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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Der Bopparder Krieg

Botschaft zurück, daß von dem verabredeten Lichtsignal auf dem Rheine noch nichts
zu sehen sei. Die Spannung und die Ungeduld der ganzen Besatzung wuchsen
von Minute zu Minute. Mit Ausnahme derer, die ihren Posten an den beiden
Burgpforten nicht verlassen durften, hatten sich nach und nach sämtliche Bewohner
der Burg auf dem Turme eingefunden, steckten den Kopf durch die Luken und
schauten auf den Strom hinaus. Jeder wollte der erste sein, den rettungverheißenden
Schein der Laterne zu erspähen und die frohe Botschaft den Schicksalsgefährten zu
verkünden.

Endlich -- es war kurz vor Mitternacht, der Stunde, wo die Knechte im
Zollhause abgelöst zu werden pflegten -- brach Nickel Langhenne in einen Jubel¬
schrei aus. Und in der Tat sah man einen Augenblick später ein winziges Licht¬
pünktchen, das in weiter Ferne über dem Wasser schwankte, sich etlichemal hob
und senkte und dann völlig erlosch. Der Junge stürzte in das Herrengemach
hinunter und meldete, daß der so sehnlich erwartete Nachen in Sicht sei. Der
Amtmann, die beiden Junker von Modersbach und der Kaplan stiegen nun auch
auf den Turm, aber so sehr sie ihre Augen auch anstrengen mochten: von einem
Lichte konnten sie nichts entdecken.

Ihr werdet wohl geträumt oder ein Johanniskäferlein gesehen haben, sagte
der Amtmann zu den Leuten, die jetzt selber kleinlaut wurden und mit Ausnahme
von Nickel Langhenne zugaben, daß sie sich wohl geirrt haben müßten. Da mit
einemmal leuchtete etwa drei Steinwürfe oberhalb der Burg der Laternenschein
wieder auf, diesesmal so hell, daß sich auch der ärgste Zweifler davon überzeugen
mußte, daß hier keine Sinnestäuschung vorliege. Aber auch jetzt wurde die Laterne
gleich wieder verhüllt, und man sah, wie auf der dunkeln Wasserfläche etwas noch
dunkleres langsam näher kam und sich behutsam und beinahe geräuschlos zwischen
die unter dem Leinpfade angeketteten Nachen schob.

Die Mannschaft in der Burg eilte in das Erdgeschoß hinunter und griff zu den
Spießen.

Die Zugbrücke wurde herabgelassen, das Fallgatter aufgezogen und das Tor
geöffnet. Hier mußten ans Herrn Daniels Befehl zwei der Schützen, Engel aus dem
Hirsch und Werten Zilles. als Wache zurückbleiben. Alle andern, die alte Billa
nicht ausgenommen, rannten hinaus und stiegen die Böschung des Leinpfades zum
Ufer hinab.

Der Nachen, über dessen Bord die breiten langgestreckten Rücken der beiden
Ochsen deutlich emporragten, hatte sich hinter ein mit Brettern beladnes Fahrzeug
gelegt, das als ein bequemer Landungssteg trefflich zu gebrauchen war. Aber es
währte eine Weile, bis der Schiffer mit seinen Knechten aus Planken eine Ver¬
bindung mit dem Holzkahn und von diesem zum Ufer hergestellt hatte. Endlich
war diese Arbeit vollbracht, der Jude Simon löste die Stricke, mit denen die beiden
Tiere an einem Sitzbrete des Nachens angebunden waren, und führte das erste der
Schlachtopfer auf den Holzkahn und von da an Land, wo es von zweien der
Schützen in Empfang genommen, den Leinpfad hinaufgezerrt und dann, so schnell
es gehn wollte, über die Zugbrücke in die Burg geführt wurde.

Der zweite der Ochsen jedoch, den das Verschwinden seines Reisegefährten
beunruhigt haben mochte, zeigte wenig Neigung, den Nachen zu verlassen. Er
stemmte sich mit allen Vieren fest und stieß, als ihn die vier Männer vorwärts
zu schieben versuchten, ein klägliches Gebrüll aus. Die Schläge, die er für diese
Äußerung seines Seelenschmerzes auf das Maul erhielt, waren auch nicht gerade
geeignet, ihm seine Ruhe wiederzugeben, und so kam es, daß er, von seinen Ge¬
fühlen überwältigt, einen unvorhergesehenen Anlauf nahm, die Schützen und Nickel
Lnnghenne, die auf dem Holzkahn zu seinem Empfange bereitstanden, über den
Haufen rannte, mit einem mächtigen Satze an Land sprang und in wildem Galopp
auf dem Ufersaume stromabwärts stürmte. Erst ein paar Klafter unterhalb des
Zollhauses blieb er stehn und stieg dann die Böschung zum Leinpfade hinauf. Nun


Der Bopparder Krieg

Botschaft zurück, daß von dem verabredeten Lichtsignal auf dem Rheine noch nichts
zu sehen sei. Die Spannung und die Ungeduld der ganzen Besatzung wuchsen
von Minute zu Minute. Mit Ausnahme derer, die ihren Posten an den beiden
Burgpforten nicht verlassen durften, hatten sich nach und nach sämtliche Bewohner
der Burg auf dem Turme eingefunden, steckten den Kopf durch die Luken und
schauten auf den Strom hinaus. Jeder wollte der erste sein, den rettungverheißenden
Schein der Laterne zu erspähen und die frohe Botschaft den Schicksalsgefährten zu
verkünden.

Endlich — es war kurz vor Mitternacht, der Stunde, wo die Knechte im
Zollhause abgelöst zu werden pflegten — brach Nickel Langhenne in einen Jubel¬
schrei aus. Und in der Tat sah man einen Augenblick später ein winziges Licht¬
pünktchen, das in weiter Ferne über dem Wasser schwankte, sich etlichemal hob
und senkte und dann völlig erlosch. Der Junge stürzte in das Herrengemach
hinunter und meldete, daß der so sehnlich erwartete Nachen in Sicht sei. Der
Amtmann, die beiden Junker von Modersbach und der Kaplan stiegen nun auch
auf den Turm, aber so sehr sie ihre Augen auch anstrengen mochten: von einem
Lichte konnten sie nichts entdecken.

Ihr werdet wohl geträumt oder ein Johanniskäferlein gesehen haben, sagte
der Amtmann zu den Leuten, die jetzt selber kleinlaut wurden und mit Ausnahme
von Nickel Langhenne zugaben, daß sie sich wohl geirrt haben müßten. Da mit
einemmal leuchtete etwa drei Steinwürfe oberhalb der Burg der Laternenschein
wieder auf, diesesmal so hell, daß sich auch der ärgste Zweifler davon überzeugen
mußte, daß hier keine Sinnestäuschung vorliege. Aber auch jetzt wurde die Laterne
gleich wieder verhüllt, und man sah, wie auf der dunkeln Wasserfläche etwas noch
dunkleres langsam näher kam und sich behutsam und beinahe geräuschlos zwischen
die unter dem Leinpfade angeketteten Nachen schob.

Die Mannschaft in der Burg eilte in das Erdgeschoß hinunter und griff zu den
Spießen.

Die Zugbrücke wurde herabgelassen, das Fallgatter aufgezogen und das Tor
geöffnet. Hier mußten ans Herrn Daniels Befehl zwei der Schützen, Engel aus dem
Hirsch und Werten Zilles. als Wache zurückbleiben. Alle andern, die alte Billa
nicht ausgenommen, rannten hinaus und stiegen die Böschung des Leinpfades zum
Ufer hinab.

Der Nachen, über dessen Bord die breiten langgestreckten Rücken der beiden
Ochsen deutlich emporragten, hatte sich hinter ein mit Brettern beladnes Fahrzeug
gelegt, das als ein bequemer Landungssteg trefflich zu gebrauchen war. Aber es
währte eine Weile, bis der Schiffer mit seinen Knechten aus Planken eine Ver¬
bindung mit dem Holzkahn und von diesem zum Ufer hergestellt hatte. Endlich
war diese Arbeit vollbracht, der Jude Simon löste die Stricke, mit denen die beiden
Tiere an einem Sitzbrete des Nachens angebunden waren, und führte das erste der
Schlachtopfer auf den Holzkahn und von da an Land, wo es von zweien der
Schützen in Empfang genommen, den Leinpfad hinaufgezerrt und dann, so schnell
es gehn wollte, über die Zugbrücke in die Burg geführt wurde.

Der zweite der Ochsen jedoch, den das Verschwinden seines Reisegefährten
beunruhigt haben mochte, zeigte wenig Neigung, den Nachen zu verlassen. Er
stemmte sich mit allen Vieren fest und stieß, als ihn die vier Männer vorwärts
zu schieben versuchten, ein klägliches Gebrüll aus. Die Schläge, die er für diese
Äußerung seines Seelenschmerzes auf das Maul erhielt, waren auch nicht gerade
geeignet, ihm seine Ruhe wiederzugeben, und so kam es, daß er, von seinen Ge¬
fühlen überwältigt, einen unvorhergesehenen Anlauf nahm, die Schützen und Nickel
Lnnghenne, die auf dem Holzkahn zu seinem Empfange bereitstanden, über den
Haufen rannte, mit einem mächtigen Satze an Land sprang und in wildem Galopp
auf dem Ufersaume stromabwärts stürmte. Erst ein paar Klafter unterhalb des
Zollhauses blieb er stehn und stieg dann die Böschung zum Leinpfade hinauf. Nun


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[0727] Der Bopparder Krieg Botschaft zurück, daß von dem verabredeten Lichtsignal auf dem Rheine noch nichts zu sehen sei. Die Spannung und die Ungeduld der ganzen Besatzung wuchsen von Minute zu Minute. Mit Ausnahme derer, die ihren Posten an den beiden Burgpforten nicht verlassen durften, hatten sich nach und nach sämtliche Bewohner der Burg auf dem Turme eingefunden, steckten den Kopf durch die Luken und schauten auf den Strom hinaus. Jeder wollte der erste sein, den rettungverheißenden Schein der Laterne zu erspähen und die frohe Botschaft den Schicksalsgefährten zu verkünden. Endlich — es war kurz vor Mitternacht, der Stunde, wo die Knechte im Zollhause abgelöst zu werden pflegten — brach Nickel Langhenne in einen Jubel¬ schrei aus. Und in der Tat sah man einen Augenblick später ein winziges Licht¬ pünktchen, das in weiter Ferne über dem Wasser schwankte, sich etlichemal hob und senkte und dann völlig erlosch. Der Junge stürzte in das Herrengemach hinunter und meldete, daß der so sehnlich erwartete Nachen in Sicht sei. Der Amtmann, die beiden Junker von Modersbach und der Kaplan stiegen nun auch auf den Turm, aber so sehr sie ihre Augen auch anstrengen mochten: von einem Lichte konnten sie nichts entdecken. Ihr werdet wohl geträumt oder ein Johanniskäferlein gesehen haben, sagte der Amtmann zu den Leuten, die jetzt selber kleinlaut wurden und mit Ausnahme von Nickel Langhenne zugaben, daß sie sich wohl geirrt haben müßten. Da mit einemmal leuchtete etwa drei Steinwürfe oberhalb der Burg der Laternenschein wieder auf, diesesmal so hell, daß sich auch der ärgste Zweifler davon überzeugen mußte, daß hier keine Sinnestäuschung vorliege. Aber auch jetzt wurde die Laterne gleich wieder verhüllt, und man sah, wie auf der dunkeln Wasserfläche etwas noch dunkleres langsam näher kam und sich behutsam und beinahe geräuschlos zwischen die unter dem Leinpfade angeketteten Nachen schob. Die Mannschaft in der Burg eilte in das Erdgeschoß hinunter und griff zu den Spießen. Die Zugbrücke wurde herabgelassen, das Fallgatter aufgezogen und das Tor geöffnet. Hier mußten ans Herrn Daniels Befehl zwei der Schützen, Engel aus dem Hirsch und Werten Zilles. als Wache zurückbleiben. Alle andern, die alte Billa nicht ausgenommen, rannten hinaus und stiegen die Böschung des Leinpfades zum Ufer hinab. Der Nachen, über dessen Bord die breiten langgestreckten Rücken der beiden Ochsen deutlich emporragten, hatte sich hinter ein mit Brettern beladnes Fahrzeug gelegt, das als ein bequemer Landungssteg trefflich zu gebrauchen war. Aber es währte eine Weile, bis der Schiffer mit seinen Knechten aus Planken eine Ver¬ bindung mit dem Holzkahn und von diesem zum Ufer hergestellt hatte. Endlich war diese Arbeit vollbracht, der Jude Simon löste die Stricke, mit denen die beiden Tiere an einem Sitzbrete des Nachens angebunden waren, und führte das erste der Schlachtopfer auf den Holzkahn und von da an Land, wo es von zweien der Schützen in Empfang genommen, den Leinpfad hinaufgezerrt und dann, so schnell es gehn wollte, über die Zugbrücke in die Burg geführt wurde. Der zweite der Ochsen jedoch, den das Verschwinden seines Reisegefährten beunruhigt haben mochte, zeigte wenig Neigung, den Nachen zu verlassen. Er stemmte sich mit allen Vieren fest und stieß, als ihn die vier Männer vorwärts zu schieben versuchten, ein klägliches Gebrüll aus. Die Schläge, die er für diese Äußerung seines Seelenschmerzes auf das Maul erhielt, waren auch nicht gerade geeignet, ihm seine Ruhe wiederzugeben, und so kam es, daß er, von seinen Ge¬ fühlen überwältigt, einen unvorhergesehenen Anlauf nahm, die Schützen und Nickel Lnnghenne, die auf dem Holzkahn zu seinem Empfange bereitstanden, über den Haufen rannte, mit einem mächtigen Satze an Land sprang und in wildem Galopp auf dem Ufersaume stromabwärts stürmte. Erst ein paar Klafter unterhalb des Zollhauses blieb er stehn und stieg dann die Böschung zum Leinpfade hinauf. Nun

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/727>, abgerufen am 28.12.2024.