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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Ob das gelingen wird? Die Volkspartei, der direkte Sprößling der wasch¬
echter achtundvierziger Demokratie, stellt die speziell süddeutsche Spielart des bürger¬
lichen Radikalismus dar. Von dem norddeutschen Freisinn fühlte sich die alte
Volkspartei zurückgescheucht durch den Rest von Staatsgefühl, den die preußischen
Freisinnigen selbst in ihrem Radikalismus nicht verleugnen konnten. Die jüngere
Generation der Volkspartei empfindet -- dank der Entwicklung des Reichs und
den sonst veränderten Verhältnissen -- dieses trennende Moment nicht mehr so
stark, daß sie darin ein Hindernis für das Zusammenwirken auf dem Boden
gleicher politischer Prinzipien sahe. Was die beiden freisinnigen Gruppen betrifft,
so waren sie ja schon früher in einer Partei vereinigt. Sie gingen auseinander,
weil die aus der ehemals nationalliberalen Sezession hervorgegangne Gruppe in
der Partei den starr verneinenden Standpunkt Eugen Richters gegenüber nationalen
Forderungen nicht gutheißen wollte. Seit dem Tode Engen Richters erstarkt augen¬
scheinlich auch in der freisinnigen Volkspartei eine Richtung, die die strenge Wahrung
der entschieden liberalen Grundsätze nicht mehr unvereinbar hält mit der Bereitwilligkeit
zur Erfüllung nationaler Pflichten, wie sie in der notwendigen Stärkung der
Wehrkraft zu Lande und zu Wasser und neuerdings auch in der Unterstützung
einer tatkräftigen Kolonialpolitik enthalten sind.

So weit scheint also alles zu stimmen. Aber hente liegt die Schwierigkeit
der Vereinigung auf anderm Gebiete, nämlich dem der Sozialpolitik. Die Wesens¬
verschiedenheit, die sich zwischen der freisinnigen Volkspartei und der freisinnigen
Vereinigung immer stärker herausgebildet hat, ist darin begründet, daß verschiedne
Interessenkreise des liberalen Bürgertums in den beiden Gruppen ihre Vertretung
finden. Dieser Unterschied äußert sich jetzt vornehmlich in der Stellung zur Sozinl-
demokratie. Dadurch ist eine Kluft zwischen den beiden freisinnigen Gruppen ge¬
rissen, die viel schwerer ausgefüllt werden kann, als es bei den frühern Meinungs¬
verschiedenheiten möglich war. Nun hat zwar die freisinnige Vereinigung in der
Wahlbewegung die allzu sozialistenfreundliche Gruppe in der eignen Partei einiger¬
maßen zurückgedrängt; wiederum ist es auch Dr. Theodor Barth nicht gelungen,
in deu Reichstag zu kommen. Aber dafür ist in Friedrich Naumann eine Per¬
sönlichkeit in den Reichstag gelangt, von der in diesem Kreise jedenfalls stärkere
Wirkungen ausgehn werden, als sie seine Freunde bisher üben konnten. Andrer¬
seits ist die Feindschaft der freisinnigen Volkspartei gegen die Sozialdemokratie be¬
deutend gewachsen. Man wird also immer noch starke Zweifel hegen müssen, ob
der Zusammenschluß der Liberalen zu einer Partei verwirklicht werden wird.

Zu vielen sehr beachtenswerten Erörterungen hat neuerdings die widerrecht¬
liche Veröffentlichung von Privatbriefen gegeben, die zwischen einem Mitgliede des
Präsidiums des Flottenvereins, General Keim, und verschiednen politischen Persön¬
lichketten gewechselt worden sind. Aus den Briefen geht hervor, daß General Keim
auf Grund seiner Stellung und seiner persönlichen Verbindungen im Flottenverein
eine überaus lebhafte und energische Wahlagitation im nationalen Sinne, gegen
Zentrum und Sozialdemokratie, betrieben hatte. Das führende bayrische Zentrums¬
organ, der Bayrische Kurier, hatte sich bezeichnenderweise dazu hergegeben, die ihm
gebotne unredliche Waffe zu benutzen. Das Neue an diesem häßlichen Kampfmittel
bestand nicht in der widerrechtlichen Benutzung der Privatbriefe allein, sondern in
der Art ihrer Beschaffung. Leider zeitigt ja der politische Kampf öfter dergleichen
Auswüchse. Es ist nicht das erstemal, daß ein politischer Gegner durch aufgefundne.
unterschlag"" oder gestohlne Briefe unschädlich zu mache" versucht wird. Diesesmal
aber ist nicht eine Unachtsamkeit oder Vertrauensseligkeit des Eigentümers der
Briefe benutzt worden, sondern diese Briefe sind offenbar unter sachverständiger
politischer Leitung nach einem lange vorher entworfnen Plan auf gewaltsamen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Ob das gelingen wird? Die Volkspartei, der direkte Sprößling der wasch¬
echter achtundvierziger Demokratie, stellt die speziell süddeutsche Spielart des bürger¬
lichen Radikalismus dar. Von dem norddeutschen Freisinn fühlte sich die alte
Volkspartei zurückgescheucht durch den Rest von Staatsgefühl, den die preußischen
Freisinnigen selbst in ihrem Radikalismus nicht verleugnen konnten. Die jüngere
Generation der Volkspartei empfindet — dank der Entwicklung des Reichs und
den sonst veränderten Verhältnissen — dieses trennende Moment nicht mehr so
stark, daß sie darin ein Hindernis für das Zusammenwirken auf dem Boden
gleicher politischer Prinzipien sahe. Was die beiden freisinnigen Gruppen betrifft,
so waren sie ja schon früher in einer Partei vereinigt. Sie gingen auseinander,
weil die aus der ehemals nationalliberalen Sezession hervorgegangne Gruppe in
der Partei den starr verneinenden Standpunkt Eugen Richters gegenüber nationalen
Forderungen nicht gutheißen wollte. Seit dem Tode Engen Richters erstarkt augen¬
scheinlich auch in der freisinnigen Volkspartei eine Richtung, die die strenge Wahrung
der entschieden liberalen Grundsätze nicht mehr unvereinbar hält mit der Bereitwilligkeit
zur Erfüllung nationaler Pflichten, wie sie in der notwendigen Stärkung der
Wehrkraft zu Lande und zu Wasser und neuerdings auch in der Unterstützung
einer tatkräftigen Kolonialpolitik enthalten sind.

So weit scheint also alles zu stimmen. Aber hente liegt die Schwierigkeit
der Vereinigung auf anderm Gebiete, nämlich dem der Sozialpolitik. Die Wesens¬
verschiedenheit, die sich zwischen der freisinnigen Volkspartei und der freisinnigen
Vereinigung immer stärker herausgebildet hat, ist darin begründet, daß verschiedne
Interessenkreise des liberalen Bürgertums in den beiden Gruppen ihre Vertretung
finden. Dieser Unterschied äußert sich jetzt vornehmlich in der Stellung zur Sozinl-
demokratie. Dadurch ist eine Kluft zwischen den beiden freisinnigen Gruppen ge¬
rissen, die viel schwerer ausgefüllt werden kann, als es bei den frühern Meinungs¬
verschiedenheiten möglich war. Nun hat zwar die freisinnige Vereinigung in der
Wahlbewegung die allzu sozialistenfreundliche Gruppe in der eignen Partei einiger¬
maßen zurückgedrängt; wiederum ist es auch Dr. Theodor Barth nicht gelungen,
in deu Reichstag zu kommen. Aber dafür ist in Friedrich Naumann eine Per¬
sönlichkeit in den Reichstag gelangt, von der in diesem Kreise jedenfalls stärkere
Wirkungen ausgehn werden, als sie seine Freunde bisher üben konnten. Andrer¬
seits ist die Feindschaft der freisinnigen Volkspartei gegen die Sozialdemokratie be¬
deutend gewachsen. Man wird also immer noch starke Zweifel hegen müssen, ob
der Zusammenschluß der Liberalen zu einer Partei verwirklicht werden wird.

Zu vielen sehr beachtenswerten Erörterungen hat neuerdings die widerrecht¬
liche Veröffentlichung von Privatbriefen gegeben, die zwischen einem Mitgliede des
Präsidiums des Flottenvereins, General Keim, und verschiednen politischen Persön¬
lichketten gewechselt worden sind. Aus den Briefen geht hervor, daß General Keim
auf Grund seiner Stellung und seiner persönlichen Verbindungen im Flottenverein
eine überaus lebhafte und energische Wahlagitation im nationalen Sinne, gegen
Zentrum und Sozialdemokratie, betrieben hatte. Das führende bayrische Zentrums¬
organ, der Bayrische Kurier, hatte sich bezeichnenderweise dazu hergegeben, die ihm
gebotne unredliche Waffe zu benutzen. Das Neue an diesem häßlichen Kampfmittel
bestand nicht in der widerrechtlichen Benutzung der Privatbriefe allein, sondern in
der Art ihrer Beschaffung. Leider zeitigt ja der politische Kampf öfter dergleichen
Auswüchse. Es ist nicht das erstemal, daß ein politischer Gegner durch aufgefundne.
unterschlag«« oder gestohlne Briefe unschädlich zu mache» versucht wird. Diesesmal
aber ist nicht eine Unachtsamkeit oder Vertrauensseligkeit des Eigentümers der
Briefe benutzt worden, sondern diese Briefe sind offenbar unter sachverständiger
politischer Leitung nach einem lange vorher entworfnen Plan auf gewaltsamen


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[0443] Maßgebliches und Unmaßgebliches Ob das gelingen wird? Die Volkspartei, der direkte Sprößling der wasch¬ echter achtundvierziger Demokratie, stellt die speziell süddeutsche Spielart des bürger¬ lichen Radikalismus dar. Von dem norddeutschen Freisinn fühlte sich die alte Volkspartei zurückgescheucht durch den Rest von Staatsgefühl, den die preußischen Freisinnigen selbst in ihrem Radikalismus nicht verleugnen konnten. Die jüngere Generation der Volkspartei empfindet — dank der Entwicklung des Reichs und den sonst veränderten Verhältnissen — dieses trennende Moment nicht mehr so stark, daß sie darin ein Hindernis für das Zusammenwirken auf dem Boden gleicher politischer Prinzipien sahe. Was die beiden freisinnigen Gruppen betrifft, so waren sie ja schon früher in einer Partei vereinigt. Sie gingen auseinander, weil die aus der ehemals nationalliberalen Sezession hervorgegangne Gruppe in der Partei den starr verneinenden Standpunkt Eugen Richters gegenüber nationalen Forderungen nicht gutheißen wollte. Seit dem Tode Engen Richters erstarkt augen¬ scheinlich auch in der freisinnigen Volkspartei eine Richtung, die die strenge Wahrung der entschieden liberalen Grundsätze nicht mehr unvereinbar hält mit der Bereitwilligkeit zur Erfüllung nationaler Pflichten, wie sie in der notwendigen Stärkung der Wehrkraft zu Lande und zu Wasser und neuerdings auch in der Unterstützung einer tatkräftigen Kolonialpolitik enthalten sind. So weit scheint also alles zu stimmen. Aber hente liegt die Schwierigkeit der Vereinigung auf anderm Gebiete, nämlich dem der Sozialpolitik. Die Wesens¬ verschiedenheit, die sich zwischen der freisinnigen Volkspartei und der freisinnigen Vereinigung immer stärker herausgebildet hat, ist darin begründet, daß verschiedne Interessenkreise des liberalen Bürgertums in den beiden Gruppen ihre Vertretung finden. Dieser Unterschied äußert sich jetzt vornehmlich in der Stellung zur Sozinl- demokratie. Dadurch ist eine Kluft zwischen den beiden freisinnigen Gruppen ge¬ rissen, die viel schwerer ausgefüllt werden kann, als es bei den frühern Meinungs¬ verschiedenheiten möglich war. Nun hat zwar die freisinnige Vereinigung in der Wahlbewegung die allzu sozialistenfreundliche Gruppe in der eignen Partei einiger¬ maßen zurückgedrängt; wiederum ist es auch Dr. Theodor Barth nicht gelungen, in deu Reichstag zu kommen. Aber dafür ist in Friedrich Naumann eine Per¬ sönlichkeit in den Reichstag gelangt, von der in diesem Kreise jedenfalls stärkere Wirkungen ausgehn werden, als sie seine Freunde bisher üben konnten. Andrer¬ seits ist die Feindschaft der freisinnigen Volkspartei gegen die Sozialdemokratie be¬ deutend gewachsen. Man wird also immer noch starke Zweifel hegen müssen, ob der Zusammenschluß der Liberalen zu einer Partei verwirklicht werden wird. Zu vielen sehr beachtenswerten Erörterungen hat neuerdings die widerrecht¬ liche Veröffentlichung von Privatbriefen gegeben, die zwischen einem Mitgliede des Präsidiums des Flottenvereins, General Keim, und verschiednen politischen Persön¬ lichketten gewechselt worden sind. Aus den Briefen geht hervor, daß General Keim auf Grund seiner Stellung und seiner persönlichen Verbindungen im Flottenverein eine überaus lebhafte und energische Wahlagitation im nationalen Sinne, gegen Zentrum und Sozialdemokratie, betrieben hatte. Das führende bayrische Zentrums¬ organ, der Bayrische Kurier, hatte sich bezeichnenderweise dazu hergegeben, die ihm gebotne unredliche Waffe zu benutzen. Das Neue an diesem häßlichen Kampfmittel bestand nicht in der widerrechtlichen Benutzung der Privatbriefe allein, sondern in der Art ihrer Beschaffung. Leider zeitigt ja der politische Kampf öfter dergleichen Auswüchse. Es ist nicht das erstemal, daß ein politischer Gegner durch aufgefundne. unterschlag«« oder gestohlne Briefe unschädlich zu mache» versucht wird. Diesesmal aber ist nicht eine Unachtsamkeit oder Vertrauensseligkeit des Eigentümers der Briefe benutzt worden, sondern diese Briefe sind offenbar unter sachverständiger politischer Leitung nach einem lange vorher entworfnen Plan auf gewaltsamen

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/443>, abgerufen am 30.06.2024.