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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Aber erlauben Sie, meine Allergnädigste, sagte Herr von Kiigelchen, von
betteln kann ja gar nicht die Rede sein. Ist ja ganz auf unsrer Seite. -- Und damit
bot er ihr mit aller Devotion das Frühstück an, das ihm gar nicht gehörte. Die
andern taten so, als Wenn sie etwas äßen, aber Eva langte zu und biß mit ihren
Weißen Zähnen ins Brot, daß es eine Lust war, zuzusehen. Und hatte kein Arg
daran, daß sie ihrem Onkel Fips das Frühstück wegaß.

Man blieb eine halbe Stunde sitzen und plauderte. Dann aber sprang
Prinzeßchen auf und sagte: Nun aber nach Hans, sonst fängt Hoheit an zu fragen,
und das kann ich durchaus nicht leiden.

Warten Sie, Prinzeßchen, sagte Onkel Fips, wir kommen mit. Die Beleuchtung
ist sowieso ex.

Schwechting packte zusammen, belud sich mit seinem Gerät und machte sich
auf den Weg. Der Doktor tat dasselbe. Voran ging Eva, die ihr Pferd am
Zügel führte. An sie pirschte sich Herr von Kiigelchen heran, und er operierte so
glücklich, daß er den Platz neben ihr gewann, woselbst er sich beeiferte, den ange¬
nehmen Schwerenöter zu machen.

Sehen Sie, Doktor, sagte Schwechting, wenn man was gelernt hätte, das
müßte man malen. Gäbe das nicht ein Gegenstück zum Salontiroler?

In der Tat, der Gegensatz zwischen dem jungen Mädchen, das kräftig und
leicht, ihr Pferd führend, den Waldweg hinschritt, und dem tänzelnden Kavalier,
der sich einmal über das andre die Fingerspitzen küßte, war bemerkenswert.
Prinzeßchen schien von den Redeblumen des Herrn von Kiigelchen nicht sehr erbaut
zu sein, sondern warf einen hilfebittendeu Blick über die Achsel auf die beiden
hinterherkommenden Herren.

Herr von Kiigelchen hatte von Eva die Zügel des Pferdes übernommen und
sagte: Sehen Sie, mein allergnädigstes Fräulein, jetzt haben wir Sie gefangen.
Sie haben Ihr Pferd weggegeben und können nicht mehr entflieh". Aber wir
werden uns bemühen, die Gefangenschaft einer fo ausnehmend schönen jungen Dame
möglichst -- eh -- komfortabel zu machen.

Prinzeßchen gab ihrem Grui hinter dem Rücken ihres Ritters unbemerkt einen
Schlag rin der Reitgerte, sodaß er ein paar Schritte vorwärts sprang und Herrn
von Kiigelchen, der doch die Zügel nicht loslassen durfte, mit sich nahm. So, jetzt
konnte er als Prinzeßchens Hofmarschall voraus ziehn.

Schrecklicher Mensch, sagte Eva zu dem Doktor und Schwechting, die in¬
zwischen herangekommen waren. War eben dabei, ein ganzes Inventar von mir
auszuarbeiten. Was übrigens andre Leute -- dabei sah sie neckisch ans den
Doktor -- anch schon versucht haben.

Nicht daß ich wüßte, erwiderte dieser. Ich sah einmal "auf der Heide dort"
eine junge Walküre, die hatte trotzig die Stirn wider den Sturm gekehrt. Das
freute mich, und das notierte ich mir. Man sieht so etwas nicht alle Tage.

Sie meinen also nicht, erwiderte Eva, daß es der Frau verboten sei, sich auf
ihre eigne Kraft zu stellen?

Sicher nicht, sagte der Doktor, wenn nämlich eigne Kraft da ist. Wer will
der Kraft gebieten: sei nicht da? "Es gibt nichts auf der Welt oder außerhalb
derselben, was ohne Einschränkung gut genannt werden könnte," anßer der Kraft,
"ußer einem Willen, der will. Es ist sein Recht zu sagen: Das bin ich, mag es
"un Mann oder Frau sein.

Aber man lehrt uns, es sei der Frau Beruf, zu dienen, ein gutes Kind, eine
vnde Hausfrau, eine gute Gattin zu sein. Mit welchem Recht eigentlich?

Mit dem Rechte des Stärkern, Fräulein Eva. Dieses Recht hört sogleich
"uf, sobald die Fran ihren Herrenwillen dem des Mannes entgegensetzt. Und der
^on beiden hat Recht, der sich gegen den andern behauptet. -- Oder nach dem Rechte
des Schwächern. Wenn nämlich Mann und Frau zu dem Schwarm der Kleinen
gehören, die sich zusammentun, sich unterstützen und helfen müssen, um leben zu


Herrenmenschen

Aber erlauben Sie, meine Allergnädigste, sagte Herr von Kiigelchen, von
betteln kann ja gar nicht die Rede sein. Ist ja ganz auf unsrer Seite. — Und damit
bot er ihr mit aller Devotion das Frühstück an, das ihm gar nicht gehörte. Die
andern taten so, als Wenn sie etwas äßen, aber Eva langte zu und biß mit ihren
Weißen Zähnen ins Brot, daß es eine Lust war, zuzusehen. Und hatte kein Arg
daran, daß sie ihrem Onkel Fips das Frühstück wegaß.

Man blieb eine halbe Stunde sitzen und plauderte. Dann aber sprang
Prinzeßchen auf und sagte: Nun aber nach Hans, sonst fängt Hoheit an zu fragen,
und das kann ich durchaus nicht leiden.

Warten Sie, Prinzeßchen, sagte Onkel Fips, wir kommen mit. Die Beleuchtung
ist sowieso ex.

Schwechting packte zusammen, belud sich mit seinem Gerät und machte sich
auf den Weg. Der Doktor tat dasselbe. Voran ging Eva, die ihr Pferd am
Zügel führte. An sie pirschte sich Herr von Kiigelchen heran, und er operierte so
glücklich, daß er den Platz neben ihr gewann, woselbst er sich beeiferte, den ange¬
nehmen Schwerenöter zu machen.

Sehen Sie, Doktor, sagte Schwechting, wenn man was gelernt hätte, das
müßte man malen. Gäbe das nicht ein Gegenstück zum Salontiroler?

In der Tat, der Gegensatz zwischen dem jungen Mädchen, das kräftig und
leicht, ihr Pferd führend, den Waldweg hinschritt, und dem tänzelnden Kavalier,
der sich einmal über das andre die Fingerspitzen küßte, war bemerkenswert.
Prinzeßchen schien von den Redeblumen des Herrn von Kiigelchen nicht sehr erbaut
zu sein, sondern warf einen hilfebittendeu Blick über die Achsel auf die beiden
hinterherkommenden Herren.

Herr von Kiigelchen hatte von Eva die Zügel des Pferdes übernommen und
sagte: Sehen Sie, mein allergnädigstes Fräulein, jetzt haben wir Sie gefangen.
Sie haben Ihr Pferd weggegeben und können nicht mehr entflieh». Aber wir
werden uns bemühen, die Gefangenschaft einer fo ausnehmend schönen jungen Dame
möglichst — eh — komfortabel zu machen.

Prinzeßchen gab ihrem Grui hinter dem Rücken ihres Ritters unbemerkt einen
Schlag rin der Reitgerte, sodaß er ein paar Schritte vorwärts sprang und Herrn
von Kiigelchen, der doch die Zügel nicht loslassen durfte, mit sich nahm. So, jetzt
konnte er als Prinzeßchens Hofmarschall voraus ziehn.

Schrecklicher Mensch, sagte Eva zu dem Doktor und Schwechting, die in¬
zwischen herangekommen waren. War eben dabei, ein ganzes Inventar von mir
auszuarbeiten. Was übrigens andre Leute — dabei sah sie neckisch ans den
Doktor — anch schon versucht haben.

Nicht daß ich wüßte, erwiderte dieser. Ich sah einmal „auf der Heide dort"
eine junge Walküre, die hatte trotzig die Stirn wider den Sturm gekehrt. Das
freute mich, und das notierte ich mir. Man sieht so etwas nicht alle Tage.

Sie meinen also nicht, erwiderte Eva, daß es der Frau verboten sei, sich auf
ihre eigne Kraft zu stellen?

Sicher nicht, sagte der Doktor, wenn nämlich eigne Kraft da ist. Wer will
der Kraft gebieten: sei nicht da? „Es gibt nichts auf der Welt oder außerhalb
derselben, was ohne Einschränkung gut genannt werden könnte," anßer der Kraft,
"ußer einem Willen, der will. Es ist sein Recht zu sagen: Das bin ich, mag es
"un Mann oder Frau sein.

Aber man lehrt uns, es sei der Frau Beruf, zu dienen, ein gutes Kind, eine
vnde Hausfrau, eine gute Gattin zu sein. Mit welchem Recht eigentlich?

Mit dem Rechte des Stärkern, Fräulein Eva. Dieses Recht hört sogleich
"uf, sobald die Fran ihren Herrenwillen dem des Mannes entgegensetzt. Und der
^on beiden hat Recht, der sich gegen den andern behauptet. — Oder nach dem Rechte
des Schwächern. Wenn nämlich Mann und Frau zu dem Schwarm der Kleinen
gehören, die sich zusammentun, sich unterstützen und helfen müssen, um leben zu


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[0055] Herrenmenschen Aber erlauben Sie, meine Allergnädigste, sagte Herr von Kiigelchen, von betteln kann ja gar nicht die Rede sein. Ist ja ganz auf unsrer Seite. — Und damit bot er ihr mit aller Devotion das Frühstück an, das ihm gar nicht gehörte. Die andern taten so, als Wenn sie etwas äßen, aber Eva langte zu und biß mit ihren Weißen Zähnen ins Brot, daß es eine Lust war, zuzusehen. Und hatte kein Arg daran, daß sie ihrem Onkel Fips das Frühstück wegaß. Man blieb eine halbe Stunde sitzen und plauderte. Dann aber sprang Prinzeßchen auf und sagte: Nun aber nach Hans, sonst fängt Hoheit an zu fragen, und das kann ich durchaus nicht leiden. Warten Sie, Prinzeßchen, sagte Onkel Fips, wir kommen mit. Die Beleuchtung ist sowieso ex. Schwechting packte zusammen, belud sich mit seinem Gerät und machte sich auf den Weg. Der Doktor tat dasselbe. Voran ging Eva, die ihr Pferd am Zügel führte. An sie pirschte sich Herr von Kiigelchen heran, und er operierte so glücklich, daß er den Platz neben ihr gewann, woselbst er sich beeiferte, den ange¬ nehmen Schwerenöter zu machen. Sehen Sie, Doktor, sagte Schwechting, wenn man was gelernt hätte, das müßte man malen. Gäbe das nicht ein Gegenstück zum Salontiroler? In der Tat, der Gegensatz zwischen dem jungen Mädchen, das kräftig und leicht, ihr Pferd führend, den Waldweg hinschritt, und dem tänzelnden Kavalier, der sich einmal über das andre die Fingerspitzen küßte, war bemerkenswert. Prinzeßchen schien von den Redeblumen des Herrn von Kiigelchen nicht sehr erbaut zu sein, sondern warf einen hilfebittendeu Blick über die Achsel auf die beiden hinterherkommenden Herren. Herr von Kiigelchen hatte von Eva die Zügel des Pferdes übernommen und sagte: Sehen Sie, mein allergnädigstes Fräulein, jetzt haben wir Sie gefangen. Sie haben Ihr Pferd weggegeben und können nicht mehr entflieh». Aber wir werden uns bemühen, die Gefangenschaft einer fo ausnehmend schönen jungen Dame möglichst — eh — komfortabel zu machen. Prinzeßchen gab ihrem Grui hinter dem Rücken ihres Ritters unbemerkt einen Schlag rin der Reitgerte, sodaß er ein paar Schritte vorwärts sprang und Herrn von Kiigelchen, der doch die Zügel nicht loslassen durfte, mit sich nahm. So, jetzt konnte er als Prinzeßchens Hofmarschall voraus ziehn. Schrecklicher Mensch, sagte Eva zu dem Doktor und Schwechting, die in¬ zwischen herangekommen waren. War eben dabei, ein ganzes Inventar von mir auszuarbeiten. Was übrigens andre Leute — dabei sah sie neckisch ans den Doktor — anch schon versucht haben. Nicht daß ich wüßte, erwiderte dieser. Ich sah einmal „auf der Heide dort" eine junge Walküre, die hatte trotzig die Stirn wider den Sturm gekehrt. Das freute mich, und das notierte ich mir. Man sieht so etwas nicht alle Tage. Sie meinen also nicht, erwiderte Eva, daß es der Frau verboten sei, sich auf ihre eigne Kraft zu stellen? Sicher nicht, sagte der Doktor, wenn nämlich eigne Kraft da ist. Wer will der Kraft gebieten: sei nicht da? „Es gibt nichts auf der Welt oder außerhalb derselben, was ohne Einschränkung gut genannt werden könnte," anßer der Kraft, "ußer einem Willen, der will. Es ist sein Recht zu sagen: Das bin ich, mag es "un Mann oder Frau sein. Aber man lehrt uns, es sei der Frau Beruf, zu dienen, ein gutes Kind, eine vnde Hausfrau, eine gute Gattin zu sein. Mit welchem Recht eigentlich? Mit dem Rechte des Stärkern, Fräulein Eva. Dieses Recht hört sogleich "uf, sobald die Fran ihren Herrenwillen dem des Mannes entgegensetzt. Und der ^on beiden hat Recht, der sich gegen den andern behauptet. — Oder nach dem Rechte des Schwächern. Wenn nämlich Mann und Frau zu dem Schwarm der Kleinen gehören, die sich zusammentun, sich unterstützen und helfen müssen, um leben zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/55>, abgerufen am 11.02.2025.