Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Esperanto und Rotes Areuz Das Schicksal der Carl Zeißstiftung mag sich in Zukunft gestalten, wie Esperanto und Rotes Kreuz >meer dem obigen Titel bringt die belgische Militärzeitschrift I^s Das ist gewiß richtig. Denn wie wenig Leute der kümpfenden Heere Esperanto und Rotes Areuz Das Schicksal der Carl Zeißstiftung mag sich in Zukunft gestalten, wie Esperanto und Rotes Kreuz >meer dem obigen Titel bringt die belgische Militärzeitschrift I^s Das ist gewiß richtig. Denn wie wenig Leute der kümpfenden Heere <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302510"/> <fw type="header" place="top"> Esperanto und Rotes Areuz</fw><lb/> <p xml:id="ID_2260"> Das Schicksal der Carl Zeißstiftung mag sich in Zukunft gestalten, wie<lb/> es will, jedenfalls bleibt sie ein höchst lehrreiches Experiment, und sichert sie<lb/> ihren: Schöpfer seinen Rang als hervorragendem Vertreter eines Unternehmer¬<lb/> typus, der die weitere Entwicklung unsers sozialen und Wirtschaftslebens schon<lb/><note type="byline"> Carl Ientsch</note> beeinflußt hat und noch weiter stark beeinflussen wird. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Esperanto und Rotes Kreuz</head><lb/> <p xml:id="ID_2261"> >meer dem obigen Titel bringt die belgische Militärzeitschrift I^s<lb/> LÄAi<zu<z inilitiüre einen Aufsatz des Majors Lemairc und des<lb/> I)r. Seynaeve, der sich im Anschluß an das Buch des frau-<lb/> ! zösischen Leutnants Bcchot mit der Einführung einer Weltsprache<lb/> I befaßt. In diesem Artikel wird ausgeführt, daß es sich keines¬<lb/> wegs für den Kaufmann allein um eine solche allgemeine Weltsprache handle,<lb/> sondern daß sie vor allem für eine vollständige Ausnutzung der Wohltaten<lb/> des Genfer Vereins von: Roten Kreuz notwendig sei. Der Dr. Zamenhof,<lb/> Erfinder der Esperantosprache, sagt in einem Briefe an den Leutnant Bayot,<lb/> der zu dem vorjährigen Genfer Esperantokongreß vom Kriegsminister besonders<lb/> abgesandt worden war: „Das Rote Kreuz gehört zu den Einrichtungen, die<lb/> eine leicht zu erlernende gemeinsame Sprache ganz besonders nötig haben,<lb/> denn wenn andre Veranstaltungen zuweilen mit Leuten verschiedner Sprachen<lb/> zu tun haben, so bleibt ihnen die Möglichkeit, sich einen Übersetzer, einen<lb/> Dolmetscher, zu bestellen, während das Rote Krenz fast immer Leuten ver¬<lb/> schiedner Sprachen gegenübersteht und ein sofortiges gegenseitiges Verständnis<lb/> bedarf, wenn es wirken soll."</p><lb/> <p xml:id="ID_2262" next="#ID_2263"> Das ist gewiß richtig. Denn wie wenig Leute der kümpfenden Heere<lb/> kennen eine andre Sprache als ihre Muttersprache? Und wenn das selbst<lb/> anders wäre, weiß man denn im voraus die Nationalitäten, die im Falle<lb/> eines Krieges miteinander kämpfen werden? Dazu kommt, daß das Bedürfnis,<lb/> sich verständlich zu machen, gerade da, wo die Tätigkeit des Roten Kreuzes<lb/> eintreten muß, ein dringendes, ein unmittelbares ist; es entsteht unter höchst<lb/> kritischen Umständen, wo der Verlust einiger Augenblicke den Verlust eines<lb/> Menschenlebens nach sich ziehen, oder wo ein Mißverständnis tödliche Irr¬<lb/> tümer in der Behandlung der Verwundeten zur Folge habe» kann. Weiter,<lb/> wenn wir uns auf den streng ärztlichen Standpunkt stellen, welche ungeheuern<lb/> Schwierigkeiten, welche großen Gefahren bestehn für die Ärzte selbst, die die<lb/> Unglücklichen behandeln müssen, denen sie sich nicht verständlich machen und<lb/> deren Klagen sie nicht verstehen können: sie allein kennen die Wichtigkeit einer<lb/> Mitteilung ans dem Munde des Verwundeten; sie wissen, welche Beredsamkeit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
Esperanto und Rotes Areuz
Das Schicksal der Carl Zeißstiftung mag sich in Zukunft gestalten, wie
es will, jedenfalls bleibt sie ein höchst lehrreiches Experiment, und sichert sie
ihren: Schöpfer seinen Rang als hervorragendem Vertreter eines Unternehmer¬
typus, der die weitere Entwicklung unsers sozialen und Wirtschaftslebens schon
Carl Ientsch beeinflußt hat und noch weiter stark beeinflussen wird.
Esperanto und Rotes Kreuz
>meer dem obigen Titel bringt die belgische Militärzeitschrift I^s
LÄAi<zu<z inilitiüre einen Aufsatz des Majors Lemairc und des
I)r. Seynaeve, der sich im Anschluß an das Buch des frau-
! zösischen Leutnants Bcchot mit der Einführung einer Weltsprache
I befaßt. In diesem Artikel wird ausgeführt, daß es sich keines¬
wegs für den Kaufmann allein um eine solche allgemeine Weltsprache handle,
sondern daß sie vor allem für eine vollständige Ausnutzung der Wohltaten
des Genfer Vereins von: Roten Kreuz notwendig sei. Der Dr. Zamenhof,
Erfinder der Esperantosprache, sagt in einem Briefe an den Leutnant Bayot,
der zu dem vorjährigen Genfer Esperantokongreß vom Kriegsminister besonders
abgesandt worden war: „Das Rote Kreuz gehört zu den Einrichtungen, die
eine leicht zu erlernende gemeinsame Sprache ganz besonders nötig haben,
denn wenn andre Veranstaltungen zuweilen mit Leuten verschiedner Sprachen
zu tun haben, so bleibt ihnen die Möglichkeit, sich einen Übersetzer, einen
Dolmetscher, zu bestellen, während das Rote Krenz fast immer Leuten ver¬
schiedner Sprachen gegenübersteht und ein sofortiges gegenseitiges Verständnis
bedarf, wenn es wirken soll."
Das ist gewiß richtig. Denn wie wenig Leute der kümpfenden Heere
kennen eine andre Sprache als ihre Muttersprache? Und wenn das selbst
anders wäre, weiß man denn im voraus die Nationalitäten, die im Falle
eines Krieges miteinander kämpfen werden? Dazu kommt, daß das Bedürfnis,
sich verständlich zu machen, gerade da, wo die Tätigkeit des Roten Kreuzes
eintreten muß, ein dringendes, ein unmittelbares ist; es entsteht unter höchst
kritischen Umständen, wo der Verlust einiger Augenblicke den Verlust eines
Menschenlebens nach sich ziehen, oder wo ein Mißverständnis tödliche Irr¬
tümer in der Behandlung der Verwundeten zur Folge habe» kann. Weiter,
wenn wir uns auf den streng ärztlichen Standpunkt stellen, welche ungeheuern
Schwierigkeiten, welche großen Gefahren bestehn für die Ärzte selbst, die die
Unglücklichen behandeln müssen, denen sie sich nicht verständlich machen und
deren Klagen sie nicht verstehen können: sie allein kennen die Wichtigkeit einer
Mitteilung ans dem Munde des Verwundeten; sie wissen, welche Beredsamkeit
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