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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Beiträge zur Rassenkunde

zu erkennen gegeben hatte".) Aus alledem gehe klar hervor, daß die französische
Zivilisation ihre anthropologischen Wurzeln in der germanischen Rasse habe.

Um den physischen Typus der französischen Genies zu ermitteln, hat ihn
Woltmann bei 250 berühmten Personen untersucht, die sich "seit Ausgang des
Mittelalters in Politik, Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, die also im wahren
Sinne des Worts die neuere französische Geschichte gemacht haben". Er hat
zu diesem Zwecke gegen tausend Bände Lebensbeschreibungen auf anthropologisch
verwertbare Nachrichten durchsucht, von der zweitausend Bünde umfassenden
Sammlung von Bildnissen berühmter Personen in der Pariser Nationalbibliothek
etwa hundert Bände durchgemustert und auf einer Rundreise durch Frankreich
eine große Anzahl farbiger Originalporträts geprüft. Er sondert die 250 Unter¬
suchten in die Gruppen: Staatsmänner und Kriegshelden, Philosophen, Natur¬
forscher, Historiker und Soziologen, Dichter und Schriftsteller, Maler, Architekten
und Bildhauer, Musiker, Frauen. Die Untersuchung ergibt, "daß ungefähr
70 bis 75 Prozent dem germanischen, 20 bis 25 Prozent dem gemischten und
5 Prozent dem brünetten Typus angehören". (Die beiden Dumas haben sogar
Negerblut in ihren Adern.) Auch Napoleon der Erste wird fürs Germanentum
annektiert. "Seine Gestalt war untermittelgroß; sie ist nicht etwa durch Mischung
mit der kleinen brünetten Rasse entstanden, sondern die ganze Gestalt Napoleons
macht, ähnlich wie die des blonden Naffael, den Eindruck einer grazilen Variation
der nordischen Rasse."

Leider ist nun diese blonde Rasse in Frankreich so gut wie in Italien der
Vernichtung anheimgefallen, indem der Wandertrieb und die Kampfbegier ihre
Angehörigen in unzählige Todesgefahren gestürzt haben, und der überlebende
Nest in der Mischung der überwiegenden Masse von Brünetten verschwunden
ist. Massenmorde von Nordländern waren die Albigenser-, später die Hugenotten¬
kriege, wozu dann noch die Austreibung der Reformierten kam. "Auch die
französische Revolution hat mit ihren Greueltaten unter dem Adel- und Bürger-
stande kräftig aufgeräumt. Ich will nicht darauf hinweisen, daß Lavoisier, Chenier,
Condorcet, Malesherbes als Opfer fielen; weit bedeutsamer ist es, daß die
Führer der Revolution, Menschen von hervorragender Intelligenz und Energie,
deren geniale Kraft zu früh und zu unvermittelt zur Macht gelangte, sich und
ihre Anhänger gegenseitig ausrotteten. "Mirabeau und Marat, ruft Lapouge
aus, Danton und Robespierre, Girondisten und Jakobiner -- alle waren sie
groß! Diese hervorragenden Menschen schickten einander gegenseitig auf das
Schafott. Das dauerte zwei bis drei Jahre, und in dieser Zeit verblutete fast
alles, was es in Frankreich an Seelengröße, Begeisterung und Energie gab,
alles, was das alte Regime an Männern hinterlassen hatte." Es ist heute
leicht und billig, mit der Miene anthropologischer Aufgeklärtheit diese Greuel¬
taten zu verdammen, aber Adel und Dynastie waren selbst schuld daran, daß
dieses Unheil über die Nation hereinbrach. Sie gaben den vorwärtsdrängenden
Kräften des politisch erwachenden Bürgerstandes durch gesunde Reformen nicht


Beiträge zur Rassenkunde

zu erkennen gegeben hatte".) Aus alledem gehe klar hervor, daß die französische
Zivilisation ihre anthropologischen Wurzeln in der germanischen Rasse habe.

Um den physischen Typus der französischen Genies zu ermitteln, hat ihn
Woltmann bei 250 berühmten Personen untersucht, die sich „seit Ausgang des
Mittelalters in Politik, Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, die also im wahren
Sinne des Worts die neuere französische Geschichte gemacht haben". Er hat
zu diesem Zwecke gegen tausend Bände Lebensbeschreibungen auf anthropologisch
verwertbare Nachrichten durchsucht, von der zweitausend Bünde umfassenden
Sammlung von Bildnissen berühmter Personen in der Pariser Nationalbibliothek
etwa hundert Bände durchgemustert und auf einer Rundreise durch Frankreich
eine große Anzahl farbiger Originalporträts geprüft. Er sondert die 250 Unter¬
suchten in die Gruppen: Staatsmänner und Kriegshelden, Philosophen, Natur¬
forscher, Historiker und Soziologen, Dichter und Schriftsteller, Maler, Architekten
und Bildhauer, Musiker, Frauen. Die Untersuchung ergibt, „daß ungefähr
70 bis 75 Prozent dem germanischen, 20 bis 25 Prozent dem gemischten und
5 Prozent dem brünetten Typus angehören". (Die beiden Dumas haben sogar
Negerblut in ihren Adern.) Auch Napoleon der Erste wird fürs Germanentum
annektiert. „Seine Gestalt war untermittelgroß; sie ist nicht etwa durch Mischung
mit der kleinen brünetten Rasse entstanden, sondern die ganze Gestalt Napoleons
macht, ähnlich wie die des blonden Naffael, den Eindruck einer grazilen Variation
der nordischen Rasse."

Leider ist nun diese blonde Rasse in Frankreich so gut wie in Italien der
Vernichtung anheimgefallen, indem der Wandertrieb und die Kampfbegier ihre
Angehörigen in unzählige Todesgefahren gestürzt haben, und der überlebende
Nest in der Mischung der überwiegenden Masse von Brünetten verschwunden
ist. Massenmorde von Nordländern waren die Albigenser-, später die Hugenotten¬
kriege, wozu dann noch die Austreibung der Reformierten kam. „Auch die
französische Revolution hat mit ihren Greueltaten unter dem Adel- und Bürger-
stande kräftig aufgeräumt. Ich will nicht darauf hinweisen, daß Lavoisier, Chenier,
Condorcet, Malesherbes als Opfer fielen; weit bedeutsamer ist es, daß die
Führer der Revolution, Menschen von hervorragender Intelligenz und Energie,
deren geniale Kraft zu früh und zu unvermittelt zur Macht gelangte, sich und
ihre Anhänger gegenseitig ausrotteten. »Mirabeau und Marat, ruft Lapouge
aus, Danton und Robespierre, Girondisten und Jakobiner — alle waren sie
groß! Diese hervorragenden Menschen schickten einander gegenseitig auf das
Schafott. Das dauerte zwei bis drei Jahre, und in dieser Zeit verblutete fast
alles, was es in Frankreich an Seelengröße, Begeisterung und Energie gab,
alles, was das alte Regime an Männern hinterlassen hatte.« Es ist heute
leicht und billig, mit der Miene anthropologischer Aufgeklärtheit diese Greuel¬
taten zu verdammen, aber Adel und Dynastie waren selbst schuld daran, daß
dieses Unheil über die Nation hereinbrach. Sie gaben den vorwärtsdrängenden
Kräften des politisch erwachenden Bürgerstandes durch gesunde Reformen nicht


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[0696] Beiträge zur Rassenkunde zu erkennen gegeben hatte".) Aus alledem gehe klar hervor, daß die französische Zivilisation ihre anthropologischen Wurzeln in der germanischen Rasse habe. Um den physischen Typus der französischen Genies zu ermitteln, hat ihn Woltmann bei 250 berühmten Personen untersucht, die sich „seit Ausgang des Mittelalters in Politik, Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, die also im wahren Sinne des Worts die neuere französische Geschichte gemacht haben". Er hat zu diesem Zwecke gegen tausend Bände Lebensbeschreibungen auf anthropologisch verwertbare Nachrichten durchsucht, von der zweitausend Bünde umfassenden Sammlung von Bildnissen berühmter Personen in der Pariser Nationalbibliothek etwa hundert Bände durchgemustert und auf einer Rundreise durch Frankreich eine große Anzahl farbiger Originalporträts geprüft. Er sondert die 250 Unter¬ suchten in die Gruppen: Staatsmänner und Kriegshelden, Philosophen, Natur¬ forscher, Historiker und Soziologen, Dichter und Schriftsteller, Maler, Architekten und Bildhauer, Musiker, Frauen. Die Untersuchung ergibt, „daß ungefähr 70 bis 75 Prozent dem germanischen, 20 bis 25 Prozent dem gemischten und 5 Prozent dem brünetten Typus angehören". (Die beiden Dumas haben sogar Negerblut in ihren Adern.) Auch Napoleon der Erste wird fürs Germanentum annektiert. „Seine Gestalt war untermittelgroß; sie ist nicht etwa durch Mischung mit der kleinen brünetten Rasse entstanden, sondern die ganze Gestalt Napoleons macht, ähnlich wie die des blonden Naffael, den Eindruck einer grazilen Variation der nordischen Rasse." Leider ist nun diese blonde Rasse in Frankreich so gut wie in Italien der Vernichtung anheimgefallen, indem der Wandertrieb und die Kampfbegier ihre Angehörigen in unzählige Todesgefahren gestürzt haben, und der überlebende Nest in der Mischung der überwiegenden Masse von Brünetten verschwunden ist. Massenmorde von Nordländern waren die Albigenser-, später die Hugenotten¬ kriege, wozu dann noch die Austreibung der Reformierten kam. „Auch die französische Revolution hat mit ihren Greueltaten unter dem Adel- und Bürger- stande kräftig aufgeräumt. Ich will nicht darauf hinweisen, daß Lavoisier, Chenier, Condorcet, Malesherbes als Opfer fielen; weit bedeutsamer ist es, daß die Führer der Revolution, Menschen von hervorragender Intelligenz und Energie, deren geniale Kraft zu früh und zu unvermittelt zur Macht gelangte, sich und ihre Anhänger gegenseitig ausrotteten. »Mirabeau und Marat, ruft Lapouge aus, Danton und Robespierre, Girondisten und Jakobiner — alle waren sie groß! Diese hervorragenden Menschen schickten einander gegenseitig auf das Schafott. Das dauerte zwei bis drei Jahre, und in dieser Zeit verblutete fast alles, was es in Frankreich an Seelengröße, Begeisterung und Energie gab, alles, was das alte Regime an Männern hinterlassen hatte.« Es ist heute leicht und billig, mit der Miene anthropologischer Aufgeklärtheit diese Greuel¬ taten zu verdammen, aber Adel und Dynastie waren selbst schuld daran, daß dieses Unheil über die Nation hereinbrach. Sie gaben den vorwärtsdrängenden Kräften des politisch erwachenden Bürgerstandes durch gesunde Reformen nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/696>, abgerufen am 24.07.2024.