Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Der britische Staatshaushalt Was die Last besonders drückend machte, war die ungleichmäßige und Als unter Wilhelm dem Dritten eine Grundsteuer, die I^ana TÄx, einge¬ Die Grundherren sorgten durch ihr Übergewicht im Parlament schon Auch sonst wurde die Zoll- und Steuerschraube aufs äußerste angezogen, Der britische Staatshaushalt Was die Last besonders drückend machte, war die ungleichmäßige und Als unter Wilhelm dem Dritten eine Grundsteuer, die I^ana TÄx, einge¬ Die Grundherren sorgten durch ihr Übergewicht im Parlament schon Auch sonst wurde die Zoll- und Steuerschraube aufs äußerste angezogen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0534" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296913"/> <fw type="header" place="top"> Der britische Staatshaushalt</fw><lb/> <p xml:id="ID_2472"> Was die Last besonders drückend machte, war die ungleichmäßige und<lb/> ungerechte Verteilung, die besonders den kleinen Mann heimsuchte, die Reichen<lb/> dagegen sehr milde anfaßte. Die Grundherren, die seit der Thronbesteigung<lb/> der Welsen das Heft in der Hand hatten, folgten dem Grundsatze, daß dem<lb/> Sieger die Beute gebührt. Die beiden Parteien des Parlaments gehörten<lb/> derselben Klasse an, und ob die Tories am Ruder waren oder die Whigs, sie<lb/> hüteten sich, etwas zum Nachteil des Grundbesitzers zu unternehmen. Die<lb/> Masse des Volkes hatte keine Stimme bei den Wahlen und folglich auch keinen<lb/> Einfluß auf die Regierung.</p><lb/> <p xml:id="ID_2473"> Als unter Wilhelm dem Dritten eine Grundsteuer, die I^ana TÄx, einge¬<lb/> führt wurde, wußten sich die Grundherren schadlos zu halten durch Kornaus-<lb/> fnhrvergütungen. In der schweren Zeit von 1798 wurde zwar die Steuer auf<lb/> 4 Schillinge aufs Pfund erhöht, aber die Grundlage blieb die alte Einschätzung<lb/> vom Jahre 1692, die bei dem gesteigerten Wert aller Grundstücke lächerlich<lb/> gering war. Auf diesen Satz wurde damals die Grundsteuer für immer fest¬<lb/> gelegt, und ferner die gänzliche Ablösung durch eine Kapitalzahlung erlaubt.<lb/> Dabei ist es geblieben, und der Grundbesitz, der nur in wenig Händen ist, trägt<lb/> jetzt aus dieser Steuer den: Staate nur 725000 -F ein, während die Grund¬<lb/> steuer nach dem heutigen Werte, der bei der Lage der Landwirtschaft keines¬<lb/> wegs hoch ist, etwa fünfundzwanzigmal so viel ergeben sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2474"> Die Grundherren sorgten durch ihr Übergewicht im Parlament schon<lb/> dafür, daß der Racker von Staat ihnen auch in schweren Zeiten nicht zuviel<lb/> cibuahm, und durch dasselbe Mittel sorgten sie auch dafür, daß ihr Besitz<lb/> ihnen immer große Summen abwarf. Ihr Einkommen beruhte vornehmlich<lb/> auf der Höhe der Pachtgelder. Wenn die Pächter imstande sein sollten, hohe<lb/> Pachter zu zahlen, mußte der Weizenpreis hoch sein, und den Weizenpreis<lb/> hoch zu halten, dazu dienten die Kornzölle. Die Kornzölle hatten durchaus<lb/> nicht den Zweck, den englischen Bauern gegen fremden Wettbewerb zu schützen,<lb/> sondern allein den Preis des heimischen Getreides zu steigern. Da die frühere<lb/> Gesetzgebung dem Zwecke nicht genügend entsprach, legte das Gesetz von 1791<lb/> einen Zoll von 24 öl. 3 ä. auf den Quarter, wenn der Preis unter 50 su.<lb/> stand, was einem Einfuhrverbote gleich kam. Der niedrige Zollsatz von 6 Z.<lb/> trat erst ein, wenn der Preis 76 Al. überstieg. Im Jahre 1804 wurde gar<lb/> die Preisgrenze für den hohen Zoll von 24 öd. 3 <I. auf 63 «I,. hinaufgesetzt,<lb/> dagegen aber Korn schon zu 6 ä. hereingelassen, wenn der Preis 66 sit. über¬<lb/> schritt. Diese Sätze genügten; denn England war schon aus einem Korn aus¬<lb/> führenden zu einem Korn einführenden Lande geworden. Den Grundherren<lb/> blühte der Weizen im wahren Sinne des Worts. Einen kleinen Anteil an<lb/> dem Segen hatten mich die Pächter, und der Staat erhielt Geld in seinen<lb/> Süntel. Aber beim Landarbeiter und bei dem übrigen gemeinen Volke war<lb/> Schmalhans Küchenmeister. Auf sie drückten die Kornzölle am schwersten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2475" next="#ID_2476"> Auch sonst wurde die Zoll- und Steuerschraube aufs äußerste angezogen,<lb/> um Mittel für den Krieg gegen Frankreich flüssig zu machen. Es gab nichts,<lb/> was der Schatzkauzler einer Auflage für unwürdig gehalten hätte. Wohl<lb/> kein Volk der Erde ist je so von Zöllen, Steuern und Gebühren aller Art</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0534]
Der britische Staatshaushalt
Was die Last besonders drückend machte, war die ungleichmäßige und
ungerechte Verteilung, die besonders den kleinen Mann heimsuchte, die Reichen
dagegen sehr milde anfaßte. Die Grundherren, die seit der Thronbesteigung
der Welsen das Heft in der Hand hatten, folgten dem Grundsatze, daß dem
Sieger die Beute gebührt. Die beiden Parteien des Parlaments gehörten
derselben Klasse an, und ob die Tories am Ruder waren oder die Whigs, sie
hüteten sich, etwas zum Nachteil des Grundbesitzers zu unternehmen. Die
Masse des Volkes hatte keine Stimme bei den Wahlen und folglich auch keinen
Einfluß auf die Regierung.
Als unter Wilhelm dem Dritten eine Grundsteuer, die I^ana TÄx, einge¬
führt wurde, wußten sich die Grundherren schadlos zu halten durch Kornaus-
fnhrvergütungen. In der schweren Zeit von 1798 wurde zwar die Steuer auf
4 Schillinge aufs Pfund erhöht, aber die Grundlage blieb die alte Einschätzung
vom Jahre 1692, die bei dem gesteigerten Wert aller Grundstücke lächerlich
gering war. Auf diesen Satz wurde damals die Grundsteuer für immer fest¬
gelegt, und ferner die gänzliche Ablösung durch eine Kapitalzahlung erlaubt.
Dabei ist es geblieben, und der Grundbesitz, der nur in wenig Händen ist, trägt
jetzt aus dieser Steuer den: Staate nur 725000 -F ein, während die Grund¬
steuer nach dem heutigen Werte, der bei der Lage der Landwirtschaft keines¬
wegs hoch ist, etwa fünfundzwanzigmal so viel ergeben sollte.
Die Grundherren sorgten durch ihr Übergewicht im Parlament schon
dafür, daß der Racker von Staat ihnen auch in schweren Zeiten nicht zuviel
cibuahm, und durch dasselbe Mittel sorgten sie auch dafür, daß ihr Besitz
ihnen immer große Summen abwarf. Ihr Einkommen beruhte vornehmlich
auf der Höhe der Pachtgelder. Wenn die Pächter imstande sein sollten, hohe
Pachter zu zahlen, mußte der Weizenpreis hoch sein, und den Weizenpreis
hoch zu halten, dazu dienten die Kornzölle. Die Kornzölle hatten durchaus
nicht den Zweck, den englischen Bauern gegen fremden Wettbewerb zu schützen,
sondern allein den Preis des heimischen Getreides zu steigern. Da die frühere
Gesetzgebung dem Zwecke nicht genügend entsprach, legte das Gesetz von 1791
einen Zoll von 24 öl. 3 ä. auf den Quarter, wenn der Preis unter 50 su.
stand, was einem Einfuhrverbote gleich kam. Der niedrige Zollsatz von 6 Z.
trat erst ein, wenn der Preis 76 Al. überstieg. Im Jahre 1804 wurde gar
die Preisgrenze für den hohen Zoll von 24 öd. 3 <I. auf 63 «I,. hinaufgesetzt,
dagegen aber Korn schon zu 6 ä. hereingelassen, wenn der Preis 66 sit. über¬
schritt. Diese Sätze genügten; denn England war schon aus einem Korn aus¬
führenden zu einem Korn einführenden Lande geworden. Den Grundherren
blühte der Weizen im wahren Sinne des Worts. Einen kleinen Anteil an
dem Segen hatten mich die Pächter, und der Staat erhielt Geld in seinen
Süntel. Aber beim Landarbeiter und bei dem übrigen gemeinen Volke war
Schmalhans Küchenmeister. Auf sie drückten die Kornzölle am schwersten.
Auch sonst wurde die Zoll- und Steuerschraube aufs äußerste angezogen,
um Mittel für den Krieg gegen Frankreich flüssig zu machen. Es gab nichts,
was der Schatzkauzler einer Auflage für unwürdig gehalten hätte. Wohl
kein Volk der Erde ist je so von Zöllen, Steuern und Gebühren aller Art
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