Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Herrenmenschen arbeitete mit fanatischem Eifer, feste, ohne sich um die Form zu kümmern, Farbe Schwechting betrachtete sein Werk. Es war wirklich nicht schlecht geworden. Sie brauchen nicht zu erschrecken, Herr von Kügelchen, sagte der Doktor, ich Wild ist aber dieses Wild nicht sehr, sagte Schwechting. Ich begreife nicht, Da hielt Eva, die auf demi weichen Nasen unbemerkt herangeritten war, Ah, mein allergnädigstes Fräulein, sagte Herr von Kügelchen, wir haben heute Eva nahm weiter keine Notiz von dem Redner, sondern sprang ans dem Was haben Sie denn da, Onkel Fips? fragte Eva, sah sich um und verfolgte Hat er, erwiderte Onkel Fips. Und wir haben ihn getypt, gemalt und Eva sah sich die Skizze an und begriff nicht, was die Farbenflecke bedeuteten, Das ist nur die Sauce, Prinzeßchen, sagte Onkel Fips, den Braten haben Darauf holte er eine Jagdtasche, die an einem Zweige hing, und die sein Onkel Fips, sagte Eva, Sie sind ein Juwel. Ich hatte einen argen Hunger, Herrenmenschen arbeitete mit fanatischem Eifer, feste, ohne sich um die Form zu kümmern, Farbe Schwechting betrachtete sein Werk. Es war wirklich nicht schlecht geworden. Sie brauchen nicht zu erschrecken, Herr von Kügelchen, sagte der Doktor, ich Wild ist aber dieses Wild nicht sehr, sagte Schwechting. Ich begreife nicht, Da hielt Eva, die auf demi weichen Nasen unbemerkt herangeritten war, Ah, mein allergnädigstes Fräulein, sagte Herr von Kügelchen, wir haben heute Eva nahm weiter keine Notiz von dem Redner, sondern sprang ans dem Was haben Sie denn da, Onkel Fips? fragte Eva, sah sich um und verfolgte Hat er, erwiderte Onkel Fips. Und wir haben ihn getypt, gemalt und Eva sah sich die Skizze an und begriff nicht, was die Farbenflecke bedeuteten, Das ist nur die Sauce, Prinzeßchen, sagte Onkel Fips, den Braten haben Darauf holte er eine Jagdtasche, die an einem Zweige hing, und die sein Onkel Fips, sagte Eva, Sie sind ein Juwel. Ich hatte einen argen Hunger, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297186"/> <fw type="header" place="top"> Herrenmenschen</fw><lb/> <p xml:id="ID_135" prev="#ID_134"> arbeitete mit fanatischem Eifer, feste, ohne sich um die Form zu kümmern, Farbe<lb/> neben Farbe und war mit der Arbeit so ziemlich fertig, als der Elch anfing, sich<lb/> von allen Seiten zu zeigen, auch von der sehr merkwürdigen Rückseite, die aussah<lb/> wie die eines Pferdes mit Kuhbeinen. Darauf nahm er ein Maul Wasser aus der<lb/> Lache, horchte auf und war mit ein paar Schritten im Gebüsch verschwunden.<lb/> Jenseits aber ans der Blöße erschien eine Elchkuh, die hinkte, und hinter ihr zu<lb/> Pferd Fräulein Eva, die offenbar nahe heranzukommen und zu erkennen suchte,<lb/> was dem Tiere fehle.</p><lb/> <p xml:id="ID_136"> Schwechting betrachtete sein Werk. Es war wirklich nicht schlecht geworden.<lb/> Es hatte die kecke Unmittelbarkeit, die sonst seinen Malereien zu fehlen pflegte.<lb/> Das Geweih war nur flüchtig hiuschraffiert, die Beine ließen viel an Anatomie zu<lb/> wünschen übrig, aber man sah deutlich, was es sein und welche Wirkung es in<lb/> dem fertigen Bilde hervorbringen sollte. Der Doktor verwahrte seinen Kasten, und<lb/> Herr von Kügelchen hatte sein Selbstbewußtsein wiedergefunden und sagte: Meine<lb/> Herren, wir haben ein äufcrst — ciuferst kolossales Jagerglück gehabt. Ich werde<lb/> uicht verfehlen, über die Sache in der Jägerzeituug zu berichten. Und Sie, Herr<lb/> Schwechting, malen ein Ölbild davon, und Sie, Herr Doktor — ist die Auf¬<lb/> nahme? — ja so, Pardon.</p><lb/> <p xml:id="ID_137"> Sie brauchen nicht zu erschrecken, Herr von Kügelchen, sagte der Doktor, ich<lb/> kann Ihnen Antwort geben. Ich glaube, daß ich sechs gute Aufnahmen habe.<lb/> Ich bin gut abgekommen, und das Licht war tadellos.</p><lb/> <p xml:id="ID_138"> Wild ist aber dieses Wild nicht sehr, sagte Schwechting. Ich begreife nicht,<lb/> wie die Herren ein Vergnügen daran haben können, so eine Kreatur zu schießen.<lb/> Da kann man sich doch ebensogut auf den Dorfanger stellen und eine alte Kuh<lb/> niederknallen. — Er sah mit prüfenden Blicken sein Bild an, ergriff seinen Pinsel,<lb/> besann sich abermals und legte ihn wieder beiseite.</p><lb/> <p xml:id="ID_139"> Da hielt Eva, die auf demi weichen Nasen unbemerkt herangeritten war,<lb/> mitten unter ihnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_140"> Ah, mein allergnädigstes Fräulein, sagte Herr von Kügelchen, wir haben heute<lb/> eiuen äuferst glücklichen Tag zu notieren. Erst haben wir einen seltnen weid¬<lb/> männischen Anblick gehabt, und nun haben wir den Vorzug, die Königin des<lb/> Waldes in allerhöchstihrem allereigeusteu Reiche zu begrüße». Worauf er sich ver¬<lb/> beugte und seine Fingerspitzen an die Lippen führte.</p><lb/> <p xml:id="ID_141"> Eva nahm weiter keine Notiz von dem Redner, sondern sprang ans dem<lb/> Sattel, und zwar so schnell, daß Herr von Kügelchen mit seiner Bereitwilligkeit zu<lb/> helfen viel zu spät kam.</p><lb/> <p xml:id="ID_142"> Was haben Sie denn da, Onkel Fips? fragte Eva, sah sich um und verfolgte<lb/> mit den Augen die Spuren, die in den weichen Boden eingedrückt waren, und<lb/> was sonst dem Jäger die Fährte des Wildes andeutet und sagte: Ich sehe schon,<lb/> mein alter Jakob hat Visite abgestattet.</p><lb/> <p xml:id="ID_143"> Hat er, erwiderte Onkel Fips. 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Ich hatte einen argen Hunger,<lb/> und ich wollte Sie schon um ein Stück Brot anbetteln.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
Herrenmenschen
arbeitete mit fanatischem Eifer, feste, ohne sich um die Form zu kümmern, Farbe
neben Farbe und war mit der Arbeit so ziemlich fertig, als der Elch anfing, sich
von allen Seiten zu zeigen, auch von der sehr merkwürdigen Rückseite, die aussah
wie die eines Pferdes mit Kuhbeinen. Darauf nahm er ein Maul Wasser aus der
Lache, horchte auf und war mit ein paar Schritten im Gebüsch verschwunden.
Jenseits aber ans der Blöße erschien eine Elchkuh, die hinkte, und hinter ihr zu
Pferd Fräulein Eva, die offenbar nahe heranzukommen und zu erkennen suchte,
was dem Tiere fehle.
Schwechting betrachtete sein Werk. Es war wirklich nicht schlecht geworden.
Es hatte die kecke Unmittelbarkeit, die sonst seinen Malereien zu fehlen pflegte.
Das Geweih war nur flüchtig hiuschraffiert, die Beine ließen viel an Anatomie zu
wünschen übrig, aber man sah deutlich, was es sein und welche Wirkung es in
dem fertigen Bilde hervorbringen sollte. Der Doktor verwahrte seinen Kasten, und
Herr von Kügelchen hatte sein Selbstbewußtsein wiedergefunden und sagte: Meine
Herren, wir haben ein äufcrst — ciuferst kolossales Jagerglück gehabt. Ich werde
uicht verfehlen, über die Sache in der Jägerzeituug zu berichten. Und Sie, Herr
Schwechting, malen ein Ölbild davon, und Sie, Herr Doktor — ist die Auf¬
nahme? — ja so, Pardon.
Sie brauchen nicht zu erschrecken, Herr von Kügelchen, sagte der Doktor, ich
kann Ihnen Antwort geben. Ich glaube, daß ich sechs gute Aufnahmen habe.
Ich bin gut abgekommen, und das Licht war tadellos.
Wild ist aber dieses Wild nicht sehr, sagte Schwechting. Ich begreife nicht,
wie die Herren ein Vergnügen daran haben können, so eine Kreatur zu schießen.
Da kann man sich doch ebensogut auf den Dorfanger stellen und eine alte Kuh
niederknallen. — Er sah mit prüfenden Blicken sein Bild an, ergriff seinen Pinsel,
besann sich abermals und legte ihn wieder beiseite.
Da hielt Eva, die auf demi weichen Nasen unbemerkt herangeritten war,
mitten unter ihnen.
Ah, mein allergnädigstes Fräulein, sagte Herr von Kügelchen, wir haben heute
eiuen äuferst glücklichen Tag zu notieren. Erst haben wir einen seltnen weid¬
männischen Anblick gehabt, und nun haben wir den Vorzug, die Königin des
Waldes in allerhöchstihrem allereigeusteu Reiche zu begrüße». Worauf er sich ver¬
beugte und seine Fingerspitzen an die Lippen führte.
Eva nahm weiter keine Notiz von dem Redner, sondern sprang ans dem
Sattel, und zwar so schnell, daß Herr von Kügelchen mit seiner Bereitwilligkeit zu
helfen viel zu spät kam.
Was haben Sie denn da, Onkel Fips? fragte Eva, sah sich um und verfolgte
mit den Augen die Spuren, die in den weichen Boden eingedrückt waren, und
was sonst dem Jäger die Fährte des Wildes andeutet und sagte: Ich sehe schon,
mein alter Jakob hat Visite abgestattet.
Hat er, erwiderte Onkel Fips. Und wir haben ihn getypt, gemalt und
beschmust.
Eva sah sich die Skizze an und begriff nicht, was die Farbenflecke bedeuteten,
sah den Onkel Fips an und dann wieder die Malerei und lachte.
Das ist nur die Sauce, Prinzeßchen, sagte Onkel Fips, den Braten haben
wir dort in dem Doktor seinem Kasten. Ist ein altes gutes Tier, Ihr Jakob.
Kommt gerade in dem Augenblick an, wo man ihn brauchen kann, stellt sich da
hin, wo er im Bilde nötig ist, läßt sich sechsmal photographieren und sieht dazu
auch uoch recht freundlich aus. Aber nehmen Sie Platz, vielgeliebtes Prinzeßchen.
Darauf holte er eine Jagdtasche, die an einem Zweige hing, und die sein
Frühstück enthielt, heran und breitete seine Schätze, die in einigen Butterbroten be¬
standen, auf Papier vor deu Füßen der Sitzenden ans.
Onkel Fips, sagte Eva, Sie sind ein Juwel. Ich hatte einen argen Hunger,
und ich wollte Sie schon um ein Stück Brot anbetteln.
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