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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Die Weise bestand nur aus wenig Tönen, an jede Strophe schloß sich eine
Kadenz an, die lustig geklungen hätte, wenn sie nicht traurig gewesen wäre. Die
Arte sang dieses Lied immer, manchmal laut, manchmal leise, es war ihr zu
eigen geworden wie ihr Atmen. -- Was dem Wirt fehlte, wußte sie wohl, sie
hatte das Gerede der Leute gut genug gehört, und es waren Schcmerdinge, die
man sich erzählte. Wahr mußte es sein, denn warum hätte man ihm seinen Posten
genommen, und warum hätte er denn selbst sein Amt als Verkündiger nieder¬
gelegt? Und gerade darum, weil Kondrot in der Gemeinde früher für etwas
Besondres gegolten hatte, wurde er jetzt von der Mißgunst in den tiefsten Schlamm
gezogen. Wie ihm zu helfen sei, wußte die Arte nicht, aber sie wußte, daß sie
nicht von ihm lassen, und er nicht weiter so untätig sitzen bleiben dürfe, sonst
fraßen ihn die Gedanken auf, und was das zu bedeuten hatte, davon wußte sie
selbst ein Lied zu fingen.

Mikelis, sagte sie, zu Lichtmeß müssen für die Alten fünfzehn Scheffel Korn
litauisch Maß und achtundvierzig Taler preußisch Kurant da sein. Und auch der
Jnrgts in Dmizig braucht Geld und ein paar neue Hosen.

Wir müssen borgen, sagte Kondrot.

Nein, Mikelis, sagte die Alte, wir müssen arbeiten.

Endrullis gibt das Boot nicht heraus, antwortete Kondrot trübselig.

Das brauchen wir nicht, sagte Arte Veit, wir brauchen jetzt mir das Winter¬
garn, und das hängt auf dem Boden.

Ja wer wird mit mir zusammen arbeiten?

Ich, sagte Arte.

Arte, erwiderte Kondrot, ihr einen dankbaren Blick zusendend, das danke ich
dir, daß du mich nicht verachtest, wo mich alle verachten. Und dn weißt mehr von
mir als sie alle.

Mikelis, sagte Arte, sich neben ihren Herrn setzend, das Kreuz, das von Gott
kommt, das muß jeder selbst tragen, aber das Kreuz, das sich Menschen auferlegen,
das muß einer mit den andern tragen.

Sela! sagte Kondrot. Er wußte zwar nicht, was das Wort bedeutete, aber
er fühlte etwas besonders Andächtiges ans ihm heraus und brauchte es darum gern.

Und nun holten sie das Wintergarn vom Boden herab, das kleine Klippnetz,
da das große Gezeuge für so wenig Heerde zu schwer war, setzten sich daran und
fingen an zu flicken, eine Arbeit, die den ungewohnten Händen nicht schnell von¬
statten ging. Auf der Straße ließ sich Kondrot nicht sehen, und viele meinten, er
stecke schon im Gefängnis, und waren nicht wenig erstaunt, von Arte zu erfahren,
er sitze in seiner Stube und flicke sein Netz.

Schwechting konnte ihn von seinem Fenster aus sitzen sehen. Er hatte tief
genug hinter die Kulisse geschaut, daß er vermuten konnte, hinter dem sittlichen
Sturme, der gegen den Mann entfacht wurde, stecke eine Teufelei Groppoffs. Der
Mann tat ihm leid, und er beschloß, ihn des Abends aufzusuchen. Was auch in
seinem eignen Interesse war, denn diese Klagen und öden Renommistereien Staffel¬
steigers früh, mittags und abends anzuhören, überstieg seine Kräfte. Als nun
der verkannte Künstler wieder einmal alles in den Bann getan hatte, was nicht
auf seinem Standpunkte stand, und als Schwechting einige seiner Brandraketen
losgelassen hatte, die freilich in Staffelsteigers trübseligen Sumpfe verlöschten,
zündete er sich seine Stummelpfeife an, steckte ein paar Äpfel, eine rare Sache in
Tapnicken, ein, und ging zu Kondrot hinüber.

Auch die Arte Veit interessierte ihn. Sie hatte scharfgeschnittene und inter¬
essante Züge und erschien in dem dunkel geräucherten Zimmer bei dem roten
Schein ihrer Öllampe wie ein Rembrandt oder ein Frans Hals. Er sah das
mit Wohlgefallen und sagte zu sich: So etwas müßte man malen können. -- Es
war aber nicht bloß die äußere Erscheinung von Arte Beit, die ihn interessierte, sie
stellte sich ihm als ein psychologisch interessantes Objekt dar, als ein geschlossenes


Herrenmenschen

Die Weise bestand nur aus wenig Tönen, an jede Strophe schloß sich eine
Kadenz an, die lustig geklungen hätte, wenn sie nicht traurig gewesen wäre. Die
Arte sang dieses Lied immer, manchmal laut, manchmal leise, es war ihr zu
eigen geworden wie ihr Atmen. — Was dem Wirt fehlte, wußte sie wohl, sie
hatte das Gerede der Leute gut genug gehört, und es waren Schcmerdinge, die
man sich erzählte. Wahr mußte es sein, denn warum hätte man ihm seinen Posten
genommen, und warum hätte er denn selbst sein Amt als Verkündiger nieder¬
gelegt? Und gerade darum, weil Kondrot in der Gemeinde früher für etwas
Besondres gegolten hatte, wurde er jetzt von der Mißgunst in den tiefsten Schlamm
gezogen. Wie ihm zu helfen sei, wußte die Arte nicht, aber sie wußte, daß sie
nicht von ihm lassen, und er nicht weiter so untätig sitzen bleiben dürfe, sonst
fraßen ihn die Gedanken auf, und was das zu bedeuten hatte, davon wußte sie
selbst ein Lied zu fingen.

Mikelis, sagte sie, zu Lichtmeß müssen für die Alten fünfzehn Scheffel Korn
litauisch Maß und achtundvierzig Taler preußisch Kurant da sein. Und auch der
Jnrgts in Dmizig braucht Geld und ein paar neue Hosen.

Wir müssen borgen, sagte Kondrot.

Nein, Mikelis, sagte die Alte, wir müssen arbeiten.

Endrullis gibt das Boot nicht heraus, antwortete Kondrot trübselig.

Das brauchen wir nicht, sagte Arte Veit, wir brauchen jetzt mir das Winter¬
garn, und das hängt auf dem Boden.

Ja wer wird mit mir zusammen arbeiten?

Ich, sagte Arte.

Arte, erwiderte Kondrot, ihr einen dankbaren Blick zusendend, das danke ich
dir, daß du mich nicht verachtest, wo mich alle verachten. Und dn weißt mehr von
mir als sie alle.

Mikelis, sagte Arte, sich neben ihren Herrn setzend, das Kreuz, das von Gott
kommt, das muß jeder selbst tragen, aber das Kreuz, das sich Menschen auferlegen,
das muß einer mit den andern tragen.

Sela! sagte Kondrot. Er wußte zwar nicht, was das Wort bedeutete, aber
er fühlte etwas besonders Andächtiges ans ihm heraus und brauchte es darum gern.

Und nun holten sie das Wintergarn vom Boden herab, das kleine Klippnetz,
da das große Gezeuge für so wenig Heerde zu schwer war, setzten sich daran und
fingen an zu flicken, eine Arbeit, die den ungewohnten Händen nicht schnell von¬
statten ging. Auf der Straße ließ sich Kondrot nicht sehen, und viele meinten, er
stecke schon im Gefängnis, und waren nicht wenig erstaunt, von Arte zu erfahren,
er sitze in seiner Stube und flicke sein Netz.

Schwechting konnte ihn von seinem Fenster aus sitzen sehen. Er hatte tief
genug hinter die Kulisse geschaut, daß er vermuten konnte, hinter dem sittlichen
Sturme, der gegen den Mann entfacht wurde, stecke eine Teufelei Groppoffs. Der
Mann tat ihm leid, und er beschloß, ihn des Abends aufzusuchen. Was auch in
seinem eignen Interesse war, denn diese Klagen und öden Renommistereien Staffel¬
steigers früh, mittags und abends anzuhören, überstieg seine Kräfte. Als nun
der verkannte Künstler wieder einmal alles in den Bann getan hatte, was nicht
auf seinem Standpunkte stand, und als Schwechting einige seiner Brandraketen
losgelassen hatte, die freilich in Staffelsteigers trübseligen Sumpfe verlöschten,
zündete er sich seine Stummelpfeife an, steckte ein paar Äpfel, eine rare Sache in
Tapnicken, ein, und ging zu Kondrot hinüber.

Auch die Arte Veit interessierte ihn. Sie hatte scharfgeschnittene und inter¬
essante Züge und erschien in dem dunkel geräucherten Zimmer bei dem roten
Schein ihrer Öllampe wie ein Rembrandt oder ein Frans Hals. Er sah das
mit Wohlgefallen und sagte zu sich: So etwas müßte man malen können. — Es
war aber nicht bloß die äußere Erscheinung von Arte Beit, die ihn interessierte, sie
stellte sich ihm als ein psychologisch interessantes Objekt dar, als ein geschlossenes


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[0566] Herrenmenschen Die Weise bestand nur aus wenig Tönen, an jede Strophe schloß sich eine Kadenz an, die lustig geklungen hätte, wenn sie nicht traurig gewesen wäre. Die Arte sang dieses Lied immer, manchmal laut, manchmal leise, es war ihr zu eigen geworden wie ihr Atmen. — Was dem Wirt fehlte, wußte sie wohl, sie hatte das Gerede der Leute gut genug gehört, und es waren Schcmerdinge, die man sich erzählte. Wahr mußte es sein, denn warum hätte man ihm seinen Posten genommen, und warum hätte er denn selbst sein Amt als Verkündiger nieder¬ gelegt? Und gerade darum, weil Kondrot in der Gemeinde früher für etwas Besondres gegolten hatte, wurde er jetzt von der Mißgunst in den tiefsten Schlamm gezogen. Wie ihm zu helfen sei, wußte die Arte nicht, aber sie wußte, daß sie nicht von ihm lassen, und er nicht weiter so untätig sitzen bleiben dürfe, sonst fraßen ihn die Gedanken auf, und was das zu bedeuten hatte, davon wußte sie selbst ein Lied zu fingen. Mikelis, sagte sie, zu Lichtmeß müssen für die Alten fünfzehn Scheffel Korn litauisch Maß und achtundvierzig Taler preußisch Kurant da sein. Und auch der Jnrgts in Dmizig braucht Geld und ein paar neue Hosen. Wir müssen borgen, sagte Kondrot. Nein, Mikelis, sagte die Alte, wir müssen arbeiten. Endrullis gibt das Boot nicht heraus, antwortete Kondrot trübselig. Das brauchen wir nicht, sagte Arte Veit, wir brauchen jetzt mir das Winter¬ garn, und das hängt auf dem Boden. Ja wer wird mit mir zusammen arbeiten? Ich, sagte Arte. Arte, erwiderte Kondrot, ihr einen dankbaren Blick zusendend, das danke ich dir, daß du mich nicht verachtest, wo mich alle verachten. Und dn weißt mehr von mir als sie alle. Mikelis, sagte Arte, sich neben ihren Herrn setzend, das Kreuz, das von Gott kommt, das muß jeder selbst tragen, aber das Kreuz, das sich Menschen auferlegen, das muß einer mit den andern tragen. Sela! sagte Kondrot. Er wußte zwar nicht, was das Wort bedeutete, aber er fühlte etwas besonders Andächtiges ans ihm heraus und brauchte es darum gern. Und nun holten sie das Wintergarn vom Boden herab, das kleine Klippnetz, da das große Gezeuge für so wenig Heerde zu schwer war, setzten sich daran und fingen an zu flicken, eine Arbeit, die den ungewohnten Händen nicht schnell von¬ statten ging. Auf der Straße ließ sich Kondrot nicht sehen, und viele meinten, er stecke schon im Gefängnis, und waren nicht wenig erstaunt, von Arte zu erfahren, er sitze in seiner Stube und flicke sein Netz. Schwechting konnte ihn von seinem Fenster aus sitzen sehen. Er hatte tief genug hinter die Kulisse geschaut, daß er vermuten konnte, hinter dem sittlichen Sturme, der gegen den Mann entfacht wurde, stecke eine Teufelei Groppoffs. Der Mann tat ihm leid, und er beschloß, ihn des Abends aufzusuchen. Was auch in seinem eignen Interesse war, denn diese Klagen und öden Renommistereien Staffel¬ steigers früh, mittags und abends anzuhören, überstieg seine Kräfte. Als nun der verkannte Künstler wieder einmal alles in den Bann getan hatte, was nicht auf seinem Standpunkte stand, und als Schwechting einige seiner Brandraketen losgelassen hatte, die freilich in Staffelsteigers trübseligen Sumpfe verlöschten, zündete er sich seine Stummelpfeife an, steckte ein paar Äpfel, eine rare Sache in Tapnicken, ein, und ging zu Kondrot hinüber. Auch die Arte Veit interessierte ihn. Sie hatte scharfgeschnittene und inter¬ essante Züge und erschien in dem dunkel geräucherten Zimmer bei dem roten Schein ihrer Öllampe wie ein Rembrandt oder ein Frans Hals. Er sah das mit Wohlgefallen und sagte zu sich: So etwas müßte man malen können. — Es war aber nicht bloß die äußere Erscheinung von Arte Beit, die ihn interessierte, sie stellte sich ihm als ein psychologisch interessantes Objekt dar, als ein geschlossenes

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/566>, abgerufen am 06.02.2025.