Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.Berards ^omerwerk emporbraust, also zischt ihm das Aug, Graunvvll brüllt er usw." Dem Die Insel des Äolvs, zu der die Abenteurer vom Zyklopenlande aus ge¬ Berards ^omerwerk emporbraust, also zischt ihm das Aug, Graunvvll brüllt er usw." Dem Die Insel des Äolvs, zu der die Abenteurer vom Zyklopenlande aus ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/87567"/> <fw type="header" place="top"> Berards ^omerwerk</fw><lb/> <p xml:id="ID_318" prev="#ID_317"> emporbraust, also zischt ihm das Aug, Graunvvll brüllt er usw." Dem<lb/> Fliehenden schleudert der Zyklop zwei Felsstücke nach. Klippen im Meere nahe<lb/> an Vulkanen wurden für vulkanische Erzeugnisse gehalten, wie denn in der Tat<lb/> Vulkane in Wechselwirkung mit dem nahen Meere, dem Erderschütterer Poseidon,<lb/> die Landschaft verändern.</p><lb/> <p xml:id="ID_319" next="#ID_320"> Die Insel des Äolvs, zu der die Abenteurer vom Zyklopenlande aus ge¬<lb/> langen, ist Stromboli. Die „äolische" bedeutet, aus dem Semitischen erklärt,<lb/> die hohe Insel, und hoch ist sie; spätere Griechen, denen mehr die beinahe kreis¬<lb/> förmige Gestalt auffiel, haben sie Strongyle, die runde, genannt, den Gewährs¬<lb/> männern Homers erschien sie schwimmend, denn um vulkanische Inseln herum<lb/> sieht man oft Bimssteinmassen schwimmen. Die sie „einschließende Mauer starrte<lb/> von Erz, und glatt umlief sie die Felswand." Die Felswand ist nämlich mit<lb/> Platten vulkanischen Spiegeleisens gepanzert. Spallanzani erzählt, er sei zwar<lb/> durch Dolomieu auf diese merkwürdige Erscheinung vorbereitet gewesen, habe<lb/> aber seine Erwartung weit übertroffen gefunden. Der Herr der Insel ist Be¬<lb/> herrscher der Winde, weil die Ausbrüche der Vulkane von Stürmen begleitet<lb/> zu sein Pflegen. Die sechs Söhne des Aotus, die mit seinen sechs Töchtern<lb/> verheiratet sind und bei Flötenspiel im Hause der Eltern zu schmausen pflegen,<lb/> sind die andern sechs Liparischen Inseln. Heute ist Lipari die Hauptinsel, wohin<lb/> die Bewohner der übrigen Inseln ihre Bodenerzengnisse zu Markte bringen;<lb/> und dieser Austausch der dortigen Erzeugnisse gegen fremde ermöglicht den Be¬<lb/> wohnern der Hauptinsel ein lustiges Müßiggängerleben. Es ereignet sich das<lb/> Unglück mit dem Windschlauch, und die Abenteurer werden ins Lästrygoncnland<lb/> verschlagen. Dieses ausfindig zu machen hat ihm der Name der Quelle Artakia<lb/> geholfen. Dieses Wort von ÄrKtos, Bär, abzuleiten, würde ein NichtPhilologe<lb/> Bedenken tragen. Da es aber außer Berard auch andre philologische Autori¬<lb/> täten tun, muß die Erklärung wohl richtig sein. Nun kaun nicht die im Alter¬<lb/> tum bekannte Artakia gemeint sein, die am Marmara sprudelte, in der Nähe<lb/> von Zyzikus, und die dem Golf von Artaki den Namen gegeben hat. Aber<lb/> Sardinien hat an der Straße von Vonifacio ein Capo d'Orso, so genannt von<lb/> einem Felsgebilde, und wenn Frau Alice dem Steine nicht geschmeichelt hat,<lb/> so ist er wirklich ein leibhaftiger Bär. Dort findet sich nun auch alles übrige<lb/> Nötige beisammen: die Quelle, die tiefeingeschuittne Bucht und das Gemetzel,<lb/> das die Menschenfresser unter deu unglücklichen Hellenen anrichten. „Man trug<lb/> sie, wie Fische durchbohrt, zum entsetzlichen Fraß hin." Ein solches abscheuliches<lb/> Gemetzel wird nämlich heute noch verübt — beim Thnnfischfang, den Berard<lb/> ausführlich beschreibt. Beinahe wäre er selbst ein Opfer lüstrygonischer Grau¬<lb/> samkeit geworden. Auf der Reede von Maddalena fand die Marinepolizci seine<lb/> Photographien sehr verdächtig und verhaftete ihn. Sein hebräisches Wörterbuch<lb/> überzeugt schließlich den uniformierten Lästrygonenkönig, daß der vermeintliche<lb/> Spion nur ein Gelehrter ist. Dieser dachte einen Augenblick daran, dem fran¬<lb/> zösischen Gesandten in Rom zu telegraphieren, nahm aber davon Abstand aus<lb/> Furcht, die Auskunft möchte zu genau ausfallen. Hütte man, meint er, tele¬<lb/> graphiert, daß ich an der Marineschule Geographie lehre, so würden mich alle<lb/> hebräischen Wörterbücher von dem Verdacht der Spionage nicht gereinigt haben.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
Berards ^omerwerk
emporbraust, also zischt ihm das Aug, Graunvvll brüllt er usw." Dem
Fliehenden schleudert der Zyklop zwei Felsstücke nach. Klippen im Meere nahe
an Vulkanen wurden für vulkanische Erzeugnisse gehalten, wie denn in der Tat
Vulkane in Wechselwirkung mit dem nahen Meere, dem Erderschütterer Poseidon,
die Landschaft verändern.
Die Insel des Äolvs, zu der die Abenteurer vom Zyklopenlande aus ge¬
langen, ist Stromboli. Die „äolische" bedeutet, aus dem Semitischen erklärt,
die hohe Insel, und hoch ist sie; spätere Griechen, denen mehr die beinahe kreis¬
förmige Gestalt auffiel, haben sie Strongyle, die runde, genannt, den Gewährs¬
männern Homers erschien sie schwimmend, denn um vulkanische Inseln herum
sieht man oft Bimssteinmassen schwimmen. Die sie „einschließende Mauer starrte
von Erz, und glatt umlief sie die Felswand." Die Felswand ist nämlich mit
Platten vulkanischen Spiegeleisens gepanzert. Spallanzani erzählt, er sei zwar
durch Dolomieu auf diese merkwürdige Erscheinung vorbereitet gewesen, habe
aber seine Erwartung weit übertroffen gefunden. Der Herr der Insel ist Be¬
herrscher der Winde, weil die Ausbrüche der Vulkane von Stürmen begleitet
zu sein Pflegen. Die sechs Söhne des Aotus, die mit seinen sechs Töchtern
verheiratet sind und bei Flötenspiel im Hause der Eltern zu schmausen pflegen,
sind die andern sechs Liparischen Inseln. Heute ist Lipari die Hauptinsel, wohin
die Bewohner der übrigen Inseln ihre Bodenerzengnisse zu Markte bringen;
und dieser Austausch der dortigen Erzeugnisse gegen fremde ermöglicht den Be¬
wohnern der Hauptinsel ein lustiges Müßiggängerleben. Es ereignet sich das
Unglück mit dem Windschlauch, und die Abenteurer werden ins Lästrygoncnland
verschlagen. Dieses ausfindig zu machen hat ihm der Name der Quelle Artakia
geholfen. Dieses Wort von ÄrKtos, Bär, abzuleiten, würde ein NichtPhilologe
Bedenken tragen. Da es aber außer Berard auch andre philologische Autori¬
täten tun, muß die Erklärung wohl richtig sein. Nun kaun nicht die im Alter¬
tum bekannte Artakia gemeint sein, die am Marmara sprudelte, in der Nähe
von Zyzikus, und die dem Golf von Artaki den Namen gegeben hat. Aber
Sardinien hat an der Straße von Vonifacio ein Capo d'Orso, so genannt von
einem Felsgebilde, und wenn Frau Alice dem Steine nicht geschmeichelt hat,
so ist er wirklich ein leibhaftiger Bär. Dort findet sich nun auch alles übrige
Nötige beisammen: die Quelle, die tiefeingeschuittne Bucht und das Gemetzel,
das die Menschenfresser unter deu unglücklichen Hellenen anrichten. „Man trug
sie, wie Fische durchbohrt, zum entsetzlichen Fraß hin." Ein solches abscheuliches
Gemetzel wird nämlich heute noch verübt — beim Thnnfischfang, den Berard
ausführlich beschreibt. Beinahe wäre er selbst ein Opfer lüstrygonischer Grau¬
samkeit geworden. Auf der Reede von Maddalena fand die Marinepolizci seine
Photographien sehr verdächtig und verhaftete ihn. Sein hebräisches Wörterbuch
überzeugt schließlich den uniformierten Lästrygonenkönig, daß der vermeintliche
Spion nur ein Gelehrter ist. Dieser dachte einen Augenblick daran, dem fran¬
zösischen Gesandten in Rom zu telegraphieren, nahm aber davon Abstand aus
Furcht, die Auskunft möchte zu genau ausfallen. Hütte man, meint er, tele¬
graphiert, daß ich an der Marineschule Geographie lehre, so würden mich alle
hebräischen Wörterbücher von dem Verdacht der Spionage nicht gereinigt haben.
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