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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Die Zcntrnmsblätter haben in diesen Tagen Stoff zu mancherlei Betrachtungen
geboten. Sie übertragen die pessimistische Auffassung, die sie wegen ihrer eignen
Parteiverhaltnisse hegen, ohne weiteres auf das Reich und suchen dnrch allerlei
Drohungen und Beschwörungen die Regierung davon abzuhalten, dem Reichstage
im nächsten Herbst mit Vorlagen zu kommen, die für die Einigkeit der Zentrnms-
fraktion eine zu harte Probe sein würden. Möge das Reich zugrunde gehn, wenn
nur die Zentrumsfraktion bleibt! Darum die Unkenrufe über eine bevorstehende
Reichstagsauflösung, wofür die Finanzreform, die Flottenvorlage und alle mög¬
lichen andern Dinge als Ursache dienen müssen. Diese auffällige Zimperlichkeit
einer etwaigen Reichstagsauflösung gegenüber gibt allerdings zu denken. Bis jetzt
hat jede Reichstagsauflösung in Deutschland nur klärend und luft¬
reinigend gewirkt. Dasselbe wird sicherlich der Fall sein, wenn die Sachlage
im nächsten Winter zu einer Auflösung führen sollte, wenn nur die Negierung
unerschütterlich und beharrlich, ohne Rücksicht auf populäre Strömungen des Augen¬
blicks, auf ein als richtig und unabweisbar erkanntes Ziel losgeht. Die Auflösung
des Parlaments ist im konstitutionellen Staatsleben das notwendige Sicherheits¬
ventil, den überschüssigen Dampf rechtzeitig abzuleiten. Auflösung und Neuwahlen
bewirken, daß sich die Nation auf sich selbst besinnt.

Sie bieten zudem den großen Vorteil, daß die Wahlen auf ein bestimmtes
Regierungsprogramm hin geschehen, daß die Regierung in ihrer eigentlichen Rolle
als führend hervortritt, und die Parteien ihren Standpunkt dazu nehmen müssen.
Deutschland ist von allen Großmächten der Erde die einzige, die mit dem Ein¬
kammersystem lebt. Unsrer Gesetzgebungsarbeit fehlt der ausgleichende Regulator,
den in England, Frankreich, Italien, in Österreich und Ungarn, in der Schweiz
und in den Vereinigten Staaten das Oberhaus, der Senat, die Erste Kammer
bilden. Der Bundesrat ist nicht Oberhaus, sondern Negierungsvertretung, ein großer
Regierungsausschuß; bekäme Deutschland heute ein Oberhaus, so brauchte der Bundes¬
rat sich nicht um eines Haares Breite zu ändern, er würde genau die Bedeutung
behalten, die er bisher hatte, ein Oberhaus würde die Funktionen des Bundesrath in
keiner Weise beeinflussen. Da wir aber diesen wichtigen Regulator im Staatsleben
nicht haben, ist es um so notwendiger, von Zeit zu Zeit durch Öffnung des Sicher¬
heitsventils die Reinigung der Luft zu bewirken. Das zeugt zugleich von einer
Stärke der Staatsaktion, die dem Reiche bisher jedesmal gut bekommen ist. Die
Parteien habe" sich vor der Auflösung zu fürchten, sobald sie sich den vitalen
Interessen des Reichs gegenüber ins Unrecht setzen, die Regierung niemals, wenn
sie diese Interessen mutig versieht. Denn die größere Notwendigkeit ist immer die
"H" des Bestehens des Reichs! ____


Zur Geschichte der süddeutsche" Mairevolution.

Von befreundeter
Seite werden uns zwei interessante Dokumente mitgeteilt, die Erinnerungen an den
badisch-pfälzischen Aufstand von 1849 wecken. Nachdem sich die badischen Auf¬
ständischen am 14. Mai in Karlsruhe in dem "Laudesausschuß" und in der "Voll¬
ziehungsbehörde" ein notdürftiges Regierungsorgan geschaffen hatten, wurden als¬
bald Versuche unternommen, eine einheitliche Verbindung init den Revolutionären
der Rheinpfalz herzustellen. Am 17. Mai wurde zwischen dem "Landesausschuß
von Baden" und der "Provisorischen Regierung der Rheinpfalz" ein Vertrag ab¬
geschlossen, der die militärische Union zwischen beiden Ländern aussprach, sofortige
Abschaffung des Brückengeldes auf den Bade" und die Rheinpfalz verbindenden
Brücken verfügte und erklärte, daß die Einwohner beider Länder in allen Be¬
ziehungen so anzusehen seien, als gehörten sie einem und demselben Staate an. Über
dieses Vertragspapier sind die Unionsbestrebungen aber nicht weit hinausgediehen,
und Struve klagt in seiner "Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden," daß
es auf beiden Seiten an der nötigen Einsicht gefehlt habe, rasch eine Verbindung
beider Staaten zu bewirke". Ebenso geben Esseker und Becker in ihrer "Geschichte


Die Zcntrnmsblätter haben in diesen Tagen Stoff zu mancherlei Betrachtungen
geboten. Sie übertragen die pessimistische Auffassung, die sie wegen ihrer eignen
Parteiverhaltnisse hegen, ohne weiteres auf das Reich und suchen dnrch allerlei
Drohungen und Beschwörungen die Regierung davon abzuhalten, dem Reichstage
im nächsten Herbst mit Vorlagen zu kommen, die für die Einigkeit der Zentrnms-
fraktion eine zu harte Probe sein würden. Möge das Reich zugrunde gehn, wenn
nur die Zentrumsfraktion bleibt! Darum die Unkenrufe über eine bevorstehende
Reichstagsauflösung, wofür die Finanzreform, die Flottenvorlage und alle mög¬
lichen andern Dinge als Ursache dienen müssen. Diese auffällige Zimperlichkeit
einer etwaigen Reichstagsauflösung gegenüber gibt allerdings zu denken. Bis jetzt
hat jede Reichstagsauflösung in Deutschland nur klärend und luft¬
reinigend gewirkt. Dasselbe wird sicherlich der Fall sein, wenn die Sachlage
im nächsten Winter zu einer Auflösung führen sollte, wenn nur die Negierung
unerschütterlich und beharrlich, ohne Rücksicht auf populäre Strömungen des Augen¬
blicks, auf ein als richtig und unabweisbar erkanntes Ziel losgeht. Die Auflösung
des Parlaments ist im konstitutionellen Staatsleben das notwendige Sicherheits¬
ventil, den überschüssigen Dampf rechtzeitig abzuleiten. Auflösung und Neuwahlen
bewirken, daß sich die Nation auf sich selbst besinnt.

Sie bieten zudem den großen Vorteil, daß die Wahlen auf ein bestimmtes
Regierungsprogramm hin geschehen, daß die Regierung in ihrer eigentlichen Rolle
als führend hervortritt, und die Parteien ihren Standpunkt dazu nehmen müssen.
Deutschland ist von allen Großmächten der Erde die einzige, die mit dem Ein¬
kammersystem lebt. Unsrer Gesetzgebungsarbeit fehlt der ausgleichende Regulator,
den in England, Frankreich, Italien, in Österreich und Ungarn, in der Schweiz
und in den Vereinigten Staaten das Oberhaus, der Senat, die Erste Kammer
bilden. Der Bundesrat ist nicht Oberhaus, sondern Negierungsvertretung, ein großer
Regierungsausschuß; bekäme Deutschland heute ein Oberhaus, so brauchte der Bundes¬
rat sich nicht um eines Haares Breite zu ändern, er würde genau die Bedeutung
behalten, die er bisher hatte, ein Oberhaus würde die Funktionen des Bundesrath in
keiner Weise beeinflussen. Da wir aber diesen wichtigen Regulator im Staatsleben
nicht haben, ist es um so notwendiger, von Zeit zu Zeit durch Öffnung des Sicher¬
heitsventils die Reinigung der Luft zu bewirken. Das zeugt zugleich von einer
Stärke der Staatsaktion, die dem Reiche bisher jedesmal gut bekommen ist. Die
Parteien habe» sich vor der Auflösung zu fürchten, sobald sie sich den vitalen
Interessen des Reichs gegenüber ins Unrecht setzen, die Regierung niemals, wenn
sie diese Interessen mutig versieht. Denn die größere Notwendigkeit ist immer die
"H" des Bestehens des Reichs! ____


Zur Geschichte der süddeutsche» Mairevolution.

Von befreundeter
Seite werden uns zwei interessante Dokumente mitgeteilt, die Erinnerungen an den
badisch-pfälzischen Aufstand von 1849 wecken. Nachdem sich die badischen Auf¬
ständischen am 14. Mai in Karlsruhe in dem „Laudesausschuß" und in der „Voll¬
ziehungsbehörde" ein notdürftiges Regierungsorgan geschaffen hatten, wurden als¬
bald Versuche unternommen, eine einheitliche Verbindung init den Revolutionären
der Rheinpfalz herzustellen. Am 17. Mai wurde zwischen dem „Landesausschuß
von Baden" und der „Provisorischen Regierung der Rheinpfalz" ein Vertrag ab¬
geschlossen, der die militärische Union zwischen beiden Ländern aussprach, sofortige
Abschaffung des Brückengeldes auf den Bade» und die Rheinpfalz verbindenden
Brücken verfügte und erklärte, daß die Einwohner beider Länder in allen Be¬
ziehungen so anzusehen seien, als gehörten sie einem und demselben Staate an. Über
dieses Vertragspapier sind die Unionsbestrebungen aber nicht weit hinausgediehen,
und Struve klagt in seiner „Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden," daß
es auf beiden Seiten an der nötigen Einsicht gefehlt habe, rasch eine Verbindung
beider Staaten zu bewirke«. Ebenso geben Esseker und Becker in ihrer „Geschichte


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[0398] Die Zcntrnmsblätter haben in diesen Tagen Stoff zu mancherlei Betrachtungen geboten. Sie übertragen die pessimistische Auffassung, die sie wegen ihrer eignen Parteiverhaltnisse hegen, ohne weiteres auf das Reich und suchen dnrch allerlei Drohungen und Beschwörungen die Regierung davon abzuhalten, dem Reichstage im nächsten Herbst mit Vorlagen zu kommen, die für die Einigkeit der Zentrnms- fraktion eine zu harte Probe sein würden. Möge das Reich zugrunde gehn, wenn nur die Zentrumsfraktion bleibt! Darum die Unkenrufe über eine bevorstehende Reichstagsauflösung, wofür die Finanzreform, die Flottenvorlage und alle mög¬ lichen andern Dinge als Ursache dienen müssen. Diese auffällige Zimperlichkeit einer etwaigen Reichstagsauflösung gegenüber gibt allerdings zu denken. Bis jetzt hat jede Reichstagsauflösung in Deutschland nur klärend und luft¬ reinigend gewirkt. Dasselbe wird sicherlich der Fall sein, wenn die Sachlage im nächsten Winter zu einer Auflösung führen sollte, wenn nur die Negierung unerschütterlich und beharrlich, ohne Rücksicht auf populäre Strömungen des Augen¬ blicks, auf ein als richtig und unabweisbar erkanntes Ziel losgeht. Die Auflösung des Parlaments ist im konstitutionellen Staatsleben das notwendige Sicherheits¬ ventil, den überschüssigen Dampf rechtzeitig abzuleiten. Auflösung und Neuwahlen bewirken, daß sich die Nation auf sich selbst besinnt. Sie bieten zudem den großen Vorteil, daß die Wahlen auf ein bestimmtes Regierungsprogramm hin geschehen, daß die Regierung in ihrer eigentlichen Rolle als führend hervortritt, und die Parteien ihren Standpunkt dazu nehmen müssen. Deutschland ist von allen Großmächten der Erde die einzige, die mit dem Ein¬ kammersystem lebt. Unsrer Gesetzgebungsarbeit fehlt der ausgleichende Regulator, den in England, Frankreich, Italien, in Österreich und Ungarn, in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten das Oberhaus, der Senat, die Erste Kammer bilden. Der Bundesrat ist nicht Oberhaus, sondern Negierungsvertretung, ein großer Regierungsausschuß; bekäme Deutschland heute ein Oberhaus, so brauchte der Bundes¬ rat sich nicht um eines Haares Breite zu ändern, er würde genau die Bedeutung behalten, die er bisher hatte, ein Oberhaus würde die Funktionen des Bundesrath in keiner Weise beeinflussen. Da wir aber diesen wichtigen Regulator im Staatsleben nicht haben, ist es um so notwendiger, von Zeit zu Zeit durch Öffnung des Sicher¬ heitsventils die Reinigung der Luft zu bewirken. Das zeugt zugleich von einer Stärke der Staatsaktion, die dem Reiche bisher jedesmal gut bekommen ist. Die Parteien habe» sich vor der Auflösung zu fürchten, sobald sie sich den vitalen Interessen des Reichs gegenüber ins Unrecht setzen, die Regierung niemals, wenn sie diese Interessen mutig versieht. Denn die größere Notwendigkeit ist immer die "H" des Bestehens des Reichs! ____ Zur Geschichte der süddeutsche» Mairevolution. Von befreundeter Seite werden uns zwei interessante Dokumente mitgeteilt, die Erinnerungen an den badisch-pfälzischen Aufstand von 1849 wecken. Nachdem sich die badischen Auf¬ ständischen am 14. Mai in Karlsruhe in dem „Laudesausschuß" und in der „Voll¬ ziehungsbehörde" ein notdürftiges Regierungsorgan geschaffen hatten, wurden als¬ bald Versuche unternommen, eine einheitliche Verbindung init den Revolutionären der Rheinpfalz herzustellen. Am 17. Mai wurde zwischen dem „Landesausschuß von Baden" und der „Provisorischen Regierung der Rheinpfalz" ein Vertrag ab¬ geschlossen, der die militärische Union zwischen beiden Ländern aussprach, sofortige Abschaffung des Brückengeldes auf den Bade» und die Rheinpfalz verbindenden Brücken verfügte und erklärte, daß die Einwohner beider Länder in allen Be¬ ziehungen so anzusehen seien, als gehörten sie einem und demselben Staate an. Über dieses Vertragspapier sind die Unionsbestrebungen aber nicht weit hinausgediehen, und Struve klagt in seiner „Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden," daß es auf beiden Seiten an der nötigen Einsicht gefehlt habe, rasch eine Verbindung beider Staaten zu bewirke«. Ebenso geben Esseker und Becker in ihrer „Geschichte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/398>, abgerufen am 05.02.2025.