Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.Die militärische" Machtmittel der Japaner Des weitern ist noch zu berichten von der entweder schon erfolgten Was die Einrichtung eigner Bekleidungswirtschaft bei den Truppen an¬ In der Frage der Neuuniformieruug hatte das Kriegsministerium schon Es ist endlich noch der beabsichtigten Verbesserung des Rekrutierungs¬ Die militärische» Machtmittel der Japaner Des weitern ist noch zu berichten von der entweder schon erfolgten Was die Einrichtung eigner Bekleidungswirtschaft bei den Truppen an¬ In der Frage der Neuuniformieruug hatte das Kriegsministerium schon Es ist endlich noch der beabsichtigten Verbesserung des Rekrutierungs¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0398" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301652"/> <fw type="header" place="top"> Die militärische» Machtmittel der Japaner</fw><lb/> <p xml:id="ID_1502"> Des weitern ist noch zu berichten von der entweder schon erfolgten<lb/> oder in der Ausführung begriffnen Vergrößerung der Arsenale, die dazu<lb/> führen soll, daß sich Japan in der Herstellung der gesamten Ausrüstung für<lb/> Heer und Marine allmählich auf eigne Füße stellt. Vor und während des<lb/> Krieges war es anders, und es mußte ein großer Teil der Waffen aus dem<lb/> Auslande, meist aus Deutschland und aus England, bezogen werden. Außerdem<lb/> wurden allerdings die Privatindustrie und namentlich die staatlichen Werk¬<lb/> stätten in Tokio und Osaka in Anspruch genommen; zusammengerechnet be¬<lb/> schäftigten diese Arsenale während des Krieges 64000 Arbeiter und 134000<lb/> Frauen. Seit der Friede wiederhergestellt worden ist, sind allein in Tokio<lb/> drei große Waffenfabriken mit 7316 Arbeitern und 1027 Frauen in Tätigkeit,<lb/> zwei weitere Fabriken sind noch im Bau, von denen die eine in Tokonoki auf<lb/> der Insel Kiushiu schon nahezu vollendet ist. Zugleich sind die Geschützfabrik<lb/> in Osaka nicht unbedeutend erweitert und die vier Pulver- und Geschvßfabrikeu<lb/> in den Provinzen Kotsuki-Jtabana, Omi-Kagakama, in Jbachi bei Tokio und<lb/> in Rara bei Kioto etwas vergrößert worden. In Osaka wird zurzeit an der<lb/> Herstellung eines verbesserten Cordits gearbeitet, das besser verbrennen soll als<lb/> das englische Corbie und keine Säure im Rohr zurückläßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1503"> Was die Einrichtung eigner Bekleidungswirtschaft bei den Truppen an¬<lb/> langt, so ist auch hierin schon der Anfang gemacht worden, indem angeordnet<lb/> worden ist, daß sämtliche Garderegimenter ihre Uniformstücke selbst anzufertigen<lb/> hätten. Als Grund für diese Anordnung wird angegeben, daß die Lieferungen<lb/> aus den staatlichen Verwaltungsmagazinen zu ernsten Klagen Veranlassung<lb/> gegeben hätten; allein von 800000 Waffenröcken seien mehr als 300000 völlig<lb/> unbrauchbar gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1504"> In der Frage der Neuuniformieruug hatte das Kriegsministerium schon<lb/> während des Krieges seinen Entschluß gefaßt. Das ganze Heer hat Einheits-<lb/> uniform, wenigstens der Farbe nach; im Schnitt unterscheidet sich die Kavallerie<lb/> durch den mit Schnüren (bei der Garde mit roten, bei der Linie mit gelben)<lb/> geschlossenen Dolmcm. Der Schnitt des Waffenrocks aller übrigen Waffen¬<lb/> gattungen aus graugelbem, in der Militärfabrik Sendji gefertigten Tuche<lb/> ähnelt dem der italienischen Infanterie mit Stehkragen und zweifarbigen Palten<lb/> mit der Regimentsnummer darauf. Die Farbe der Palten und der Biesen<lb/> dient zur Unterscheidung der Truppengattungen, und zwar ist sie für die<lb/> Infanterie rot, für die Kavallerie hellgrün, für die Artillerie gelb, für die<lb/> Pioniere karmoisin, für den Train blau, für die Sanitütstruppen dunkelgrün.<lb/> Alle Fußtruppen tragen von jetzt ab Schnürschuhe. Die Rangstreifen der<lb/> Offiziere sind auf den Unterärmeln. Jeder Soldat ist mit einer blauen Sonnen-<lb/> und Staubbrille sowie mit einem kleinen Holzkohlenapparat zur Erwärmung der<lb/> Hände ausgestattet worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1505" next="#ID_1506"> Es ist endlich noch der beabsichtigten Verbesserung des Rekrutierungs¬<lb/> gesetzes Erwähnung zu tun. Zwar bestehn in Japan grundsätzlich die allgemeine</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0398]
Die militärische» Machtmittel der Japaner
Des weitern ist noch zu berichten von der entweder schon erfolgten
oder in der Ausführung begriffnen Vergrößerung der Arsenale, die dazu
führen soll, daß sich Japan in der Herstellung der gesamten Ausrüstung für
Heer und Marine allmählich auf eigne Füße stellt. Vor und während des
Krieges war es anders, und es mußte ein großer Teil der Waffen aus dem
Auslande, meist aus Deutschland und aus England, bezogen werden. Außerdem
wurden allerdings die Privatindustrie und namentlich die staatlichen Werk¬
stätten in Tokio und Osaka in Anspruch genommen; zusammengerechnet be¬
schäftigten diese Arsenale während des Krieges 64000 Arbeiter und 134000
Frauen. Seit der Friede wiederhergestellt worden ist, sind allein in Tokio
drei große Waffenfabriken mit 7316 Arbeitern und 1027 Frauen in Tätigkeit,
zwei weitere Fabriken sind noch im Bau, von denen die eine in Tokonoki auf
der Insel Kiushiu schon nahezu vollendet ist. Zugleich sind die Geschützfabrik
in Osaka nicht unbedeutend erweitert und die vier Pulver- und Geschvßfabrikeu
in den Provinzen Kotsuki-Jtabana, Omi-Kagakama, in Jbachi bei Tokio und
in Rara bei Kioto etwas vergrößert worden. In Osaka wird zurzeit an der
Herstellung eines verbesserten Cordits gearbeitet, das besser verbrennen soll als
das englische Corbie und keine Säure im Rohr zurückläßt.
Was die Einrichtung eigner Bekleidungswirtschaft bei den Truppen an¬
langt, so ist auch hierin schon der Anfang gemacht worden, indem angeordnet
worden ist, daß sämtliche Garderegimenter ihre Uniformstücke selbst anzufertigen
hätten. Als Grund für diese Anordnung wird angegeben, daß die Lieferungen
aus den staatlichen Verwaltungsmagazinen zu ernsten Klagen Veranlassung
gegeben hätten; allein von 800000 Waffenröcken seien mehr als 300000 völlig
unbrauchbar gewesen.
In der Frage der Neuuniformieruug hatte das Kriegsministerium schon
während des Krieges seinen Entschluß gefaßt. Das ganze Heer hat Einheits-
uniform, wenigstens der Farbe nach; im Schnitt unterscheidet sich die Kavallerie
durch den mit Schnüren (bei der Garde mit roten, bei der Linie mit gelben)
geschlossenen Dolmcm. Der Schnitt des Waffenrocks aller übrigen Waffen¬
gattungen aus graugelbem, in der Militärfabrik Sendji gefertigten Tuche
ähnelt dem der italienischen Infanterie mit Stehkragen und zweifarbigen Palten
mit der Regimentsnummer darauf. Die Farbe der Palten und der Biesen
dient zur Unterscheidung der Truppengattungen, und zwar ist sie für die
Infanterie rot, für die Kavallerie hellgrün, für die Artillerie gelb, für die
Pioniere karmoisin, für den Train blau, für die Sanitütstruppen dunkelgrün.
Alle Fußtruppen tragen von jetzt ab Schnürschuhe. Die Rangstreifen der
Offiziere sind auf den Unterärmeln. Jeder Soldat ist mit einer blauen Sonnen-
und Staubbrille sowie mit einem kleinen Holzkohlenapparat zur Erwärmung der
Hände ausgestattet worden.
Es ist endlich noch der beabsichtigten Verbesserung des Rekrutierungs¬
gesetzes Erwähnung zu tun. Zwar bestehn in Japan grundsätzlich die allgemeine
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