Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Ver Säkulare Uanipf gegen das Riesenkapital in Nordamerika furchtbare Anklage, ausgesprochen vom Oberhaupt der Nation. Trotzdem war Er ist ein Gegner der Trusts, ist es bisher wenigstens gewesen. Eines Nach alledem tun sich fünf Möglichkeiten auf: 1. die Wiederwahl Roosevelts, Es liegt auf der Hand, daß daraus auch für die nichtamerikanische Welt Grenzboten II 1907 23
Ver Säkulare Uanipf gegen das Riesenkapital in Nordamerika furchtbare Anklage, ausgesprochen vom Oberhaupt der Nation. Trotzdem war Er ist ein Gegner der Trusts, ist es bisher wenigstens gewesen. Eines Nach alledem tun sich fünf Möglichkeiten auf: 1. die Wiederwahl Roosevelts, Es liegt auf der Hand, daß daraus auch für die nichtamerikanische Welt Grenzboten II 1907 23
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0177" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302165"/> <fw type="header" place="top"> Ver Säkulare Uanipf gegen das Riesenkapital in Nordamerika</fw><lb/> <p xml:id="ID_821" prev="#ID_820"> furchtbare Anklage, ausgesprochen vom Oberhaupt der Nation. Trotzdem war<lb/> die Wirkung nur gering. Hecirst wurde allerdings nicht zum Gouverneur gewählt,<lb/> aber um ein Haar Hütte er den Sieg doch errungen. Sein Haß gegen Roosevelt<lb/> erreichte natürlich seinen Siedepunkt, zugleich wuchs Hearst in seinen und seiner<lb/> Anhänger Augen zum einzig möglichen demokratischen Präsidentschaftskandidaten<lb/> für 1908 empor. Man behandelte Bryan als eine abgetane Größe. Hearst war<lb/> der kommende Mann. Zwar hat er viele Gegner innerhalb seiner eignen Partei;<lb/> aber deren Zahl gegen die der Anhänger abzuschätzen, dafür fehlt es zurzeit um<lb/> jeglichem Maßstabe.</p><lb/> <p xml:id="ID_822"> Er ist ein Gegner der Trusts, ist es bisher wenigstens gewesen. Eines<lb/> verbindet ihn trotzdem mit den Riesenkapitalisten. Das ist sein Widerspruch gegen<lb/> die Verstaatlichung der Eisenbahnen. Ja noch eins: sein Haß gegen Roosevelt.<lb/> Darum sollen sich diese beiden Antipoden, der demokratische Streber und die re¬<lb/> publikanischen Trustmagnaten einander genähert haben, um gemeinsam die<lb/> Kandidatur Roosevelts oder eines seiner Gesinnungsgenossen zu bekämpfen. So<lb/> melden wenigstens die neusten Drahtnachrichten. Man muß immer dabei im<lb/> Auge behalten, daß die relative Stimmenmehrheit entscheidet, daß also, wenn<lb/> sich von den beiden Parteien die eine spaltet, die andre eine vortreffliche Aus¬<lb/> sicht auf Sieg hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_823"> Nach alledem tun sich fünf Möglichkeiten auf: 1. die Wiederwahl Roosevelts,<lb/> 2. die Wahl eines Gesinnungsgenossen, 3. die eines Vertrauensmannes der<lb/> Trusts, 4. die Mr. Bryans, 5. die Mr. Hcarsts.</p><lb/> <p xml:id="ID_824" next="#ID_825"> Es liegt auf der Hand, daß daraus auch für die nichtamerikanische Welt<lb/> weitgehende Folgen entspringen können. Gelangt zum Beispiel Bryan zum<lb/> Siege, so verbessern sich die Aussichten auf Mäßigung des Schutzzolltarifs, auf<lb/> eiuen vernünftigen Handelsvertrag, wenngleich mindestens für fernere zwei Jahre<lb/> der Senat alle Reformen unmöglich machen wird. Auch wird der Imperialismus<lb/> eine Abschwächung erfahren. Vielleicht wird man dann die Philippinen fahren<lb/> lassen. Doch ist kaum anzunehmen, daß man mit Japan auf einen bessern<lb/> Fuß kommt, denn die demokratische Partei tritt von jeher und auch jetzt für<lb/> die Selbständigkeit der Einzelstaaten gegenüber der Bundesgewalt ein. Der<lb/> Gegensatz zwischen Japan und Kaliformen ist nur oberflächlich beigelegt<lb/> worden. Auf vermittelnde Einwirkung der Bundesregierung hat sich Kalifornien<lb/> bewogen gesehen, das Verbot des Besuchs der für Weiße bestimmten öffent¬<lb/> lichen Schulen durch Farbige aufzuheben. Aber dafür hat es das Zugeständnis<lb/> erlangt, daß Japan fortan keine Pässe mehr an Kukis erteilt. Um Kukis, das<lb/> heißt gewöhnliche Arbeiter, hat sich aber der ganze Streit gedreht. Sie sind<lb/> es, für die Japan Luft schaffen muß, da ihre Heimat zu eng geworden ist.<lb/> Sie sind es, die Kalifornien nicht will, weil sie durch Unterangebot den Wert<lb/> der Arbeit der Weißen drücken, und weil eine ungehemmte Zuwanderung Kali¬<lb/> fornien in eine japanische Provinz verwandeln würde. Kalifornien hat der sehr<lb/> japanfreundlichen Botschaft Roosevelts sehr deutlich entgegengestellt, daß die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1907 23</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0177]
Ver Säkulare Uanipf gegen das Riesenkapital in Nordamerika
furchtbare Anklage, ausgesprochen vom Oberhaupt der Nation. Trotzdem war
die Wirkung nur gering. Hecirst wurde allerdings nicht zum Gouverneur gewählt,
aber um ein Haar Hütte er den Sieg doch errungen. Sein Haß gegen Roosevelt
erreichte natürlich seinen Siedepunkt, zugleich wuchs Hearst in seinen und seiner
Anhänger Augen zum einzig möglichen demokratischen Präsidentschaftskandidaten
für 1908 empor. Man behandelte Bryan als eine abgetane Größe. Hearst war
der kommende Mann. Zwar hat er viele Gegner innerhalb seiner eignen Partei;
aber deren Zahl gegen die der Anhänger abzuschätzen, dafür fehlt es zurzeit um
jeglichem Maßstabe.
Er ist ein Gegner der Trusts, ist es bisher wenigstens gewesen. Eines
verbindet ihn trotzdem mit den Riesenkapitalisten. Das ist sein Widerspruch gegen
die Verstaatlichung der Eisenbahnen. Ja noch eins: sein Haß gegen Roosevelt.
Darum sollen sich diese beiden Antipoden, der demokratische Streber und die re¬
publikanischen Trustmagnaten einander genähert haben, um gemeinsam die
Kandidatur Roosevelts oder eines seiner Gesinnungsgenossen zu bekämpfen. So
melden wenigstens die neusten Drahtnachrichten. Man muß immer dabei im
Auge behalten, daß die relative Stimmenmehrheit entscheidet, daß also, wenn
sich von den beiden Parteien die eine spaltet, die andre eine vortreffliche Aus¬
sicht auf Sieg hat.
Nach alledem tun sich fünf Möglichkeiten auf: 1. die Wiederwahl Roosevelts,
2. die Wahl eines Gesinnungsgenossen, 3. die eines Vertrauensmannes der
Trusts, 4. die Mr. Bryans, 5. die Mr. Hcarsts.
Es liegt auf der Hand, daß daraus auch für die nichtamerikanische Welt
weitgehende Folgen entspringen können. Gelangt zum Beispiel Bryan zum
Siege, so verbessern sich die Aussichten auf Mäßigung des Schutzzolltarifs, auf
eiuen vernünftigen Handelsvertrag, wenngleich mindestens für fernere zwei Jahre
der Senat alle Reformen unmöglich machen wird. Auch wird der Imperialismus
eine Abschwächung erfahren. Vielleicht wird man dann die Philippinen fahren
lassen. Doch ist kaum anzunehmen, daß man mit Japan auf einen bessern
Fuß kommt, denn die demokratische Partei tritt von jeher und auch jetzt für
die Selbständigkeit der Einzelstaaten gegenüber der Bundesgewalt ein. Der
Gegensatz zwischen Japan und Kaliformen ist nur oberflächlich beigelegt
worden. Auf vermittelnde Einwirkung der Bundesregierung hat sich Kalifornien
bewogen gesehen, das Verbot des Besuchs der für Weiße bestimmten öffent¬
lichen Schulen durch Farbige aufzuheben. Aber dafür hat es das Zugeständnis
erlangt, daß Japan fortan keine Pässe mehr an Kukis erteilt. Um Kukis, das
heißt gewöhnliche Arbeiter, hat sich aber der ganze Streit gedreht. Sie sind
es, für die Japan Luft schaffen muß, da ihre Heimat zu eng geworden ist.
Sie sind es, die Kalifornien nicht will, weil sie durch Unterangebot den Wert
der Arbeit der Weißen drücken, und weil eine ungehemmte Zuwanderung Kali¬
fornien in eine japanische Provinz verwandeln würde. Kalifornien hat der sehr
japanfreundlichen Botschaft Roosevelts sehr deutlich entgegengestellt, daß die
Grenzboten II 1907 23
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