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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Beiträge zur Rasseiikunde

niederer Völker auf und ebenso das von den einen beanspruchte Recht, über
die andern zu herrschen." Ein Recht, andre Völker niederzumetzeln, hat, vom
Falle der Notwehr abgesehen, der uorao "zuroxasuZ nicht. Und da auch die
schwarzen und die gelben Menschen eben doch Menschen sind, so haben sie ein
Recht darauf, als Menschen behandelt zu werden, nicht als Schlachtvieh oder
als Arbeitstiere. Was aber die Herrschaft anlangt, so wurzelt das natürliche
Recht auf solche in der unleugbaren Tatsache, daß es Menschen gibt, die zum
Herrschen und Leiten befähigt sind, und andre, die der Leitung bedürfen und
dabei zum Dienen geschickt sind. Das gilt nicht allein von den Weißen in ihrem
Verhältnis zu den Farbigen, sondern auch von dem gegenseitigen Verhältnis
verschiedner weißer Individuen und Volksschichten zueinander. Wenn ein zur
Herrschaft Befähigter einen der Leitung Bedürftigen beherrscht, so fügt er diesem
kein Unrecht zu, sondern erweist ihm eine Wohltat, gerade so wie der Erwachsne
dem Kinde, das leitungslos zu lassen unrecht und grausam wäre. Unrecht wird
nur dann begangen, wenn der Herrschende entweder den Untergebnen falsch
leitet oder ihn schlecht behandelt oder ihn nach erlangter Charakterreife im
Zustande der Unmündigkeit festhalten will. Ob Vollreife und gleiche Begabung
aller erwachsnen Menschen und demnach Gleichheit aller in der Kraft, sich zu
betätigen, im Recht, im Rang und im Vermögen, mit einem Worte die vollendete
Demokratie, ein Ideal ist, dessen baldige Verwirklichung man wünschen müsse,
das soll man nicht eher entscheiden, als bis man sich den Zustand einer solchen
Demokratie im einzelnen ausgemalt hat. Dagegen kann man den Satz unter¬
schreiben: "Statt das Vaterlandsgefühl zu zerstören, wird die rechte Vorstellung
von Menschlichkeit es nur stärken und erhöhen; es ist dann kein brutaler In¬
stinkt des Blutes mehr, sondern der gesteigerte Ausdruck eines gemeinsamen
Ideals, gemeinsamer moralischer und materieller Interessen." In der Tat
sind es gleichartige Bildung und gemeinsame Interessen, die eine Nation aus¬
machen. Aber der eigentümliche Wert einer Nationalkultur hängt doch zu einem
großen Teil von der Begabung des in der ethnischen Zusammensetzung der
Nation vorherrschenden Rassenbestandteils ab, und darum ist die Nasse zwar
nicht die Wurzel des Patriotismus, aber ein Element, das seine Wärme erhöht
Carl Jentsch und ihm seine eigentümliche Farbe gibt.




Beiträge zur Rasseiikunde

niederer Völker auf und ebenso das von den einen beanspruchte Recht, über
die andern zu herrschen." Ein Recht, andre Völker niederzumetzeln, hat, vom
Falle der Notwehr abgesehen, der uorao «zuroxasuZ nicht. Und da auch die
schwarzen und die gelben Menschen eben doch Menschen sind, so haben sie ein
Recht darauf, als Menschen behandelt zu werden, nicht als Schlachtvieh oder
als Arbeitstiere. Was aber die Herrschaft anlangt, so wurzelt das natürliche
Recht auf solche in der unleugbaren Tatsache, daß es Menschen gibt, die zum
Herrschen und Leiten befähigt sind, und andre, die der Leitung bedürfen und
dabei zum Dienen geschickt sind. Das gilt nicht allein von den Weißen in ihrem
Verhältnis zu den Farbigen, sondern auch von dem gegenseitigen Verhältnis
verschiedner weißer Individuen und Volksschichten zueinander. Wenn ein zur
Herrschaft Befähigter einen der Leitung Bedürftigen beherrscht, so fügt er diesem
kein Unrecht zu, sondern erweist ihm eine Wohltat, gerade so wie der Erwachsne
dem Kinde, das leitungslos zu lassen unrecht und grausam wäre. Unrecht wird
nur dann begangen, wenn der Herrschende entweder den Untergebnen falsch
leitet oder ihn schlecht behandelt oder ihn nach erlangter Charakterreife im
Zustande der Unmündigkeit festhalten will. Ob Vollreife und gleiche Begabung
aller erwachsnen Menschen und demnach Gleichheit aller in der Kraft, sich zu
betätigen, im Recht, im Rang und im Vermögen, mit einem Worte die vollendete
Demokratie, ein Ideal ist, dessen baldige Verwirklichung man wünschen müsse,
das soll man nicht eher entscheiden, als bis man sich den Zustand einer solchen
Demokratie im einzelnen ausgemalt hat. Dagegen kann man den Satz unter¬
schreiben: „Statt das Vaterlandsgefühl zu zerstören, wird die rechte Vorstellung
von Menschlichkeit es nur stärken und erhöhen; es ist dann kein brutaler In¬
stinkt des Blutes mehr, sondern der gesteigerte Ausdruck eines gemeinsamen
Ideals, gemeinsamer moralischer und materieller Interessen." In der Tat
sind es gleichartige Bildung und gemeinsame Interessen, die eine Nation aus¬
machen. Aber der eigentümliche Wert einer Nationalkultur hängt doch zu einem
großen Teil von der Begabung des in der ethnischen Zusammensetzung der
Nation vorherrschenden Rassenbestandteils ab, und darum ist die Nasse zwar
nicht die Wurzel des Patriotismus, aber ein Element, das seine Wärme erhöht
Carl Jentsch und ihm seine eigentümliche Farbe gibt.




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[0703] Beiträge zur Rasseiikunde niederer Völker auf und ebenso das von den einen beanspruchte Recht, über die andern zu herrschen." Ein Recht, andre Völker niederzumetzeln, hat, vom Falle der Notwehr abgesehen, der uorao «zuroxasuZ nicht. Und da auch die schwarzen und die gelben Menschen eben doch Menschen sind, so haben sie ein Recht darauf, als Menschen behandelt zu werden, nicht als Schlachtvieh oder als Arbeitstiere. Was aber die Herrschaft anlangt, so wurzelt das natürliche Recht auf solche in der unleugbaren Tatsache, daß es Menschen gibt, die zum Herrschen und Leiten befähigt sind, und andre, die der Leitung bedürfen und dabei zum Dienen geschickt sind. Das gilt nicht allein von den Weißen in ihrem Verhältnis zu den Farbigen, sondern auch von dem gegenseitigen Verhältnis verschiedner weißer Individuen und Volksschichten zueinander. Wenn ein zur Herrschaft Befähigter einen der Leitung Bedürftigen beherrscht, so fügt er diesem kein Unrecht zu, sondern erweist ihm eine Wohltat, gerade so wie der Erwachsne dem Kinde, das leitungslos zu lassen unrecht und grausam wäre. Unrecht wird nur dann begangen, wenn der Herrschende entweder den Untergebnen falsch leitet oder ihn schlecht behandelt oder ihn nach erlangter Charakterreife im Zustande der Unmündigkeit festhalten will. Ob Vollreife und gleiche Begabung aller erwachsnen Menschen und demnach Gleichheit aller in der Kraft, sich zu betätigen, im Recht, im Rang und im Vermögen, mit einem Worte die vollendete Demokratie, ein Ideal ist, dessen baldige Verwirklichung man wünschen müsse, das soll man nicht eher entscheiden, als bis man sich den Zustand einer solchen Demokratie im einzelnen ausgemalt hat. Dagegen kann man den Satz unter¬ schreiben: „Statt das Vaterlandsgefühl zu zerstören, wird die rechte Vorstellung von Menschlichkeit es nur stärken und erhöhen; es ist dann kein brutaler In¬ stinkt des Blutes mehr, sondern der gesteigerte Ausdruck eines gemeinsamen Ideals, gemeinsamer moralischer und materieller Interessen." In der Tat sind es gleichartige Bildung und gemeinsame Interessen, die eine Nation aus¬ machen. Aber der eigentümliche Wert einer Nationalkultur hängt doch zu einem großen Teil von der Begabung des in der ethnischen Zusammensetzung der Nation vorherrschenden Rassenbestandteils ab, und darum ist die Nasse zwar nicht die Wurzel des Patriotismus, aber ein Element, das seine Wärme erhöht Carl Jentsch und ihm seine eigentümliche Farbe gibt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/703>, abgerufen am 30.06.2024.