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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Die Sperlinge auf den" Naschinarkt

und Teepakete ab und stellte die gangbarsten Mittel genau so auf das Auslage¬
brett, wie sie es hundertmal von ihm gesehen hatte. Dann setzte sie sich in ihre
eigne Bude und wartete auf Kunden. Aber es schien heute niemand nach Süßig¬
keiten oder Olitäten Verlangen zu haben, und so begann sie dann, um sich die
Langeweile zu vertreiben, mit dem Kater zu spielen, der auf ihren Schoß gesprungen
war und ihre Liebkosungen mit behaglichem Schnurren erwiderte.

Drüben bei der Wollwarenbude hatten sich inzwischen schon Käufer eingefunden,
und die schöne Tochter verpuffte wieder das prächtigste Feuerwerk verführerischer
Blicke. Mit schlecht verhehltem Ärger hörte Christine dem Wortgeplänkel zu, das
zwischen ihrer Rivalin und deren Kunden hin und her schwirrte, und als sie einmal
aufsah, bemerkte sie, daß sowohl das leichtfertige Mädchen wie dessen Verehrer zu
ihr herüberschauten und sich auf ihre Kosten zu belustigen schienen.

Ja ja, so gehts, sagte die kleine Kokette, die im besten Falle zwei Jahre
jünger sein mochte als Christine, wenn man älter wird, lernt man sich bescheiden.
Erst konnte man seine Anbeter nicht schlecht genug behandeln, und nun ist man
froh, wenn einem ein schwarzer Kater den Hof macht!

Christine tat, als habe sie kein Wort verstanden, nahm sich jedoch vor, der
kleinen Giftkröte bei der ersten besten Gelegenheit gehörig heimzuleuchten und ihr
den Kater so gründlich einzutränken, daß sie zeitlebens daran denken sollte. Aber
geärgert hatte sie sich doch, und da sie den ganzen Tag über schlechtere Geschäfte
machte als je, so schloß sie am Abend früher als sonst die beiden Buden und begab
sich zu ihrem kranken Nachbarn.

Zinngräbers Befinden hatte sich entschieden verschlimmert. Der Alte war so
matt und schwach, daß er bei Christinens Eintritt nicht einmal den Versuch machte,
sich aufzurichten, und sich darauf beschränkte, ihr einen dankbaren Blick zuzuwerfen.
Er schien sich über seinen Zustand auch keiner Selbsttäuschung mehr hinzugeben und
klagte darüber, daß es ihm unmöglich sei, das Bett zu verlassen und auszugehen.
Ja, wenn er das könnte, meinte er, so würde er sich bald kurieren, denn er wisse
jetzt ganz genau, was ihm fehle. Das Mädchen merkte, worauf er hinaus wollte,
hütete sich jedoch, noch einmal des Kastens mit den Geheimmitteln Erwähnung zu
tun, da sie sich durch das Mißtrauen des Alten gekränkt fühlte. Sie hatte nun die
Genugtuung, daß er nach einer Weile selbst davon anfing.

Weißt du, begann er, das mit dem Kasten, und daß ich gestern sagte, es wäre
mir nicht lieb, wenn ein andrer daran ginge, das mußt du mir zugut halten. Jeder
Mensch hat ja so etwas, wo er andre nicht gern hineinschauen läßt. Bei dem einen
sinds Briefe, bei dem andern ists der Geldbeutel, beim dritten ists gar das Herz.
Du, zum Exempel, magst niemand in dein Herz schauen lassen, nicht einmal einen
alten Freund, ders immer gut mit dir gemeint hat, und der mit Freuden den Nest
seines Lebens daran setzen möchte, daß du glücklich würdest. Nicht wahr, Christine,
ich habe Recht: wies in deinem Herzen aussieht, das darf sogar der alte Zinngräber
nicht erfahren? Da läßt du ihn nicht hineinschauen?

Das Mädchen mußte bei dieser unerwarteten Wendung laut auflachen.

Weil es nichts drin zu schauen gibt, Vater Zinngräber, erwiderte sie, weils
leer ist wie ein ausgeblasenes El.

Nun nun, meinte der Kranke, während ein Heller Schimmer über sein blasses
Antlitz huschte, so gar leer wirds doch wohl nicht sein. Es müßte seltsam zugehn, wenn
ein Mädchenherz von zwanzig Jahren ohne Einquartierung geblieben sein sollte.

Wenn ichs Euch aber sage, Vater Zinngräber! Mich wunderts selbst zuweilen,
denn man sieht doch, wies andre treiben. Aber wenn Jhrs wissen wollt, mir hat
noch keiner recht gefallen. Ich glaube beinahe, es muß ein Prinz kommen, sonst
werde ich wohl als alte Jungfer sterben.


Die Sperlinge auf den» Naschinarkt

und Teepakete ab und stellte die gangbarsten Mittel genau so auf das Auslage¬
brett, wie sie es hundertmal von ihm gesehen hatte. Dann setzte sie sich in ihre
eigne Bude und wartete auf Kunden. Aber es schien heute niemand nach Süßig¬
keiten oder Olitäten Verlangen zu haben, und so begann sie dann, um sich die
Langeweile zu vertreiben, mit dem Kater zu spielen, der auf ihren Schoß gesprungen
war und ihre Liebkosungen mit behaglichem Schnurren erwiderte.

Drüben bei der Wollwarenbude hatten sich inzwischen schon Käufer eingefunden,
und die schöne Tochter verpuffte wieder das prächtigste Feuerwerk verführerischer
Blicke. Mit schlecht verhehltem Ärger hörte Christine dem Wortgeplänkel zu, das
zwischen ihrer Rivalin und deren Kunden hin und her schwirrte, und als sie einmal
aufsah, bemerkte sie, daß sowohl das leichtfertige Mädchen wie dessen Verehrer zu
ihr herüberschauten und sich auf ihre Kosten zu belustigen schienen.

Ja ja, so gehts, sagte die kleine Kokette, die im besten Falle zwei Jahre
jünger sein mochte als Christine, wenn man älter wird, lernt man sich bescheiden.
Erst konnte man seine Anbeter nicht schlecht genug behandeln, und nun ist man
froh, wenn einem ein schwarzer Kater den Hof macht!

Christine tat, als habe sie kein Wort verstanden, nahm sich jedoch vor, der
kleinen Giftkröte bei der ersten besten Gelegenheit gehörig heimzuleuchten und ihr
den Kater so gründlich einzutränken, daß sie zeitlebens daran denken sollte. Aber
geärgert hatte sie sich doch, und da sie den ganzen Tag über schlechtere Geschäfte
machte als je, so schloß sie am Abend früher als sonst die beiden Buden und begab
sich zu ihrem kranken Nachbarn.

Zinngräbers Befinden hatte sich entschieden verschlimmert. Der Alte war so
matt und schwach, daß er bei Christinens Eintritt nicht einmal den Versuch machte,
sich aufzurichten, und sich darauf beschränkte, ihr einen dankbaren Blick zuzuwerfen.
Er schien sich über seinen Zustand auch keiner Selbsttäuschung mehr hinzugeben und
klagte darüber, daß es ihm unmöglich sei, das Bett zu verlassen und auszugehen.
Ja, wenn er das könnte, meinte er, so würde er sich bald kurieren, denn er wisse
jetzt ganz genau, was ihm fehle. Das Mädchen merkte, worauf er hinaus wollte,
hütete sich jedoch, noch einmal des Kastens mit den Geheimmitteln Erwähnung zu
tun, da sie sich durch das Mißtrauen des Alten gekränkt fühlte. Sie hatte nun die
Genugtuung, daß er nach einer Weile selbst davon anfing.

Weißt du, begann er, das mit dem Kasten, und daß ich gestern sagte, es wäre
mir nicht lieb, wenn ein andrer daran ginge, das mußt du mir zugut halten. Jeder
Mensch hat ja so etwas, wo er andre nicht gern hineinschauen läßt. Bei dem einen
sinds Briefe, bei dem andern ists der Geldbeutel, beim dritten ists gar das Herz.
Du, zum Exempel, magst niemand in dein Herz schauen lassen, nicht einmal einen
alten Freund, ders immer gut mit dir gemeint hat, und der mit Freuden den Nest
seines Lebens daran setzen möchte, daß du glücklich würdest. Nicht wahr, Christine,
ich habe Recht: wies in deinem Herzen aussieht, das darf sogar der alte Zinngräber
nicht erfahren? Da läßt du ihn nicht hineinschauen?

Das Mädchen mußte bei dieser unerwarteten Wendung laut auflachen.

Weil es nichts drin zu schauen gibt, Vater Zinngräber, erwiderte sie, weils
leer ist wie ein ausgeblasenes El.

Nun nun, meinte der Kranke, während ein Heller Schimmer über sein blasses
Antlitz huschte, so gar leer wirds doch wohl nicht sein. Es müßte seltsam zugehn, wenn
ein Mädchenherz von zwanzig Jahren ohne Einquartierung geblieben sein sollte.

Wenn ichs Euch aber sage, Vater Zinngräber! Mich wunderts selbst zuweilen,
denn man sieht doch, wies andre treiben. Aber wenn Jhrs wissen wollt, mir hat
noch keiner recht gefallen. Ich glaube beinahe, es muß ein Prinz kommen, sonst
werde ich wohl als alte Jungfer sterben.


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[0624] Die Sperlinge auf den» Naschinarkt und Teepakete ab und stellte die gangbarsten Mittel genau so auf das Auslage¬ brett, wie sie es hundertmal von ihm gesehen hatte. Dann setzte sie sich in ihre eigne Bude und wartete auf Kunden. Aber es schien heute niemand nach Süßig¬ keiten oder Olitäten Verlangen zu haben, und so begann sie dann, um sich die Langeweile zu vertreiben, mit dem Kater zu spielen, der auf ihren Schoß gesprungen war und ihre Liebkosungen mit behaglichem Schnurren erwiderte. Drüben bei der Wollwarenbude hatten sich inzwischen schon Käufer eingefunden, und die schöne Tochter verpuffte wieder das prächtigste Feuerwerk verführerischer Blicke. Mit schlecht verhehltem Ärger hörte Christine dem Wortgeplänkel zu, das zwischen ihrer Rivalin und deren Kunden hin und her schwirrte, und als sie einmal aufsah, bemerkte sie, daß sowohl das leichtfertige Mädchen wie dessen Verehrer zu ihr herüberschauten und sich auf ihre Kosten zu belustigen schienen. Ja ja, so gehts, sagte die kleine Kokette, die im besten Falle zwei Jahre jünger sein mochte als Christine, wenn man älter wird, lernt man sich bescheiden. Erst konnte man seine Anbeter nicht schlecht genug behandeln, und nun ist man froh, wenn einem ein schwarzer Kater den Hof macht! Christine tat, als habe sie kein Wort verstanden, nahm sich jedoch vor, der kleinen Giftkröte bei der ersten besten Gelegenheit gehörig heimzuleuchten und ihr den Kater so gründlich einzutränken, daß sie zeitlebens daran denken sollte. Aber geärgert hatte sie sich doch, und da sie den ganzen Tag über schlechtere Geschäfte machte als je, so schloß sie am Abend früher als sonst die beiden Buden und begab sich zu ihrem kranken Nachbarn. Zinngräbers Befinden hatte sich entschieden verschlimmert. Der Alte war so matt und schwach, daß er bei Christinens Eintritt nicht einmal den Versuch machte, sich aufzurichten, und sich darauf beschränkte, ihr einen dankbaren Blick zuzuwerfen. Er schien sich über seinen Zustand auch keiner Selbsttäuschung mehr hinzugeben und klagte darüber, daß es ihm unmöglich sei, das Bett zu verlassen und auszugehen. Ja, wenn er das könnte, meinte er, so würde er sich bald kurieren, denn er wisse jetzt ganz genau, was ihm fehle. Das Mädchen merkte, worauf er hinaus wollte, hütete sich jedoch, noch einmal des Kastens mit den Geheimmitteln Erwähnung zu tun, da sie sich durch das Mißtrauen des Alten gekränkt fühlte. Sie hatte nun die Genugtuung, daß er nach einer Weile selbst davon anfing. Weißt du, begann er, das mit dem Kasten, und daß ich gestern sagte, es wäre mir nicht lieb, wenn ein andrer daran ginge, das mußt du mir zugut halten. Jeder Mensch hat ja so etwas, wo er andre nicht gern hineinschauen läßt. Bei dem einen sinds Briefe, bei dem andern ists der Geldbeutel, beim dritten ists gar das Herz. Du, zum Exempel, magst niemand in dein Herz schauen lassen, nicht einmal einen alten Freund, ders immer gut mit dir gemeint hat, und der mit Freuden den Nest seines Lebens daran setzen möchte, daß du glücklich würdest. Nicht wahr, Christine, ich habe Recht: wies in deinem Herzen aussieht, das darf sogar der alte Zinngräber nicht erfahren? Da läßt du ihn nicht hineinschauen? Das Mädchen mußte bei dieser unerwarteten Wendung laut auflachen. Weil es nichts drin zu schauen gibt, Vater Zinngräber, erwiderte sie, weils leer ist wie ein ausgeblasenes El. Nun nun, meinte der Kranke, während ein Heller Schimmer über sein blasses Antlitz huschte, so gar leer wirds doch wohl nicht sein. Es müßte seltsam zugehn, wenn ein Mädchenherz von zwanzig Jahren ohne Einquartierung geblieben sein sollte. Wenn ichs Euch aber sage, Vater Zinngräber! Mich wunderts selbst zuweilen, denn man sieht doch, wies andre treiben. Aber wenn Jhrs wissen wollt, mir hat noch keiner recht gefallen. Ich glaube beinahe, es muß ein Prinz kommen, sonst werde ich wohl als alte Jungfer sterben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/624>, abgerufen am 23.07.2024.