Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Lrnst Abbe verkracht. Ich habe einen Schreibebrief erhalten von einem bekannten Scharf¬ Aber doch ein Unternehmen, das Überschüsse macht, die mancher Arbeiter Lrnst Abbe verkracht. Ich habe einen Schreibebrief erhalten von einem bekannten Scharf¬ Aber doch ein Unternehmen, das Überschüsse macht, die mancher Arbeiter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0519" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302507"/> <fw type="header" place="top"> Lrnst Abbe</fw><lb/> <p xml:id="ID_2255" prev="#ID_2254"> verkracht. Ich habe einen Schreibebrief erhalten von einem bekannten Scharf¬<lb/> macher, der offenbar sein Vergnügen daran hatte, zu hören, daß wir ver¬<lb/> kracht seien. Nun, wir haben das mit dem größten Humor angesehen. Ich<lb/> muß Ihnen aber sagen, daß es auch in unsern Arbeiterkreisen solche Scharf¬<lb/> macher gibt. Es gibt eine Anzahl Leute, die alles behandeln unter dem<lb/> Stichworte des Klassenkampfes. und die meinen, sie könnten dem Arbeiter-<lb/> interesse nnr gerecht werden, indem sie immer die Streitaxt in die Höhe halten.<lb/> Ich sage nur. das mögen sehr tüchtige und-ehrenwerte Leute sein, Kampf¬<lb/> naturen, denen es Vergnügen macht, wenn sie die Streitaxt schwingen können;<lb/> es können sehr anständige Leute sein und an manchen Orten in Deutschland<lb/> sehr am Platze — bei uns aber haben sie ihren Beruf verfehlt, weil hier<lb/> gar kein Unternehmer da ist. der sich unter dem Zeichen des Klassenkampfes<lb/> bekämpfen ließe."</p><lb/> <p xml:id="ID_2256" next="#ID_2257"> Aber doch ein Unternehmen, das Überschüsse macht, die mancher Arbeiter<lb/> gern für sich haben möchte. Daß sich solche Gelüste auch in der Zechstlftnng<lb/> regen, darf man aus der Mühe schließen, die sich Abbe gegeben hat. ihre Un¬<lb/> verständigkeit nachzuweisen. Er spricht einmal über Gewinnbeteiligung. Lange<lb/> Zeit sei er Gegner dieser Einrichtung gewesen, aus den und den Grunde».<lb/> Zuletzt habe er gefunden, daß es ohne sie gar nicht möglich sei. den Arbeitern<lb/> der Stiftung höhere Löhne und Pensionen zu gewähren, als sie in Privat¬<lb/> betrieben derselben Art üblich sind. Werde der höhere Lohn in Form von<lb/> Zeitlohn gewährt (nach diesem wird der Stücklohn bemessen), dann wirke die<lb/> Bestimmung, daß der einmal gezahlte Lohn nicht herabgesetzt werden dürfe,<lb/> bei schlechtem Geschäftsgang als eine das Unternehmen gefährdende Sperr¬<lb/> klinke: die Ansaaben könnten den Einnahmen nicht angepaßt werden. Darum<lb/> '"i'sse das. was den Arbeitern gezahlt wird, in zwei Teile zerlegt werden:<lb/> einen festen, den eigentlichen, nach Betriebserfahrungen und Gechaftsgmnd-<lb/> sützen unter allen Umständen möglichen Lohn, und einen beweglichen der mit<lb/> dem Reinertrage des Unternehmens steigt und fällt. Nun gebe es f^ich Leute<lb/> die es für das beste hielten, wenn der ganze Reinertrag unter die Ar^verteilt würde. Diese bedächten nicht, daß zur AufrAerhalti^ d. Un -<lb/> nehmens und zu seinem Gedeihen ein Kapital erforderlich se. Dieses KaP ta<lb/> betrage bei der Stiftung so viel. daß. wenn es verteilt wurde auf ed<lb/> Arbeiter dreitausend Mark kommen würden. '-Mr I-deu einzelnen. ^Betrieb eintritt, wird dieser Betrag zur Verfügung gestellt s°daß-s so gut lst<lb/> als ob er selbst diese dreitausend Mark mitbrachte.- Das ist ^ M ge un<lb/> gerechte Art vou Kapital, die nicht Zins abwirft für- einen R «w^. pieds<lb/> Kapital ist nicht Herr, sondern Diener der Arbeit. Dieses Kapital ermöglich<lb/> den Erwerb von Einkommen dnrch eine bestimmte Art von Arwt u^ wi<lb/> dieses Kapital nicht verteilt werden kann, ohne ^ Arbeit^Erwerb unmöglich zu machen, so kann auch der Ertrag dieser A t<lb/> vollständig zum Verbrauch verteilt werden, ohne den Erwerb zu gefährden. Es</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0519]
Lrnst Abbe
verkracht. Ich habe einen Schreibebrief erhalten von einem bekannten Scharf¬
macher, der offenbar sein Vergnügen daran hatte, zu hören, daß wir ver¬
kracht seien. Nun, wir haben das mit dem größten Humor angesehen. Ich
muß Ihnen aber sagen, daß es auch in unsern Arbeiterkreisen solche Scharf¬
macher gibt. Es gibt eine Anzahl Leute, die alles behandeln unter dem
Stichworte des Klassenkampfes. und die meinen, sie könnten dem Arbeiter-
interesse nnr gerecht werden, indem sie immer die Streitaxt in die Höhe halten.
Ich sage nur. das mögen sehr tüchtige und-ehrenwerte Leute sein, Kampf¬
naturen, denen es Vergnügen macht, wenn sie die Streitaxt schwingen können;
es können sehr anständige Leute sein und an manchen Orten in Deutschland
sehr am Platze — bei uns aber haben sie ihren Beruf verfehlt, weil hier
gar kein Unternehmer da ist. der sich unter dem Zeichen des Klassenkampfes
bekämpfen ließe."
Aber doch ein Unternehmen, das Überschüsse macht, die mancher Arbeiter
gern für sich haben möchte. Daß sich solche Gelüste auch in der Zechstlftnng
regen, darf man aus der Mühe schließen, die sich Abbe gegeben hat. ihre Un¬
verständigkeit nachzuweisen. Er spricht einmal über Gewinnbeteiligung. Lange
Zeit sei er Gegner dieser Einrichtung gewesen, aus den und den Grunde».
Zuletzt habe er gefunden, daß es ohne sie gar nicht möglich sei. den Arbeitern
der Stiftung höhere Löhne und Pensionen zu gewähren, als sie in Privat¬
betrieben derselben Art üblich sind. Werde der höhere Lohn in Form von
Zeitlohn gewährt (nach diesem wird der Stücklohn bemessen), dann wirke die
Bestimmung, daß der einmal gezahlte Lohn nicht herabgesetzt werden dürfe,
bei schlechtem Geschäftsgang als eine das Unternehmen gefährdende Sperr¬
klinke: die Ansaaben könnten den Einnahmen nicht angepaßt werden. Darum
'"i'sse das. was den Arbeitern gezahlt wird, in zwei Teile zerlegt werden:
einen festen, den eigentlichen, nach Betriebserfahrungen und Gechaftsgmnd-
sützen unter allen Umständen möglichen Lohn, und einen beweglichen der mit
dem Reinertrage des Unternehmens steigt und fällt. Nun gebe es f^ich Leute
die es für das beste hielten, wenn der ganze Reinertrag unter die Ar^verteilt würde. Diese bedächten nicht, daß zur AufrAerhalti^ d. Un -
nehmens und zu seinem Gedeihen ein Kapital erforderlich se. Dieses KaP ta
betrage bei der Stiftung so viel. daß. wenn es verteilt wurde auf ed
Arbeiter dreitausend Mark kommen würden. '-Mr I-deu einzelnen. ^Betrieb eintritt, wird dieser Betrag zur Verfügung gestellt s°daß-s so gut lst
als ob er selbst diese dreitausend Mark mitbrachte.- Das ist ^ M ge un
gerechte Art vou Kapital, die nicht Zins abwirft für- einen R «w^. pieds
Kapital ist nicht Herr, sondern Diener der Arbeit. Dieses Kapital ermöglich
den Erwerb von Einkommen dnrch eine bestimmte Art von Arwt u^ wi
dieses Kapital nicht verteilt werden kann, ohne ^ Arbeit^Erwerb unmöglich zu machen, so kann auch der Ertrag dieser A t
vollständig zum Verbrauch verteilt werden, ohne den Erwerb zu gefährden. Es
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