten Lichtblick
i» ihrem damaligen kummervollen Leben. Ihrem sechzehnjähriger Sohne Friedrich
wies sie die Schulzen mit den Worten: „Vor dir. mein Sohn, stehen die
Männer aus dem Kreise, der deinem Vater zuerst die Fortdauer seiner Liebe
und Treue zu einer Zeit versichert hat. wo kein Freund sich öffentlich für uns
erhob, vergiß dies nie. mein Sohn." Und zu den Schulzen gewandt: „Sagt
es euern Frauen und Kindern, daß die Frau und der Sohn des Mannes, den,
ihr eure Anhänglichkeit bewiesen habt, euch ewig verpflichtet sind."
Grenzbotim II 1907
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |