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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Die militärischen Machtmittel der Japaner

schiff (Satsuma) von 19250 Tonnen und ein Panzerkreuzer (Kurama) von
14600 Tonnen, auf der Staatswerft Kure auch ein Linienschiff (Ali) ebenfalls
von 19250 Tonnen und drei Panzerkreuzer (Tsuluba, Jkoma und Jbuki) von
je 13750 Tonnen, in Sasebo der geschützte Kreuzer Tone, in Kobe und
Nagasaki die Avisos Aodogawa und Wogami gebaut werden. Von den
Schlachtschiffen ist Satsuma schon am 15. November v. I. von Stapel gelaufen,
nud Ali soll im Frühjahr d. I. zu Wasser gelassen werden.

Aber auch diesen Zuwachs hält die Admiralität noch nicht für ausreichend,
denn schon über die demnächst frei werdenden großen Bauhofe ist wieder verfügt
und zugleich beschlossen worden, noch zwei Linienschiffe von je 21000 Tonnen
und zwei Panzerkreuzer von je 18650 Tonnen in Bau zu geben. Die Linien¬
schiffe sollen mit 20 Knoten, die Kreuzer mit 25 Knoten fahren, dazu beide °
Schiffsgattungen mit Turbinen versehen werden. Besonders bemerkenswert
erscheint, daß die Linienschiffe im Gegensatz zur englischen Dreadnought eine
starke Mittelartillerie (zehn Geschütze von 15,2 Zentimetern) erhalten werden;
sonst sollen sie noch mit zwölf Geschützen von 30,5 Zentimetern und zwölf von
12 Zentimetern bestückt werden.

Man sieht aus diesen kurzen Angaben über die neuen Schiffe, daß in
Japan nicht nur neues Schiffsmaterial hergestellt wird, sondern daß man auch
in bezug auf die Größenverhültnisse der Schlachtschiffe an der Spitze aller
Mariner der Welt marschieren will. Wir erfahren aber weiter aus dieser
Übersicht, daß die junge Großmacht im fernen Osten einer abermaligen Ver¬
stärkung seiner Seestreitkräfte um vierzig Schiffe mit einem Deplacement von
mehr als 300000 Tonnen entgegensieht, wodurch Japan immer mehr in die
vorderste Reihe der Hauptseemächte gelangt.

Wenn nun neuerdings gesagt wird, daß in diesen Berechnungen der japanischen
Flotte insofern ein Fehler liege, als sich Japan veranlaßt sehen werde, je nach
der Fertigstellung neuer Schiffe sein älteres Material auszurangieren, so ist
diesen Einwänden gegenüber die Tatsache festzustellen, daß die Japaner, bis jetzt
wenigstens, von einer Außerdienststellung alter Schiffe so gut wie nichts wissen
wollen und nur einige 1895 den Chinesen abgenommne Knstenkanonenboote zum
Verkauf gestellt haben.

Sollte es je zu einem Kriege zwischen Japan und Amerika kommen, so
müßte man Prophetengabe haben, wenn man sagen wollte, wer Sieger in demi
schweren Kampfe dieser beiden mächtigen Nationen bleiben wird. So viel aber
ist vorauszusehen und wird durch den russisch-japanischen Krieg bestätigt, daß
das kleine Jnselvolk der Japaner militärische Fähigkeiten von hohem Wert hat
und in dieser Hinsicht mit an der Spitze aller Großmächte steht.




Die militärischen Machtmittel der Japaner

schiff (Satsuma) von 19250 Tonnen und ein Panzerkreuzer (Kurama) von
14600 Tonnen, auf der Staatswerft Kure auch ein Linienschiff (Ali) ebenfalls
von 19250 Tonnen und drei Panzerkreuzer (Tsuluba, Jkoma und Jbuki) von
je 13750 Tonnen, in Sasebo der geschützte Kreuzer Tone, in Kobe und
Nagasaki die Avisos Aodogawa und Wogami gebaut werden. Von den
Schlachtschiffen ist Satsuma schon am 15. November v. I. von Stapel gelaufen,
nud Ali soll im Frühjahr d. I. zu Wasser gelassen werden.

Aber auch diesen Zuwachs hält die Admiralität noch nicht für ausreichend,
denn schon über die demnächst frei werdenden großen Bauhofe ist wieder verfügt
und zugleich beschlossen worden, noch zwei Linienschiffe von je 21000 Tonnen
und zwei Panzerkreuzer von je 18650 Tonnen in Bau zu geben. Die Linien¬
schiffe sollen mit 20 Knoten, die Kreuzer mit 25 Knoten fahren, dazu beide °
Schiffsgattungen mit Turbinen versehen werden. Besonders bemerkenswert
erscheint, daß die Linienschiffe im Gegensatz zur englischen Dreadnought eine
starke Mittelartillerie (zehn Geschütze von 15,2 Zentimetern) erhalten werden;
sonst sollen sie noch mit zwölf Geschützen von 30,5 Zentimetern und zwölf von
12 Zentimetern bestückt werden.

Man sieht aus diesen kurzen Angaben über die neuen Schiffe, daß in
Japan nicht nur neues Schiffsmaterial hergestellt wird, sondern daß man auch
in bezug auf die Größenverhültnisse der Schlachtschiffe an der Spitze aller
Mariner der Welt marschieren will. Wir erfahren aber weiter aus dieser
Übersicht, daß die junge Großmacht im fernen Osten einer abermaligen Ver¬
stärkung seiner Seestreitkräfte um vierzig Schiffe mit einem Deplacement von
mehr als 300000 Tonnen entgegensieht, wodurch Japan immer mehr in die
vorderste Reihe der Hauptseemächte gelangt.

Wenn nun neuerdings gesagt wird, daß in diesen Berechnungen der japanischen
Flotte insofern ein Fehler liege, als sich Japan veranlaßt sehen werde, je nach
der Fertigstellung neuer Schiffe sein älteres Material auszurangieren, so ist
diesen Einwänden gegenüber die Tatsache festzustellen, daß die Japaner, bis jetzt
wenigstens, von einer Außerdienststellung alter Schiffe so gut wie nichts wissen
wollen und nur einige 1895 den Chinesen abgenommne Knstenkanonenboote zum
Verkauf gestellt haben.

Sollte es je zu einem Kriege zwischen Japan und Amerika kommen, so
müßte man Prophetengabe haben, wenn man sagen wollte, wer Sieger in demi
schweren Kampfe dieser beiden mächtigen Nationen bleiben wird. So viel aber
ist vorauszusehen und wird durch den russisch-japanischen Krieg bestätigt, daß
das kleine Jnselvolk der Japaner militärische Fähigkeiten von hohem Wert hat
und in dieser Hinsicht mit an der Spitze aller Großmächte steht.




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[0402] Die militärischen Machtmittel der Japaner schiff (Satsuma) von 19250 Tonnen und ein Panzerkreuzer (Kurama) von 14600 Tonnen, auf der Staatswerft Kure auch ein Linienschiff (Ali) ebenfalls von 19250 Tonnen und drei Panzerkreuzer (Tsuluba, Jkoma und Jbuki) von je 13750 Tonnen, in Sasebo der geschützte Kreuzer Tone, in Kobe und Nagasaki die Avisos Aodogawa und Wogami gebaut werden. Von den Schlachtschiffen ist Satsuma schon am 15. November v. I. von Stapel gelaufen, nud Ali soll im Frühjahr d. I. zu Wasser gelassen werden. Aber auch diesen Zuwachs hält die Admiralität noch nicht für ausreichend, denn schon über die demnächst frei werdenden großen Bauhofe ist wieder verfügt und zugleich beschlossen worden, noch zwei Linienschiffe von je 21000 Tonnen und zwei Panzerkreuzer von je 18650 Tonnen in Bau zu geben. Die Linien¬ schiffe sollen mit 20 Knoten, die Kreuzer mit 25 Knoten fahren, dazu beide ° Schiffsgattungen mit Turbinen versehen werden. Besonders bemerkenswert erscheint, daß die Linienschiffe im Gegensatz zur englischen Dreadnought eine starke Mittelartillerie (zehn Geschütze von 15,2 Zentimetern) erhalten werden; sonst sollen sie noch mit zwölf Geschützen von 30,5 Zentimetern und zwölf von 12 Zentimetern bestückt werden. Man sieht aus diesen kurzen Angaben über die neuen Schiffe, daß in Japan nicht nur neues Schiffsmaterial hergestellt wird, sondern daß man auch in bezug auf die Größenverhültnisse der Schlachtschiffe an der Spitze aller Mariner der Welt marschieren will. Wir erfahren aber weiter aus dieser Übersicht, daß die junge Großmacht im fernen Osten einer abermaligen Ver¬ stärkung seiner Seestreitkräfte um vierzig Schiffe mit einem Deplacement von mehr als 300000 Tonnen entgegensieht, wodurch Japan immer mehr in die vorderste Reihe der Hauptseemächte gelangt. Wenn nun neuerdings gesagt wird, daß in diesen Berechnungen der japanischen Flotte insofern ein Fehler liege, als sich Japan veranlaßt sehen werde, je nach der Fertigstellung neuer Schiffe sein älteres Material auszurangieren, so ist diesen Einwänden gegenüber die Tatsache festzustellen, daß die Japaner, bis jetzt wenigstens, von einer Außerdienststellung alter Schiffe so gut wie nichts wissen wollen und nur einige 1895 den Chinesen abgenommne Knstenkanonenboote zum Verkauf gestellt haben. Sollte es je zu einem Kriege zwischen Japan und Amerika kommen, so müßte man Prophetengabe haben, wenn man sagen wollte, wer Sieger in demi schweren Kampfe dieser beiden mächtigen Nationen bleiben wird. So viel aber ist vorauszusehen und wird durch den russisch-japanischen Krieg bestätigt, daß das kleine Jnselvolk der Japaner militärische Fähigkeiten von hohem Wert hat und in dieser Hinsicht mit an der Spitze aller Großmächte steht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/402>, abgerufen am 24.07.2024.