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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Beiträge zur Rassenkunde

daß die alten Heldenlieder solmiiscms as sssts) ebenso wie die Lieder der Trou¬
badours nach Inhalt und Form germanisch sind. Die provenzalischen Sänger
sind der großen Mehrzahl nach vornehmen Geschlechts gewesen, die herrschenden
Geschlechter aber waren durchweg Germanen, wenn auch einzelne galloromanische
Patrizier in diesen neuen Adel aufgenommen worden sein mögen. Das Schön¬
heitsideal der Troubadours ist das germanische; die Damen ihrer Lieder haben
blonde Haare, milchweiße Haut und goldglänzende Augenbrauen. Noch Join-
ville schreibt von den Sarazenen: Iaiäs8 Zons se Inäsusss 8pret g. röMräsr,
<zg,r ki e-lisvA,! clef tsstss ckss bardsg sont tout noir. Auch die Lehrer der
Klosterschulen, die Träger und Pfleger der Wissenschaften, die Chronisten waren
Germanen bis in ziemlich späte Zeit hinein; Froissart z. B. ist die französierte
Form von Frischhardt. Die Germanen sind auch Schöpfer einer eigentüm¬
lichen bildenden Kunst gewesen. Sie brachten ihren eignen Baustil, den Holz¬
bau, in das romcmisierte Gallien mit -- Venantius hat ihn in einem kleinen
Gedichte verherrlicht. Schon im sechsten Jahrhundert werden einige Architekten
gerühmt, die Jldebert, Grimmo, Andulf, Runwald, Dandnlf, Magulf, Gerlaie,
Wido hießen. Der romanische Stil nimmt seinen Ausgang von germanischen
Holzbauten. "In den Klostergängen hat sich der letzte Rest der alten Lauben
erhalten, die in oberitalischen und südfranzösischen laues in schlesischenj Städten
auch heute noch die Straßen entlang unter den Häusern sich hinziehn, ähnlich
wie es Fortunatus von den fränkischen Wohnungen beschreibt.") Das fran¬
zösische IvKs, italienische loMia ist das germanische lcinbja." Die Malerei nahm
unter Karl dem Großen einen bedeutenden Aufschwung. Woltmann nennt als
damals berühmte Maler Brunn in Fulda, Jngobert, Godescalc, Folchard in
Se. Gallen, Madalulfus in Fontanelle. Bei Godescalc, dem frühesten Schöpfer
fränkischer Miniaturen, "haben die Figuren schon eignes Leben und bestimmten
Ausdruck, sein jugendlicher Christus trägt blonde Haare und deutsche Züge, wie
alle französischen Miniaturen des Mittelalters". (Unter den literarischen Gaben,
die dem badischen Fürstenpaare zu seinem Jubiläum überreicht worden sind
-- lesen wir soeben in der Frankfurter Zeitung --, nimmt eine Festschrift der
Universität Freiburg einen hervorragenden Platz ein: Die Kunst des Klosters
Reicheren im nennten und zehnten Jahrhundert und der neuentdeckte karolingische
Gemäldezyklus zu Goldbach bei Überlingen von Professor Dr. Karl Künstler.
Veranlaßt ist diese Publikation durch die zufällige Aufdeckung von Wandmalereien
im Langhause der genannten kleinen Kirche im Jahre 1904, "nachdem schon
fünf Jahre vorher im Chor daselbst Fresken zutage getreten waren, deren un¬
mittelbarer Zusammenhang mit dem im Jahre 1880 bloßgelegten großartigen
Freskenzyklus der Se. Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau sich sofort




heißt es in dem erwähnten Gedicht.
Beiträge zur Rassenkunde

daß die alten Heldenlieder solmiiscms as sssts) ebenso wie die Lieder der Trou¬
badours nach Inhalt und Form germanisch sind. Die provenzalischen Sänger
sind der großen Mehrzahl nach vornehmen Geschlechts gewesen, die herrschenden
Geschlechter aber waren durchweg Germanen, wenn auch einzelne galloromanische
Patrizier in diesen neuen Adel aufgenommen worden sein mögen. Das Schön¬
heitsideal der Troubadours ist das germanische; die Damen ihrer Lieder haben
blonde Haare, milchweiße Haut und goldglänzende Augenbrauen. Noch Join-
ville schreibt von den Sarazenen: Iaiäs8 Zons se Inäsusss 8pret g. röMräsr,
<zg,r ki e-lisvA,! clef tsstss ckss bardsg sont tout noir. Auch die Lehrer der
Klosterschulen, die Träger und Pfleger der Wissenschaften, die Chronisten waren
Germanen bis in ziemlich späte Zeit hinein; Froissart z. B. ist die französierte
Form von Frischhardt. Die Germanen sind auch Schöpfer einer eigentüm¬
lichen bildenden Kunst gewesen. Sie brachten ihren eignen Baustil, den Holz¬
bau, in das romcmisierte Gallien mit — Venantius hat ihn in einem kleinen
Gedichte verherrlicht. Schon im sechsten Jahrhundert werden einige Architekten
gerühmt, die Jldebert, Grimmo, Andulf, Runwald, Dandnlf, Magulf, Gerlaie,
Wido hießen. Der romanische Stil nimmt seinen Ausgang von germanischen
Holzbauten. „In den Klostergängen hat sich der letzte Rest der alten Lauben
erhalten, die in oberitalischen und südfranzösischen laues in schlesischenj Städten
auch heute noch die Straßen entlang unter den Häusern sich hinziehn, ähnlich
wie es Fortunatus von den fränkischen Wohnungen beschreibt.") Das fran¬
zösische IvKs, italienische loMia ist das germanische lcinbja." Die Malerei nahm
unter Karl dem Großen einen bedeutenden Aufschwung. Woltmann nennt als
damals berühmte Maler Brunn in Fulda, Jngobert, Godescalc, Folchard in
Se. Gallen, Madalulfus in Fontanelle. Bei Godescalc, dem frühesten Schöpfer
fränkischer Miniaturen, „haben die Figuren schon eignes Leben und bestimmten
Ausdruck, sein jugendlicher Christus trägt blonde Haare und deutsche Züge, wie
alle französischen Miniaturen des Mittelalters". (Unter den literarischen Gaben,
die dem badischen Fürstenpaare zu seinem Jubiläum überreicht worden sind
— lesen wir soeben in der Frankfurter Zeitung —, nimmt eine Festschrift der
Universität Freiburg einen hervorragenden Platz ein: Die Kunst des Klosters
Reicheren im nennten und zehnten Jahrhundert und der neuentdeckte karolingische
Gemäldezyklus zu Goldbach bei Überlingen von Professor Dr. Karl Künstler.
Veranlaßt ist diese Publikation durch die zufällige Aufdeckung von Wandmalereien
im Langhause der genannten kleinen Kirche im Jahre 1904, „nachdem schon
fünf Jahre vorher im Chor daselbst Fresken zutage getreten waren, deren un¬
mittelbarer Zusammenhang mit dem im Jahre 1880 bloßgelegten großartigen
Freskenzyklus der Se. Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau sich sofort




heißt es in dem erwähnten Gedicht.
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[0695] Beiträge zur Rassenkunde daß die alten Heldenlieder solmiiscms as sssts) ebenso wie die Lieder der Trou¬ badours nach Inhalt und Form germanisch sind. Die provenzalischen Sänger sind der großen Mehrzahl nach vornehmen Geschlechts gewesen, die herrschenden Geschlechter aber waren durchweg Germanen, wenn auch einzelne galloromanische Patrizier in diesen neuen Adel aufgenommen worden sein mögen. Das Schön¬ heitsideal der Troubadours ist das germanische; die Damen ihrer Lieder haben blonde Haare, milchweiße Haut und goldglänzende Augenbrauen. Noch Join- ville schreibt von den Sarazenen: Iaiäs8 Zons se Inäsusss 8pret g. röMräsr, <zg,r ki e-lisvA,! clef tsstss ckss bardsg sont tout noir. Auch die Lehrer der Klosterschulen, die Träger und Pfleger der Wissenschaften, die Chronisten waren Germanen bis in ziemlich späte Zeit hinein; Froissart z. B. ist die französierte Form von Frischhardt. Die Germanen sind auch Schöpfer einer eigentüm¬ lichen bildenden Kunst gewesen. Sie brachten ihren eignen Baustil, den Holz¬ bau, in das romcmisierte Gallien mit — Venantius hat ihn in einem kleinen Gedichte verherrlicht. Schon im sechsten Jahrhundert werden einige Architekten gerühmt, die Jldebert, Grimmo, Andulf, Runwald, Dandnlf, Magulf, Gerlaie, Wido hießen. Der romanische Stil nimmt seinen Ausgang von germanischen Holzbauten. „In den Klostergängen hat sich der letzte Rest der alten Lauben erhalten, die in oberitalischen und südfranzösischen laues in schlesischenj Städten auch heute noch die Straßen entlang unter den Häusern sich hinziehn, ähnlich wie es Fortunatus von den fränkischen Wohnungen beschreibt.") Das fran¬ zösische IvKs, italienische loMia ist das germanische lcinbja." Die Malerei nahm unter Karl dem Großen einen bedeutenden Aufschwung. Woltmann nennt als damals berühmte Maler Brunn in Fulda, Jngobert, Godescalc, Folchard in Se. Gallen, Madalulfus in Fontanelle. Bei Godescalc, dem frühesten Schöpfer fränkischer Miniaturen, „haben die Figuren schon eignes Leben und bestimmten Ausdruck, sein jugendlicher Christus trägt blonde Haare und deutsche Züge, wie alle französischen Miniaturen des Mittelalters". (Unter den literarischen Gaben, die dem badischen Fürstenpaare zu seinem Jubiläum überreicht worden sind — lesen wir soeben in der Frankfurter Zeitung —, nimmt eine Festschrift der Universität Freiburg einen hervorragenden Platz ein: Die Kunst des Klosters Reicheren im nennten und zehnten Jahrhundert und der neuentdeckte karolingische Gemäldezyklus zu Goldbach bei Überlingen von Professor Dr. Karl Künstler. Veranlaßt ist diese Publikation durch die zufällige Aufdeckung von Wandmalereien im Langhause der genannten kleinen Kirche im Jahre 1904, „nachdem schon fünf Jahre vorher im Chor daselbst Fresken zutage getreten waren, deren un¬ mittelbarer Zusammenhang mit dem im Jahre 1880 bloßgelegten großartigen Freskenzyklus der Se. Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau sich sofort heißt es in dem erwähnten Gedicht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/695>, abgerufen am 24.07.2024.