Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die militärpolitische Lage in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Werden. Die für alle diese Neuerungen nötigen Kosten sind in den Anschlägen
der Küstenbefesügungskommission in drei Abschnitte gegliedert und belaufen sich
für die heimatlichen Häfen auf 50879000 Dollar, für die Kolonien auf
19873000 Dollar und für die Befestigungen des Panamakanals auf 4828000
Dollar.

Von ganz besondrer Bedeutung erscheint der Kommission die Befestigung
des Eingangs zur Chesapeakebucht, für die der IZnäioott Loarä nur schwimmende
Batterien vorgesehen hatte, die wegen ihres geringen militärischen Wertes
und zu großer Kosten nie ausgeführt wurden. Zurzeit deckt kein einziges
Geschütz die Durchfahrt zwischen Kap Charles und Kap Henry. Es soll für
6101000 Dollar eine Anlage dort geschaffen werden, die acht 35-Zentimeter-,
zwei 30-Zentimeter-, vier 25-Zentimeter-Geschütze, siebzehn kleinere Kanonen
und sechzehn 30-Zentimeter Mörser umfaßt. Außerdem soll zwischen den beiden
Kaps eine künstliche Insel von zwanzig Hektar unter dem Schutz eines Wellen¬
brechers für 2600000 Dollar geschaffen werden, die einen Teil der Geschütze
aufnehmen würde. Auch für den Osteingang zum Long Island-Sund hatte
der Lnäioott, Log.ra nur schwimmende Verteidigungen vorgesehen, doch waren
hier in der Zwischenzeit schon einige schwere Geschütze aufgestellt worden, und
diese sollen ganz wesentlich verstärkt werden durch vier 36-Zentimeter- und sechs
30-Zentimeter-Geschütze sowie durch sechzehn 30-Zentimeter-Mörser; die dortige
Gesamtanlage ist auf 5075000 Dollar angeschlagen. Der dritte große neue
Entwurf befaßt sich mit dem Puget-Sund, der zur Zeit des Lnctioott Loarä
strategisch und wirtschaftlich noch eine zu untergeordnete Bedeutung hatte, als
daß er Beachtung verdiente, der aber bisher in seinen aufblühenden Häfen,
seinen großen Bahnsystemen und seinen landwirtschaftlichen und industriellen
Interessen eine großartige Entwicklung erlebt hat, zudem auch in Bremerton
das einzige Trockendock der pazifischen Küste für Schlachtschiffe besitzt. Durch
die 6,4 Kilometer breite Einfahrt zum Puget-Sund durch den Admiralty Inlet
ließe sich bei dem vorherrschenden Nebel eine feindliche Durchfahrt erzwingen,
weshalb eine zweite Geschützlinie zwischen Font Weather Bluff und Double
Bluff, 27 Kilometer hinter dem Einfahrtstor errichtet werden soll. Im ganzen
sind hier sieben 35-Zentimeter- und zwei 30-Zentimeter-Geschütze neben elf
kleinern und mittlern und auch 30-Zentimeter-Mörser vorgesehen für
5519000 Dollar. Die Liste von Häfen und Gewässern, die zu befestigen sind
-- von denen natürlich unter den Bestimmungen des alten Board schon viele
im Verteidiguugszustand sind --, erstreckt sich aus folgende Namen in geo¬
graphischer Anordnung: Kennebecfluß, Portland (Maine), Portsmouth, Boston,
New Bedford, Narragcmsettbucht, Osteingang zum Long Island-Sund und
(als zweite Verteidigungslinie) Ostzufahrt zu Newyork, Südzufahrt zu Newyork,
Delawarebucht, Eingang zur Chesapeakebucht und dahinter Hampton Roads,
Potomacfluß und Baltimore, ferner an der südatlantischen Küste Cape Fearfluß,
Charleston und Savannah, am Golf Key West, Tampa, Pensacota, Mohne-


Die militärpolitische Lage in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Werden. Die für alle diese Neuerungen nötigen Kosten sind in den Anschlägen
der Küstenbefesügungskommission in drei Abschnitte gegliedert und belaufen sich
für die heimatlichen Häfen auf 50879000 Dollar, für die Kolonien auf
19873000 Dollar und für die Befestigungen des Panamakanals auf 4828000
Dollar.

Von ganz besondrer Bedeutung erscheint der Kommission die Befestigung
des Eingangs zur Chesapeakebucht, für die der IZnäioott Loarä nur schwimmende
Batterien vorgesehen hatte, die wegen ihres geringen militärischen Wertes
und zu großer Kosten nie ausgeführt wurden. Zurzeit deckt kein einziges
Geschütz die Durchfahrt zwischen Kap Charles und Kap Henry. Es soll für
6101000 Dollar eine Anlage dort geschaffen werden, die acht 35-Zentimeter-,
zwei 30-Zentimeter-, vier 25-Zentimeter-Geschütze, siebzehn kleinere Kanonen
und sechzehn 30-Zentimeter Mörser umfaßt. Außerdem soll zwischen den beiden
Kaps eine künstliche Insel von zwanzig Hektar unter dem Schutz eines Wellen¬
brechers für 2600000 Dollar geschaffen werden, die einen Teil der Geschütze
aufnehmen würde. Auch für den Osteingang zum Long Island-Sund hatte
der Lnäioott, Log.ra nur schwimmende Verteidigungen vorgesehen, doch waren
hier in der Zwischenzeit schon einige schwere Geschütze aufgestellt worden, und
diese sollen ganz wesentlich verstärkt werden durch vier 36-Zentimeter- und sechs
30-Zentimeter-Geschütze sowie durch sechzehn 30-Zentimeter-Mörser; die dortige
Gesamtanlage ist auf 5075000 Dollar angeschlagen. Der dritte große neue
Entwurf befaßt sich mit dem Puget-Sund, der zur Zeit des Lnctioott Loarä
strategisch und wirtschaftlich noch eine zu untergeordnete Bedeutung hatte, als
daß er Beachtung verdiente, der aber bisher in seinen aufblühenden Häfen,
seinen großen Bahnsystemen und seinen landwirtschaftlichen und industriellen
Interessen eine großartige Entwicklung erlebt hat, zudem auch in Bremerton
das einzige Trockendock der pazifischen Küste für Schlachtschiffe besitzt. Durch
die 6,4 Kilometer breite Einfahrt zum Puget-Sund durch den Admiralty Inlet
ließe sich bei dem vorherrschenden Nebel eine feindliche Durchfahrt erzwingen,
weshalb eine zweite Geschützlinie zwischen Font Weather Bluff und Double
Bluff, 27 Kilometer hinter dem Einfahrtstor errichtet werden soll. Im ganzen
sind hier sieben 35-Zentimeter- und zwei 30-Zentimeter-Geschütze neben elf
kleinern und mittlern und auch 30-Zentimeter-Mörser vorgesehen für
5519000 Dollar. Die Liste von Häfen und Gewässern, die zu befestigen sind
— von denen natürlich unter den Bestimmungen des alten Board schon viele
im Verteidiguugszustand sind —, erstreckt sich aus folgende Namen in geo¬
graphischer Anordnung: Kennebecfluß, Portland (Maine), Portsmouth, Boston,
New Bedford, Narragcmsettbucht, Osteingang zum Long Island-Sund und
(als zweite Verteidigungslinie) Ostzufahrt zu Newyork, Südzufahrt zu Newyork,
Delawarebucht, Eingang zur Chesapeakebucht und dahinter Hampton Roads,
Potomacfluß und Baltimore, ferner an der südatlantischen Küste Cape Fearfluß,
Charleston und Savannah, am Golf Key West, Tampa, Pensacota, Mohne-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0613" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301867"/>
          <fw type="header" place="top"> Die militärpolitische Lage in den vereinigten Staaten von Nordamerika</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2263" prev="#ID_2262"> Werden. Die für alle diese Neuerungen nötigen Kosten sind in den Anschlägen<lb/>
der Küstenbefesügungskommission in drei Abschnitte gegliedert und belaufen sich<lb/>
für die heimatlichen Häfen auf 50879000 Dollar, für die Kolonien auf<lb/>
19873000 Dollar und für die Befestigungen des Panamakanals auf 4828000<lb/>
Dollar.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2264" next="#ID_2265"> Von ganz besondrer Bedeutung erscheint der Kommission die Befestigung<lb/>
des Eingangs zur Chesapeakebucht, für die der IZnäioott Loarä nur schwimmende<lb/>
Batterien vorgesehen hatte, die wegen ihres geringen militärischen Wertes<lb/>
und zu großer Kosten nie ausgeführt wurden. Zurzeit deckt kein einziges<lb/>
Geschütz die Durchfahrt zwischen Kap Charles und Kap Henry. Es soll für<lb/>
6101000 Dollar eine Anlage dort geschaffen werden, die acht 35-Zentimeter-,<lb/>
zwei 30-Zentimeter-, vier 25-Zentimeter-Geschütze, siebzehn kleinere Kanonen<lb/>
und sechzehn 30-Zentimeter Mörser umfaßt. Außerdem soll zwischen den beiden<lb/>
Kaps eine künstliche Insel von zwanzig Hektar unter dem Schutz eines Wellen¬<lb/>
brechers für 2600000 Dollar geschaffen werden, die einen Teil der Geschütze<lb/>
aufnehmen würde. Auch für den Osteingang zum Long Island-Sund hatte<lb/>
der Lnäioott, Log.ra nur schwimmende Verteidigungen vorgesehen, doch waren<lb/>
hier in der Zwischenzeit schon einige schwere Geschütze aufgestellt worden, und<lb/>
diese sollen ganz wesentlich verstärkt werden durch vier 36-Zentimeter- und sechs<lb/>
30-Zentimeter-Geschütze sowie durch sechzehn 30-Zentimeter-Mörser; die dortige<lb/>
Gesamtanlage ist auf 5075000 Dollar angeschlagen. Der dritte große neue<lb/>
Entwurf befaßt sich mit dem Puget-Sund, der zur Zeit des Lnctioott Loarä<lb/>
strategisch und wirtschaftlich noch eine zu untergeordnete Bedeutung hatte, als<lb/>
daß er Beachtung verdiente, der aber bisher in seinen aufblühenden Häfen,<lb/>
seinen großen Bahnsystemen und seinen landwirtschaftlichen und industriellen<lb/>
Interessen eine großartige Entwicklung erlebt hat, zudem auch in Bremerton<lb/>
das einzige Trockendock der pazifischen Küste für Schlachtschiffe besitzt. Durch<lb/>
die 6,4 Kilometer breite Einfahrt zum Puget-Sund durch den Admiralty Inlet<lb/>
ließe sich bei dem vorherrschenden Nebel eine feindliche Durchfahrt erzwingen,<lb/>
weshalb eine zweite Geschützlinie zwischen Font Weather Bluff und Double<lb/>
Bluff, 27 Kilometer hinter dem Einfahrtstor errichtet werden soll. Im ganzen<lb/>
sind hier sieben 35-Zentimeter- und zwei 30-Zentimeter-Geschütze neben elf<lb/>
kleinern und mittlern und auch 30-Zentimeter-Mörser vorgesehen für<lb/>
5519000 Dollar. Die Liste von Häfen und Gewässern, die zu befestigen sind<lb/>
&#x2014; von denen natürlich unter den Bestimmungen des alten Board schon viele<lb/>
im Verteidiguugszustand sind &#x2014;, erstreckt sich aus folgende Namen in geo¬<lb/>
graphischer Anordnung: Kennebecfluß, Portland (Maine), Portsmouth, Boston,<lb/>
New Bedford, Narragcmsettbucht, Osteingang zum Long Island-Sund und<lb/>
(als zweite Verteidigungslinie) Ostzufahrt zu Newyork, Südzufahrt zu Newyork,<lb/>
Delawarebucht, Eingang zur Chesapeakebucht und dahinter Hampton Roads,<lb/>
Potomacfluß und Baltimore, ferner an der südatlantischen Küste Cape Fearfluß,<lb/>
Charleston und Savannah, am Golf Key West, Tampa, Pensacota, Mohne-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0613] Die militärpolitische Lage in den vereinigten Staaten von Nordamerika Werden. Die für alle diese Neuerungen nötigen Kosten sind in den Anschlägen der Küstenbefesügungskommission in drei Abschnitte gegliedert und belaufen sich für die heimatlichen Häfen auf 50879000 Dollar, für die Kolonien auf 19873000 Dollar und für die Befestigungen des Panamakanals auf 4828000 Dollar. Von ganz besondrer Bedeutung erscheint der Kommission die Befestigung des Eingangs zur Chesapeakebucht, für die der IZnäioott Loarä nur schwimmende Batterien vorgesehen hatte, die wegen ihres geringen militärischen Wertes und zu großer Kosten nie ausgeführt wurden. Zurzeit deckt kein einziges Geschütz die Durchfahrt zwischen Kap Charles und Kap Henry. Es soll für 6101000 Dollar eine Anlage dort geschaffen werden, die acht 35-Zentimeter-, zwei 30-Zentimeter-, vier 25-Zentimeter-Geschütze, siebzehn kleinere Kanonen und sechzehn 30-Zentimeter Mörser umfaßt. Außerdem soll zwischen den beiden Kaps eine künstliche Insel von zwanzig Hektar unter dem Schutz eines Wellen¬ brechers für 2600000 Dollar geschaffen werden, die einen Teil der Geschütze aufnehmen würde. Auch für den Osteingang zum Long Island-Sund hatte der Lnäioott, Log.ra nur schwimmende Verteidigungen vorgesehen, doch waren hier in der Zwischenzeit schon einige schwere Geschütze aufgestellt worden, und diese sollen ganz wesentlich verstärkt werden durch vier 36-Zentimeter- und sechs 30-Zentimeter-Geschütze sowie durch sechzehn 30-Zentimeter-Mörser; die dortige Gesamtanlage ist auf 5075000 Dollar angeschlagen. Der dritte große neue Entwurf befaßt sich mit dem Puget-Sund, der zur Zeit des Lnctioott Loarä strategisch und wirtschaftlich noch eine zu untergeordnete Bedeutung hatte, als daß er Beachtung verdiente, der aber bisher in seinen aufblühenden Häfen, seinen großen Bahnsystemen und seinen landwirtschaftlichen und industriellen Interessen eine großartige Entwicklung erlebt hat, zudem auch in Bremerton das einzige Trockendock der pazifischen Küste für Schlachtschiffe besitzt. Durch die 6,4 Kilometer breite Einfahrt zum Puget-Sund durch den Admiralty Inlet ließe sich bei dem vorherrschenden Nebel eine feindliche Durchfahrt erzwingen, weshalb eine zweite Geschützlinie zwischen Font Weather Bluff und Double Bluff, 27 Kilometer hinter dem Einfahrtstor errichtet werden soll. Im ganzen sind hier sieben 35-Zentimeter- und zwei 30-Zentimeter-Geschütze neben elf kleinern und mittlern und auch 30-Zentimeter-Mörser vorgesehen für 5519000 Dollar. Die Liste von Häfen und Gewässern, die zu befestigen sind — von denen natürlich unter den Bestimmungen des alten Board schon viele im Verteidiguugszustand sind —, erstreckt sich aus folgende Namen in geo¬ graphischer Anordnung: Kennebecfluß, Portland (Maine), Portsmouth, Boston, New Bedford, Narragcmsettbucht, Osteingang zum Long Island-Sund und (als zweite Verteidigungslinie) Ostzufahrt zu Newyork, Südzufahrt zu Newyork, Delawarebucht, Eingang zur Chesapeakebucht und dahinter Hampton Roads, Potomacfluß und Baltimore, ferner an der südatlantischen Küste Cape Fearfluß, Charleston und Savannah, am Golf Key West, Tampa, Pensacota, Mohne-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/613
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/613>, abgerufen am 04.07.2024.