Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

noch kurz vor dem Tage der Stichwahl pflichtgemäß ihre Stimme erhoben, um
die Glieder der katholischen Kirche vor dem Eintreten für die religionslose und
kirchenfeindliche Sozialdemokratie zu warnen. Sie taten das nicht im Sinne eines
Eingreifens in die Pnrteipolitik, sondern lediglich auf Grund der christlichen Auf¬
fassung von der Pflicht gegen die Obrigkeit. Aber es fiel den bayrischen Zentrums¬
leuten gar nicht ein, sich dadurch irgendwie beeinflussen zu lassen; die klerikale
Presse behauptete dreist, die Erzbischofe hätten diesen Schritt nur aus Nachgiebigkeit
gegen höfische Wünsche getan -- eine Behauptung, die dann freilich der Erzbischof
von Bamberg sofort öffentlich sehr energisch zurückgewiesen hat. Also auch der
Respekt vor der kirchlichen Autorität ist beim Zentrum in enge Grenzen gebannt;
alles wird dem rücksichtslosesten Parteiegoismus Untertan gemacht. Um so größer
ist die Autorität, die die geistlichen und weltlichen Führer und Agitatoren der
Partei auf die breiten Massen, mit denen sie unmittelbar in Berührung kommen,
ausüben. Es ist deshalb kein Wunder, daß der Zentrumsturm noch unerschüttert
geblieben ist. In absehbarer Zeit wird es auch schwer sein, eine wirksame Gegen¬
organisation zu schaffen. Ein Heilmittel gegen die gemeinschädlichem Wirkungen
dieses Treibens wäre zunächst mir darin zu finden, daß sich die deutschen Katho¬
liken selbst gegen die antinationale Demagogie wehren, die sich als ihre Vertretung
gebärdet. Aber ob dieses Heilmittel in Wirksamkeit treten wird, muß der Zukunft
überlassen bleiben. An Ansätze" und Versuchen hat es schon früher nicht gefehlt,
aber die Richtung, die jetzt durch Erzberger und Konsorten vertreten wird, hat
zuletzt immer die Oberhand behalten. Jetzt scheint es, als ob sich die "National¬
katholiken" den "Sozikatholiken" -- wie man die klerikalen Mitkämpfer des Umsturzes
in Bayern spottweise genannt hat -- entschiedner gegenüberstellen wollen. Auch die
Führung der Zentrumspartei weiß und wird erkennen, daß die demagogische Richtung
innerhalb der Partei im Begriff steht, den Bogen zu überspannen, und daß eine
gesuchte und gewollt" Oppositionsrolle der Partei jetzt durchaus Nicht unter so
vorteilhaften Bedingungen durchzuführen ist wie zur Zeit des Kulturkampfes. Darauf
gründen wir unsre schon früher ansgesprochne Überzeugung von einer innern Wand¬
lung des Zentrums. Sollten wir uns täuschen, um so schlimmer für das Zentrum
und um so besser für seiue Gegner. Dann beginnt für diese die Möglichkeit, doch
noch trotz allem den Zentrumsturm zu sprengen.

Eine weitere Frage, die im unmittelbaren Gefolge der letzten Wahlen hervor¬
tritt, ist die der Einigung der kleinern liberalen Gruppen radikaler Färbung. Der
Traum einer großen liberalen Partei scheint jetzt endgiltig zerronnen zu sein. Die
Hoffnung auf Erfüllung dieses Traums schien eine Zeit lang durch das Auftreten
der jungliberalen Bewegung innerhalb der nationalliberaleu Partei einige Nahrung
zu erhalten. Es hat sich aber doch gezeigt, daß der rechte und der linke Flügel
des deutschen Liberalismus durch ihre ganze geschichtliche Entwicklung seit vierzig
Jahren schon zu weit auseinander geraten sind, als daß auf eine dauernde Zu-
sammenschweißnng gerechnet werden könnte. Selbst wenn der Nationalliberalismus
künftig seinen grundsätzlich liberalen Charakter schärfer betonen sollte als bisher,
so würden doch die verschiednen wirtschaftspolitischen Anschauungen, die bei der
Parteientwicklung mitgewirkt und jetzt eine geradezu entscheidende Bedeutung er¬
langt haben, eine Vereinigung verhindern. Aber bei den liuksliberalen Gruppen
sprechen allerdings viele Gründe dafür, daß sie sich näher treten oder gar, wie jetzt
ernstlich geplant zu sein scheint, miteinander verschmolzen werden. Ein engeres Zu¬
sammengehn war ja schon im vorigen Jahre in Frankfurt a. M. verabredet wordeu.
Jetzt handelt es sich darum, einen Schritt weiter zu gehn. Aus den drei ohn¬
mächtigen Frccktiönchen soll eine immerhin ansehnliche Fraktion von achtundvierzig
Mitgliedern werden.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

noch kurz vor dem Tage der Stichwahl pflichtgemäß ihre Stimme erhoben, um
die Glieder der katholischen Kirche vor dem Eintreten für die religionslose und
kirchenfeindliche Sozialdemokratie zu warnen. Sie taten das nicht im Sinne eines
Eingreifens in die Pnrteipolitik, sondern lediglich auf Grund der christlichen Auf¬
fassung von der Pflicht gegen die Obrigkeit. Aber es fiel den bayrischen Zentrums¬
leuten gar nicht ein, sich dadurch irgendwie beeinflussen zu lassen; die klerikale
Presse behauptete dreist, die Erzbischofe hätten diesen Schritt nur aus Nachgiebigkeit
gegen höfische Wünsche getan — eine Behauptung, die dann freilich der Erzbischof
von Bamberg sofort öffentlich sehr energisch zurückgewiesen hat. Also auch der
Respekt vor der kirchlichen Autorität ist beim Zentrum in enge Grenzen gebannt;
alles wird dem rücksichtslosesten Parteiegoismus Untertan gemacht. Um so größer
ist die Autorität, die die geistlichen und weltlichen Führer und Agitatoren der
Partei auf die breiten Massen, mit denen sie unmittelbar in Berührung kommen,
ausüben. Es ist deshalb kein Wunder, daß der Zentrumsturm noch unerschüttert
geblieben ist. In absehbarer Zeit wird es auch schwer sein, eine wirksame Gegen¬
organisation zu schaffen. Ein Heilmittel gegen die gemeinschädlichem Wirkungen
dieses Treibens wäre zunächst mir darin zu finden, daß sich die deutschen Katho¬
liken selbst gegen die antinationale Demagogie wehren, die sich als ihre Vertretung
gebärdet. Aber ob dieses Heilmittel in Wirksamkeit treten wird, muß der Zukunft
überlassen bleiben. An Ansätze» und Versuchen hat es schon früher nicht gefehlt,
aber die Richtung, die jetzt durch Erzberger und Konsorten vertreten wird, hat
zuletzt immer die Oberhand behalten. Jetzt scheint es, als ob sich die „National¬
katholiken" den „Sozikatholiken" — wie man die klerikalen Mitkämpfer des Umsturzes
in Bayern spottweise genannt hat — entschiedner gegenüberstellen wollen. Auch die
Führung der Zentrumspartei weiß und wird erkennen, daß die demagogische Richtung
innerhalb der Partei im Begriff steht, den Bogen zu überspannen, und daß eine
gesuchte und gewollt« Oppositionsrolle der Partei jetzt durchaus Nicht unter so
vorteilhaften Bedingungen durchzuführen ist wie zur Zeit des Kulturkampfes. Darauf
gründen wir unsre schon früher ansgesprochne Überzeugung von einer innern Wand¬
lung des Zentrums. Sollten wir uns täuschen, um so schlimmer für das Zentrum
und um so besser für seiue Gegner. Dann beginnt für diese die Möglichkeit, doch
noch trotz allem den Zentrumsturm zu sprengen.

Eine weitere Frage, die im unmittelbaren Gefolge der letzten Wahlen hervor¬
tritt, ist die der Einigung der kleinern liberalen Gruppen radikaler Färbung. Der
Traum einer großen liberalen Partei scheint jetzt endgiltig zerronnen zu sein. Die
Hoffnung auf Erfüllung dieses Traums schien eine Zeit lang durch das Auftreten
der jungliberalen Bewegung innerhalb der nationalliberaleu Partei einige Nahrung
zu erhalten. Es hat sich aber doch gezeigt, daß der rechte und der linke Flügel
des deutschen Liberalismus durch ihre ganze geschichtliche Entwicklung seit vierzig
Jahren schon zu weit auseinander geraten sind, als daß auf eine dauernde Zu-
sammenschweißnng gerechnet werden könnte. Selbst wenn der Nationalliberalismus
künftig seinen grundsätzlich liberalen Charakter schärfer betonen sollte als bisher,
so würden doch die verschiednen wirtschaftspolitischen Anschauungen, die bei der
Parteientwicklung mitgewirkt und jetzt eine geradezu entscheidende Bedeutung er¬
langt haben, eine Vereinigung verhindern. Aber bei den liuksliberalen Gruppen
sprechen allerdings viele Gründe dafür, daß sie sich näher treten oder gar, wie jetzt
ernstlich geplant zu sein scheint, miteinander verschmolzen werden. Ein engeres Zu¬
sammengehn war ja schon im vorigen Jahre in Frankfurt a. M. verabredet wordeu.
Jetzt handelt es sich darum, einen Schritt weiter zu gehn. Aus den drei ohn¬
mächtigen Frccktiönchen soll eine immerhin ansehnliche Fraktion von achtundvierzig
Mitgliedern werden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0442" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301696"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1689" prev="#ID_1688"> noch kurz vor dem Tage der Stichwahl pflichtgemäß ihre Stimme erhoben, um<lb/>
die Glieder der katholischen Kirche vor dem Eintreten für die religionslose und<lb/>
kirchenfeindliche Sozialdemokratie zu warnen. Sie taten das nicht im Sinne eines<lb/>
Eingreifens in die Pnrteipolitik, sondern lediglich auf Grund der christlichen Auf¬<lb/>
fassung von der Pflicht gegen die Obrigkeit. Aber es fiel den bayrischen Zentrums¬<lb/>
leuten gar nicht ein, sich dadurch irgendwie beeinflussen zu lassen; die klerikale<lb/>
Presse behauptete dreist, die Erzbischofe hätten diesen Schritt nur aus Nachgiebigkeit<lb/>
gegen höfische Wünsche getan &#x2014; eine Behauptung, die dann freilich der Erzbischof<lb/>
von Bamberg sofort öffentlich sehr energisch zurückgewiesen hat. Also auch der<lb/>
Respekt vor der kirchlichen Autorität ist beim Zentrum in enge Grenzen gebannt;<lb/>
alles wird dem rücksichtslosesten Parteiegoismus Untertan gemacht. Um so größer<lb/>
ist die Autorität, die die geistlichen und weltlichen Führer und Agitatoren der<lb/>
Partei auf die breiten Massen, mit denen sie unmittelbar in Berührung kommen,<lb/>
ausüben. Es ist deshalb kein Wunder, daß der Zentrumsturm noch unerschüttert<lb/>
geblieben ist. In absehbarer Zeit wird es auch schwer sein, eine wirksame Gegen¬<lb/>
organisation zu schaffen. Ein Heilmittel gegen die gemeinschädlichem Wirkungen<lb/>
dieses Treibens wäre zunächst mir darin zu finden, daß sich die deutschen Katho¬<lb/>
liken selbst gegen die antinationale Demagogie wehren, die sich als ihre Vertretung<lb/>
gebärdet. Aber ob dieses Heilmittel in Wirksamkeit treten wird, muß der Zukunft<lb/>
überlassen bleiben. An Ansätze» und Versuchen hat es schon früher nicht gefehlt,<lb/>
aber die Richtung, die jetzt durch Erzberger und Konsorten vertreten wird, hat<lb/>
zuletzt immer die Oberhand behalten. Jetzt scheint es, als ob sich die &#x201E;National¬<lb/>
katholiken" den &#x201E;Sozikatholiken" &#x2014; wie man die klerikalen Mitkämpfer des Umsturzes<lb/>
in Bayern spottweise genannt hat &#x2014; entschiedner gegenüberstellen wollen. Auch die<lb/>
Führung der Zentrumspartei weiß und wird erkennen, daß die demagogische Richtung<lb/>
innerhalb der Partei im Begriff steht, den Bogen zu überspannen, und daß eine<lb/>
gesuchte und gewollt« Oppositionsrolle der Partei jetzt durchaus Nicht unter so<lb/>
vorteilhaften Bedingungen durchzuführen ist wie zur Zeit des Kulturkampfes. Darauf<lb/>
gründen wir unsre schon früher ansgesprochne Überzeugung von einer innern Wand¬<lb/>
lung des Zentrums. Sollten wir uns täuschen, um so schlimmer für das Zentrum<lb/>
und um so besser für seiue Gegner. Dann beginnt für diese die Möglichkeit, doch<lb/>
noch trotz allem den Zentrumsturm zu sprengen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1690"> Eine weitere Frage, die im unmittelbaren Gefolge der letzten Wahlen hervor¬<lb/>
tritt, ist die der Einigung der kleinern liberalen Gruppen radikaler Färbung. Der<lb/>
Traum einer großen liberalen Partei scheint jetzt endgiltig zerronnen zu sein. Die<lb/>
Hoffnung auf Erfüllung dieses Traums schien eine Zeit lang durch das Auftreten<lb/>
der jungliberalen Bewegung innerhalb der nationalliberaleu Partei einige Nahrung<lb/>
zu erhalten. Es hat sich aber doch gezeigt, daß der rechte und der linke Flügel<lb/>
des deutschen Liberalismus durch ihre ganze geschichtliche Entwicklung seit vierzig<lb/>
Jahren schon zu weit auseinander geraten sind, als daß auf eine dauernde Zu-<lb/>
sammenschweißnng gerechnet werden könnte. Selbst wenn der Nationalliberalismus<lb/>
künftig seinen grundsätzlich liberalen Charakter schärfer betonen sollte als bisher,<lb/>
so würden doch die verschiednen wirtschaftspolitischen Anschauungen, die bei der<lb/>
Parteientwicklung mitgewirkt und jetzt eine geradezu entscheidende Bedeutung er¬<lb/>
langt haben, eine Vereinigung verhindern. Aber bei den liuksliberalen Gruppen<lb/>
sprechen allerdings viele Gründe dafür, daß sie sich näher treten oder gar, wie jetzt<lb/>
ernstlich geplant zu sein scheint, miteinander verschmolzen werden. Ein engeres Zu¬<lb/>
sammengehn war ja schon im vorigen Jahre in Frankfurt a. M. verabredet wordeu.<lb/>
Jetzt handelt es sich darum, einen Schritt weiter zu gehn. Aus den drei ohn¬<lb/>
mächtigen Frccktiönchen soll eine immerhin ansehnliche Fraktion von achtundvierzig<lb/>
Mitgliedern werden.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0442] Maßgebliches und Unmaßgebliches noch kurz vor dem Tage der Stichwahl pflichtgemäß ihre Stimme erhoben, um die Glieder der katholischen Kirche vor dem Eintreten für die religionslose und kirchenfeindliche Sozialdemokratie zu warnen. Sie taten das nicht im Sinne eines Eingreifens in die Pnrteipolitik, sondern lediglich auf Grund der christlichen Auf¬ fassung von der Pflicht gegen die Obrigkeit. Aber es fiel den bayrischen Zentrums¬ leuten gar nicht ein, sich dadurch irgendwie beeinflussen zu lassen; die klerikale Presse behauptete dreist, die Erzbischofe hätten diesen Schritt nur aus Nachgiebigkeit gegen höfische Wünsche getan — eine Behauptung, die dann freilich der Erzbischof von Bamberg sofort öffentlich sehr energisch zurückgewiesen hat. Also auch der Respekt vor der kirchlichen Autorität ist beim Zentrum in enge Grenzen gebannt; alles wird dem rücksichtslosesten Parteiegoismus Untertan gemacht. Um so größer ist die Autorität, die die geistlichen und weltlichen Führer und Agitatoren der Partei auf die breiten Massen, mit denen sie unmittelbar in Berührung kommen, ausüben. Es ist deshalb kein Wunder, daß der Zentrumsturm noch unerschüttert geblieben ist. In absehbarer Zeit wird es auch schwer sein, eine wirksame Gegen¬ organisation zu schaffen. Ein Heilmittel gegen die gemeinschädlichem Wirkungen dieses Treibens wäre zunächst mir darin zu finden, daß sich die deutschen Katho¬ liken selbst gegen die antinationale Demagogie wehren, die sich als ihre Vertretung gebärdet. Aber ob dieses Heilmittel in Wirksamkeit treten wird, muß der Zukunft überlassen bleiben. An Ansätze» und Versuchen hat es schon früher nicht gefehlt, aber die Richtung, die jetzt durch Erzberger und Konsorten vertreten wird, hat zuletzt immer die Oberhand behalten. Jetzt scheint es, als ob sich die „National¬ katholiken" den „Sozikatholiken" — wie man die klerikalen Mitkämpfer des Umsturzes in Bayern spottweise genannt hat — entschiedner gegenüberstellen wollen. Auch die Führung der Zentrumspartei weiß und wird erkennen, daß die demagogische Richtung innerhalb der Partei im Begriff steht, den Bogen zu überspannen, und daß eine gesuchte und gewollt« Oppositionsrolle der Partei jetzt durchaus Nicht unter so vorteilhaften Bedingungen durchzuführen ist wie zur Zeit des Kulturkampfes. Darauf gründen wir unsre schon früher ansgesprochne Überzeugung von einer innern Wand¬ lung des Zentrums. Sollten wir uns täuschen, um so schlimmer für das Zentrum und um so besser für seiue Gegner. Dann beginnt für diese die Möglichkeit, doch noch trotz allem den Zentrumsturm zu sprengen. Eine weitere Frage, die im unmittelbaren Gefolge der letzten Wahlen hervor¬ tritt, ist die der Einigung der kleinern liberalen Gruppen radikaler Färbung. Der Traum einer großen liberalen Partei scheint jetzt endgiltig zerronnen zu sein. Die Hoffnung auf Erfüllung dieses Traums schien eine Zeit lang durch das Auftreten der jungliberalen Bewegung innerhalb der nationalliberaleu Partei einige Nahrung zu erhalten. Es hat sich aber doch gezeigt, daß der rechte und der linke Flügel des deutschen Liberalismus durch ihre ganze geschichtliche Entwicklung seit vierzig Jahren schon zu weit auseinander geraten sind, als daß auf eine dauernde Zu- sammenschweißnng gerechnet werden könnte. Selbst wenn der Nationalliberalismus künftig seinen grundsätzlich liberalen Charakter schärfer betonen sollte als bisher, so würden doch die verschiednen wirtschaftspolitischen Anschauungen, die bei der Parteientwicklung mitgewirkt und jetzt eine geradezu entscheidende Bedeutung er¬ langt haben, eine Vereinigung verhindern. Aber bei den liuksliberalen Gruppen sprechen allerdings viele Gründe dafür, daß sie sich näher treten oder gar, wie jetzt ernstlich geplant zu sein scheint, miteinander verschmolzen werden. Ein engeres Zu¬ sammengehn war ja schon im vorigen Jahre in Frankfurt a. M. verabredet wordeu. Jetzt handelt es sich darum, einen Schritt weiter zu gehn. Aus den drei ohn¬ mächtigen Frccktiönchen soll eine immerhin ansehnliche Fraktion von achtundvierzig Mitgliedern werden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/442
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/442>, abgerufen am 02.07.2024.