Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.C. I- "(Sine englisch - deutsche Verständigung" > aiser Wilhelms diesjährige Reise in das Mittelländische Meer Grenzboten II 9
C. I- „(Sine englisch - deutsche Verständigung" > aiser Wilhelms diesjährige Reise in das Mittelländische Meer Grenzboten II 9
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0069" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297201"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341881_296764/figures/grenzboten_341881_296764_297201_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div type="corrigenda" n="1"><lb/> <note type="byline"> C. I-</note> </div> <div n="1"> <head> „(Sine englisch - deutsche Verständigung"</head><lb/> <p xml:id="ID_243" next="#ID_244"> > aiser Wilhelms diesjährige Reise in das Mittelländische Meer<lb/> hat unsre britischen Vettern allem Anschein nach etwas mehr auf¬<lb/> geregt, als es bei frühern solchen Anlässen der Fall gewesen ist.<lb/> Ein Grund dafür ist nicht recht erkennbar. Der Besuch des Kaisers<lb/> lin Lissabon war ein einfacher, seit Jahren hinausgeschobner Höf¬<lb/> lichkeitsakt. Der Vater des jetzigen Königs von Portugal, der am 19. Oktober<lb/> 1889 gestorbne König Ludwig, war der erste außerdeutsche Monarch gewesen,<lb/> der den Kaiser bald nach seiner Thronbesteigung im Sommer 1888 in Berlin<lb/> und Potsdam besucht hatte. Später hat auch der jetzige König einen Besuch<lb/> in Deutschland abgestattet, und sowohl am Hofe in Lissabon wie auch in der<lb/> Portugiesischen Bevölkerung hat man seit Jahren der Erwiderung dieses Besuchs<lb/> entgegengesehen, ganz besonders aber in den Kreisen, die eine weitere Ausge¬<lb/> staltung der deutsch-portugiesischen Handelsbeziehungen wünschen. Deutschland<lb/> ist zudem wie in Ostafrika so in Südwestafrika der Nachbar Portugals auf<lb/> ziemlich ausgedehnten Grenzlinien geworden, für eine fernere Zukunft wird das<lb/> noch mehr Bedeutung haben als für die Gegenwart. Vor einigen Jahren hatte<lb/> es den Anschein, als werde sich Portugal aus finanzieller Bedrängnis eines<lb/> Teils seiner Kolonien entäußern müssen, für diesen Fall war zwischen Deutsch¬<lb/> land und England ein Abkommen getroffen worden. Zurzeit sind diese Ver¬<lb/> abredungen wohl ziemlich gegenstandslos, da England die Sanierung der por¬<lb/> tugiesischen Finanzen in die Hand genommen und zugleich bei dem vorjährigen<lb/> Besuch König Eduards in Lissabon ein neues Bündnis mit Portugal ge¬<lb/> schlossen hat. Beim Festmahl am 5. April vorigen Jahres nannte König<lb/> Carlos den König von England seinen teuern Alliierten, und König Eduard<lb/> erwiderte, daß die altbewährte Allianz zwischen Großbritannien und Portugal<lb/> unvergänglich sein werde. Damit hat England seine schützende Hand über die<lb/> Zukunft Portugals gelegt, lind wir werden auch in unsrer afrikanischen Nachbar¬<lb/> schaft Portugals wohl auf lange Zeit hinaus mit dem Überwiegen des eng¬<lb/> lischen Einflusses zu rechnen haben. Der glänzende Empfang, der jetzt dem<lb/> Kaiser in Lissabon zuteil geworden ist, beruht auf der hohen Achtung, die<lb/> seiner Persönlichkeit gezollt wird, auch sind Besuche fremder Souveräne in</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 9</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
[Abbildung]
C. I- „(Sine englisch - deutsche Verständigung"
> aiser Wilhelms diesjährige Reise in das Mittelländische Meer
hat unsre britischen Vettern allem Anschein nach etwas mehr auf¬
geregt, als es bei frühern solchen Anlässen der Fall gewesen ist.
Ein Grund dafür ist nicht recht erkennbar. Der Besuch des Kaisers
lin Lissabon war ein einfacher, seit Jahren hinausgeschobner Höf¬
lichkeitsakt. Der Vater des jetzigen Königs von Portugal, der am 19. Oktober
1889 gestorbne König Ludwig, war der erste außerdeutsche Monarch gewesen,
der den Kaiser bald nach seiner Thronbesteigung im Sommer 1888 in Berlin
und Potsdam besucht hatte. Später hat auch der jetzige König einen Besuch
in Deutschland abgestattet, und sowohl am Hofe in Lissabon wie auch in der
Portugiesischen Bevölkerung hat man seit Jahren der Erwiderung dieses Besuchs
entgegengesehen, ganz besonders aber in den Kreisen, die eine weitere Ausge¬
staltung der deutsch-portugiesischen Handelsbeziehungen wünschen. Deutschland
ist zudem wie in Ostafrika so in Südwestafrika der Nachbar Portugals auf
ziemlich ausgedehnten Grenzlinien geworden, für eine fernere Zukunft wird das
noch mehr Bedeutung haben als für die Gegenwart. Vor einigen Jahren hatte
es den Anschein, als werde sich Portugal aus finanzieller Bedrängnis eines
Teils seiner Kolonien entäußern müssen, für diesen Fall war zwischen Deutsch¬
land und England ein Abkommen getroffen worden. Zurzeit sind diese Ver¬
abredungen wohl ziemlich gegenstandslos, da England die Sanierung der por¬
tugiesischen Finanzen in die Hand genommen und zugleich bei dem vorjährigen
Besuch König Eduards in Lissabon ein neues Bündnis mit Portugal ge¬
schlossen hat. Beim Festmahl am 5. April vorigen Jahres nannte König
Carlos den König von England seinen teuern Alliierten, und König Eduard
erwiderte, daß die altbewährte Allianz zwischen Großbritannien und Portugal
unvergänglich sein werde. Damit hat England seine schützende Hand über die
Zukunft Portugals gelegt, lind wir werden auch in unsrer afrikanischen Nachbar¬
schaft Portugals wohl auf lange Zeit hinaus mit dem Überwiegen des eng¬
lischen Einflusses zu rechnen haben. Der glänzende Empfang, der jetzt dem
Kaiser in Lissabon zuteil geworden ist, beruht auf der hohen Achtung, die
seiner Persönlichkeit gezollt wird, auch sind Besuche fremder Souveräne in
Grenzboten II 9
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |