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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Der geflügelte Sieger

an den Worten, die er brauchte, war nichts Ungewöhnliches, und doch kam es ihr
vor, als legte er in das, was er sagte, sein ganzes Herz. Konnte er immer so
sprechen? Da mußten ihn, dachte sie, seine Kameraden und seine Leute ganz be¬
sonders gern haben. Oder klang seine Stimme so warm und so weich, weil er
von ihrem Bruder sprach, der sein Freund war? Oder? . . . Nein, das konnte es
nicht sein, denn er wußte ja, daß sie Braut war. In diesen Dingen sollte man
sich, wenn man sicher gehn will, nie auf eine Unmöglichkeit verlassen, denn eine
solche gibt es, wo Gefühle in Frage kommen, überhaupt nicht. Da sie von dieser
weisen Vorsicht, die vertrauensseliger Jugend fremd ist, nichts wußte, verschanzte
sie sich hinter der Annahme, daß diese Wärme, diese schmeichelnde, wie eine Lieb¬
kosung klingende Stimme ihm von Natur eigen sei, daß er nicht anders könne, als
die Leute so anzusehen, so mit ihnen zu reden, und da diese Auffassung jeden
Skrupel beseitigte, gab sie sich ohne Bedenken dem Vergnügen hin, ihn anzusehen
und ihn reden zu hören.

Ihm war es auch uicht viel anders gegangen. Sie war, ohne eine blendende
Schönheit zu sein, ein wunderhübsches Madchen. Aber damit ist bei weitem noch
nicht alles und namentlich nicht die Hauptsache gesagt. Der Zauber, der von ihr
ausging, und den zum Beispiel ihr Bruder empfand, lag in dem Ausdruck, den
ihre Züge cmncihmen, wenn sie sich freute, wenn sie teilnahm, wenn sie etwas in¬
teressierte, wenn sie jemand gern hatte. Anno un psu, würde der kleine Franzose
gesagt haben, ob sie je hätte reizender aussehen können, als wenn sie mit ihres
Bruders Freunde sprach, der ihr so gut gefiel. Auch wohnte -- und das war das
Sirenenhafte an ihr -- in ihrem Köpfchen oder in ihrem Herzen ein reizender
kleiner Schalk, der, wenn die Umstände danach waren, freundlich-listig hernusguckte
oder gar illuminierte. Wo die lieben kleinen Kerlchen eigentlich wohnen, ob im
Herzen oder im Kopfe, ist nie recht ergründet worden. Ich wäre geneigt, zwei
verschiedne Arten davon anzunehmen, von denen die eine in Herzen, die andre in
Köpfen ihren Wohnsitz hatte, und wenn diese Vermutung richtig ist, so wohnte
Rosas kleiner Schalk höchstwahrscheinlich in deren jederzeit wie eine gute Stube
aufgeräumten Herzen. In Leudeck war für ihn zum Rausgucken oder gar zum
Illuminieren wenig Gelegenheit. Ihre Mutter war durch das leider nötige Um-
undumwenden der Nickel in zu ernster Weise in Anspruch genommen, als daß sie
für ein junges Mädchen ein recht anregender Umgang hätte sein können. Onkel
Franz und Haus, wenn er da war, bekamen von dem kleinen Schelm noch das
meiste zu sehen. Ihm, dem kleinen Schäker, möchte ichs auch zuschreiben, daß Haus
von jeher seiner nur zwei Jahre jüngern Schwester so besonders gut gewesen war.
Die beiden konnten sich den ganzen Tag necken, ohne daß bei dem einen oder dem
andern der Geduldsfaden riß, und wenn mich ein auf Freiersfüßen gehender Leser
um meine Meinung fragte, so würde ich ihm raten, sich für ein Mädchen zu ent¬
scheiden, das von seinen Brüdern mit einer an die Voreingenommenheit des Lieb¬
habers erinnernden Zärtlichkeit behandelt wird. Wenn er neben vielen andern
Dingen, auf die er sich wahrscheinlich ebenso gut wenn nicht besser verstehn wird
als ich. auch darauf achten will, wird er seine Wahl schwerlich zu bereuen haben.

Obwohl, wenn ich mich dieser etwas veralteten Trope bedienen darf, der kleine
Liebesgott seine beiden für Rosa und Herzberg bestimmten, in den anscheinend
süßesten Honig getauchten Pfeile gleich im ersten Augenblick, niht sixbt abge¬
schossen, und obwohl das Gift unverzüglich zu wirke" begonnen hatte, ging die
Sache, dank der von den beiden Verwundeten aufrecht gehaltnen Fiktion, daß man
sich nicht in die Braut eiues andern verlieben könne, den ersten Tag noch glatt
genug ab. Nur beim Pfändereinlösen gab es einen kleinen Zwischenfall, der zwar


Grenzboten l, 1907 2"
Der geflügelte Sieger

an den Worten, die er brauchte, war nichts Ungewöhnliches, und doch kam es ihr
vor, als legte er in das, was er sagte, sein ganzes Herz. Konnte er immer so
sprechen? Da mußten ihn, dachte sie, seine Kameraden und seine Leute ganz be¬
sonders gern haben. Oder klang seine Stimme so warm und so weich, weil er
von ihrem Bruder sprach, der sein Freund war? Oder? . . . Nein, das konnte es
nicht sein, denn er wußte ja, daß sie Braut war. In diesen Dingen sollte man
sich, wenn man sicher gehn will, nie auf eine Unmöglichkeit verlassen, denn eine
solche gibt es, wo Gefühle in Frage kommen, überhaupt nicht. Da sie von dieser
weisen Vorsicht, die vertrauensseliger Jugend fremd ist, nichts wußte, verschanzte
sie sich hinter der Annahme, daß diese Wärme, diese schmeichelnde, wie eine Lieb¬
kosung klingende Stimme ihm von Natur eigen sei, daß er nicht anders könne, als
die Leute so anzusehen, so mit ihnen zu reden, und da diese Auffassung jeden
Skrupel beseitigte, gab sie sich ohne Bedenken dem Vergnügen hin, ihn anzusehen
und ihn reden zu hören.

Ihm war es auch uicht viel anders gegangen. Sie war, ohne eine blendende
Schönheit zu sein, ein wunderhübsches Madchen. Aber damit ist bei weitem noch
nicht alles und namentlich nicht die Hauptsache gesagt. Der Zauber, der von ihr
ausging, und den zum Beispiel ihr Bruder empfand, lag in dem Ausdruck, den
ihre Züge cmncihmen, wenn sie sich freute, wenn sie teilnahm, wenn sie etwas in¬
teressierte, wenn sie jemand gern hatte. Anno un psu, würde der kleine Franzose
gesagt haben, ob sie je hätte reizender aussehen können, als wenn sie mit ihres
Bruders Freunde sprach, der ihr so gut gefiel. Auch wohnte — und das war das
Sirenenhafte an ihr — in ihrem Köpfchen oder in ihrem Herzen ein reizender
kleiner Schalk, der, wenn die Umstände danach waren, freundlich-listig hernusguckte
oder gar illuminierte. Wo die lieben kleinen Kerlchen eigentlich wohnen, ob im
Herzen oder im Kopfe, ist nie recht ergründet worden. Ich wäre geneigt, zwei
verschiedne Arten davon anzunehmen, von denen die eine in Herzen, die andre in
Köpfen ihren Wohnsitz hatte, und wenn diese Vermutung richtig ist, so wohnte
Rosas kleiner Schalk höchstwahrscheinlich in deren jederzeit wie eine gute Stube
aufgeräumten Herzen. In Leudeck war für ihn zum Rausgucken oder gar zum
Illuminieren wenig Gelegenheit. Ihre Mutter war durch das leider nötige Um-
undumwenden der Nickel in zu ernster Weise in Anspruch genommen, als daß sie
für ein junges Mädchen ein recht anregender Umgang hätte sein können. Onkel
Franz und Haus, wenn er da war, bekamen von dem kleinen Schelm noch das
meiste zu sehen. Ihm, dem kleinen Schäker, möchte ichs auch zuschreiben, daß Haus
von jeher seiner nur zwei Jahre jüngern Schwester so besonders gut gewesen war.
Die beiden konnten sich den ganzen Tag necken, ohne daß bei dem einen oder dem
andern der Geduldsfaden riß, und wenn mich ein auf Freiersfüßen gehender Leser
um meine Meinung fragte, so würde ich ihm raten, sich für ein Mädchen zu ent¬
scheiden, das von seinen Brüdern mit einer an die Voreingenommenheit des Lieb¬
habers erinnernden Zärtlichkeit behandelt wird. Wenn er neben vielen andern
Dingen, auf die er sich wahrscheinlich ebenso gut wenn nicht besser verstehn wird
als ich. auch darauf achten will, wird er seine Wahl schwerlich zu bereuen haben.

Obwohl, wenn ich mich dieser etwas veralteten Trope bedienen darf, der kleine
Liebesgott seine beiden für Rosa und Herzberg bestimmten, in den anscheinend
süßesten Honig getauchten Pfeile gleich im ersten Augenblick, niht sixbt abge¬
schossen, und obwohl das Gift unverzüglich zu wirke» begonnen hatte, ging die
Sache, dank der von den beiden Verwundeten aufrecht gehaltnen Fiktion, daß man
sich nicht in die Braut eiues andern verlieben könne, den ersten Tag noch glatt
genug ab. Nur beim Pfändereinlösen gab es einen kleinen Zwischenfall, der zwar


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[0221] Der geflügelte Sieger an den Worten, die er brauchte, war nichts Ungewöhnliches, und doch kam es ihr vor, als legte er in das, was er sagte, sein ganzes Herz. Konnte er immer so sprechen? Da mußten ihn, dachte sie, seine Kameraden und seine Leute ganz be¬ sonders gern haben. Oder klang seine Stimme so warm und so weich, weil er von ihrem Bruder sprach, der sein Freund war? Oder? . . . Nein, das konnte es nicht sein, denn er wußte ja, daß sie Braut war. In diesen Dingen sollte man sich, wenn man sicher gehn will, nie auf eine Unmöglichkeit verlassen, denn eine solche gibt es, wo Gefühle in Frage kommen, überhaupt nicht. Da sie von dieser weisen Vorsicht, die vertrauensseliger Jugend fremd ist, nichts wußte, verschanzte sie sich hinter der Annahme, daß diese Wärme, diese schmeichelnde, wie eine Lieb¬ kosung klingende Stimme ihm von Natur eigen sei, daß er nicht anders könne, als die Leute so anzusehen, so mit ihnen zu reden, und da diese Auffassung jeden Skrupel beseitigte, gab sie sich ohne Bedenken dem Vergnügen hin, ihn anzusehen und ihn reden zu hören. Ihm war es auch uicht viel anders gegangen. Sie war, ohne eine blendende Schönheit zu sein, ein wunderhübsches Madchen. Aber damit ist bei weitem noch nicht alles und namentlich nicht die Hauptsache gesagt. Der Zauber, der von ihr ausging, und den zum Beispiel ihr Bruder empfand, lag in dem Ausdruck, den ihre Züge cmncihmen, wenn sie sich freute, wenn sie teilnahm, wenn sie etwas in¬ teressierte, wenn sie jemand gern hatte. Anno un psu, würde der kleine Franzose gesagt haben, ob sie je hätte reizender aussehen können, als wenn sie mit ihres Bruders Freunde sprach, der ihr so gut gefiel. Auch wohnte — und das war das Sirenenhafte an ihr — in ihrem Köpfchen oder in ihrem Herzen ein reizender kleiner Schalk, der, wenn die Umstände danach waren, freundlich-listig hernusguckte oder gar illuminierte. Wo die lieben kleinen Kerlchen eigentlich wohnen, ob im Herzen oder im Kopfe, ist nie recht ergründet worden. Ich wäre geneigt, zwei verschiedne Arten davon anzunehmen, von denen die eine in Herzen, die andre in Köpfen ihren Wohnsitz hatte, und wenn diese Vermutung richtig ist, so wohnte Rosas kleiner Schalk höchstwahrscheinlich in deren jederzeit wie eine gute Stube aufgeräumten Herzen. In Leudeck war für ihn zum Rausgucken oder gar zum Illuminieren wenig Gelegenheit. Ihre Mutter war durch das leider nötige Um- undumwenden der Nickel in zu ernster Weise in Anspruch genommen, als daß sie für ein junges Mädchen ein recht anregender Umgang hätte sein können. Onkel Franz und Haus, wenn er da war, bekamen von dem kleinen Schelm noch das meiste zu sehen. Ihm, dem kleinen Schäker, möchte ichs auch zuschreiben, daß Haus von jeher seiner nur zwei Jahre jüngern Schwester so besonders gut gewesen war. Die beiden konnten sich den ganzen Tag necken, ohne daß bei dem einen oder dem andern der Geduldsfaden riß, und wenn mich ein auf Freiersfüßen gehender Leser um meine Meinung fragte, so würde ich ihm raten, sich für ein Mädchen zu ent¬ scheiden, das von seinen Brüdern mit einer an die Voreingenommenheit des Lieb¬ habers erinnernden Zärtlichkeit behandelt wird. Wenn er neben vielen andern Dingen, auf die er sich wahrscheinlich ebenso gut wenn nicht besser verstehn wird als ich. auch darauf achten will, wird er seine Wahl schwerlich zu bereuen haben. Obwohl, wenn ich mich dieser etwas veralteten Trope bedienen darf, der kleine Liebesgott seine beiden für Rosa und Herzberg bestimmten, in den anscheinend süßesten Honig getauchten Pfeile gleich im ersten Augenblick, niht sixbt abge¬ schossen, und obwohl das Gift unverzüglich zu wirke» begonnen hatte, ging die Sache, dank der von den beiden Verwundeten aufrecht gehaltnen Fiktion, daß man sich nicht in die Braut eiues andern verlieben könne, den ersten Tag noch glatt genug ab. Nur beim Pfändereinlösen gab es einen kleinen Zwischenfall, der zwar Grenzboten l, 1907 2«

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/221>, abgerufen am 24.07.2024.