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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Die militärpolitische Lage in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Feldartillerie von der Küstenartillerie und eine wesentliche Verstärkung der
Mannschaft dieser. Zur nähern Begründung dieser Forderung hatte der Kriegs¬
minister im Senat erklärt, daß sogar bei voller Etatsstärke die Besatzung der
Küstenbefestigungen nur für eine Ablösung für etwa 34 Prozent der vor-
handnen Geschütze ausreiche, daß aber etwa 30 Prozent der Mannschaft an
der vorgeschriebnen Etatsstärke fehlten, sodaß gegenwärtig nur 25 Prozent
aller Geschütze bedient werden könnten. Aber trotz dieser offnen Erklärungen
des Ministers und ihrer Befürwortung durch den Senat wurde die Vorlage
bisher im Kongreß nicht erledigt. Deshalb erfolgt jetzt die Mahnung des
Staatsoberhauptes und das Verlangen, allein für die Küstenartillerie eine all¬
mähliche Vermehrung von 296 Offizieren und 5043 Mann zu bewilligen; die
zurzeit vorhandne Bedienungsmannschaft reiche nur für 390 Geschütze, während
an Küstenartillerie 268 Batterien mit zusammen 1191 Geschützen vorhanden
seien. Die Botschaft des Präsidenten läßt dabei die tatsächlichen Zustände in
den Küstenbefestigungen noch genauer erkennen, als es schon durch die oben
erwähnten Mitteilungen des Kriegsministers möglich gewesen ist. Denn hier
heißt es, daß in den 23 befestigten Häfen, über die die Vereinigten Staaten
von Nordamerika zurzeit verfügten, nur 357 Offiziere und 10713 Mann vor¬
handen seien, während zu ihrer kriegsmäßigen Besatzung insgesamt 1634 Offi¬
ziere und 40675 Mann gehörten. Solche geringen Kräfte seien "kaum hin¬
reichend, um Geschütze, Maschinen usw. vor dem Verrosten zu bewahren".
Allein die Forts Todten, Schuyler, Slocum, Wadsworth, Hamilton und
Hancock, die zu den Befestigungen von Newyork gehören, benötigten 224 Offi¬
ziere und 5662 Mann, das sei mehr als zwei Drittel der gegenwärtig vor-
handnen Offiziere und die Hälfte aller Mannschaften, die augenblicklich den
gesamten Küstenverteidigungsdienst des Staatsgebiets versehen; zur Besetzung
der Befestigungen von San Francisco mit den großen Forts Forster Miley,
Barry, Mason, Winfield Scott und Mac-Dowel seien 175 Offiziere und
4269 Mann notwendig, während tatsächlich nur 42 Offiziere und 1400 Mann
im Dienst seien; ebenso schlecht stehe es mit den befestigten Anlagen am Stillen
Ozean, wo für Portland, die Forts Columbia, Stevens und Canby, Seattle,
Tacomba und Olympia nur 27 Offiziere und 246 Mann anstatt 129 Offiziere
und 1446 Mann ihrer etatsmüßigen Besatzung hätten; verhältnismäßig am
ungünstigsten aber sähe es in den Hafenbesestigungen am Puget-Sund aus, denn
hier seien in den Forts Worden, Casey und Flagher nur 27 Offiziere und
902 Mann von den notwendigen 129 Offizieren und 3180 Mann vorhanden.

Von dem Kongreß werden aber nicht nur mehr Mannschaften für die
Küstenbefestigungen gefordert, sondern auch, wie schon kurz erwähnt worden ist,
Mittel zur Herstellung neuer Befestigungsanlagen sowie zur Aufstellung moderner
Geschütze. Dazu sollen nach den Vorschlägen des vstouoe Laura an Stelle
der Panzertürme und Kasematten ausschließlich offne Geschlitzstünde und Ver¬
schwindlafetten treten; "schwimmende Batterien" sollen nirgends mehr angelegt


Die militärpolitische Lage in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Feldartillerie von der Küstenartillerie und eine wesentliche Verstärkung der
Mannschaft dieser. Zur nähern Begründung dieser Forderung hatte der Kriegs¬
minister im Senat erklärt, daß sogar bei voller Etatsstärke die Besatzung der
Küstenbefestigungen nur für eine Ablösung für etwa 34 Prozent der vor-
handnen Geschütze ausreiche, daß aber etwa 30 Prozent der Mannschaft an
der vorgeschriebnen Etatsstärke fehlten, sodaß gegenwärtig nur 25 Prozent
aller Geschütze bedient werden könnten. Aber trotz dieser offnen Erklärungen
des Ministers und ihrer Befürwortung durch den Senat wurde die Vorlage
bisher im Kongreß nicht erledigt. Deshalb erfolgt jetzt die Mahnung des
Staatsoberhauptes und das Verlangen, allein für die Küstenartillerie eine all¬
mähliche Vermehrung von 296 Offizieren und 5043 Mann zu bewilligen; die
zurzeit vorhandne Bedienungsmannschaft reiche nur für 390 Geschütze, während
an Küstenartillerie 268 Batterien mit zusammen 1191 Geschützen vorhanden
seien. Die Botschaft des Präsidenten läßt dabei die tatsächlichen Zustände in
den Küstenbefestigungen noch genauer erkennen, als es schon durch die oben
erwähnten Mitteilungen des Kriegsministers möglich gewesen ist. Denn hier
heißt es, daß in den 23 befestigten Häfen, über die die Vereinigten Staaten
von Nordamerika zurzeit verfügten, nur 357 Offiziere und 10713 Mann vor¬
handen seien, während zu ihrer kriegsmäßigen Besatzung insgesamt 1634 Offi¬
ziere und 40675 Mann gehörten. Solche geringen Kräfte seien „kaum hin¬
reichend, um Geschütze, Maschinen usw. vor dem Verrosten zu bewahren".
Allein die Forts Todten, Schuyler, Slocum, Wadsworth, Hamilton und
Hancock, die zu den Befestigungen von Newyork gehören, benötigten 224 Offi¬
ziere und 5662 Mann, das sei mehr als zwei Drittel der gegenwärtig vor-
handnen Offiziere und die Hälfte aller Mannschaften, die augenblicklich den
gesamten Küstenverteidigungsdienst des Staatsgebiets versehen; zur Besetzung
der Befestigungen von San Francisco mit den großen Forts Forster Miley,
Barry, Mason, Winfield Scott und Mac-Dowel seien 175 Offiziere und
4269 Mann notwendig, während tatsächlich nur 42 Offiziere und 1400 Mann
im Dienst seien; ebenso schlecht stehe es mit den befestigten Anlagen am Stillen
Ozean, wo für Portland, die Forts Columbia, Stevens und Canby, Seattle,
Tacomba und Olympia nur 27 Offiziere und 246 Mann anstatt 129 Offiziere
und 1446 Mann ihrer etatsmüßigen Besatzung hätten; verhältnismäßig am
ungünstigsten aber sähe es in den Hafenbesestigungen am Puget-Sund aus, denn
hier seien in den Forts Worden, Casey und Flagher nur 27 Offiziere und
902 Mann von den notwendigen 129 Offizieren und 3180 Mann vorhanden.

Von dem Kongreß werden aber nicht nur mehr Mannschaften für die
Küstenbefestigungen gefordert, sondern auch, wie schon kurz erwähnt worden ist,
Mittel zur Herstellung neuer Befestigungsanlagen sowie zur Aufstellung moderner
Geschütze. Dazu sollen nach den Vorschlägen des vstouoe Laura an Stelle
der Panzertürme und Kasematten ausschließlich offne Geschlitzstünde und Ver¬
schwindlafetten treten; „schwimmende Batterien" sollen nirgends mehr angelegt


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[0612] Die militärpolitische Lage in den vereinigten Staaten von Nordamerika Feldartillerie von der Küstenartillerie und eine wesentliche Verstärkung der Mannschaft dieser. Zur nähern Begründung dieser Forderung hatte der Kriegs¬ minister im Senat erklärt, daß sogar bei voller Etatsstärke die Besatzung der Küstenbefestigungen nur für eine Ablösung für etwa 34 Prozent der vor- handnen Geschütze ausreiche, daß aber etwa 30 Prozent der Mannschaft an der vorgeschriebnen Etatsstärke fehlten, sodaß gegenwärtig nur 25 Prozent aller Geschütze bedient werden könnten. Aber trotz dieser offnen Erklärungen des Ministers und ihrer Befürwortung durch den Senat wurde die Vorlage bisher im Kongreß nicht erledigt. Deshalb erfolgt jetzt die Mahnung des Staatsoberhauptes und das Verlangen, allein für die Küstenartillerie eine all¬ mähliche Vermehrung von 296 Offizieren und 5043 Mann zu bewilligen; die zurzeit vorhandne Bedienungsmannschaft reiche nur für 390 Geschütze, während an Küstenartillerie 268 Batterien mit zusammen 1191 Geschützen vorhanden seien. Die Botschaft des Präsidenten läßt dabei die tatsächlichen Zustände in den Küstenbefestigungen noch genauer erkennen, als es schon durch die oben erwähnten Mitteilungen des Kriegsministers möglich gewesen ist. Denn hier heißt es, daß in den 23 befestigten Häfen, über die die Vereinigten Staaten von Nordamerika zurzeit verfügten, nur 357 Offiziere und 10713 Mann vor¬ handen seien, während zu ihrer kriegsmäßigen Besatzung insgesamt 1634 Offi¬ ziere und 40675 Mann gehörten. Solche geringen Kräfte seien „kaum hin¬ reichend, um Geschütze, Maschinen usw. vor dem Verrosten zu bewahren". Allein die Forts Todten, Schuyler, Slocum, Wadsworth, Hamilton und Hancock, die zu den Befestigungen von Newyork gehören, benötigten 224 Offi¬ ziere und 5662 Mann, das sei mehr als zwei Drittel der gegenwärtig vor- handnen Offiziere und die Hälfte aller Mannschaften, die augenblicklich den gesamten Küstenverteidigungsdienst des Staatsgebiets versehen; zur Besetzung der Befestigungen von San Francisco mit den großen Forts Forster Miley, Barry, Mason, Winfield Scott und Mac-Dowel seien 175 Offiziere und 4269 Mann notwendig, während tatsächlich nur 42 Offiziere und 1400 Mann im Dienst seien; ebenso schlecht stehe es mit den befestigten Anlagen am Stillen Ozean, wo für Portland, die Forts Columbia, Stevens und Canby, Seattle, Tacomba und Olympia nur 27 Offiziere und 246 Mann anstatt 129 Offiziere und 1446 Mann ihrer etatsmüßigen Besatzung hätten; verhältnismäßig am ungünstigsten aber sähe es in den Hafenbesestigungen am Puget-Sund aus, denn hier seien in den Forts Worden, Casey und Flagher nur 27 Offiziere und 902 Mann von den notwendigen 129 Offizieren und 3180 Mann vorhanden. Von dem Kongreß werden aber nicht nur mehr Mannschaften für die Küstenbefestigungen gefordert, sondern auch, wie schon kurz erwähnt worden ist, Mittel zur Herstellung neuer Befestigungsanlagen sowie zur Aufstellung moderner Geschütze. Dazu sollen nach den Vorschlägen des vstouoe Laura an Stelle der Panzertürme und Kasematten ausschließlich offne Geschlitzstünde und Ver¬ schwindlafetten treten; „schwimmende Batterien" sollen nirgends mehr angelegt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/612>, abgerufen am 04.07.2024.