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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Heimatsehnsucht

seinerseits nicht recht wußte, ob er lachen oder weinen, schneien oder regnen sollte.
Eins von beiden gewiß, zu schwer strichen die tiefhängenden dunkeln Wolken, vom
Westwinde gejagt, übers Land. Und nicht lange dauerte es, da prasselte die graue
Regenböe gegen die Scheiben, und die Hausfrau zündete die Lampe an und sperrte
den unwirscher, müden Tag hinaus aus ihrem freundlichen Heim.

Maria war schöner denn je und in alter Fröhlichkeit von ihrem Krankenlager
erstanden, sie bewegte sich wieder schnell und elastisch, und wer die schlanke, dunkel¬
haarige Frau neben ihrem langaufgeschossenen Ältesten sah, konnte sie viel eher für
die Schwester als für die Mutter halten.

So oft es seiue Zeit erlaubte, kam Hans Recklinghaus, um nach seinem
Patchen zu sehen, wie er sagte. Das schlief meist schon; er blieb dann über den
Abend, es wurde musiziere und geplaudert. Das waren die Feierstunden, wo
Heinrich Sebnldus Seele den Bann grämlichen Schweigens durchbrach, und Maria
ihrer Schul- und Muttersorgen vergaß. Recklinghaus gehörte zu den seltenen
Menschen, mit denen man über alles sprechen kann -- die tiefsten philosophischen
Fragen wie die banalen Kleinigkeiten des täglichen Lebens. Zuweilen hatte
Heinrich noch etwas in seinem Zimmer zu arbeiten. Dann saßen die zwei allein
und merkten kaum, wie die Zeit rann. Gewöhnlich setzte sich Haus dann an den
Flügel, spielte und phantasierte, wie ers sonst nur für sich allein tat. Maria störte
ihn darin nie. Einmal drehte er sich mitten im Spiel um, da sah er, wie sie, ihre
Arbeit im Schoß, sinnend vor sich hinschaute.

Woran denken Sie, Frau Maria?

Sie erschrak nicht einmal, es war, als wären ihre Gedanken auf den Ton¬
wellen neben den seinen hergeglitten.

Ich muß jetzt so oft an ein Lied denken, das ich einmal vor langer, langer
Zeit gehört habe, aber ich weiß weder Komponist noch Dichter.

Er brach sein Spiel ab, drehte sich vollends herum und sagte mit seinem ge¬
wohnten gutmütigen Spott: Sehr begreiflich, diese Art Leute sind ja auch bloß
dazu da, daß man sie vergißt. Was für eine Sorte von Lied wars denn?

Ein Lied von der Sehnsucht. Lachen Sie mich nur aus -- sogar der Text
ist mir entfallen. Aber hundertmal denk ich dran, und immer ist mir, als müßt
ich im nächsten Augenblick wenigstens ein Zipfelchen davon erfassen.

Ich weiß auch ein Lied von der Sehnsucht, sagte er in ganz verändertem Ton.
Irgendwo zwischen meinen Noten muß es stecken. Soll ichs Ihnen einmal bringen?

Sein Ton war so eigen, ein Hauch unterdrückter Leidenschaft wehte sie an,
sie erschrak und erwiderte leichthin: Wozu brauche ich Lieder der Sehnsucht? Ich
hab ja Mann und Kinder.

Vielleicht ist es ein Lied der Heimatsehnsucht, sprach er leise vor sich hin.

Das Wort beschwichtigte augenblicklich das leise Unbehagen, was ihr ins Herz
schleichen wollte, lenkte ihre Gedanken wieder auf das Eine, was ihrem Leben
immer gefehlt hatte. Heinrich wollte das nie begreifen. Er, der so fest und zäh an
seiner eignen Heimat hing, sprach den Frauen und seiner Frau im besondern dieses
Herzensbedürfnis einfach ab. Die Frau gehörte eben dahin, wo der Mann war,
Haus und Kinder waren ihre Heimat -- was brauchte sie mehr?

Heimatsehnsucht -- das Wort ging ihr nach wie etwas Lebendiges. Würde
je eine Stunde kommen, wo sie zutiefst fühlte, daß sie ihre Heimat gefunden?

In diesen vorweihnachtlichen Tagen hatten Maria und Hans Recklinghaus
Heimlichkeiten miteinander. Er holte sie manchmal zu ganz ungewohnten Stunden
zum Spazierengehn ab; sie blieben lange, und wenn Maria wiederkam, brannten
ihre Wangen vor heimlicher Freude. Heinrich, der einmal unter der Zeit aus dem
Bureau kam, weil er ein vergessenes Aktenstück holen und dem Diener nicht seine


Heimatsehnsucht

seinerseits nicht recht wußte, ob er lachen oder weinen, schneien oder regnen sollte.
Eins von beiden gewiß, zu schwer strichen die tiefhängenden dunkeln Wolken, vom
Westwinde gejagt, übers Land. Und nicht lange dauerte es, da prasselte die graue
Regenböe gegen die Scheiben, und die Hausfrau zündete die Lampe an und sperrte
den unwirscher, müden Tag hinaus aus ihrem freundlichen Heim.

Maria war schöner denn je und in alter Fröhlichkeit von ihrem Krankenlager
erstanden, sie bewegte sich wieder schnell und elastisch, und wer die schlanke, dunkel¬
haarige Frau neben ihrem langaufgeschossenen Ältesten sah, konnte sie viel eher für
die Schwester als für die Mutter halten.

So oft es seiue Zeit erlaubte, kam Hans Recklinghaus, um nach seinem
Patchen zu sehen, wie er sagte. Das schlief meist schon; er blieb dann über den
Abend, es wurde musiziere und geplaudert. Das waren die Feierstunden, wo
Heinrich Sebnldus Seele den Bann grämlichen Schweigens durchbrach, und Maria
ihrer Schul- und Muttersorgen vergaß. Recklinghaus gehörte zu den seltenen
Menschen, mit denen man über alles sprechen kann — die tiefsten philosophischen
Fragen wie die banalen Kleinigkeiten des täglichen Lebens. Zuweilen hatte
Heinrich noch etwas in seinem Zimmer zu arbeiten. Dann saßen die zwei allein
und merkten kaum, wie die Zeit rann. Gewöhnlich setzte sich Haus dann an den
Flügel, spielte und phantasierte, wie ers sonst nur für sich allein tat. Maria störte
ihn darin nie. Einmal drehte er sich mitten im Spiel um, da sah er, wie sie, ihre
Arbeit im Schoß, sinnend vor sich hinschaute.

Woran denken Sie, Frau Maria?

Sie erschrak nicht einmal, es war, als wären ihre Gedanken auf den Ton¬
wellen neben den seinen hergeglitten.

Ich muß jetzt so oft an ein Lied denken, das ich einmal vor langer, langer
Zeit gehört habe, aber ich weiß weder Komponist noch Dichter.

Er brach sein Spiel ab, drehte sich vollends herum und sagte mit seinem ge¬
wohnten gutmütigen Spott: Sehr begreiflich, diese Art Leute sind ja auch bloß
dazu da, daß man sie vergißt. Was für eine Sorte von Lied wars denn?

Ein Lied von der Sehnsucht. Lachen Sie mich nur aus — sogar der Text
ist mir entfallen. Aber hundertmal denk ich dran, und immer ist mir, als müßt
ich im nächsten Augenblick wenigstens ein Zipfelchen davon erfassen.

Ich weiß auch ein Lied von der Sehnsucht, sagte er in ganz verändertem Ton.
Irgendwo zwischen meinen Noten muß es stecken. Soll ichs Ihnen einmal bringen?

Sein Ton war so eigen, ein Hauch unterdrückter Leidenschaft wehte sie an,
sie erschrak und erwiderte leichthin: Wozu brauche ich Lieder der Sehnsucht? Ich
hab ja Mann und Kinder.

Vielleicht ist es ein Lied der Heimatsehnsucht, sprach er leise vor sich hin.

Das Wort beschwichtigte augenblicklich das leise Unbehagen, was ihr ins Herz
schleichen wollte, lenkte ihre Gedanken wieder auf das Eine, was ihrem Leben
immer gefehlt hatte. Heinrich wollte das nie begreifen. Er, der so fest und zäh an
seiner eignen Heimat hing, sprach den Frauen und seiner Frau im besondern dieses
Herzensbedürfnis einfach ab. Die Frau gehörte eben dahin, wo der Mann war,
Haus und Kinder waren ihre Heimat — was brauchte sie mehr?

Heimatsehnsucht — das Wort ging ihr nach wie etwas Lebendiges. Würde
je eine Stunde kommen, wo sie zutiefst fühlte, daß sie ihre Heimat gefunden?

In diesen vorweihnachtlichen Tagen hatten Maria und Hans Recklinghaus
Heimlichkeiten miteinander. Er holte sie manchmal zu ganz ungewohnten Stunden
zum Spazierengehn ab; sie blieben lange, und wenn Maria wiederkam, brannten
ihre Wangen vor heimlicher Freude. Heinrich, der einmal unter der Zeit aus dem
Bureau kam, weil er ein vergessenes Aktenstück holen und dem Diener nicht seine


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[0390] Heimatsehnsucht seinerseits nicht recht wußte, ob er lachen oder weinen, schneien oder regnen sollte. Eins von beiden gewiß, zu schwer strichen die tiefhängenden dunkeln Wolken, vom Westwinde gejagt, übers Land. Und nicht lange dauerte es, da prasselte die graue Regenböe gegen die Scheiben, und die Hausfrau zündete die Lampe an und sperrte den unwirscher, müden Tag hinaus aus ihrem freundlichen Heim. Maria war schöner denn je und in alter Fröhlichkeit von ihrem Krankenlager erstanden, sie bewegte sich wieder schnell und elastisch, und wer die schlanke, dunkel¬ haarige Frau neben ihrem langaufgeschossenen Ältesten sah, konnte sie viel eher für die Schwester als für die Mutter halten. So oft es seiue Zeit erlaubte, kam Hans Recklinghaus, um nach seinem Patchen zu sehen, wie er sagte. Das schlief meist schon; er blieb dann über den Abend, es wurde musiziere und geplaudert. Das waren die Feierstunden, wo Heinrich Sebnldus Seele den Bann grämlichen Schweigens durchbrach, und Maria ihrer Schul- und Muttersorgen vergaß. Recklinghaus gehörte zu den seltenen Menschen, mit denen man über alles sprechen kann — die tiefsten philosophischen Fragen wie die banalen Kleinigkeiten des täglichen Lebens. Zuweilen hatte Heinrich noch etwas in seinem Zimmer zu arbeiten. Dann saßen die zwei allein und merkten kaum, wie die Zeit rann. Gewöhnlich setzte sich Haus dann an den Flügel, spielte und phantasierte, wie ers sonst nur für sich allein tat. Maria störte ihn darin nie. Einmal drehte er sich mitten im Spiel um, da sah er, wie sie, ihre Arbeit im Schoß, sinnend vor sich hinschaute. Woran denken Sie, Frau Maria? Sie erschrak nicht einmal, es war, als wären ihre Gedanken auf den Ton¬ wellen neben den seinen hergeglitten. Ich muß jetzt so oft an ein Lied denken, das ich einmal vor langer, langer Zeit gehört habe, aber ich weiß weder Komponist noch Dichter. Er brach sein Spiel ab, drehte sich vollends herum und sagte mit seinem ge¬ wohnten gutmütigen Spott: Sehr begreiflich, diese Art Leute sind ja auch bloß dazu da, daß man sie vergißt. Was für eine Sorte von Lied wars denn? Ein Lied von der Sehnsucht. Lachen Sie mich nur aus — sogar der Text ist mir entfallen. Aber hundertmal denk ich dran, und immer ist mir, als müßt ich im nächsten Augenblick wenigstens ein Zipfelchen davon erfassen. Ich weiß auch ein Lied von der Sehnsucht, sagte er in ganz verändertem Ton. Irgendwo zwischen meinen Noten muß es stecken. Soll ichs Ihnen einmal bringen? Sein Ton war so eigen, ein Hauch unterdrückter Leidenschaft wehte sie an, sie erschrak und erwiderte leichthin: Wozu brauche ich Lieder der Sehnsucht? Ich hab ja Mann und Kinder. Vielleicht ist es ein Lied der Heimatsehnsucht, sprach er leise vor sich hin. Das Wort beschwichtigte augenblicklich das leise Unbehagen, was ihr ins Herz schleichen wollte, lenkte ihre Gedanken wieder auf das Eine, was ihrem Leben immer gefehlt hatte. Heinrich wollte das nie begreifen. Er, der so fest und zäh an seiner eignen Heimat hing, sprach den Frauen und seiner Frau im besondern dieses Herzensbedürfnis einfach ab. Die Frau gehörte eben dahin, wo der Mann war, Haus und Kinder waren ihre Heimat — was brauchte sie mehr? Heimatsehnsucht — das Wort ging ihr nach wie etwas Lebendiges. Würde je eine Stunde kommen, wo sie zutiefst fühlte, daß sie ihre Heimat gefunden? In diesen vorweihnachtlichen Tagen hatten Maria und Hans Recklinghaus Heimlichkeiten miteinander. Er holte sie manchmal zu ganz ungewohnten Stunden zum Spazierengehn ab; sie blieben lange, und wenn Maria wiederkam, brannten ihre Wangen vor heimlicher Freude. Heinrich, der einmal unter der Zeit aus dem Bureau kam, weil er ein vergessenes Aktenstück holen und dem Diener nicht seine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/390>, abgerufen am 23.07.2024.