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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

enthielt neben dem amtlichen Schreiben ein Blute mit der Drohung, die Sitten-
Polizei sei auf das preußische Schlößchen aufmerksam gemacht worden und werde
demnächst einschreiten.

Dieser Brief schien keinen Eindruck ans Mary zu machen. Sie ging stumm
und bleich umher, ordnete ihre Papiere, verbrannte Briefe und -- war am nächsten
Morgen verschwunden.

Das war ein Blitz aus heiterm Himmel. Aber gibt es denn wirklich Blitze
aus heiterm Himmel? ist es nicht immer eine Wolke, die den Blitz entsendet, wenn
auch eine kleine, harmlose, der man es nicht zugetraut hätte, daß sie den Blitz in
sich berge? Und muß mau nicht hinterher manchmal sagen, man hätte es wissen
können, daß die Wolke nicht so harmlos war, wie wir sie uus deuteten? Tauenden
war bis in ihre Seele hinein erschrocken. Hatte sie nicht schon lange die Wolke stehn
sehen, die sich nun so verderblich entlud? Das nervöse Wesen Marys! Mußte man
nicht annehmen, daß sie zu allem fähig sei? Wenn man es besser bedacht hätte,
wenn man besser Obacht gegeben hätte! Ja, das sind die bösen Wenns, die in
schweren Tagen nichts helfen, aber das Schwere noch schwerer machen.

Man brachte in Erfahrung, daß Mary gegen Morgen an das Bett ihres
Kindes getreten war und gesagt hatte: Ich muß, ich muß. Der Knabe hatte ge¬
antwortet: Was mußt du tun, Mama? Da hatte sie ihn geküßt und gesagt:
Weine nicht, Wolf, ich muß; ich muß es deinetwegen. Von da an hatte sie niemand
mehr gesehen.

Alles lief zu Haufen. Tauenden rang die Hände, Wolf stand erstarrt in der
Ecke, weinte aber nicht, und Ramborn suchte zu trösten, so gut er konnte, und an¬
zuordnen, was möglich war. Mitten in diesen Aufruhr kam der neue Inspektor
hinein, aber er kam gelegen. Ein paar Männer aus dem Dorfe wurden hinzu¬
gerufen, und nun durchsuchte man die ganze Gegend, aber ohne Erfolg.

Gegen Mittag brachte einer der Männer einen Handschuh, den er auf dem
Wege neben dem Bruchteiche gefunden hatte. Damit schien sich zu bestätigen, was
alle gefürchtet, aber nicht ausgesprochen hatten. Der neue Inspektor brachte zu
Wagen ein Boot nach dem Bruchteiche und suchte mit Stangen den ganzen Teich
ab. Man zog ein Schleppnetz über den Boden des Teiches und fand nichts.
Aber dieser Boden war moorig; wer weiß, wie tief inzwischen schon der Körper
der Unglücklichen gesunken sein konnte.

Der Handschuh bewies eigentlich gar nichts. Er hatte ans dem Wege gelegen,
der zum Bruchteiche, der aber auch an dem Bruchtciche vorüber führte. Nmuboru
sandte beritten gemachte Knechte aus, um weitere Spuren zu finden. Sie kamen
in der Nacht zurück und hatten nichts gefunden, und das war auch nicht wunder¬
bar. Denn der Weg führte in die Pempler Heide, wo er sich stellenweise so ver¬
zweigte, daß zwischen Weg und Heide kein Unterschied war.

Noch blieb die Möglichkeit übrig, daß Mary in ihrer Aufregung davon ge¬
laufen sei, ohne sich darüber klar zu sein, was sie tat. Sie konnte sich später
besonnen haben und zurückkehren oder aufgefunden sein und zurückgebracht werden.
Aber sie kehrte nicht zurück.

Da schlang Wolf, der wenig gesprochen und nicht geweint hatte, seine Arme
in leidenschaftlich ausbrechendem Schmerze um den Hals Namborns, und er rief
unter strömenden Tränen: Ach Onkel Heinz. Onkel Heinz, verlaß uns nicht.

Ramborn fühlte, daß ihn diese beiden Kinderarme hier fester hielten, als wenn
er mit Ketten angeschlossen gewesen wäre. Warum konnte er sie nicht abschütteln?
Wo war da sein Herrenwille?

Mary lag nicht auf dem Grunde des Brnchteiches, wenn much nicht viel daran
gefehlt hatte, daß sie da ihr Ende fand. Sie war durch die Begegnung mit Groppoff
tiefer erschüttert worden, als man es ihr anmerken konnte. Hatte sie bis dahin
alle ihre Kräfte angespannt, sich auf ihrem Platze zu behaupten, so hatte sie nun
allen Mut verloren. Statt dessen überkam sie ein Gefühl von Schuld. Du bist schuld,


Herrenmenschen

enthielt neben dem amtlichen Schreiben ein Blute mit der Drohung, die Sitten-
Polizei sei auf das preußische Schlößchen aufmerksam gemacht worden und werde
demnächst einschreiten.

Dieser Brief schien keinen Eindruck ans Mary zu machen. Sie ging stumm
und bleich umher, ordnete ihre Papiere, verbrannte Briefe und — war am nächsten
Morgen verschwunden.

Das war ein Blitz aus heiterm Himmel. Aber gibt es denn wirklich Blitze
aus heiterm Himmel? ist es nicht immer eine Wolke, die den Blitz entsendet, wenn
auch eine kleine, harmlose, der man es nicht zugetraut hätte, daß sie den Blitz in
sich berge? Und muß mau nicht hinterher manchmal sagen, man hätte es wissen
können, daß die Wolke nicht so harmlos war, wie wir sie uus deuteten? Tauenden
war bis in ihre Seele hinein erschrocken. Hatte sie nicht schon lange die Wolke stehn
sehen, die sich nun so verderblich entlud? Das nervöse Wesen Marys! Mußte man
nicht annehmen, daß sie zu allem fähig sei? Wenn man es besser bedacht hätte,
wenn man besser Obacht gegeben hätte! Ja, das sind die bösen Wenns, die in
schweren Tagen nichts helfen, aber das Schwere noch schwerer machen.

Man brachte in Erfahrung, daß Mary gegen Morgen an das Bett ihres
Kindes getreten war und gesagt hatte: Ich muß, ich muß. Der Knabe hatte ge¬
antwortet: Was mußt du tun, Mama? Da hatte sie ihn geküßt und gesagt:
Weine nicht, Wolf, ich muß; ich muß es deinetwegen. Von da an hatte sie niemand
mehr gesehen.

Alles lief zu Haufen. Tauenden rang die Hände, Wolf stand erstarrt in der
Ecke, weinte aber nicht, und Ramborn suchte zu trösten, so gut er konnte, und an¬
zuordnen, was möglich war. Mitten in diesen Aufruhr kam der neue Inspektor
hinein, aber er kam gelegen. Ein paar Männer aus dem Dorfe wurden hinzu¬
gerufen, und nun durchsuchte man die ganze Gegend, aber ohne Erfolg.

Gegen Mittag brachte einer der Männer einen Handschuh, den er auf dem
Wege neben dem Bruchteiche gefunden hatte. Damit schien sich zu bestätigen, was
alle gefürchtet, aber nicht ausgesprochen hatten. Der neue Inspektor brachte zu
Wagen ein Boot nach dem Bruchteiche und suchte mit Stangen den ganzen Teich
ab. Man zog ein Schleppnetz über den Boden des Teiches und fand nichts.
Aber dieser Boden war moorig; wer weiß, wie tief inzwischen schon der Körper
der Unglücklichen gesunken sein konnte.

Der Handschuh bewies eigentlich gar nichts. Er hatte ans dem Wege gelegen,
der zum Bruchteiche, der aber auch an dem Bruchtciche vorüber führte. Nmuboru
sandte beritten gemachte Knechte aus, um weitere Spuren zu finden. Sie kamen
in der Nacht zurück und hatten nichts gefunden, und das war auch nicht wunder¬
bar. Denn der Weg führte in die Pempler Heide, wo er sich stellenweise so ver¬
zweigte, daß zwischen Weg und Heide kein Unterschied war.

Noch blieb die Möglichkeit übrig, daß Mary in ihrer Aufregung davon ge¬
laufen sei, ohne sich darüber klar zu sein, was sie tat. Sie konnte sich später
besonnen haben und zurückkehren oder aufgefunden sein und zurückgebracht werden.
Aber sie kehrte nicht zurück.

Da schlang Wolf, der wenig gesprochen und nicht geweint hatte, seine Arme
in leidenschaftlich ausbrechendem Schmerze um den Hals Namborns, und er rief
unter strömenden Tränen: Ach Onkel Heinz. Onkel Heinz, verlaß uns nicht.

Ramborn fühlte, daß ihn diese beiden Kinderarme hier fester hielten, als wenn
er mit Ketten angeschlossen gewesen wäre. Warum konnte er sie nicht abschütteln?
Wo war da sein Herrenwille?

Mary lag nicht auf dem Grunde des Brnchteiches, wenn much nicht viel daran
gefehlt hatte, daß sie da ihr Ende fand. Sie war durch die Begegnung mit Groppoff
tiefer erschüttert worden, als man es ihr anmerken konnte. Hatte sie bis dahin
alle ihre Kräfte angespannt, sich auf ihrem Platze zu behaupten, so hatte sie nun
allen Mut verloren. Statt dessen überkam sie ein Gefühl von Schuld. Du bist schuld,


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[0223] Herrenmenschen enthielt neben dem amtlichen Schreiben ein Blute mit der Drohung, die Sitten- Polizei sei auf das preußische Schlößchen aufmerksam gemacht worden und werde demnächst einschreiten. Dieser Brief schien keinen Eindruck ans Mary zu machen. Sie ging stumm und bleich umher, ordnete ihre Papiere, verbrannte Briefe und — war am nächsten Morgen verschwunden. Das war ein Blitz aus heiterm Himmel. Aber gibt es denn wirklich Blitze aus heiterm Himmel? ist es nicht immer eine Wolke, die den Blitz entsendet, wenn auch eine kleine, harmlose, der man es nicht zugetraut hätte, daß sie den Blitz in sich berge? Und muß mau nicht hinterher manchmal sagen, man hätte es wissen können, daß die Wolke nicht so harmlos war, wie wir sie uus deuteten? Tauenden war bis in ihre Seele hinein erschrocken. Hatte sie nicht schon lange die Wolke stehn sehen, die sich nun so verderblich entlud? Das nervöse Wesen Marys! Mußte man nicht annehmen, daß sie zu allem fähig sei? Wenn man es besser bedacht hätte, wenn man besser Obacht gegeben hätte! Ja, das sind die bösen Wenns, die in schweren Tagen nichts helfen, aber das Schwere noch schwerer machen. Man brachte in Erfahrung, daß Mary gegen Morgen an das Bett ihres Kindes getreten war und gesagt hatte: Ich muß, ich muß. Der Knabe hatte ge¬ antwortet: Was mußt du tun, Mama? Da hatte sie ihn geküßt und gesagt: Weine nicht, Wolf, ich muß; ich muß es deinetwegen. Von da an hatte sie niemand mehr gesehen. Alles lief zu Haufen. Tauenden rang die Hände, Wolf stand erstarrt in der Ecke, weinte aber nicht, und Ramborn suchte zu trösten, so gut er konnte, und an¬ zuordnen, was möglich war. Mitten in diesen Aufruhr kam der neue Inspektor hinein, aber er kam gelegen. Ein paar Männer aus dem Dorfe wurden hinzu¬ gerufen, und nun durchsuchte man die ganze Gegend, aber ohne Erfolg. Gegen Mittag brachte einer der Männer einen Handschuh, den er auf dem Wege neben dem Bruchteiche gefunden hatte. Damit schien sich zu bestätigen, was alle gefürchtet, aber nicht ausgesprochen hatten. Der neue Inspektor brachte zu Wagen ein Boot nach dem Bruchteiche und suchte mit Stangen den ganzen Teich ab. Man zog ein Schleppnetz über den Boden des Teiches und fand nichts. Aber dieser Boden war moorig; wer weiß, wie tief inzwischen schon der Körper der Unglücklichen gesunken sein konnte. Der Handschuh bewies eigentlich gar nichts. Er hatte ans dem Wege gelegen, der zum Bruchteiche, der aber auch an dem Bruchtciche vorüber führte. Nmuboru sandte beritten gemachte Knechte aus, um weitere Spuren zu finden. Sie kamen in der Nacht zurück und hatten nichts gefunden, und das war auch nicht wunder¬ bar. Denn der Weg führte in die Pempler Heide, wo er sich stellenweise so ver¬ zweigte, daß zwischen Weg und Heide kein Unterschied war. Noch blieb die Möglichkeit übrig, daß Mary in ihrer Aufregung davon ge¬ laufen sei, ohne sich darüber klar zu sein, was sie tat. Sie konnte sich später besonnen haben und zurückkehren oder aufgefunden sein und zurückgebracht werden. Aber sie kehrte nicht zurück. Da schlang Wolf, der wenig gesprochen und nicht geweint hatte, seine Arme in leidenschaftlich ausbrechendem Schmerze um den Hals Namborns, und er rief unter strömenden Tränen: Ach Onkel Heinz. Onkel Heinz, verlaß uns nicht. Ramborn fühlte, daß ihn diese beiden Kinderarme hier fester hielten, als wenn er mit Ketten angeschlossen gewesen wäre. Warum konnte er sie nicht abschütteln? Wo war da sein Herrenwille? Mary lag nicht auf dem Grunde des Brnchteiches, wenn much nicht viel daran gefehlt hatte, daß sie da ihr Ende fand. Sie war durch die Begegnung mit Groppoff tiefer erschüttert worden, als man es ihr anmerken konnte. Hatte sie bis dahin alle ihre Kräfte angespannt, sich auf ihrem Platze zu behaupten, so hatte sie nun allen Mut verloren. Statt dessen überkam sie ein Gefühl von Schuld. Du bist schuld,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/223>, abgerufen am 05.02.2025.