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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wenn sie für ihre Flottenübungen die Eventualität eines Koalitionskrieges mit drei
oder vier Seemächten ins Auge faßt, der alle Meere zugleich berührt. Im Unter¬
hause hat sich Mr. Balfour sehr eingehend über die Möglichkeit einer indischen
Verwicklung und einer Invasion Großbritanniens ausgesprochen. Er hat einen
feindlichen Einfall in Indien als sehr unwahrscheinlich, eine Invasion Gro߬
britanniens als ausgeschlossen bezeichnet. Dies trifft jedenfalls zu, so lange eine
englische Flotte von hinreichender Stärke vorhanden ist, eine feindliche, den
Landuugstransport deckende Flotte zu schlagen und auch nachher noch aktionsfähig
zu bleiben. Unter dieser Voraussetzung ist eine feindliche Landung in England
ausgeschlossen, wenigstens die eines Heeres, das für größere Operationen stark
genug wäre. Mr. Balfour hat ausdrücklich auf Frankreich verwiesen. Würde die
englische Flotte in einer Seeschlacht unterliegen, so dürfte freilich weder die Zahl
der für Transporte und Landung von hunderttausend Mann nötigen Schiffe,
noch die mehrtägige Dauer der Landung für ein französisches Heer ein unüber¬
windliches Hindernis darbieten. Eine überraschende Landung würde allerdings nur
bei einem Versagen des englischen Küstendienstes möglich sein. Es ist immerhin
bemerkenswert, daß der britische Premier zur Beruhigung der öffentlichen Meinung
solche Darlegungen in öffentlicher Kammersitzung für nötig hält, aber sie werden
nicht nur in England, sondern in der ganzen Welt gelesen und werden namentlich
in den militärischen Kreisen ein lebhaftes Echo finden. Offiziere aller Nationen
werden infolgedessen die Frage einer Landung in England studieren, und die eng¬
lische Presse darf sich dann nicht beklagen, wenn irgendwo wieder phantastische
Arbeiten über dieses Thema und daran anknüpfende Zukunftsschlachten veröffentlicht
werden.

Deutschland hat inzwischen durch seine großartige Schillerfeier bewiesen, daß
der Glaube an die Ideale, der unser Volk in den schwersten Tagen getragen und
es zur Erreichung hoher Ziele stark und fähig gemacht hat, unter dem politischen
und wirtschaftlichen Hader der letzten Jahrzehnte so wenig gelitten hat wie durch
das starke Hervortreten materieller Interessen und aller Widerlichkeiten der sozial¬
demokratischen Volksverhetzuug. Es war eine Feier, die weit über die Grenzen
des Reiches hinaus bis an die Arndtschcn Grenzen drang, "so weit die deutsche
Zunge klingt," eine Feier der Jungen wie der Alten, des heranwachsenden Ge¬
schlechts, das durch die Pflege der idealen Güter in den jungen Herzen stark ge¬
macht und gefestigt werdeu muß für die ihm bevorstehenden Kämpfe, und der Er¬
wachsnen bis zum Greisenalter hinauf, die sich der mannigfachen Augenblicke in
ihrem Leben erinnerten, wo Schiller ihnen Erhebung und Trost, Hoffnung und
Zuversicht, Glaube und Liebe gewesen ist.

Von den Graubärten war mancher darunter, dem die beiden ersten Zeilen des
brausend ertönender Schillerschen Reiterlieds einst oft genng in der Morgen¬
dämmerung der Biwaks auf französischem Boden als Feldsignal erklungen waren:
Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd, ins Feld, in die Freiheit ge¬
zogen! Die Schillcrfeier war im wahrsten Sinne des Wortes ein Nationalfest.
Sie enthüllte von neuem deu ewigen Juugbruuuen des deutschen Idealismus mit
seiner nie versiegenden Schöpferkraft. Diesem Jungbrunnen entsteigen in den großen
Augenblicken unsrer Geschichte die Völkerschicksale, wenn uns Gott deu Herrscher
und den Staatsmann gibt, der den rechten Augenblick zu erkennen und zu benutzen
vermag. Aber er wird es immer nnr können, wenn er selbst den starken Glaube"
an die siegende Kraft des deutscheu Idealismus im Herzen trägt und sich ehrlich
zu ihm bekennt. Im Zeitalter der großen Volkskriege wird der Erfolg nnr da
sein, No der Einsatz der Kraft ans der innersten Tiefe des Volksgemüth genommen
wird. Die Pflege dieser Kraft in der Zeit gesicherten Friedens ist eine der ersten
Pflichten einer vorschauenden Regierung für die Kriegsvorbereitung. Eher als die
Regimenter müssen die Herzen "mobil" sein; in diesem Zeichen haben wir 1813
wie 1870 gesiegt.


Grenzboten II 190S 50
Maßgebliches und Unmaßgebliches

wenn sie für ihre Flottenübungen die Eventualität eines Koalitionskrieges mit drei
oder vier Seemächten ins Auge faßt, der alle Meere zugleich berührt. Im Unter¬
hause hat sich Mr. Balfour sehr eingehend über die Möglichkeit einer indischen
Verwicklung und einer Invasion Großbritanniens ausgesprochen. Er hat einen
feindlichen Einfall in Indien als sehr unwahrscheinlich, eine Invasion Gro߬
britanniens als ausgeschlossen bezeichnet. Dies trifft jedenfalls zu, so lange eine
englische Flotte von hinreichender Stärke vorhanden ist, eine feindliche, den
Landuugstransport deckende Flotte zu schlagen und auch nachher noch aktionsfähig
zu bleiben. Unter dieser Voraussetzung ist eine feindliche Landung in England
ausgeschlossen, wenigstens die eines Heeres, das für größere Operationen stark
genug wäre. Mr. Balfour hat ausdrücklich auf Frankreich verwiesen. Würde die
englische Flotte in einer Seeschlacht unterliegen, so dürfte freilich weder die Zahl
der für Transporte und Landung von hunderttausend Mann nötigen Schiffe,
noch die mehrtägige Dauer der Landung für ein französisches Heer ein unüber¬
windliches Hindernis darbieten. Eine überraschende Landung würde allerdings nur
bei einem Versagen des englischen Küstendienstes möglich sein. Es ist immerhin
bemerkenswert, daß der britische Premier zur Beruhigung der öffentlichen Meinung
solche Darlegungen in öffentlicher Kammersitzung für nötig hält, aber sie werden
nicht nur in England, sondern in der ganzen Welt gelesen und werden namentlich
in den militärischen Kreisen ein lebhaftes Echo finden. Offiziere aller Nationen
werden infolgedessen die Frage einer Landung in England studieren, und die eng¬
lische Presse darf sich dann nicht beklagen, wenn irgendwo wieder phantastische
Arbeiten über dieses Thema und daran anknüpfende Zukunftsschlachten veröffentlicht
werden.

Deutschland hat inzwischen durch seine großartige Schillerfeier bewiesen, daß
der Glaube an die Ideale, der unser Volk in den schwersten Tagen getragen und
es zur Erreichung hoher Ziele stark und fähig gemacht hat, unter dem politischen
und wirtschaftlichen Hader der letzten Jahrzehnte so wenig gelitten hat wie durch
das starke Hervortreten materieller Interessen und aller Widerlichkeiten der sozial¬
demokratischen Volksverhetzuug. Es war eine Feier, die weit über die Grenzen
des Reiches hinaus bis an die Arndtschcn Grenzen drang, „so weit die deutsche
Zunge klingt," eine Feier der Jungen wie der Alten, des heranwachsenden Ge¬
schlechts, das durch die Pflege der idealen Güter in den jungen Herzen stark ge¬
macht und gefestigt werdeu muß für die ihm bevorstehenden Kämpfe, und der Er¬
wachsnen bis zum Greisenalter hinauf, die sich der mannigfachen Augenblicke in
ihrem Leben erinnerten, wo Schiller ihnen Erhebung und Trost, Hoffnung und
Zuversicht, Glaube und Liebe gewesen ist.

Von den Graubärten war mancher darunter, dem die beiden ersten Zeilen des
brausend ertönender Schillerschen Reiterlieds einst oft genng in der Morgen¬
dämmerung der Biwaks auf französischem Boden als Feldsignal erklungen waren:
Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd, ins Feld, in die Freiheit ge¬
zogen! Die Schillcrfeier war im wahrsten Sinne des Wortes ein Nationalfest.
Sie enthüllte von neuem deu ewigen Juugbruuuen des deutschen Idealismus mit
seiner nie versiegenden Schöpferkraft. Diesem Jungbrunnen entsteigen in den großen
Augenblicken unsrer Geschichte die Völkerschicksale, wenn uns Gott deu Herrscher
und den Staatsmann gibt, der den rechten Augenblick zu erkennen und zu benutzen
vermag. Aber er wird es immer nnr können, wenn er selbst den starken Glaube»
an die siegende Kraft des deutscheu Idealismus im Herzen trägt und sich ehrlich
zu ihm bekennt. Im Zeitalter der großen Volkskriege wird der Erfolg nnr da
sein, No der Einsatz der Kraft ans der innersten Tiefe des Volksgemüth genommen
wird. Die Pflege dieser Kraft in der Zeit gesicherten Friedens ist eine der ersten
Pflichten einer vorschauenden Regierung für die Kriegsvorbereitung. Eher als die
Regimenter müssen die Herzen „mobil" sein; in diesem Zeichen haben wir 1813
wie 1870 gesiegt.


Grenzboten II 190S 50
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[0397] Maßgebliches und Unmaßgebliches wenn sie für ihre Flottenübungen die Eventualität eines Koalitionskrieges mit drei oder vier Seemächten ins Auge faßt, der alle Meere zugleich berührt. Im Unter¬ hause hat sich Mr. Balfour sehr eingehend über die Möglichkeit einer indischen Verwicklung und einer Invasion Großbritanniens ausgesprochen. Er hat einen feindlichen Einfall in Indien als sehr unwahrscheinlich, eine Invasion Gro߬ britanniens als ausgeschlossen bezeichnet. Dies trifft jedenfalls zu, so lange eine englische Flotte von hinreichender Stärke vorhanden ist, eine feindliche, den Landuugstransport deckende Flotte zu schlagen und auch nachher noch aktionsfähig zu bleiben. Unter dieser Voraussetzung ist eine feindliche Landung in England ausgeschlossen, wenigstens die eines Heeres, das für größere Operationen stark genug wäre. Mr. Balfour hat ausdrücklich auf Frankreich verwiesen. Würde die englische Flotte in einer Seeschlacht unterliegen, so dürfte freilich weder die Zahl der für Transporte und Landung von hunderttausend Mann nötigen Schiffe, noch die mehrtägige Dauer der Landung für ein französisches Heer ein unüber¬ windliches Hindernis darbieten. Eine überraschende Landung würde allerdings nur bei einem Versagen des englischen Küstendienstes möglich sein. Es ist immerhin bemerkenswert, daß der britische Premier zur Beruhigung der öffentlichen Meinung solche Darlegungen in öffentlicher Kammersitzung für nötig hält, aber sie werden nicht nur in England, sondern in der ganzen Welt gelesen und werden namentlich in den militärischen Kreisen ein lebhaftes Echo finden. Offiziere aller Nationen werden infolgedessen die Frage einer Landung in England studieren, und die eng¬ lische Presse darf sich dann nicht beklagen, wenn irgendwo wieder phantastische Arbeiten über dieses Thema und daran anknüpfende Zukunftsschlachten veröffentlicht werden. Deutschland hat inzwischen durch seine großartige Schillerfeier bewiesen, daß der Glaube an die Ideale, der unser Volk in den schwersten Tagen getragen und es zur Erreichung hoher Ziele stark und fähig gemacht hat, unter dem politischen und wirtschaftlichen Hader der letzten Jahrzehnte so wenig gelitten hat wie durch das starke Hervortreten materieller Interessen und aller Widerlichkeiten der sozial¬ demokratischen Volksverhetzuug. Es war eine Feier, die weit über die Grenzen des Reiches hinaus bis an die Arndtschcn Grenzen drang, „so weit die deutsche Zunge klingt," eine Feier der Jungen wie der Alten, des heranwachsenden Ge¬ schlechts, das durch die Pflege der idealen Güter in den jungen Herzen stark ge¬ macht und gefestigt werdeu muß für die ihm bevorstehenden Kämpfe, und der Er¬ wachsnen bis zum Greisenalter hinauf, die sich der mannigfachen Augenblicke in ihrem Leben erinnerten, wo Schiller ihnen Erhebung und Trost, Hoffnung und Zuversicht, Glaube und Liebe gewesen ist. Von den Graubärten war mancher darunter, dem die beiden ersten Zeilen des brausend ertönender Schillerschen Reiterlieds einst oft genng in der Morgen¬ dämmerung der Biwaks auf französischem Boden als Feldsignal erklungen waren: Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd, ins Feld, in die Freiheit ge¬ zogen! Die Schillcrfeier war im wahrsten Sinne des Wortes ein Nationalfest. Sie enthüllte von neuem deu ewigen Juugbruuuen des deutschen Idealismus mit seiner nie versiegenden Schöpferkraft. Diesem Jungbrunnen entsteigen in den großen Augenblicken unsrer Geschichte die Völkerschicksale, wenn uns Gott deu Herrscher und den Staatsmann gibt, der den rechten Augenblick zu erkennen und zu benutzen vermag. Aber er wird es immer nnr können, wenn er selbst den starken Glaube» an die siegende Kraft des deutscheu Idealismus im Herzen trägt und sich ehrlich zu ihm bekennt. Im Zeitalter der großen Volkskriege wird der Erfolg nnr da sein, No der Einsatz der Kraft ans der innersten Tiefe des Volksgemüth genommen wird. Die Pflege dieser Kraft in der Zeit gesicherten Friedens ist eine der ersten Pflichten einer vorschauenden Regierung für die Kriegsvorbereitung. Eher als die Regimenter müssen die Herzen „mobil" sein; in diesem Zeichen haben wir 1813 wie 1870 gesiegt. Grenzboten II 190S 50

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/397>, abgerufen am 05.02.2025.