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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

1667 alls. bi/g-RA, jedoch die Inquisition wachte scharf auf seine Äußerungen, und
die Übertreter wurden mit Aufhängen und mit der Galeere bestraft.

Während der Zeit der römischen Republik im Jahre 1798 erscheinen alle diese
Figuren zum erstenmal als Vertreter der Volksmeinung in der Presse, im Nomtoi-g
ti liows., und machen ihre Glossen über die verbissene Unzufriedenheit der Ex-
aristokraten. Das Experiment war nicht glücklich. Eine neue Figur bietet das
Bild des Albanesenchefs Skanderbeg, an dem Palaste, den dieser 1466 in Rom
bewohnt hatte. Er vertrat die Hoffnungen der Mißvergnügten ans einen Sieg
der österreichischen Waffen und drückte sich deutsch aus.

Die Bestrebungen eines vereinten Italiens mit Rom als Hauptstadt machten
Pasquiuo zum Vertreter dieser patriotischen Richtung, und mit dem Einzug der
italienischen Armee am 20. September 1870 war seine Rolle ausgespielt, und er
sowohl wie die übrigen sprechenden Marmorfiguren sind für immer verstummt.

Die besten Abbildungen in Kupferstich stammen von Antonio Saidalot ans dem
Jahre 1542 und von Lcifreri aus dem Jahre 1550; Pasquin ist mit kurzen
Wortspielen umgeben, am Piedestal ist eine Balancierwage mit Gewichten angebracht,
der Wappenschild des Kardinals Caraffa. Am Boden liegt ein Widderkopf, ein
paar Eselsohren, eine Geißel, daneben steht eine Keule. Dieser Sockel ist, als Ende
des achtzehnten Jahrhunderts Papst Pius der Sechste Braschi den alten Palast
niederreißen und den imposanten Neubau ausführen ließ, durch einen schmucklosen
F. Brunswick ersetzt worden.


Die Deutschen im Lande Posen.

Der Oberlehrer Dr. Erich Schmidt
in Bromberg hat eine sehr dankenswerte "Geschichte des Deutschtums im
Lande Posen unter polnischer Herrschaft, mit 25 Abbildungen und 2 Karten"
(Bromberg, Mittlersche Buchhandlung, 1904) herausgegeben. Nach einigen Be¬
merkungen über die hypothetische Vorgeschichte der Weichsel- und der Oderniederung
und einem Rückblick auf die älteste Geschichte Polens werden die Geschicke der
deutschen Ansiedler im posenscheu Gebiet ausführlich erzählt. Zweimal hat sich eine
große Welle deutscher Kolonisten über das posensche Land ergossen, im dreizehnten
Jahrhundert, dann im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert. Die Art der Be¬
siedlung wird beschrieben, die Adels- und geistlichen Dörfer und Städte, die von
Deutsche" gegründet worden sind, werden mit Namen genannt und sind auf deu
Karten verzeichnet. Städte gab es vor der deutschen Einwanderung in Polen
überhaupt nicht, sondern nur befestigte Dörfer. In Beziehung auf die erste Be¬
siedlungsperiode bemerkt der Verfasser, es sei ungewiß, ob alle Insassen sämtlicher
nach deutschem Recht gegründeten Dörfer Deutsche gewesen seien. Die polnischen
Großen schienen das deutsche Recht für ein Zaubermittel gehalten zu haben, das
wohlhabende Bauernschaften erzeuge und dadurch ihnen selbst die Einkünfte ver¬
mehre, und hätten darum auch polnischen Dörfern deutsches Recht verliehen. In
Wirklichkeit seien es doch der deutsche Unabhängigkeitssinn und die deutsche Tüchtig¬
keit gewesen, die das deutsche Recht geschaffen hätten (das den Bauern freies
Eigentum, Freiheit von Fronten, Freizügigkeit und Selbstverwaltung gesichert habe),
und indolente Slawen schufen mit dem deutschen Recht so wenig Kultur wie im
Zustande der Hörigkeit. Die Einwandrer des sechzehnten und des siebzehnten Jahr¬
hunderts waren größtenteils Protestanten, nur die der Stadt Posen gehörenden
Grundstücke sind von Katholiken aus dem Bambergischen besiedelt worden. Menno-
niten aus Holland, erfahren im Wasserbau, rangen den sumpfigen Flußniederungen,
besonders an der Netze, den Boden ab und machten auch einige Wcildstreckeu urbar.
Ihre Niederlassungen hießen Holländereien, woraus man in der Mitte des acht¬
zehnten Jahrhunderts Hauländereien machte. Und Flüchtlinge aus Brandenburg
und Pommern gründeten die Schulzendörfer, so genannt, weil in ihnen der Schulze
eine gebietende Stellung einnahm, während die Holländer ans ihrer Heimat eine
qnnz demokratische Verfassung mitbrachten. Außerdem bewirkten die Liechtensteinschen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

1667 alls. bi/g-RA, jedoch die Inquisition wachte scharf auf seine Äußerungen, und
die Übertreter wurden mit Aufhängen und mit der Galeere bestraft.

Während der Zeit der römischen Republik im Jahre 1798 erscheinen alle diese
Figuren zum erstenmal als Vertreter der Volksmeinung in der Presse, im Nomtoi-g
ti liows., und machen ihre Glossen über die verbissene Unzufriedenheit der Ex-
aristokraten. Das Experiment war nicht glücklich. Eine neue Figur bietet das
Bild des Albanesenchefs Skanderbeg, an dem Palaste, den dieser 1466 in Rom
bewohnt hatte. Er vertrat die Hoffnungen der Mißvergnügten ans einen Sieg
der österreichischen Waffen und drückte sich deutsch aus.

Die Bestrebungen eines vereinten Italiens mit Rom als Hauptstadt machten
Pasquiuo zum Vertreter dieser patriotischen Richtung, und mit dem Einzug der
italienischen Armee am 20. September 1870 war seine Rolle ausgespielt, und er
sowohl wie die übrigen sprechenden Marmorfiguren sind für immer verstummt.

Die besten Abbildungen in Kupferstich stammen von Antonio Saidalot ans dem
Jahre 1542 und von Lcifreri aus dem Jahre 1550; Pasquin ist mit kurzen
Wortspielen umgeben, am Piedestal ist eine Balancierwage mit Gewichten angebracht,
der Wappenschild des Kardinals Caraffa. Am Boden liegt ein Widderkopf, ein
paar Eselsohren, eine Geißel, daneben steht eine Keule. Dieser Sockel ist, als Ende
des achtzehnten Jahrhunderts Papst Pius der Sechste Braschi den alten Palast
niederreißen und den imposanten Neubau ausführen ließ, durch einen schmucklosen
F. Brunswick ersetzt worden.


Die Deutschen im Lande Posen.

Der Oberlehrer Dr. Erich Schmidt
in Bromberg hat eine sehr dankenswerte „Geschichte des Deutschtums im
Lande Posen unter polnischer Herrschaft, mit 25 Abbildungen und 2 Karten"
(Bromberg, Mittlersche Buchhandlung, 1904) herausgegeben. Nach einigen Be¬
merkungen über die hypothetische Vorgeschichte der Weichsel- und der Oderniederung
und einem Rückblick auf die älteste Geschichte Polens werden die Geschicke der
deutschen Ansiedler im posenscheu Gebiet ausführlich erzählt. Zweimal hat sich eine
große Welle deutscher Kolonisten über das posensche Land ergossen, im dreizehnten
Jahrhundert, dann im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert. Die Art der Be¬
siedlung wird beschrieben, die Adels- und geistlichen Dörfer und Städte, die von
Deutsche» gegründet worden sind, werden mit Namen genannt und sind auf deu
Karten verzeichnet. Städte gab es vor der deutschen Einwanderung in Polen
überhaupt nicht, sondern nur befestigte Dörfer. In Beziehung auf die erste Be¬
siedlungsperiode bemerkt der Verfasser, es sei ungewiß, ob alle Insassen sämtlicher
nach deutschem Recht gegründeten Dörfer Deutsche gewesen seien. Die polnischen
Großen schienen das deutsche Recht für ein Zaubermittel gehalten zu haben, das
wohlhabende Bauernschaften erzeuge und dadurch ihnen selbst die Einkünfte ver¬
mehre, und hätten darum auch polnischen Dörfern deutsches Recht verliehen. In
Wirklichkeit seien es doch der deutsche Unabhängigkeitssinn und die deutsche Tüchtig¬
keit gewesen, die das deutsche Recht geschaffen hätten (das den Bauern freies
Eigentum, Freiheit von Fronten, Freizügigkeit und Selbstverwaltung gesichert habe),
und indolente Slawen schufen mit dem deutschen Recht so wenig Kultur wie im
Zustande der Hörigkeit. Die Einwandrer des sechzehnten und des siebzehnten Jahr¬
hunderts waren größtenteils Protestanten, nur die der Stadt Posen gehörenden
Grundstücke sind von Katholiken aus dem Bambergischen besiedelt worden. Menno-
niten aus Holland, erfahren im Wasserbau, rangen den sumpfigen Flußniederungen,
besonders an der Netze, den Boden ab und machten auch einige Wcildstreckeu urbar.
Ihre Niederlassungen hießen Holländereien, woraus man in der Mitte des acht¬
zehnten Jahrhunderts Hauländereien machte. Und Flüchtlinge aus Brandenburg
und Pommern gründeten die Schulzendörfer, so genannt, weil in ihnen der Schulze
eine gebietende Stellung einnahm, während die Holländer ans ihrer Heimat eine
qnnz demokratische Verfassung mitbrachten. Außerdem bewirkten die Liechtensteinschen


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[0514] Maßgebliches und Unmaßgebliches 1667 alls. bi/g-RA, jedoch die Inquisition wachte scharf auf seine Äußerungen, und die Übertreter wurden mit Aufhängen und mit der Galeere bestraft. Während der Zeit der römischen Republik im Jahre 1798 erscheinen alle diese Figuren zum erstenmal als Vertreter der Volksmeinung in der Presse, im Nomtoi-g ti liows., und machen ihre Glossen über die verbissene Unzufriedenheit der Ex- aristokraten. Das Experiment war nicht glücklich. Eine neue Figur bietet das Bild des Albanesenchefs Skanderbeg, an dem Palaste, den dieser 1466 in Rom bewohnt hatte. Er vertrat die Hoffnungen der Mißvergnügten ans einen Sieg der österreichischen Waffen und drückte sich deutsch aus. Die Bestrebungen eines vereinten Italiens mit Rom als Hauptstadt machten Pasquiuo zum Vertreter dieser patriotischen Richtung, und mit dem Einzug der italienischen Armee am 20. September 1870 war seine Rolle ausgespielt, und er sowohl wie die übrigen sprechenden Marmorfiguren sind für immer verstummt. Die besten Abbildungen in Kupferstich stammen von Antonio Saidalot ans dem Jahre 1542 und von Lcifreri aus dem Jahre 1550; Pasquin ist mit kurzen Wortspielen umgeben, am Piedestal ist eine Balancierwage mit Gewichten angebracht, der Wappenschild des Kardinals Caraffa. Am Boden liegt ein Widderkopf, ein paar Eselsohren, eine Geißel, daneben steht eine Keule. Dieser Sockel ist, als Ende des achtzehnten Jahrhunderts Papst Pius der Sechste Braschi den alten Palast niederreißen und den imposanten Neubau ausführen ließ, durch einen schmucklosen F. Brunswick ersetzt worden. Die Deutschen im Lande Posen. Der Oberlehrer Dr. Erich Schmidt in Bromberg hat eine sehr dankenswerte „Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer Herrschaft, mit 25 Abbildungen und 2 Karten" (Bromberg, Mittlersche Buchhandlung, 1904) herausgegeben. Nach einigen Be¬ merkungen über die hypothetische Vorgeschichte der Weichsel- und der Oderniederung und einem Rückblick auf die älteste Geschichte Polens werden die Geschicke der deutschen Ansiedler im posenscheu Gebiet ausführlich erzählt. Zweimal hat sich eine große Welle deutscher Kolonisten über das posensche Land ergossen, im dreizehnten Jahrhundert, dann im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert. Die Art der Be¬ siedlung wird beschrieben, die Adels- und geistlichen Dörfer und Städte, die von Deutsche» gegründet worden sind, werden mit Namen genannt und sind auf deu Karten verzeichnet. Städte gab es vor der deutschen Einwanderung in Polen überhaupt nicht, sondern nur befestigte Dörfer. In Beziehung auf die erste Be¬ siedlungsperiode bemerkt der Verfasser, es sei ungewiß, ob alle Insassen sämtlicher nach deutschem Recht gegründeten Dörfer Deutsche gewesen seien. Die polnischen Großen schienen das deutsche Recht für ein Zaubermittel gehalten zu haben, das wohlhabende Bauernschaften erzeuge und dadurch ihnen selbst die Einkünfte ver¬ mehre, und hätten darum auch polnischen Dörfern deutsches Recht verliehen. In Wirklichkeit seien es doch der deutsche Unabhängigkeitssinn und die deutsche Tüchtig¬ keit gewesen, die das deutsche Recht geschaffen hätten (das den Bauern freies Eigentum, Freiheit von Fronten, Freizügigkeit und Selbstverwaltung gesichert habe), und indolente Slawen schufen mit dem deutschen Recht so wenig Kultur wie im Zustande der Hörigkeit. Die Einwandrer des sechzehnten und des siebzehnten Jahr¬ hunderts waren größtenteils Protestanten, nur die der Stadt Posen gehörenden Grundstücke sind von Katholiken aus dem Bambergischen besiedelt worden. Menno- niten aus Holland, erfahren im Wasserbau, rangen den sumpfigen Flußniederungen, besonders an der Netze, den Boden ab und machten auch einige Wcildstreckeu urbar. Ihre Niederlassungen hießen Holländereien, woraus man in der Mitte des acht¬ zehnten Jahrhunderts Hauländereien machte. Und Flüchtlinge aus Brandenburg und Pommern gründeten die Schulzendörfer, so genannt, weil in ihnen der Schulze eine gebietende Stellung einnahm, während die Holländer ans ihrer Heimat eine qnnz demokratische Verfassung mitbrachten. Außerdem bewirkten die Liechtensteinschen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/514>, abgerufen am 05.02.2025.