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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrelimenschett

Der Doktor fühlte sich unangenehm berührt. Wie kam dieser Groppoff dazu,
"Frau Mary" zu sagen?

Frau Van Teereu, erwiderte er nicht ohne Schärfe, ist eine Verwandte von
mir, sie ist eine Dame vou tadellosem Ruf, und sie ist krank. Sie bedarf, wie
Ihnen nicht verborgen sein kann, des männlichen Schutzes in ihrem einsamen Hause.
"

Und den wollen Sie ihr in ihrem "einsamen Hause bieten? fragte Groppoff. --
Sehr -- ritterlich!

Ja, sagte Namborn kurz. Ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, aber ich
halte es für die Pflicht jedes anständigen Menschen, einer Dame die Hilfe, deren
sie bedarf, nicht zu versagen.

Viel Vergnügen! sagte Hoheit.

Damit trennte man sich von Hoheit, und auf der Brücke nahm mau Abschied
auf Wiedersehe" im nächsten Jahre.

Es hatte sich als nötig herausgestellt, daß die Damen männlichen Schutz, be¬
sonders bei Nacht, hätten. Ein neuer Inspektor war nicht sogleich zu haben, und
aus dem Dorf einen zuverlässigen Menschen zu gewinnen, erwies sich als unmöglich.
Frau Mary, die sich noch immer nicht beruhigt hatte, schlief seit dem Brande vor
Aufregung keine Nacht mehr. Es schien, als würde ihr Zustand mit der Zeit eher
schlimmer als besser. Jede Nacht wanderte sie ruhelos in den Zimmern ihres
Hauses umher.

Tauenden zog den Doktor ins Vertrauen, und der Doktor war sogleich bereit,
in das Schlößchen überzusiedeln. Aber Tauenden hatte Bedenken. Man werde im
Dorfe darüber reden, sagte sie.

Aber verehrtes Tauenden, erwiderte Ramborn, was geht uns das Dorf an,
und was da die Leute klatschen? Wir wollen uus doch wahrhaftig nicht in eine
Reihe mit den Leuten stellen, die, weil sie keine Große in sich tragen, sich gegen¬
seitig in den Schlamm hinabziehu. Ein Mann, eine Frau, die ihres Willens und
ihres Wegs sicher sind, dürfen sich nicht erniedrigen, sich in geistige Abhängigkeit
von diesem Volk zu bringen.

Tauenden vermochte es zwar nicht, sich zu einer solchen selbstherrlichen Hohe
emporzuschwingen, aber sie gab nach. Sie richtete den sogenannten Rittersaal für
den Doktor ein. Das war ein großer wüster Raum im Turmteile des Hauses.
Er hatte alte klapprige Fenster und Estrichfußboden. Aber Tantcheus geschickte
Hände hatten ihn leidlich behaglich eingerichtet. Das Hauptmobiliar war eine alte
geschnitzte Truhe, in der Schriften aufbewahrt wurden, und die zu schwer war, weg¬
geschafft zu werden. Tauenden hatte einen hübschen Diwan daraus gemacht.

Ein paar Woche" ging alles ganz gut. Was man im Dorfe redete, davon
erfuhr man auf dein Gute nichts. Dann aber fingen die Mägde an zu kichern und
die Köpfe zusammen zu stecken, und die Knechte riefen sich Witzworte zu, die glück¬
licherweise niemand verstand, weil es Litauisch war. Eines Tags kam Wolf ent¬
rüstet und weinend aus der Schule uach Hause. Er wollte nicht sagen, was es
gegeben hatte, er wollte es nur seiner Mutter sagen. So viel erfuhr aber Tauenden
doch, daß es sich um Pvtiphars Weib gehandelt habe, und daß auf Veranlassung
des Lehrers die Schüler gelacht und mit Fingern auf ihn gewiesen hatten. Frau
Mary weinte einen Tag und eine Nacht, und Wolf war von da an nicht zu be¬
wegen gewesen, wieder in die Schule zu gehn.

Dann kam ein äußerlich harmloser Brief an. Frau Mary öffnete ihn, las
ihn, riß ihn in kleine Stücke und war ganz fassungslos. Tauenden hob die Stücke
auf, fügte sie zusammen, las den Brief und warf die Stücke mit dem Rufe:
O Pfui! vou sich. Darauf sammelte sie sie sorgfältig und warf sie ins Feuer. Von
da an überwachte Tauenden jeden Brief, der ankam, und sing manches Schreiben
ab, das Schmähungen und Unfläterei enthielt, die sich auf Mary und den Doktor
bezogen. Einen Brief, der mit dem Amtssiegel verschlossen vom Gericht in N.
kam und sich auf die Klage des Inspektors bezog, ließ sie durch. Aber auch dieser


Herrelimenschett

Der Doktor fühlte sich unangenehm berührt. Wie kam dieser Groppoff dazu,
„Frau Mary" zu sagen?

Frau Van Teereu, erwiderte er nicht ohne Schärfe, ist eine Verwandte von
mir, sie ist eine Dame vou tadellosem Ruf, und sie ist krank. Sie bedarf, wie
Ihnen nicht verborgen sein kann, des männlichen Schutzes in ihrem einsamen Hause.
"

Und den wollen Sie ihr in ihrem „einsamen Hause bieten? fragte Groppoff. —
Sehr — ritterlich!

Ja, sagte Namborn kurz. Ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, aber ich
halte es für die Pflicht jedes anständigen Menschen, einer Dame die Hilfe, deren
sie bedarf, nicht zu versagen.

Viel Vergnügen! sagte Hoheit.

Damit trennte man sich von Hoheit, und auf der Brücke nahm mau Abschied
auf Wiedersehe» im nächsten Jahre.

Es hatte sich als nötig herausgestellt, daß die Damen männlichen Schutz, be¬
sonders bei Nacht, hätten. Ein neuer Inspektor war nicht sogleich zu haben, und
aus dem Dorf einen zuverlässigen Menschen zu gewinnen, erwies sich als unmöglich.
Frau Mary, die sich noch immer nicht beruhigt hatte, schlief seit dem Brande vor
Aufregung keine Nacht mehr. Es schien, als würde ihr Zustand mit der Zeit eher
schlimmer als besser. Jede Nacht wanderte sie ruhelos in den Zimmern ihres
Hauses umher.

Tauenden zog den Doktor ins Vertrauen, und der Doktor war sogleich bereit,
in das Schlößchen überzusiedeln. Aber Tauenden hatte Bedenken. Man werde im
Dorfe darüber reden, sagte sie.

Aber verehrtes Tauenden, erwiderte Ramborn, was geht uns das Dorf an,
und was da die Leute klatschen? Wir wollen uus doch wahrhaftig nicht in eine
Reihe mit den Leuten stellen, die, weil sie keine Große in sich tragen, sich gegen¬
seitig in den Schlamm hinabziehu. Ein Mann, eine Frau, die ihres Willens und
ihres Wegs sicher sind, dürfen sich nicht erniedrigen, sich in geistige Abhängigkeit
von diesem Volk zu bringen.

Tauenden vermochte es zwar nicht, sich zu einer solchen selbstherrlichen Hohe
emporzuschwingen, aber sie gab nach. Sie richtete den sogenannten Rittersaal für
den Doktor ein. Das war ein großer wüster Raum im Turmteile des Hauses.
Er hatte alte klapprige Fenster und Estrichfußboden. Aber Tantcheus geschickte
Hände hatten ihn leidlich behaglich eingerichtet. Das Hauptmobiliar war eine alte
geschnitzte Truhe, in der Schriften aufbewahrt wurden, und die zu schwer war, weg¬
geschafft zu werden. Tauenden hatte einen hübschen Diwan daraus gemacht.

Ein paar Woche» ging alles ganz gut. Was man im Dorfe redete, davon
erfuhr man auf dein Gute nichts. Dann aber fingen die Mägde an zu kichern und
die Köpfe zusammen zu stecken, und die Knechte riefen sich Witzworte zu, die glück¬
licherweise niemand verstand, weil es Litauisch war. Eines Tags kam Wolf ent¬
rüstet und weinend aus der Schule uach Hause. Er wollte nicht sagen, was es
gegeben hatte, er wollte es nur seiner Mutter sagen. So viel erfuhr aber Tauenden
doch, daß es sich um Pvtiphars Weib gehandelt habe, und daß auf Veranlassung
des Lehrers die Schüler gelacht und mit Fingern auf ihn gewiesen hatten. Frau
Mary weinte einen Tag und eine Nacht, und Wolf war von da an nicht zu be¬
wegen gewesen, wieder in die Schule zu gehn.

Dann kam ein äußerlich harmloser Brief an. Frau Mary öffnete ihn, las
ihn, riß ihn in kleine Stücke und war ganz fassungslos. Tauenden hob die Stücke
auf, fügte sie zusammen, las den Brief und warf die Stücke mit dem Rufe:
O Pfui! vou sich. Darauf sammelte sie sie sorgfältig und warf sie ins Feuer. Von
da an überwachte Tauenden jeden Brief, der ankam, und sing manches Schreiben
ab, das Schmähungen und Unfläterei enthielt, die sich auf Mary und den Doktor
bezogen. Einen Brief, der mit dem Amtssiegel verschlossen vom Gericht in N.
kam und sich auf die Klage des Inspektors bezog, ließ sie durch. Aber auch dieser


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[0222] Herrelimenschett Der Doktor fühlte sich unangenehm berührt. Wie kam dieser Groppoff dazu, „Frau Mary" zu sagen? Frau Van Teereu, erwiderte er nicht ohne Schärfe, ist eine Verwandte von mir, sie ist eine Dame vou tadellosem Ruf, und sie ist krank. Sie bedarf, wie Ihnen nicht verborgen sein kann, des männlichen Schutzes in ihrem einsamen Hause. " Und den wollen Sie ihr in ihrem „einsamen Hause bieten? fragte Groppoff. — Sehr — ritterlich! Ja, sagte Namborn kurz. Ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, aber ich halte es für die Pflicht jedes anständigen Menschen, einer Dame die Hilfe, deren sie bedarf, nicht zu versagen. Viel Vergnügen! sagte Hoheit. Damit trennte man sich von Hoheit, und auf der Brücke nahm mau Abschied auf Wiedersehe» im nächsten Jahre. Es hatte sich als nötig herausgestellt, daß die Damen männlichen Schutz, be¬ sonders bei Nacht, hätten. Ein neuer Inspektor war nicht sogleich zu haben, und aus dem Dorf einen zuverlässigen Menschen zu gewinnen, erwies sich als unmöglich. Frau Mary, die sich noch immer nicht beruhigt hatte, schlief seit dem Brande vor Aufregung keine Nacht mehr. Es schien, als würde ihr Zustand mit der Zeit eher schlimmer als besser. Jede Nacht wanderte sie ruhelos in den Zimmern ihres Hauses umher. Tauenden zog den Doktor ins Vertrauen, und der Doktor war sogleich bereit, in das Schlößchen überzusiedeln. Aber Tauenden hatte Bedenken. Man werde im Dorfe darüber reden, sagte sie. Aber verehrtes Tauenden, erwiderte Ramborn, was geht uns das Dorf an, und was da die Leute klatschen? Wir wollen uus doch wahrhaftig nicht in eine Reihe mit den Leuten stellen, die, weil sie keine Große in sich tragen, sich gegen¬ seitig in den Schlamm hinabziehu. Ein Mann, eine Frau, die ihres Willens und ihres Wegs sicher sind, dürfen sich nicht erniedrigen, sich in geistige Abhängigkeit von diesem Volk zu bringen. Tauenden vermochte es zwar nicht, sich zu einer solchen selbstherrlichen Hohe emporzuschwingen, aber sie gab nach. Sie richtete den sogenannten Rittersaal für den Doktor ein. Das war ein großer wüster Raum im Turmteile des Hauses. Er hatte alte klapprige Fenster und Estrichfußboden. Aber Tantcheus geschickte Hände hatten ihn leidlich behaglich eingerichtet. Das Hauptmobiliar war eine alte geschnitzte Truhe, in der Schriften aufbewahrt wurden, und die zu schwer war, weg¬ geschafft zu werden. Tauenden hatte einen hübschen Diwan daraus gemacht. Ein paar Woche» ging alles ganz gut. Was man im Dorfe redete, davon erfuhr man auf dein Gute nichts. Dann aber fingen die Mägde an zu kichern und die Köpfe zusammen zu stecken, und die Knechte riefen sich Witzworte zu, die glück¬ licherweise niemand verstand, weil es Litauisch war. Eines Tags kam Wolf ent¬ rüstet und weinend aus der Schule uach Hause. Er wollte nicht sagen, was es gegeben hatte, er wollte es nur seiner Mutter sagen. So viel erfuhr aber Tauenden doch, daß es sich um Pvtiphars Weib gehandelt habe, und daß auf Veranlassung des Lehrers die Schüler gelacht und mit Fingern auf ihn gewiesen hatten. Frau Mary weinte einen Tag und eine Nacht, und Wolf war von da an nicht zu be¬ wegen gewesen, wieder in die Schule zu gehn. Dann kam ein äußerlich harmloser Brief an. Frau Mary öffnete ihn, las ihn, riß ihn in kleine Stücke und war ganz fassungslos. Tauenden hob die Stücke auf, fügte sie zusammen, las den Brief und warf die Stücke mit dem Rufe: O Pfui! vou sich. Darauf sammelte sie sie sorgfältig und warf sie ins Feuer. Von da an überwachte Tauenden jeden Brief, der ankam, und sing manches Schreiben ab, das Schmähungen und Unfläterei enthielt, die sich auf Mary und den Doktor bezogen. Einen Brief, der mit dem Amtssiegel verschlossen vom Gericht in N. kam und sich auf die Klage des Inspektors bezog, ließ sie durch. Aber auch dieser

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/222>, abgerufen am 05.02.2025.