Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.Die Mobilmachung von ^370 auf die Armierungen der Festungen oder Mobilmachung der Armee ge¬ Die Armee des Norddeutschen Bundes hatte in ihren fast vollzähligen *) Der König befahl deren im Jmmediatv ortrage vom 14. und 16. Juni allein 45.
Die Mobilmachung von ^370 auf die Armierungen der Festungen oder Mobilmachung der Armee ge¬ Die Armee des Norddeutschen Bundes hatte in ihren fast vollzähligen *) Der König befahl deren im Jmmediatv ortrage vom 14. und 16. Juni allein 45.
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Die Mobilmachung von ^370
auf die Armierungen der Festungen oder Mobilmachung der Armee ge¬
richtete Maßnahmen anzubefehlen. Nach Beilegung des Luxemburger Zwischen¬
falls ging dann das Allgemeine Kriegsdepartement an die Bearbeitung eines
neuen Mobilmachungsplans, der, ein Werk des Majors Bronsart von
Schellendorff, am 7. November 1867 vom König vollzogen wurde. Es
schlössen sich daran in den folgenden Jahren neue Anordnungen über Truppen¬
übungen, eine Instruktion für die höhern Truppenführer, eine Ausbildungs¬
vorschrift im Felddienst und für die Übungen usw. Der Instruktion für die
höhern Truppenführer war die große, dem König am 25. Juli 1868 über¬
reichte Denkschrift Moltkes über die Erfahrungen des Krieges von 1866 zu¬
grunde gelegt. Sie wurde im Laufe des Sommers mit der Bestimmung der
Geheimhaltung allerhöchst vollzogen. Die Ausbildungsvorschrift im Feld
dienst wurde vom König eingehend durchgearbeitet und mit dreißig Ab¬
änderungsdirektiven zum Teil von großer Tragweite versehen. Der Entwurf
ging dann an die damals in der Gewehrfrage tagende Immediatkommission.
Den ihrem Vorschlage entsprechend vielfach umgestalteten Entwurf genehmigte
der König durch Knbinettsorder vom 17. Juni 1876, vier Wochen vor der
Mobilmachung. Die Verteilung an die Kommandobehörden und Truppen er¬
folgte gerade am Mobilmachuugstage, blieb also auf deu ausbrechenden Krieg
zunächst von geringer Wirkung. Ein neues Exerzierreglement für die Infanterie
war vom Kriegsministerium ausgearbeitet worden, es wurde nach zahlreichen
Beratungen und Abänderungen^) am 19. Juni 1870 genehmigt und sollte
am 3. August, dem hundertsten Geburtstage Friedrich Wilhelms des Dritten,
der Armee übergeben werden, was infolge des ausbrechenden Krieges erst im
Mai des folgenden Jahres geschah. Über die Herstellung eines neuen Gewehr¬
modells war man bis zum Ausbruch des Krieges noch nicht schlüssig geworden,
dagegen war am 16. Mörz 1876 die Umänderung der Zündnadel-Waffen
und -Munition angeordnet worden, sie kam aber nicht mehr zur Ausführung.
Für die Artillerie war die Frage: Gußstahl oder Bronze? Gegenstand jahre¬
langer Erwägungen und Versuche gewesen. Aber auch diese Frage gelangte
nicht zum Abschluß. Erst in Versailles unter dem 31. Oktober 1870 ver¬
fügte der König: „Nachdem sich im gegenwärtigen Feldzuge die Artillerie eine
Reputation erworben hat wie nie zuvor und dies durch die Gußstahlgeschütze
erreicht wurde, so ist der gegenwärtige Augenblick in keiner Weise geeignet,
diese Geschützart prinzipmäßig zu verwerfen."
Die Armee des Norddeutschen Bundes hatte in ihren fast vollzähligen
Friedensetats 12924 Offiziere und mit Einschluß von 34923 Unteroffizieren
299764 Mann nebst 73367 Pferden. An ausgebildeten Mannschaften des
Beurlaubtenstandes waren 731141, Offiziere 6082 vorhanden, außerdem
110170 Ersatzreservisten erster Klasse. Von Geschützen lagerten 11298 in
den preußischen Depots, 532 waren in der Herstellung. Der Vorrat an Zünd¬
nadelwaffen belief sich innerhalb der preußischen Bezirke auf 1109879 Stück
nebst 130 Millionen Patronen, 58871 Zündnadelwaffen waren in Arbeit.
Die einzige Schwäche der Armee war die veraltete Organisation der von der
*) Der König befahl deren im Jmmediatv ortrage vom 14. und 16. Juni allein 45.
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