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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Beiträge zur Rassenkunde

daß sie dort lang und schlank werden. Und er behauptet ferner, viele Neger
hätten sich in den Vereinigten Staaten schon so umgewandelt, daß sie von den
Weißen nicht zu unterscheiden seien. Demgegenüber wird Woltmann Recht haben,
wenn er feststellt, daß diese sogenannten Neger Mischlinge seien. Er schlägt
jedoch wiederum die Veränderung, die mit den Negern in Nordamerika schon
vorgegangen ist, zu gering an. Sehr interessante Beiträge zur nordamerikanischen
Negerfrage enthält der zweite (1906 bei Duncker und Humblot erschienene) Band
des sehr verdienstlichen Werkes: Baumwollenproduktion und Pflanzungs¬
wirtschaft in den Nordamerikanischen Südstaaten von Dr. Ernst von Halle.
(Den ersten haben wir im 41. Heft des Jahrgangs 1897 besprochen; der vor¬
liegende zweite erzählt die Geschichte des "Baumwollenkönigreichs" im Sezessions¬
kriege und in der Zeit der Rekonstruktion der Südstaaten.) Halle zeigt, daß
während der Sklaverei mit den Negern eine sehr vorteilhafte Veränderung vor¬
gegangen ist in psychischer und sittlicher Beziehung, daß aber die Philanthropen,
die sie vollständig befreiten und sie als Vollmenschen behandelten, schwere Ent¬
täuschungen erlitten. Die psychische Konstitution ändert sich also, und zwar in
historischer Zeit, aber langsam, und wenn der Schwarze als das behandelt wird,
was er ethisch ist: als erziehungs- und leitungsbedürftiges Kind. Es ist nicht
ganz korrekt ausgedrückt, wenn Woltmann sagt, bei Eintritt der Pubertät bleibe
der Verstand still stehen. Der Unterschied des Schwarzen vom Weißen liegt
auch nach erlangter Geschlechtsreife nicht in der Intelligenz, sondern, wie u. a.
Dr. Schiele in den Grenzboten gezeigt hat, im Charakter, im Willen: der
Neger bleibt mit der Charakterentwicklung auf der Knabenstufe stehen. Nun
muß jede Erziehung einmal ihr Ziel erreichen und damit ein Ende haben; der
Unterschied zwischen der Vülkererziehung und der Jndividualerziehuug des
Europäerkindes besteht nur darin, daß jene mehrere Generationen beansprucht.
Daß sie schließlich ihr Ziel erreicht, das haben ja die Deutschen, nicht eben zu
ihrer Freude, an den Westslawen erlebt. Bei den Negern wird sie für die ganze
Masse einige Generationen mehr beanspruchen, aber einzelne Individuen stehen,
daran läßt sich nicht zweifeln, schon heute dem Europäer in Bildung und
Charakter vollkommen gleich, wenn sich auch kein Genie unter ihnen findet.
Eine wie lange oder nach rassentheoretischer Auffassung kurze Zeit aber die
anatomische und die physiologische Umwandlung beansprucht, das muß die
Zukunft lehren. Behaupten und vor der Zeit entscheiden wollen ist da nicht
am Platze; <M vivrg,, vsrra. Eine der physiologischen Eigentümlichkeiten, die
frühe Geschlechtsreife, ist zweifellos eine Wirkung des Klimas. Der stetig im
Norden lebende Neger wird sie verlieren, wie sie das Kind des Nordländers
durch ungeeignete Lebensweise schon, ohne in ein warmes Klima auszuwandern,
erwirbt.

In seiner Schlußbetrachtung schreibt Finot: "Das Prinzip der menschlichen
Gleichheit ^soll heißen: die Tatsache, daß die Menschen aller Rassen zu einer
und derselben Gattung gehörcnj hebt das Recht der Niedermetzelung sogenannter


Beiträge zur Rassenkunde

daß sie dort lang und schlank werden. Und er behauptet ferner, viele Neger
hätten sich in den Vereinigten Staaten schon so umgewandelt, daß sie von den
Weißen nicht zu unterscheiden seien. Demgegenüber wird Woltmann Recht haben,
wenn er feststellt, daß diese sogenannten Neger Mischlinge seien. Er schlägt
jedoch wiederum die Veränderung, die mit den Negern in Nordamerika schon
vorgegangen ist, zu gering an. Sehr interessante Beiträge zur nordamerikanischen
Negerfrage enthält der zweite (1906 bei Duncker und Humblot erschienene) Band
des sehr verdienstlichen Werkes: Baumwollenproduktion und Pflanzungs¬
wirtschaft in den Nordamerikanischen Südstaaten von Dr. Ernst von Halle.
(Den ersten haben wir im 41. Heft des Jahrgangs 1897 besprochen; der vor¬
liegende zweite erzählt die Geschichte des „Baumwollenkönigreichs" im Sezessions¬
kriege und in der Zeit der Rekonstruktion der Südstaaten.) Halle zeigt, daß
während der Sklaverei mit den Negern eine sehr vorteilhafte Veränderung vor¬
gegangen ist in psychischer und sittlicher Beziehung, daß aber die Philanthropen,
die sie vollständig befreiten und sie als Vollmenschen behandelten, schwere Ent¬
täuschungen erlitten. Die psychische Konstitution ändert sich also, und zwar in
historischer Zeit, aber langsam, und wenn der Schwarze als das behandelt wird,
was er ethisch ist: als erziehungs- und leitungsbedürftiges Kind. Es ist nicht
ganz korrekt ausgedrückt, wenn Woltmann sagt, bei Eintritt der Pubertät bleibe
der Verstand still stehen. Der Unterschied des Schwarzen vom Weißen liegt
auch nach erlangter Geschlechtsreife nicht in der Intelligenz, sondern, wie u. a.
Dr. Schiele in den Grenzboten gezeigt hat, im Charakter, im Willen: der
Neger bleibt mit der Charakterentwicklung auf der Knabenstufe stehen. Nun
muß jede Erziehung einmal ihr Ziel erreichen und damit ein Ende haben; der
Unterschied zwischen der Vülkererziehung und der Jndividualerziehuug des
Europäerkindes besteht nur darin, daß jene mehrere Generationen beansprucht.
Daß sie schließlich ihr Ziel erreicht, das haben ja die Deutschen, nicht eben zu
ihrer Freude, an den Westslawen erlebt. Bei den Negern wird sie für die ganze
Masse einige Generationen mehr beanspruchen, aber einzelne Individuen stehen,
daran läßt sich nicht zweifeln, schon heute dem Europäer in Bildung und
Charakter vollkommen gleich, wenn sich auch kein Genie unter ihnen findet.
Eine wie lange oder nach rassentheoretischer Auffassung kurze Zeit aber die
anatomische und die physiologische Umwandlung beansprucht, das muß die
Zukunft lehren. Behaupten und vor der Zeit entscheiden wollen ist da nicht
am Platze; <M vivrg,, vsrra. Eine der physiologischen Eigentümlichkeiten, die
frühe Geschlechtsreife, ist zweifellos eine Wirkung des Klimas. Der stetig im
Norden lebende Neger wird sie verlieren, wie sie das Kind des Nordländers
durch ungeeignete Lebensweise schon, ohne in ein warmes Klima auszuwandern,
erwirbt.

In seiner Schlußbetrachtung schreibt Finot: „Das Prinzip der menschlichen
Gleichheit ^soll heißen: die Tatsache, daß die Menschen aller Rassen zu einer
und derselben Gattung gehörcnj hebt das Recht der Niedermetzelung sogenannter


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[0702] Beiträge zur Rassenkunde daß sie dort lang und schlank werden. Und er behauptet ferner, viele Neger hätten sich in den Vereinigten Staaten schon so umgewandelt, daß sie von den Weißen nicht zu unterscheiden seien. Demgegenüber wird Woltmann Recht haben, wenn er feststellt, daß diese sogenannten Neger Mischlinge seien. Er schlägt jedoch wiederum die Veränderung, die mit den Negern in Nordamerika schon vorgegangen ist, zu gering an. Sehr interessante Beiträge zur nordamerikanischen Negerfrage enthält der zweite (1906 bei Duncker und Humblot erschienene) Band des sehr verdienstlichen Werkes: Baumwollenproduktion und Pflanzungs¬ wirtschaft in den Nordamerikanischen Südstaaten von Dr. Ernst von Halle. (Den ersten haben wir im 41. Heft des Jahrgangs 1897 besprochen; der vor¬ liegende zweite erzählt die Geschichte des „Baumwollenkönigreichs" im Sezessions¬ kriege und in der Zeit der Rekonstruktion der Südstaaten.) Halle zeigt, daß während der Sklaverei mit den Negern eine sehr vorteilhafte Veränderung vor¬ gegangen ist in psychischer und sittlicher Beziehung, daß aber die Philanthropen, die sie vollständig befreiten und sie als Vollmenschen behandelten, schwere Ent¬ täuschungen erlitten. Die psychische Konstitution ändert sich also, und zwar in historischer Zeit, aber langsam, und wenn der Schwarze als das behandelt wird, was er ethisch ist: als erziehungs- und leitungsbedürftiges Kind. Es ist nicht ganz korrekt ausgedrückt, wenn Woltmann sagt, bei Eintritt der Pubertät bleibe der Verstand still stehen. Der Unterschied des Schwarzen vom Weißen liegt auch nach erlangter Geschlechtsreife nicht in der Intelligenz, sondern, wie u. a. Dr. Schiele in den Grenzboten gezeigt hat, im Charakter, im Willen: der Neger bleibt mit der Charakterentwicklung auf der Knabenstufe stehen. Nun muß jede Erziehung einmal ihr Ziel erreichen und damit ein Ende haben; der Unterschied zwischen der Vülkererziehung und der Jndividualerziehuug des Europäerkindes besteht nur darin, daß jene mehrere Generationen beansprucht. Daß sie schließlich ihr Ziel erreicht, das haben ja die Deutschen, nicht eben zu ihrer Freude, an den Westslawen erlebt. Bei den Negern wird sie für die ganze Masse einige Generationen mehr beanspruchen, aber einzelne Individuen stehen, daran läßt sich nicht zweifeln, schon heute dem Europäer in Bildung und Charakter vollkommen gleich, wenn sich auch kein Genie unter ihnen findet. Eine wie lange oder nach rassentheoretischer Auffassung kurze Zeit aber die anatomische und die physiologische Umwandlung beansprucht, das muß die Zukunft lehren. Behaupten und vor der Zeit entscheiden wollen ist da nicht am Platze; <M vivrg,, vsrra. Eine der physiologischen Eigentümlichkeiten, die frühe Geschlechtsreife, ist zweifellos eine Wirkung des Klimas. Der stetig im Norden lebende Neger wird sie verlieren, wie sie das Kind des Nordländers durch ungeeignete Lebensweise schon, ohne in ein warmes Klima auszuwandern, erwirbt. In seiner Schlußbetrachtung schreibt Finot: „Das Prinzip der menschlichen Gleichheit ^soll heißen: die Tatsache, daß die Menschen aller Rassen zu einer und derselben Gattung gehörcnj hebt das Recht der Niedermetzelung sogenannter

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/702>, abgerufen am 02.07.2024.