Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.Aimstasins Grün Zu Laibach in der Komtnrei des Deutschen Ordens erblickte vor nun- Aimstasins Grün Zu Laibach in der Komtnrei des Deutschen Ordens erblickte vor nun- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0024" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299065"/> <fw type="header" place="top"> Aimstasins Grün</fw><lb/> <p xml:id="ID_45" next="#ID_46"> Zu Laibach in der Komtnrei des Deutschen Ordens erblickte vor nun-<lb/> mehr hundert Jahren, am 11. April 1806, Maria Anton Alexander Graf<lb/> von Auersperg als ein Sproß der Pankrazischen Hauptlinie des alten Ge¬<lb/> schlechts das Licht der Welt. Er war das älteste von fünf Kindern und<lb/> nach dem frühen Tode seines Bruders der einzige männliche Erbe. Sein<lb/> Vater, Graf Alexander, lebte seit 1805 als freiresiguierter k. k. Krcis-<lb/> kommissarius auf seinem romantischen Schlosse Thurn am Hart, nahe bei<lb/> der save, In der Zeit der französischen Fremdherrschaft in Jllhrieu hatte er<lb/> in seinem Bezirke die „Mairie" übernommen, aber nur aus vaterländischen<lb/> Gründen, „damit sie nicht ein französischer Angestellter erhalte," und „er<lb/> in dieser Charge, soviel möglich, den österreichischen Patriotismus ver¬<lb/> einigen möchte." Die Mutter des Dichters, Cäcilie, entstammte dem nlteu<lb/> kraiuischeu Frcihcrrngeschlechte der Billichgratz. Auf dem väterlichen Schlosse<lb/> verlebte das Kind eine glückliche Jugend, Auf sein empfängliches Gemüt<lb/> machte die Eigentümlichkeit der krainischcn Natur einen mächtigen Eindruck,<lb/> und zeit seines Lebens ist der Dichter ein treuer Sohn seiner Heimat<lb/> gewesen und hat sie auch immer wieder zu längeren Aufenthalte besucht.<lb/> Aus Liebe zu dem mütterlichen Boden übertrug er später die slowenischen<lb/> Volkslieder. Der slowenische« Sprache war er als Kind schon mächtig. Mit<lb/> sieben Jahren schon bezog er die von Maria Theresia gestiftete Ritterakademie<lb/> in Wien. Da ihn aber seine Lehrer schou nach zwei Jahren als „unver¬<lb/> besserlich" erklärten, verlies; er die Anstalt und besuchte die k. k. Jngcuicur-<lb/> akademie, weil er nach des Vaters Wunsch Soldat werden sollte. Im<lb/> Jahre 1318 aber starb der Vater, und die Mutter ließ den Knaben im Ein¬<lb/> verständnis mit der ObervornumdschaftSbehörde in daS sogenannte von Kliuckow-<lb/> strömsche Institut eintreten, das sich damals der besondern Huld aristokratischer<lb/> Kreise erfreute. Klinckowström war der Vater der beiden Jesuiten, die sich<lb/> in den fünfziger Jahren, als das österreichische Konkordat in Blüte stand,<lb/> einen sehr bekannten Namen Machten. Die müssige Justitutsluft aber, die<lb/> ganze zelotische und hypcrkatholische Richtung stießen den frisch und natürlich<lb/> empfindenden Knaben ab, ja sie versetzten nach dem treffenden Worte K. Grüns<lb/> „den hundertjährigen Sauerteig der Auersperge nur in neue Gärung." Übrigens<lb/> erhielt der junge Graf dort meist die Note xriiimm eminenter. Besondre<lb/> Wertschätzung brachte er damals seinem Geschichtslehrer entgegen, dem slowe¬<lb/> nischen Kunstdichter France Presiren, den er später (Ju der Vernuda S. 169)<lb/> mit einem ehrenden Nachruf bedachte. Mit achtzehn Jahren hatte Auersperg<lb/> seine Gymnasialstudieu beendigt und bezog um, 1824, um die Rechte zu<lb/> studieren, zunächst die Universität in Graz. In dem Kreise gleichgesinnter<lb/> Genossen scheint er sich besonders an Fellner angeschlossen zu habe», der als<lb/> k. k. Hofrat in Graz starb. Ihm ist auch, als „dem Freunde Ernfell," die<lb/> erste Ausgabe des „Letzten Ritters" gewidmet. Nach vier Semestern siedelte<lb/> Auersperg nach Wien über, wo er einen höchst anregenden Verkehr fand. Er<lb/> trat in einen Kreis ein, der seine zwanglosen Sitzungen gewöhnlich im soge¬<lb/> nannten „silbernen Kaffeehause" beim Nenner in der Plcmkeugcisse abhielt.<lb/> Dort versammelten sich fast alle von den Zustünden der Gegenwart unde-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
Aimstasins Grün
Zu Laibach in der Komtnrei des Deutschen Ordens erblickte vor nun-
mehr hundert Jahren, am 11. April 1806, Maria Anton Alexander Graf
von Auersperg als ein Sproß der Pankrazischen Hauptlinie des alten Ge¬
schlechts das Licht der Welt. Er war das älteste von fünf Kindern und
nach dem frühen Tode seines Bruders der einzige männliche Erbe. Sein
Vater, Graf Alexander, lebte seit 1805 als freiresiguierter k. k. Krcis-
kommissarius auf seinem romantischen Schlosse Thurn am Hart, nahe bei
der save, In der Zeit der französischen Fremdherrschaft in Jllhrieu hatte er
in seinem Bezirke die „Mairie" übernommen, aber nur aus vaterländischen
Gründen, „damit sie nicht ein französischer Angestellter erhalte," und „er
in dieser Charge, soviel möglich, den österreichischen Patriotismus ver¬
einigen möchte." Die Mutter des Dichters, Cäcilie, entstammte dem nlteu
kraiuischeu Frcihcrrngeschlechte der Billichgratz. Auf dem väterlichen Schlosse
verlebte das Kind eine glückliche Jugend, Auf sein empfängliches Gemüt
machte die Eigentümlichkeit der krainischcn Natur einen mächtigen Eindruck,
und zeit seines Lebens ist der Dichter ein treuer Sohn seiner Heimat
gewesen und hat sie auch immer wieder zu längeren Aufenthalte besucht.
Aus Liebe zu dem mütterlichen Boden übertrug er später die slowenischen
Volkslieder. Der slowenische« Sprache war er als Kind schon mächtig. Mit
sieben Jahren schon bezog er die von Maria Theresia gestiftete Ritterakademie
in Wien. Da ihn aber seine Lehrer schou nach zwei Jahren als „unver¬
besserlich" erklärten, verlies; er die Anstalt und besuchte die k. k. Jngcuicur-
akademie, weil er nach des Vaters Wunsch Soldat werden sollte. Im
Jahre 1318 aber starb der Vater, und die Mutter ließ den Knaben im Ein¬
verständnis mit der ObervornumdschaftSbehörde in daS sogenannte von Kliuckow-
strömsche Institut eintreten, das sich damals der besondern Huld aristokratischer
Kreise erfreute. Klinckowström war der Vater der beiden Jesuiten, die sich
in den fünfziger Jahren, als das österreichische Konkordat in Blüte stand,
einen sehr bekannten Namen Machten. Die müssige Justitutsluft aber, die
ganze zelotische und hypcrkatholische Richtung stießen den frisch und natürlich
empfindenden Knaben ab, ja sie versetzten nach dem treffenden Worte K. Grüns
„den hundertjährigen Sauerteig der Auersperge nur in neue Gärung." Übrigens
erhielt der junge Graf dort meist die Note xriiimm eminenter. Besondre
Wertschätzung brachte er damals seinem Geschichtslehrer entgegen, dem slowe¬
nischen Kunstdichter France Presiren, den er später (Ju der Vernuda S. 169)
mit einem ehrenden Nachruf bedachte. Mit achtzehn Jahren hatte Auersperg
seine Gymnasialstudieu beendigt und bezog um, 1824, um die Rechte zu
studieren, zunächst die Universität in Graz. In dem Kreise gleichgesinnter
Genossen scheint er sich besonders an Fellner angeschlossen zu habe», der als
k. k. Hofrat in Graz starb. Ihm ist auch, als „dem Freunde Ernfell," die
erste Ausgabe des „Letzten Ritters" gewidmet. Nach vier Semestern siedelte
Auersperg nach Wien über, wo er einen höchst anregenden Verkehr fand. Er
trat in einen Kreis ein, der seine zwanglosen Sitzungen gewöhnlich im soge¬
nannten „silbernen Kaffeehause" beim Nenner in der Plcmkeugcisse abhielt.
Dort versammelten sich fast alle von den Zustünden der Gegenwart unde-
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