Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.Aus der Briefmappe des Reichskanzlers erschreckend dramatischen Vorgang im Reichstag aller Augen auf die Gefahr Es trägt Sie dabei das hohe Gefühl, daß Sie dieses edle, kostbare Leben Von ganzen: HerzenIhr liebender Freund (gez.) Adolf Wilbrcmdt Weiter ein Abschnitt aus einem Gebmtstagsbriefe Adolf Harnacks: "Eurer Selbstverständlich fehlt es nicht an einer Menge von Zuschriften hoher Aus der Briefmappe des Reichskanzlers erschreckend dramatischen Vorgang im Reichstag aller Augen auf die Gefahr Es trägt Sie dabei das hohe Gefühl, daß Sie dieses edle, kostbare Leben Von ganzen: HerzenIhr liebender Freund (gez.) Adolf Wilbrcmdt Weiter ein Abschnitt aus einem Gebmtstagsbriefe Adolf Harnacks: „Eurer Selbstverständlich fehlt es nicht an einer Menge von Zuschriften hoher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0359" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299400"/> <fw type="header" place="top"> Aus der Briefmappe des Reichskanzlers</fw><lb/> <p xml:id="ID_1610" prev="#ID_1609"> erschreckend dramatischen Vorgang im Reichstag aller Augen auf die Gefahr<lb/> gelenkt haben, in die Ihre Arbeitslast Sie bringt, und daß alle, Monarch,<lb/> Arzt, Sie selbst wohl, das Ihre tun werden, Sie vor Überanstrengung besser<lb/> zu behüten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1611"> Es trägt Sie dabei das hohe Gefühl, daß Sie dieses edle, kostbare Leben<lb/> Ihrem Vaterlande schuldig sind.</p><lb/> <note type="closer"> Von ganzen: HerzenIhr liebender Freund<note type="bibl"> (gez.) Adolf Wilbrcmdt</note></note><lb/> <p xml:id="ID_1612"> Weiter ein Abschnitt aus einem Gebmtstagsbriefe Adolf Harnacks: „Eurer<lb/> Durchlaucht bringe ich zum heutigen Tage meine ehrfurchtvollen und herz¬<lb/> lichen Glückwünsche dar, zugleich mit dem lebhaften Ausdruck des Dankes<lb/> und der Freude, daß nach schweren Tagen die Gesundheit Eurer Durch¬<lb/> laucht nun wieder völlig hergestellt ist. Als die Nachricht von der Erkrankung<lb/> Eurer Durchlaucht Deutschland bewegte und erschütterte, da trat mir wie allen<lb/> guten Deutschen mit doppelter Kraft vor die Seele, was das Vaterland Ihnen,<lb/> hochverehrter Herr Reichskanzler, verdankt. Und nicht nur an die politische<lb/> Lage im Innern und Äußern dachte ich, sondern vor allem auch an das, was<lb/> die Wissenschaft und die Pflege des geistigen Fortschritts Eurer Durchlaucht<lb/> schulden. Ganz Deutschland weiß, daß an der Spitze seiner Regierung ein<lb/> Mann steht, dem nichts menschliches fremd ist, und dem die hohen Güter der<lb/> fortschreitenden Gesittung und innern Erstarkung die obersten Ideale im Staate<lb/> sind. Dieses Bewußtsein gibt der wissenschaftlichen und kulturellen Arbeit in<lb/> Preußen überall Schwungkraft und Sicherheit. Gestatten Eure Durchlaucht,<lb/> daß ich am heutigen Tage als preußischer Professor und als Leiter eines<lb/> zentralen wissenschaftlichen Instituts, der Kömglichen Bibliothek, Ihnen dafür<lb/> meinen tiefgefühlten und wärmsten Dank ausspreche. Aber gestatten Sie, hoch¬<lb/> verehrter Fürst, auch, daß ich Dank zu Dank füge, indem ich mich des Wohl¬<lb/> wollens und des Vertrauens erinnere, welches Eure Durchlaucht mir immer<lb/> wieder bewiesen haben. Ich rechne es zu den hohen Gütern meines Lebens."</p><lb/> <p xml:id="ID_1613" next="#ID_1614"> Selbstverständlich fehlt es nicht an einer Menge von Zuschriften hoher<lb/> Beamten und Militärs, aktiver und inaktiver Staatsmänner aus Deutschland<lb/> und dem Auslande. Einen herzlichen Ostergruß sandte noch kurz vor seinem<lb/> Tode der Staatsminister von Butte. Die Diplomaten in Algeciras, die<lb/> Staatsmänner des Dreibundes, Engländer, Franzosen, Russen, Dünen, Spanier,<lb/> Rumänen, Türken, Amerikaner, Japaner, Chinesen wetteifern in Kundgebungen<lb/> herzlicher Sympathie mit den deutschen Bundesregierungen und ihren Ver¬<lb/> tretern. Ein süddeutscher Staatsmann, der bis vor kurzem auf hervorragendem<lb/> Posten stand, schreibt dem Fürsten: „Wie nötig Sie uns sind in diesen schwie¬<lb/> rigen Zeiten — das fühlt man täglich mehr. Und daß man dies in sehr<lb/> weiten — selbst oppositionellen — Kreisen fühlt, das hat Ihre Erkrankung<lb/> deutlich erwiesen. Sie haben jetzt, nachdem Sie uns so vortrefflich aus<lb/> Algeciras herausgeführt haben, ein Kapital an Vertrauen in der Nation er¬<lb/> rungen, das Sie — um mit Bismarck zu reden — nicht auf Ihren Nachfolger<lb/> vererben können. Darum die große allgemeine und meine spezielle Freude,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0359]
Aus der Briefmappe des Reichskanzlers
erschreckend dramatischen Vorgang im Reichstag aller Augen auf die Gefahr
gelenkt haben, in die Ihre Arbeitslast Sie bringt, und daß alle, Monarch,
Arzt, Sie selbst wohl, das Ihre tun werden, Sie vor Überanstrengung besser
zu behüten.
Es trägt Sie dabei das hohe Gefühl, daß Sie dieses edle, kostbare Leben
Ihrem Vaterlande schuldig sind.
Von ganzen: HerzenIhr liebender Freund (gez.) Adolf Wilbrcmdt
Weiter ein Abschnitt aus einem Gebmtstagsbriefe Adolf Harnacks: „Eurer
Durchlaucht bringe ich zum heutigen Tage meine ehrfurchtvollen und herz¬
lichen Glückwünsche dar, zugleich mit dem lebhaften Ausdruck des Dankes
und der Freude, daß nach schweren Tagen die Gesundheit Eurer Durch¬
laucht nun wieder völlig hergestellt ist. Als die Nachricht von der Erkrankung
Eurer Durchlaucht Deutschland bewegte und erschütterte, da trat mir wie allen
guten Deutschen mit doppelter Kraft vor die Seele, was das Vaterland Ihnen,
hochverehrter Herr Reichskanzler, verdankt. Und nicht nur an die politische
Lage im Innern und Äußern dachte ich, sondern vor allem auch an das, was
die Wissenschaft und die Pflege des geistigen Fortschritts Eurer Durchlaucht
schulden. Ganz Deutschland weiß, daß an der Spitze seiner Regierung ein
Mann steht, dem nichts menschliches fremd ist, und dem die hohen Güter der
fortschreitenden Gesittung und innern Erstarkung die obersten Ideale im Staate
sind. Dieses Bewußtsein gibt der wissenschaftlichen und kulturellen Arbeit in
Preußen überall Schwungkraft und Sicherheit. Gestatten Eure Durchlaucht,
daß ich am heutigen Tage als preußischer Professor und als Leiter eines
zentralen wissenschaftlichen Instituts, der Kömglichen Bibliothek, Ihnen dafür
meinen tiefgefühlten und wärmsten Dank ausspreche. Aber gestatten Sie, hoch¬
verehrter Fürst, auch, daß ich Dank zu Dank füge, indem ich mich des Wohl¬
wollens und des Vertrauens erinnere, welches Eure Durchlaucht mir immer
wieder bewiesen haben. Ich rechne es zu den hohen Gütern meines Lebens."
Selbstverständlich fehlt es nicht an einer Menge von Zuschriften hoher
Beamten und Militärs, aktiver und inaktiver Staatsmänner aus Deutschland
und dem Auslande. Einen herzlichen Ostergruß sandte noch kurz vor seinem
Tode der Staatsminister von Butte. Die Diplomaten in Algeciras, die
Staatsmänner des Dreibundes, Engländer, Franzosen, Russen, Dünen, Spanier,
Rumänen, Türken, Amerikaner, Japaner, Chinesen wetteifern in Kundgebungen
herzlicher Sympathie mit den deutschen Bundesregierungen und ihren Ver¬
tretern. Ein süddeutscher Staatsmann, der bis vor kurzem auf hervorragendem
Posten stand, schreibt dem Fürsten: „Wie nötig Sie uns sind in diesen schwie¬
rigen Zeiten — das fühlt man täglich mehr. Und daß man dies in sehr
weiten — selbst oppositionellen — Kreisen fühlt, das hat Ihre Erkrankung
deutlich erwiesen. Sie haben jetzt, nachdem Sie uns so vortrefflich aus
Algeciras herausgeführt haben, ein Kapital an Vertrauen in der Nation er¬
rungen, das Sie — um mit Bismarck zu reden — nicht auf Ihren Nachfolger
vererben können. Darum die große allgemeine und meine spezielle Freude,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |